Lachmann, Johann - Die ander ermanung

Flugschriften aus den ersten Jahren der Reformation Herausgegeben von Otto Clemen II. Band Leipzig u. New York Verlag von Rudolf Haupt 1908

Lachmann, Johann - Die ander ermanung

Die gnad Gottes werd in eüch gemert zu allen zeytten! Amen. In vergangen negsten tagen, Aller liebsten freünde vnd brüder in Christo vnsern herren, hab ich, Johan Lachamon, onwirdiger predicant vnd Burger zu Haylpronn, geschrifft zu eüch gesant, vnd dasselbige, weyßt got, vnd mein selbs gewyßne mir diß zeügnyß gibt, Auß sonderlicher güter anmütigkeit gegen eüch vnd auß grosser begird eines gemeynen Christlichen Frieds, so vill an mir wer zu machen. Denn ich syhe zertrent werden durch eüwer vnd andere zusamenziehen eygne gütter von gott beschert, disse verlieren, vund vielleicht nit alleyn vmb das gut, auch vmb leyb vnnd eer kommen. Bin auch gentzlich in hoffnung gestelt worden, mein freüntlichs brüderlichs Christlichs ansüchen durch geschrifft würd ewere gemüter, bißher in vnchristlichem fürnemen nicht erfunden, zu besserung eüch ziehen vnd dohin bringen, das jr ewern anschlag vnderlassen, widerumb heym zügent, vnd eyn yeder sich Christlich des halten würd, welches jm got auß gnaden vnd heylgen willen beschert hett oder noch würdt bescheren. Nun dieweyl jr fester vnd fester, nach sage der leüth, vff eüwer meynung verharret, stell ich in zweyffell, mein gesandte schrifft an eüch sey nit vnder eüch (wie ich eygentlich vermeynt) gelesen worden. Dann ich kan ye nit glaüben, das so Brüderlich warnung so gar nichts solt geschafft haben. Wo sie aber vnder weg nydergeworffen1) (als es sich offt begibt), schick ich eüch hie zu derselbigen ein Copiam, Abermals eüch all hertzlich bitten als freüntlich nachpaüwern vnd brüder in dem Herren, Solch vffbrechen, Rotten vnd empörung vnderlassen, dann es warlich frücht seyn eyns vnglaübigen hertzen. wo bey eüch glaüben were, do selbst were auch der geyst Christi Jesu; wo geyst wer, do müst Fried sein jm hertzen, Auch lieb vnnd all Christliche tugent; wo lieb wer, do wer auch aller gepott gottes erfüllung. Dann die lieb sücht jren nütz nicht, sonder ander leüth nutz, will dem negsten nichts böß, begert nichts, das jr nit Christlich zusteet zu begeren, wolt ee schaden nemen an leyb, eer, gut, seel, ee dann der nechst soll beschedigt werden, wie mann klärlich sicht in Paulo zun Rom. 9, Im Mose Exod. 32. So ligt am tag, das solch empörung ist vmb ewers nutz willen, vnd in ewern eygen sagen eüch vffwerffendt Richter zu seyn, deß das natürlich recht vnd aller weldt recht verbeüt. wie mögt jr eüch dann berümen, handthaber2) zu sein der götlichen gerechtigkeit vnd des heyligen Euangelions, so ewer fürnemen das heylige wort verlestert? Hapt auch vilfeltig in meyn predigen gehöret: So yemands beschwert wer vnnd vnrecht geschetz, nit mit gewalt widersteen den pürden, nitt sich selbs vnchristlich rechen, die Rach dem herren beuelhen, Zu gott mit hertzen schreyen, der würdt eüch eygentlich erhören, vnd wo nit bald, eygentlich mit der zeytt, wens eüch jm allernützten vnd got am besten gedeücht. Es ist ye der braüch Christlichs wesens nit vnnd mag nymmer sein, das mann dem gewalt vnd öberckeit von Gott eingesetzt mit gewalt vnd vffrür widerstreben soll, wie tyrannisch vnd gotlose sie ye were. Mann muß hie got bitten vmb erlösung vnd mit gedult tragen, das vns gott auß heiligen willen vmb vnser sünd willen züschickt. Solch vnd andere bürden, Lieben freündt vnd brüder, ich setz, jr Christum, vnsern heylandt, Math. am 5. cap.: mann soll dem vbel nit widerstandt thun; mann sol den lincken dacken dem darreychen, der vns an den rechten geschlagen hatt; man sol den mantel auch dem lassen, der mit vns vmb den rock rechten wil; mann sol guts erzeygen mit wortten vnnd wercken, die vns args thun; Das böß sol mann vberwinden mit dem gutten. Nun so vns auch von Christo verbotten ist (von dem jr eüch Christlich brüder nennet), mit keynem rechten, der vns schlecht oder vns das vnser vnbillich abdringen wil, wie wöllen wir vor gott besteen, Lieben freündt vnd nachpawern, so wir frembde gütter mit gewalt besitzen wöllen, vnns auch wider göttlich geschrifft vnd befelh Christi Jesu dem vbel, so eß gleich vffs grössest wer, mit gewaltiger handt vnd waffen widersteen? Christus, der Son des lebendigen gottes, will, das wir sollen guts thun vmb böß (wie oben gehört), Lieb tragen den, die vns hassen, vnser feindt speyßen, trencken. Auß dem götlichen wort sehend jr klar: so gleich die oberckeit tyrannen wern, feindt vnd schinder, noch solt jr jnen guts thun, Lieb tragen, gehorsam seyn vmb des herren willen, es wer dann, das jr geheyß wer wider den glaüben des Euangelij: in diesem fal gepürt mer gehorsame Gott dann den menschen.

Sprechent jr3): seyn wir alle gleych keyser, künig, priester in Christo vnserm herren, vund dem gerechten keyn gesatz geben ist, was dörffen wir dann keyser, künig, fürsten? hatt dann der glaübig keyn gesatz vnd ist frey, wem soll er vnderworffen sein? O jr lieben brüder, jr hapt ein myßuerstandt in der sach, jr thut als die phariseyer. do Christus vnser seligmacher zu jn sagte, sie solten vfflößen den tempel, vnnd in dreyen tagen wolt er jn erquicken, Redt der herr von dem tempel seines leybs, Die phariseyer verstunden es von dem eüsserlichen steynen tempell. Also mit eüch: so mann sagt: der glaübig mensch sey Keyser, Künig, nyemandts vnderworffen, nyemandts schüldig, gantz frey, ist verstanden von der freyheit des geysts, do wir warlich durch Christum Jesum vnsern herren, der vns ergeben vnd geschenckt ist, der alle ding vberwunden, vnnd was sein ist, das ist vnser eygen, vnnd frey gemacht sein durch den heyligen geyst, der jn widergeburt vns zu keyser, künig, priester geweycht hat, vns erledigt vom gesatz vnnd gefreyhet. Ja nitt frey, das wir allen mutwillen, büberey zethun erlaübung haben, sonder also der glaübig frey ist vnd dem gesatz nit vnderworffen, er alles thut auß hertzlicher, jnbrünstiger lieb, Durch den geyst gottes entzündt, was gott gefellig ist, vnd fleücht alles, darjnn gott ein myßfallen hat, als ob ers jm nit gebotten hett. Daher Paulus spricht: Dem gerechten ist kein gesetz geben, dann er thut von jm selbs, was recht ist. Dieweyl wir nun nitt all glaübigk seindt, dero ein kleins heüfflein ist, vil mer vnglaübiger vnd gotloser, vnd der glaübig fried mög haben vom gotlosen, nit vberheüpt vndergetrückt, Hat gott der herr eingesetzt die oberckeit, jr geben das schwert, zu straffen die bösen, jr gehorsam zu sein vmb des herren willen. Also sein wir warlich frey von jnnen dem geyst nach, vnd sein knecht von aussen, schüldig der öberckeit Christliche gehorsame, dem negstenmennshcen brüderliche liebe, nicht allein den freünden, auch den feynden. So hapt jr die Christliche geystliche freyheit gezogen in die eüsserliche fleyschliche freyheit, Darvor gewarnt hat treülich der klug Paulus die Galatern am 5. cap.: Lieben brüder, jr, die zur freyheit berufft, alleyn sehent zu, das jr die freyheit nit laßt dem fleysch ein raüm werden, sonder durch die liebe diene einer dam andern. Hapt jr in den predigen gehört, die öberckeit sol sich Christlich erzeygen gegen jr vnderthanen vnd hyndersassen4), gedencken, das sie an gottes statt sitzen, rechnung müssen geben jres regiments, Warumb hapt jr nit behalten die andern wort, die kein Christlicher prediger vnderlassen kan, wie die vnderthan auch Christliche gehorsame jren herren erzeygen vnd leysten sol, Bezahlen, was sie schüldig ist? Auch den heyden vnd tyrannen, die nit stracks jrem ampt gemeß lepten, sol doch der vnderthan seiner gehorsame nachkommen, die öberckeit far gleich tyrannisch oder freüntlich. dieweyl weltlicher gewalt ein ordenung gottes ist, wer jm widerstrebt, der widerstrebt gott selbs, wie kan oder mag der dann ein Christlichs fürnemmen haben, was hoffnung, hylff, vertrawen oder glück mag er wertig sein, der got seynem schöpffer widerstrebt? Hörent den achtparn Aposteln Petrum sprechent: Seydt vnderthan aller menschlicher ordenung vmb des herren willen, Es sey dem Künig als dem öbersten oder den amptleütten als den gesandten von jm zur rach der vbeltheter vnd zu lob den wolthetter, zu welcher zeit Pauli vnd Petri die heydnisch öberckeit merer theyl gewesen, für welche auch zu bittenn, (wiewol heyden) ernstlich befelhen, Sagent: jr mann, das man vor allen dingen zuerst thue bit, gebett, fürbet vnnd dancksagung für die künig vnd für all öberckeit (welche zur selbigen zeit heyden waren), vuff das wir ein gerüglich, friedlich vnd stilles leben füren mögen. Wie wolt jr gott antwortten vnd rechnung geben, der in der öberckeit geforcht seynn will? Exod. 22 spricht der herre: Du solt den Fürsten deines volcks nit schmehen, nitt vbel reden, das ist mit eynfeltigem gemüt gehorsam vnnd vndterthenig seyn. Do vnnser herre Christus auch den zoll oder zinßpfenning einer Heydenischen öberckeyten bezalen lassen, der do frey was, aber ergernyß, nachred, vfflaüff zuuerhüten. So nun einer heydenischen öberckeyt gehorsam geleyst sol werden, wie vil mer einer Christlichen öberckeyt! Vnnd ob vns die öberckeit wider gott gebeüt zu thun, Noch zympt vns nicht, mit fechten, schwert zücken, empörung, auffrür machen vnd widerstreben, sonder mitleyden oder auß dem landt ziehen, sonder eh leyden, das mann leyb vnd gut, weyb vnd kindt nem, eh man vnrecht wolt thun. Volgt nun darauß, das keynem gläübigen menschen zympt oder gebürt shwert zücken, empörung, rott, vfflauff machen, ob schon die öberckeit vnbillich schatzung oder andere beschwerd der leyblichen güttern vfflegt, - wie wol die öberckeit hoch vnrecht thut, wann sie solch vnbillich schatzung vffwürfft, sie müssen ein groß pfandt darfür versetzen5), Der herr wirdt sie strenger schlagen mit seiner geyssel, wo sie dergleychen wider sein heylig wort faren werden, lassent jm die rach!

Thut doch der vnderthan recht vnd nicht wider gott, wann er in diesem der oberckeit wilfert, gehorsam vnd die vffgelegte bürde tregt. Ja es ist ein geheyß gottes, das mann in diesem fall gehorsam leysten soll vnnd in keynen weg widerstreben oder vffrürig sein, so bleybt sein wort in ewigkeit: Matth. am 5.: Du solt dem vbel nit widerstreben, sonder, so dir eyner ein streych gibt auff den rechten backen, dem biete den andern auch dar, und so yemandt mit dir rechten will vnnd den rock nemen, dem laß auch den mantel rc., wie oben gehört. wie möcht aber die empörung thewrer vnd höher verbotten sein? Mann handel mit dir, wie vnrecht man woll, widerstrebstu, so thustu eben als vnrecht. Dann es ist als wol verbotten dem vbel widerstrebenn, als gebotten ist nyemants nichts vbels thun. Mir (spricht Got vnser schöpffer) laß den rach, ich wils vergelten. wolt jr nun eüch auß eygnem fürnemmen rechen, so fallent jr got in sein gewalt, beraüpt in seiner Göttlichen eer, die er keynem sterblichen menschen gibt dann der öberckeit, die an seiner statt sitzt. Wie mögt jr dann, lieben freündt vnd brüder, euch berümen, jr seydt handthaber göttlicher gerechtickeit, so ewer handlung also klare wider gott vnd sein heylig wort ist? Beschont eüch mit dem Euangelio, das wort gottes hanthaben, als ob got nit starck genug wer vnd mechtig, sein wort on eüch zu erhalten, machent ein schandt deckel darauß, Nennet eüch Christlich brüder? wie Christlich jr seydt, zeygen eüwere werck vnd frücht klärlich an!

Summa summarum: vffrur machen, rott, empörung, feyntschafft tragen vmb des zeyttlichen guts willen, sich gewaltigklich streben wider die öberckeit vmb eygnes nutzes willen vnnd sein eygen richter sein ist stracks wider got vnd sein heylig wort vffs höchste, des er nitt dulden vnd leyden würdt, sonder hefftigklich straffen. Ir möchtet hie sagen: wir streytten vmbs Euangeliums willen, des muß herfür mit gewalt, Es müssen Pfaffen, Münch, Nonnen gestrafft werden6). - Neyn, lieben brüder, Gott darff zu seynem wort keyn Hellbarten, Spieß, Büchsen, Harnasch. Er weyst wol, wenn, wo er es soll vffgeen lassen mit seynem heyligen willen. Alleyn mag er all seine feyndt zu grundt leben vnd die hasser seins worts in eynem augenblick mit gewaltiger handt zerbrechen, wie der haffner ein haffenn vff den boden würfft. Das wort spricht: mann sol nyemants tödten, nit frembde gütter begeren. Der feyndt des worts, der Son der verderbnyß, der widerchrist, der soll nitt mit dem eysen schwert getödt werden, sonder, als Paulus anzeygt: Der herre würdt jn erwürgen mit dem geyst seines mundts vnd würdt sein ein end machen. Werffend jr eüch auff für ein geyssel vnd ruthen on geheyß des herrn, warlich, die ruth würdt in das fewer geworffen, als Pharaoni geschach, do er in dem Rodten meer ertranck, Als Holoferni, enthaupt von der tugentreichen fraw Judith, Als Aman von Hester der Künigin. O jr liebe freündt vnd brüder, steet ab von ewrem vnchristlichen fürnemmen ongegründt jm wort gottes, anderst die handt des herren wirt vber eüch kommen vnd sein erschrecklicher zorn eüch vberfallen. werdt jr das schwert braüchen, mit dem schwert werdt jr gestrafft. gebt got die eer, lassent dem herren die rach, er wirdt die öberckeit wol finden, wo sie vnchristlich beschweren vnd vnrecht weyden die schäffllein, der wirt jr nit vergessen. Hat Petro nit gezummen, für die person christi leiplich zu fechten, do er gut vrsach, als er fürnam mit dem herren in todt zu geen. Aber der herr sprach: Petre, steck eyn! wer das schwert zückt, der soll durch das schwert vergeen. oder meynstu, das ich nicht kündt mein vatter bitten, das er mir zuschückt mer dann zwölff Legion der Engel? hat der herr petro verbotten zu fechten vnd geheyssen leyden vnd bekennen, Vil mynner ist es christlich eüch das schwert zücken vnd aller meyst vmb ewers eygen nütz willen, sich empören vnd vffrur machen vmb ecker, wiesen, wasser, holtz willen, die ding all zergenglich seyn. Steht ab, lieben brüder, von dieser vffrur vmb das zeitlich, damit jr nit verliret das ewig! Liebt den frieden; anderst sag ich eüch: got würdt sein heilig wort zu keynem schanddeckel lassen werden oder eüch straffen an leyb, eer, gut vnd leben, vnd solch empörung eüch reychen zu ewiger verdamniß, ich geschweyg ewer weyb vnd kindt an bettelstab richten. Wolt jr wol vnd Christlich handeln, So bittend got, wie er selbs im Euangelio gelert, das er werckleüdt inn die ernn schück, das ist: rechtgeschaffene prediger seins worts, wo er die geben wirdt vnd sein gnad zu jrer arbeyt setzen, - Dann on sein seyen ist die pflantzung vergebens - so der herre das seyen gibt, do würdt aller erst sein wort in kreffte geen vnd wird alles wircken, darzu got es außgesandt hatt vnd nit leer heym kommen. Auß eynem wolff macht er ein lemlein, auß eynem tyrannen ein freüntlichen, friedlichen menschen, auß eynem zenckischen, hederischen ein tugentsamen vnd langmütigen, auß eynem pochischen vnd empörischen ein gedültigen in allen widerwertigen sachen vnd bürden, nit vngedültig vnd streüssig, sonder alles tregt, leydt in dem herrn, wie ers jm zuschickt, solches seyn Götlichen willen seyn erkent er vnd trewlich des herrn erwart, in dem sawrenGot den herrn als wol lobet als jm süessen, jm kreütz frölich ist als jm glück, gewiß ist er, das der herr, wie streng ers mit jm handelt, das ers gut gemeynt vnd jn für ein trewen, freüntlichen vatter helt, seynem kindt nit mer versüchung, kreütz, verfolgung, bürde vfflegen wirdt, dann es tragen mag, das kindt zu beweren, wie das golt jm frewer gereynigt vnd nit dadurch gemyndert wirt, sonder geseübert. Hie stecht jr klärlich auch in den rechtgeschaffen Euangelischen menschen in einer prob7). Das euangelium, das wort gottes, nit vffgelauff, Rott, empörung, macht, nit vnfriden, vnd die solchs machen, mögen sich in keynen weg des Christlichen namens berümen. Dann diesse vffrürischen, empörischen, eygennütze, geyttig menschen haben keyn theyl am reych (das ist am Euangelio) gottes. Darumb sie ehe brüder in der kisten8), dann brüder in Christo genent sollen werden. Das Euangelium gottes macht fried vnd freüd denen, die es im glauben annemen. Der glaub macht thettig, demütig, gehorsam, göttlich volck, das in den herren alleyn vertrawt, hofft, alles guts sich zu Gott versicht, jn ob allen dingen liept, jn fürcht vnnd seinem nebenmenschen willigklich dienet mit leyb vnd gut, schedigt niemandts, leydet gern schaden vnd verfolgung; alle seine werck sein geordnet zu nutz vnd dienst seins negsten, er sey freündt oder feyndt, wie vns der heylandt Christus gethan. Darumb sein alle die nit Christen, die sich Euangelisch nennen vnd sein bereyt jrem nechsten schaden zu fügen an leyb, seel, eer vnd gut. Es sein Türcken9) vnder dem namen Christo. Am gesang hört mann wol, was für ein vogel ist. Die frücht verrathen den baüm, er sey als gleyßnerisch von bletter wie er woll. weren sie recht Christen vnd Euangelisch brüder, so weren sie gehorsam, willig yederman zu dienen, niemants zu schaden. Dann das Euangelium reutet auß zwitracht, zang, hader, krieg vnd alle laster, daher auch Esaias der Prophet Christum ein Fürsten des friedes nennet. Ein Christenmensch weyst von keynem hader, zanck, krieg Dann den, domit er selbs streytten thut biß in die grüben, die laster in jm tödt, den teüffell außtreibt, die bößen gelüst der welt vnd des alten Adams mit dem geyst gottes von jm gewaltigklich schlecht10). geschicht jm vnrecht, er dulds auß gebott des herren, er widerstrept dem bößen nitt, er thut guts vmb böß, er liebt hertziglich seyn feyndt, er wardt vff den herren, Befelth gott den rach vnd die sach als einem trewen seelsorger vnd fürmünder. Nemmet selbs darauß, lieben brüder vnd freundt, ob jr mit christo seydt, dem befelh Christi, seynen geheyß vnd gebotte nachkompt oder nit, vrtheylt eüch selbs! Der dem wort gottes nit nachuolgt vnd dem selbigen nach nit lebt, der ist warlich sein jünger nicht vnd ist meer ein Heyd dann ein Christ. Dann der herr spricht selbs: Mein schaff hören mein stymm, vnd ich kenn sie, vnd sie volgen mir nach, das ewig leben geb ich jn. Dieweyl aber jr sein stymm nit hörendt, nit nachuolgent, wie dann ewer handlung vnd werck selbs zeügnyß geben, vnd also auß dieser vrsach eüch selbs abteylt von den schaffen Christi Jesu, wie wil es sich reymen, das jr sprecht: jr streytet vmb Christi eer, vmb des gottes worts willen? oder auß was künheit, lieben Brüder, hapt jr das? wer mag (er sey als gelert als er wil11)) auß der geschrifft solich empörung bestettigen? keyn gläubiger nit! Aber ein gotloser, der keyn frieden hatt, mag es eüch gelert haben, Dadurch ander fromm Christlich prediger geschendt, verlestert, als ob sie vrsach solicher empörung weren, Darneben das heylig wort gottes verkleynt, veracht vnd mit füssen getreten würdt, deß ich ein hertzlich leyden vnd kümmernyß trag, vnd bitt noch wie vormals durch Jesum Christum eüch all, Lieben brüder, vnnd ein yeden in sonderheit, wolt die sach Christlicher angreyffen, Zum Christlichen fried eüch neygen, gott fleissig von hertzen bitten, der durch sein gnad vnd fruntlichen gunst, allzeyt gegen vns armen elenden weyßlein vff diesem erdtreich getragen, nit verlassen, vund, jm glauben so wir bitten, vns erhören will, on zweyffel vnsere bürden nach gelegenheit seines Göttlichen willens vnd vnserer besserung vnd nutz, all ding keren würdt, die hertzen der öberckeit zu milterung wenden. Wo nit vnd jr beharren werdt in eüwer hertigkeit, fürfaren in ewerm fürnemmen widerwertig dem heyligen wort Gottes, ist gewißlich, das er sein heyligen mundt, der die warheit selbs ist, vnd sein wort in ewigkeit onuerrückt bleypt, nit onreyn vnnd lügenhafft macht, in dem nye keyn list befunden ist worden, eüch hertiglich mit seiner geyssel des zorns heymsüchen würdt, eüch verderben an leyb, eer, gut, leben vnd seel. Dar vor behüt vnd beschirm vns das bitter leyden vnsers erlößers Christi Jesu! Amen. Auß Helpronn geben vff donnerstag vor dem Ostertag Anno rc. xxv.

1)
aufgefangen. Lachmann wusste, das seine erste Ermahnung in ERlenbach dem Bauernführer Andreas Remy übergeben worden war.
2)
Schirmer und Vollstrecker
3)
Lachmann folgt hier Luthers Schrift von der Freiheit eines Christenmenschen
4)
Hintersassen sind Leute, die ohne Grundbesistz im Gebiet eines Herrn unter dessen Schutz sitzen.
5)
Bild aus dem Gerichtsverfahren: Wenn es sich um einen hohen Wert im Prozeß handelte, musste eine hohe Geldsumme als ein Pfand eingesetzt werden. Sie ging verloren, wenn der Pfandgeber verurteilt wurde.
6)
„Die Geistlichkeit strafen“ war ein volkstümlicher Gedanke durch Müntzer geworden, der Elisa als Vorbild nahm, wie er die Baalspriester töten ließ.
7)
Bild vom Kuchen, in den man sticht, ob er gut gebacken ist.
8)
Der Volkswitz nannte die Bauern Kistenfeger
9)
Feinde des Christentums
10)
schlägt
11)
Lachmann scheint hier auf Karlstadt anzuspielen, den er im Verdacht hatte, Aufruhr zu predigen
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