Lachmann, Johannes - Die dritt ermanung

Lachmann, Johannes - Die dritt ermanung

DEr Fried des herren sey mit eüch allenn, Ir geliebten Brüder in Christo vnserm erlößer! Hat gott nit verschont marie der schwester Mosi, vmb jr nachred willen gethan widder Mosen, schlüg sie mit der verworffenenn kranckheit des außsatzs. Strafft auch den schönen absalon, der sein vatter Dauid vmb sein künigreych bringen wolt jm vngehorsam, verhengt gott, das er bleyb hangen an einem Eychbaüm, von dem hauptman Joab erstochen. Do die Sodomiter vngehorsam vnd die trew vnderweysung des frommen Lot nit annamen, würden sie durchs feüwer all verbrent. Darumb Korah, Dathan vnd Abiram Mosen nit hören wolten, sich gegen jm empörten, strafft sie der herre, das sich das erdtreych vffthet vnnd verschlündt jr dritthalb hundert also lebendig. Vmd des lasters willen, das Zambri begingk mit der Medianiterin, strafft der herr, das viervndzwentzigtaüsent menschen erschlagen würden. Das die von Gibea die schandt nit strafften, begangen durch jr mitbürger mit des Leuiten weyb, hat Got gestrafft, das vff der Israhelitischen vnd Beniamitern seyten erschlagen neüntzigthaüsent streytparer menner, die statt verbrent mit weybern, kindern vnd alles vyhe. Do die kinder von Israhel vngehorsam dem Aaron wider den herren schrawen vnnd empörten sich, erzürnet Gott, ließ erschlagen drey vnd zwentzig thausent mann. Sennacherib krieget wider Ezechiam, hofft in sein stercke, in viele seines volcks, vermeynt, nyemandts möcht in starck genüg sein. Gott strafft, das sie all erschlagen wurden, vnd Sennacherib von sein eygen Son erwürckt. Do Annon verahct vnnd schendet die bottschafft des künigs Dauid, Gott verhengt, das der Sirer Siebenthausend wegen vnd viertzigthaüsent mann zu süß erschlagen würden. Die kinder Moab vnd Ammon fürten ein freuenlichen krieg wider Josaphat, Josaphat trat vnder die gemeyn Juda vnd Hierusalem, sprach: „Herr, vnser vatter got, in deiner handt ist krafft vnnd macht, vnd ist nyemandt, der wider dich steen müge, in vns ist nit krafft gegen diesem grossen haüffen, der wider vns kompt, wir wissen nit, was wir thun sollen, sonder vnser aügen steen zu dir.“ vnd das gantz Juda stundt vor dem herren mit iren kindern, weybern vnd sönen. Jehasiel prediget auß dem geyst gottes sagendt: „Der herr spricht zu eüch: Ir solt eüch nit fürchten noch zagen vor diesem grossen haüffen. Dann jr streytet nit, sonder Got. Morgen solt ir zu jn hinab ziehenn, jr werdt nit streytten in diesen sachen, trettet nür hin, steet vnnd sehet das heyl des herren, der mit eüch ist!“ Es begab sich, das die feyndt erschlagen worden vndter jnen selbs, vnd der haüff Josaphat bleyb onuerletzt.

Jr lieben freündt vnd nachpaüwern, auß gemelten hystori vnd geschichten vernempt jr, das Got den freuel vnd vbermut vngestrafft nicht hatt faren lassen. So entsetzt vnd verwündert eüch auch nit, das gott der herr vber eüch verhenckt hat sein ruthen vnd geyßel, eüch heymgesücht (des ich hertzlichs mitleyden trag), vmb das jr sein heylig wort zu einem schanddeckel gemacht, ewern trost vnd hoffnung in die viele des volcks vnd in groß haüffen gesetzt, ewern nutz in dieser empörung gesucht, seyn öberckeit von jm eyngesetzt, sie sey böß oder gut, veracht, verworffen vnd entsetzen hapt wöllen, in eygen sachen selbs richter geweßen, des der herr nit hab mögen dülden, Also freuelich vnd gewaltigklich wider sein heylig wort streben. So spricht der herr selbs: Der nit mit mir ist, der ist wider mich, vnd der nit mit mir sammlet, der zurstreüt. Mögt jr erachten, ob jr mit seinem wort daran geweßen. will ich eüch, lieben brüder, vleyssig erinnert haben vffs höchst in diesem kreütz eüch entgegen gangen in das ellend, dareyn eüch Gott geworffen, in die wüste, dareyn eüch der herr gefürt. Wöllent nit mürmeln, nit lestern, nit schreyen wider sein götlichen willen vnd newe empörung auffrichten, damit eüch nitt geschehe als den kindern von Israhel, denen das gelobte landt versprochen, dero vber sechs mall hundert taüsent was, vmb jr mürmell, lesterung vnd empörung kamen nit mehe dann zwen hineyn, Josue vnd Kaleb. Do sich die Israhelitischen empörten wider Mosen vnd aaron, das sie entlaüffen müsten, Ließ Gott erschlagen vff eyn mall vierzehen thaüsend vnd sieben hundert man. Erachtent, wie mürmel, empörung, vffrur, rach zeychen seyn eyns vnglaübigen hertzens. Seydt jr auß dem schaffstall Christi, Liebent eynigkeit, thut die bitterckeit von dem hertzen, Grymm, zorn, rach, geschrey vnd lesterung sey ferr von eüch, wie Paulus eüch vnderweyset zun Ephesern am 4. cap.: Wandert in aller demut, senffmut, mit langmut, vnnd vertragt (das ist vbersehen) einer dem andern in der liebe, vnnd seydt vleyssig zu halten die eynigkeit des geysts durch das bandt des frieds, vergelt niemants böß vmb böß! rehcnet eüch selber nit, jr aller liebsten, spricht paulus zun Römern am xii. cap., sondern gebt raüm dem zorn gottes, so werdt ir recht Christen.

Ich waren eüch vor dem bößen feyndt, der würdt vnrwig sein als ein grymmiger lew/ wie er ein fewer vffblasen möcht, da er sich bey wermet, eüch vngestüm zu machen, lestern, boldern, mürmeln wider Gott. Lieben Brüder, es ist sein art, er ist ein betriegen vnd lügner von anfangk gewesen, lassent eüch ein schlechten windt nitt vmbstossen vnd verfüren! ir werdt vielerley anstöß gewertig sein, biß der alt Adam gedempt. Es ist dem menschen anbottenn teglich ein kampf vnd schalmützel mit eygem fleysch, welt vnd dem bösen feyndt, wol dem, do der geyst obligt vnnd behart biß an das endt.

Lieben Brüder, seindt wir kommen vmb das gut, auch vmb den leyb, so haben wir das vnser nicht verlorn, der herre hatt das seyn genommen, dann wir haben nichts, es ist seyn, wir haben es von im entlehent vnd sein alleyn pfleger darüber gesetzt; wir leben oder sterben, sein wir des herren. Lassent vns sprechen gedültigklich mit dem Job: der herr hats geben, der herr hats genommen; haben wir gutsentpfangen von got vnd solten das böß auch nit annemen?

Sprechent jr: hatt vns die öberckeit bißher geschlagen mit geysseln, sie würdt vns fürbaß haüwen mit Scorpion, darumb müssen wir ein anders erdencken, das wir nit gantz mit füessen getretten - jr lieben freündt vnd Brüder, diß redt der böß feyndt. Lassent eüch diß alles nitt jrren! ob wir schon mit Scorpion geschlagen würden, sein wir ye Christen, sollen dem bösen nit widerstreben, will es der herr also haben, geschehe sein götlicher wille, er würdt vns warlich nit mehr beladen dann wir tragen mögen. Es ist des herren art, vns zuuersüchen, er steckt warlich jm kreütz in trübsal verborgen. gepürt eym Christen für seine feyndt zu bitten nach dem weg Christi, Luce 23: Vatter, verzeyhe jn, sie wissen nit, was sie thun, zympt vnns die feyndt speysen, drencken nach vnderricht Pauli, so wöllen wir vilmehr der öberckeit gehorsamen willen erzeygen on schwerdzücken vnd empörung, vnd wo sie ye zu streng vnnd tyrannisch wollen sein, nit rach, sonder mittel wollen wir süchen, gelert von Gott, do er spricht: In trübsall schrey zu mir, ich will dich erhören, vnsern vertraüwen in jn setzen, will er nichts abschlagen. Sagt er durch Dauid am 90. psalmen: Er rüfft mich an, so will ich jn erhören, ich bin bey jm in der nott, ich will jn herauß reyssen vnd zu eeren füren.

Wir werden gehalten (so wir glaübig seyn) als die drey kinder onuerbrendt jm backoffen, als Daniel vnder den Lewen in der huel onuerwundt. Ob sie vns schon nemen leyb vnd gut, noch haben sie kein gewalt die seel verdammen. Seydt on zweyffel: würdt die öberckeit handeln wider das wort gottes, jren gewalt myßbraüchen, Got kan warlich die vbermütigen zu dem schemel setzen der demut. Werden sie durch jren gewalt tyrannisiren wider die vnderthan mit hindersich werffen des wort gottes, diß verhindern, seyn sie gewißlich wertig eyner grösserer geyssell, Gott würdt jr sterck nit ansehen noch jren gewalt: so sie jnen myßbraüchen werden in jren sack vnd nicht zu der Ere vnnd Glori Gottes, würdt jnen widerfaren wie Goliath dem starcken Rießen gegen Dauid, der zu spot ward vnd von einem kleynen vnachtparn mendlein erschlagen Gott bewar sie, das jnen nicht begegne wie Roboam geschach, Sonder Regieren jre vnderthan nach dem winckelmeßs götliches worts, do würdt alle ding woll stehen gegen öberckeit vnnd vnderthan. Ich solt eüch mit eynem andern namen dann Lieben Brüder vnd nachpaüwern genent haben, dann vmb der Türckische, heydenische, teüffelische, tyrannische, wüttisch handelung willen1) werent jr eynes andern namens wirdig. JEdoch eüch freüntlich zugeschrieben, das jr nit Halßstarriger würdent, damit jr (die vberig bliben) in eüch schlügendt, die vnchristliche frucht eüwers vnglaübens ermessent Vnnd Gott vnnsern herren vmb gnade, barmhertzigkeit vnd besserung hertzlich bettendt. Darzu helffe eüch die dreyeynigkeit, die Regiert in ewigkeit! Amen. Geben auß Haylpronn, vff montag nach Jubilate Anno domini rc. 1525

1)
der Brief ist geschrieben nach den Greueltaten der Bauern zu Weinsberg
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