Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Eine andere Predigt über die heilige Taufe

Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Eine andere Predigt über die heilige Taufe

Gehalten am 12. August 1849

Die Predigt von vorigem Sonntag über die heilige Taufe hat bei Manchen ihre Wirkung gehabt. Da hat es sich wieder herausgestellt, wie wahr des Herrn Worte sind: Mein Wort wird nicht leer wiederkehren, sondern das tun, wozu ich es sende. Bei Andern indes haben die Vögel des Himmels den guten Samen weggefressen; bei Etlichen ist der Same in das Steinige gefallen, bei Etlichen unter die Dornen. Von denen, die unter die Dornen gesät sind, sagt der Herr: Diese sind es, die das Wort hören, und die Sorge dieser Welt, und der Betrügliche Reichtum, und viele andere Lüste gehen hinein, und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht1). Der Sämann wird zwar ferner ausgehen zu säen; ich muss indes Manchen darauf aufmerksam machen, dass der Sämann nur so lange ausgehen wird zu säen, als die Geduld Gottes ausreicht; und dass diese Geduld Gottes einen Jeden von euch zur Buße mahnt, um so mehr als Mancher von euch denkt, dass er der Buße nicht mehr bedarf. Darum sollt ihr Alle von Neuem Acht geben auf eine andere Predigt, die ich euch von der Taufe halten will.

Ich will heute eure Andacht darauf richten, was ihr nun manchmal aus unserem Taufformular vernommen habt: Dass uns die heilige Taufe ein Zeichen und Siegel ist, dass wir umgeschaffen und berufen sind, den einigen Gott: Vater und Sohn und heiligen Geist für unseren wahren und lebendigen Gott zu erkennen und zu bekennen, ihn allein in aller Not anzurufen, und als gehorsame Kinder zu leben. Dass solches diese neue Schöpfung erfordert, welche in diesen zwei Stücken steht: Erstlich, dass wir aus wahrer Reue und Leid über unsere Sünden unsere Vernunft und Lüste verleugnen und dem Willen Gottes unterwerfen, und alle Sünden von Herzen hassen und fliehen, danach auch, dass wir anheben Lust und Lieb zu haben, nach dem Willen Gottes in aller Heiligkeit zu leben.

Diese Lehre ist nach der heiligen Schrift, und soll darum nicht allein durch uns gehört werden, sondern sie soll auch bei uns Tatkraft sein, dass unser Handel und Wandel innerlich und äußerlich damit in Übereinstimmung sei - denn wo solche Dinge nicht sind, wo man nicht anhebt Lust und Lieb zu haben, nach dem Willen Gottes in aller Heiligkeit und Gerechtigkeit zu leben, und aus wahrer Reue und Leid über seine Sünden seine Vernunft und Lüste zu verleugnen, da sieht es bei allem Vorgeben von der Gnade schlimm aus.

Wir erleben eine ernste Zeit. Dass Gottes vier böse Strafen über die Erde gekommen sind, ist am Tage. Die Pestilenz greift grässlich um sich, die Luft ist schwanger von Tod und Verderben. Die Stadt, worin ich lange wohnte, sitzt für den zehnten Teil in Trauer. Gottes Strafe ergreift daselbst nicht allein die Menschen, sondern auch das zahme Geflügel. Wacht auf! ruft uns die Stimme. Die Welt vergeht mit ihrer Lust, der Herr kommt und seine heiligen Engel mit ihm. Er wird richten nach dem wir bei Leibesleben gehandelt haben. Wir werden vor ihm nicht bestehen, wenn Handel und Wandel nicht wahrlich in Übereinstimmung gewesen sind mit unserem Bekenntnis. Wohlan, wer nimmt es zu Herzen? - der vernehme eben aus der Lehre seiner Taufe, wie er vermag zu entfliehen den Gerichten, welche über alle die dem Evangelio ungehorsam und der Ungerechtigkeit gehorsam sind, losgebrochen sind und losbrechen werden; wie er mag würdig erfunden werden, zu stehen vor dem Sohn des Menschen; wie er dazu kommen kann, dass sein Handel und Wandel in Übereinstimmung sei mit dem Bekenntnis und der Lehre Christi.

Text.

Römer 6, Vers 3 u. 4.
Wisst ihr nicht, dass alle, die wir in Jesum Christ getauft sind, die sind in seinen Tod getauft.“ „So sind wir je mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, gleich wie Christus ist auferstanden von den Toten, durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.

Diese apostolischen Worte haben zwiefache Absicht, wie überhaupt das Wort Gottes ein zweischneidiges Schwert ist, welches links und rechts, oder nach oben und nach unten schneidet. Sie beantworten die Frage, ob wir in der Sünde beharren werden, auf dass die Gnade desto mächtiger werde, und legen es uns dar, wann und wie wir der Sünde sind abgestorben. Sie schneiden des Fleisches Verwegenheit und alle leichtsinnige Gedanken ab, welche in Betreff der Gnade in dem menschlichen Herzen aufkommen, als werde man durch die Gnade selig, ohne dass Handel und Wandel damit übereinstimmen. Sie stopfen den Feinden und Verleumdern der Gnade den Mund; den Grund der Aufrichtigen, denen es darum geht, dass ihr Werk in Wahrheit sei, legen sie mit Saphiren, und ermutigen sie, dass sie bei der Gnade bleiben.

Wenn der Apostel hier und in dem vorigen Kapitel von Sünde spricht, so spricht er nicht von diesem oder jenem Laster, von dieser oder jener Leidenschaft, sondern von dem Dichten und Trachten, von den Überlegungen und der Gesinnung, von der Beschaffenheit und dem ganzen Wirken desjenigen, der noch in Adam erfunden ist, und in dem Wort Sünde ist demnach allerlei Laster und Leidenschaft mit eingeschlossen. Und wenn er von der Gnade spricht in dem vorigen Kapitel, so meint er damit nicht lediglich die Sündenvergebung, noch viel weniger augenblickliche Einwirkung zum Guten, sondern das Wiederaufgenommensein durch den Menschen Christum Jesum in die Gemeinschaft Gottes und das Teilhaben an allen Gütern, welche aus dieser Gemeinschaft dargeboten und mitgeteilt werden. Unter Sünde versteht also der Apostel die ganze feindliche Haltung und Gesinnung gegen Gott, und den seinem Gesetz widerstrebenden Handel und Wandel, welcher uns, von dem von Gott abgekommenen Adam her, eigen ist; und unter Gnade die gänzliche Wiederherstellung der Gesinnung wie des Handels und Wandels eines von Gott abgekommenen Menschen, so dass er durch die ewige Barmherzigkeit Gottes in Christo Jesu wieder vor Gott so dasteht und so einhergeht, wie Adam vor seinem Fall im Paradies. Das Erste heißt er Sünde, weil da alles außer der Gemeinschaft mit Gott geschieht, und alles durch den Menschen ausgedacht und ausgeübt wird in einem völlig von Gott Abgekommensein; das Zweite heißt er Gnade, weil da alles von Gott ausgedacht und ausgeübt wird bei und in dem zu Gott wiedergebrachten Menschen, ohne dass ein solcher Mensch etwas dazu beiträgt.

Von solcher Gnade, welche da herrscht durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesum Christum unseren Herrn, hatte der Apostel gewaltige Dinge gepredigt; auch Ihr habt gewaltige Dinge von derselben gehört. Auch die verlesenen Textworte halten euch gewaltige Dinge von solcher Gnade vor; - aber nunmehr bitte ich euch, als bäte Christus durch mich, ein Jeder wollte sich die ernste Frage zur Selbstprüfung vorlegen: Ist das bei mir Wahrheit, was der Apostel hier aussagt? Bin ich der Sünde, bin ich dem alten Wesen Adams abgestorben, wandle ich in Neuheit des Lebens, gleichwie Christus auferstanden ist von Toten? Es ist des Herrn Ausspruch: Wer an mich glaubt, Ströme des lebendigen Wassers werden aus seinem Bauch fließen. Soll das bei einem Menschen Wahrheit sein, so habe es ein Ende mit dem toten Wesen; denn wo Ströme des lebendigen Wassers Einem aus dem Bauch fließen, da ist wahrhaftig ein Reich, welches nicht besteht in Worten, sondern in Kraft, da ist kein Schwatzen von Gnade, sondern ein Sich-selbst-verleugnen, ein Nicht-liebhaben der Welt und was von der Welt ist.

Der Apostel hält uns hier Wahrheiten vor, welche allerdings in der Zurechnung liegen, aber nicht in einer solchen Zurechnung, welche in dem Gehirn stecken oder in der Luft schweben sollte, sondern welche sich wahrhaftig und wesentlich äußern, welche in Handel und Wandel, wie in der ganzen Menschen Gesinnung durchgreifen wird, wenn nur Glaube da ist.

Lebendige Wahrheiten sind es und nicht tote; was in der Zurechnung wahr ist, ist nicht in dem Sinn wahr, dass Gott nicht durch seinen durch Christum erworbenen Geist wirklich darstellen sollte, was er einem Gläubigen zurechnet, Wie Gott eine Scheidung gemacht hat zwischen Licht und Finsternis, so hat er auch eine Scheidung gemacht zwischen unserem Zustand in Adam und unserem Stand in Christo Jesu. Nur muss uns wahrlich nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, es muss uns um Heiligkeit gehen.

Es geht alsdann darum, dass wir es wissen, dass wir es begreifen, es anerkennen und glauben, dass wir der Sünde, dass wir dem alten Wesen Adams abgestorben, für dasselbe sogar tot gemacht sind.

Wann ist das geschehen? Allerdings ist es geschehen vor achtzehn Jahrhunderten. Als Christus starb und begraben wurde, da gingen wir mit ihm in seinen Tod und in sein Grab. Aber wann hat Gott in seiner Barmherzigkeit es auf uns angewendet? Angewendet hat Gott es auf uns in der Taufe. In der Taufe hat er es auf uns angewendet, dass wir, die wir dem von Gott abgekommenen Adam gleich dastehen, gestorben und begraben seien in Christi Tod und Begräbnis; und deshalb hat Gott es auf uns angewendet, auf dass wir wären in dieser Welt wie der auferstandene Christus, in ihm von Neuem geschaffen, ein Mensch in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit, ein Mensch, wie Adam war vor seinem Fall, ein Mensch, von dem Gott sagen könnte: er ist gut und sein Wandel ist gut.

So hat denn Gott es uns in der Taufe angeeignet, dass wir in Christo Jesu alles sollten wieder haben, was wir in Adam verloren; dass wir in Christo wieder hergestellt wären, gleichwie wir in Adam verdorben worden sind; dass wir mit Christo den Tod stürben, welchen wir in Adam verdient haben; dass wir nicht mehr in Adam einhergingen in allen schlechten Werken, sondern einhergingen in allen guten Werken in und mit Christo, gleichwie der auferstandene Christus in allen guten Werken ist und lebt.

In der Taufe hat Gott uns angeeignet unsere Rechtfertigung in dem Tod und Begräbnis Christi, mit dem Endzweck, uns teilhaftig zu machen der Heiligung des Geistes, welche für uns bereitet ist in Christi Auferstehung. Diese Heiligung des Geistes nimmt aber ein gnädiger und barmherziger Vater nicht weniger auf sich, als Christus es auf sich nahm uns zu rechtfertigen in seinem Tod von unserer Sünde, Schuld und Strafe.

Das ist es, was der Apostel in unseren Textworten ausgesprochen hat.

Da ist nun wiederum dem Menschen alles Werk aus den Händen genommen, auf dass Gottes Vornehmen mit seiner Gemeine durch Christi Hand fortgehe. Bei der wichtigen Frage: Was soll es denn mit der Sünde, wie ist man denn von der Sünde ab? hat der Apostel sein Augenmerk auf Christum und auf die Herrlichkeit des Vaters; nach oben also und nicht nach unten sollen wir sehen und Gott bitten, er wolle uns dazu die Augen offen halten. Mit unserer Macht ist nichts getan.

Wisst ihr nicht, schreibt er, dass alle, die wir in Christum Jesum getauft sind, die sind in seinen Tod getauft. Es hat den Anschein, als sei hier von unterschiedlichen Taufen die Rede, als sei der eine Teil in Christum Jesum getauft, der andere nicht. Das ist aber die Meinung des Apostels keineswegs. Er will sagen, dass Alle, welche getauft sind, in Christum Jesum getauft sind; das ist: Als sie getauft worden, da sind sie aus dem alten Wesen Adams und seiner Werke und Dienstes übergegangen zu Christo Jesu, übergegangen in seine Gemeinschaft und Dienst, da sind sie unter seine Fahne gekommen, sein Feldzeichen und seinen Waffenrock zu tragen, ihn zu haben zu ihrem einzigen Lehrer, einzigen Hohenpriester und einzigen König, zu ihrem vollkommenen Seligmacher. Sie sind unter seine Errettung gekommen, durch ihn errettet zu werden von ihren Sünden.

Und so seid auch ihr getauft in Christum Jesum; ob es bis dahin bei euch Wahrheit ist oder nicht, danach kann ich nicht fragen. Bei Gott steht die Sache so; wie auch Paulus an die abtrünnigen Galater schreibt: „Ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben in Christo Jesu, denn wie Viele euer in Christum getauft sind, die haben Christum angezogen“2).

Das verhält sich so wie die Landwehr, wenn sie eingekleidet ist, dann haben die einzelnen Landwehrmänner aufgehört das zu sein, was sie als Privatleute vor der Einkleidung waren; sie sind auf den König eingekleidet, sie haben den König angezogen, ihr Haus zu vergessen und zu Felde zu liegen nach des Königs Befehlen, werden auch mit Allem von dem Könige versorgt und versehen. Ihre Sache ist: zu gehorchen, alles Übrige ist des Königs Sache.

Niemand wird die Wahrheit ableugnen können, dass ein Jeder von uns getauft ist in den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes : so sind wir denn in Christum Jesum getauft. Die Sache geht einfach her, wie die Einkleidung der Landwehr, aber das Geheimnis, das dahinter steckt, ist groß.

Da wir also in Christum Jesum getauft sind, sind wir in seinen Tod getauft. Das will sagen: als Christus starb, starb er nicht für sich; als er starb, starb er der Sünde ein- für allemal. Adam mit allen seinen Werken ging an Christi Leib in den Tod, als Christus am Kreuz starb. Das ist von Gottes wegen auf uns angewendet in der Taufe; da ist es uns angeeignet, dass unser alter Mensch mit allen seinen Werken in den Tod gegangen ist.

Unser alter Mensch, das sind wir, so wie wir leiben und leben, abgesehen von der Gemeinschaft mit Christo. Als Solche aber hat uns Christus in sich aufnehmen wollen, da er zur Sünde gemacht wurde für uns. Weil wir denn nun in seinen Tod getauft sind, so sind wir wahrlich in unserer Taufe als ein alter Mensch mit ihm in das Grab seines Todes gekommen, demnach mit ihm gänzlich der Erde gleich gemacht worden, und ist dem Geist nach der Fluch über uns erfüllt: Erde bist du und sollst zur Erde werden. Das aber ist in der Taufe nicht geschehen in Wirklichkeit; in Wirklichkeit geschah es in Christi Tod und Begräbnis. In der Taufe ist es alles vermöge Aneignung geschehen, in der Weise, dass Gott diese Wohltat Christi auf uns angewendet hat.

Eine solche Aneignung, welche von Gottes wegen uns zukommt in der Taufe, muss ihre Folgen haben, muss ihre Frucht tragen.

Gott hat seinen Sohn nicht sterben und begraben lassen, auf dass er durch die Bande des Todes und der Hölle sollte gehalten werden, dass er tot bleiben und im Grab sollte liegen bleiben: vielmehr hat der Sohn Gottes mit seinem Tod und Begräbnis den Vater verherrlicht dadurch, dass er als Sünde und Fluch für uns, an dem Leib seines Fleisches, den alten Adam mit allen seinen Werken zu Staub, zu Nichts gemacht, und also für den Teufel unbrauchbar gemacht hat. Wie denn nun der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi als Vater verherrlicht ist, so dass er allein Recht hat in seinen Worten, so hat auch der Vater durch seine Herrlichkeit, durch die Herrlichkeit seiner Liebe und seines Namens, durch seinen Geist den Sohn wiederum verherrlicht, hat ihm gezeigt die Wege des Lebens, hat ihn aus Toten erweckt, so dass Christus nicht mehr stirbt, sondern Gott lebt immerdar. Da nun der alte Mensch mit seinen Werken durch Christum getötet und mit ihm der Erde gleich gemacht, also zu Erde gemacht ist, so ist durch Christum der Grund gelegt, auf welchem eine neue Schöpfung dastehen kann, hervorgerufen aus Toten durch die grundlose Barmherzigkeit und Liebe des Vaters, eine neue Schöpfung, welche prangt in Christo Jesu in dem Schmuck, in der Blütenpracht und in der reichen Frucht seiner erworbenen Gerechtigkeit und Heiligkeit. Hat der Herr nun in der Taufe diese Wohltat Christi uns angeeignet, dass wir, als alter Mensch, mit allen unseren ungöttlichen Werken, mit Christo, als Sünde und Fluch für uns, gestorben und in seinem Tod der Erde gleich gemacht sind, also gänzlich dem alten Wesen Adams mit Christo gestorben sind: wird er es bei dieser Wohltat bewenden lassen? Da er nun durch Christum uns ein gnädiger Vater geworden ist, auch ein treuliebender Vater, und er nun auf dem Thron sitzt angetan mit aller seiner väterlichen lieblichen Herrlichkeit, welche ist der heilige Geist mit seiner ganzen Frucht: wird er nun nicht auch mit solcher Herrlichkeit uns bekleiden, dass wir denn wahrhaftig als eine solche neue Schöpfung vor ihm dastehen, und vor ihm erfunden seien, auch einhergehen inwendig und auswendig in allen solchen Werken, welche einer solchen väterlichen Schöpfung, welche er geschaffen in Christo Jesu, da er ihn aus Toten hervorgerufen nach dem ewigen Rat seiner Gnade und seines Willens, eigen sein sollen, um Freude die Fülle zu haben vor ihm und liebliches Wesen zu seiner Rechten ewiglich? Ich habe gefragt, gefragt mit einem Gott vertrauenden Gemüt, und der Apostel sagt: Ja, Gott hat diese Wohltat Christi in der Taufe uns angeeignet, auf dass, gleichwie Christus auferweckt ist von Toten, durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in Neuheit des Lebens sollten gewandelt haben.

Das sollten wir also wissen, dass, da Gott der Vater seinen Christum aus einem schmählichen Tod hat hervorgezogen, nachdem der Sohn durch diesen Tod Gott wieder zu Gott hat gemacht, und ihm die Gerechtigkeit hat angebracht, wodurch er uns wieder ein gnädiger, ein versöhnter Vater geworden ist, Gott der Vater seinem Sohne auch Ehre und ein neues Leben gegeben hat; und dass er uns mit seinem Sohne, der unser Leben ist, dieses Lebens hat teilhaftig gemacht, auf dass auch wir aus dem Tod mit ihm hervorgerufen, und in das neue Leben Christi gestellt, darin durch seine Herrlichkeit, durch seine Liebe, durch die Mitteilung seines Geistes, beharren möchten, und nicht wieder zurückfallen in den Tod Adams; wissen sollen wir, dass der Gott und Vater dieses alles uns angeeignet hat, als wir getauft worden sind in den Namen des dreieinigen Gottes, also getauft worden sind in Christum Jesum.

Dass solcher Wandel in Neuheit des Lebens nicht Sache unserer Kraft ist, gibt uns der Apostel deutlich genug zu verstehen mit den Worten: „durch die Herrlichkeit des Vaters.“ Es geht hier um die Frage: ob wir in der Sünde, in dem alten Wesen Adams und seiner Werke beharren werden, wenn wir unsere Gerechtigkeit außer uns und unsere Heiligung nicht aus uns und bei uns selbst suchen? Und da ist die Antwort: Nein, wir sind dem alten Wesen Adams abgestorben in Christi Tod, und das ist uns angeeignet in der Taufe, und zwar hat es der Vater uns angeeignet, auf dass wir an Christi neuem Leben, in welches er hervorgerufen wurde bei seiner Auferweckung, Teil hätten; und dass wir in diesem neuen Leben beharren werden, dafür ist uns die Herrlichkeit unseres Vaters in den Himmeln gut: diese wird es tun.

Diese Wahrheit von der Lehre der Taufe ist erst in der Reformationszeit wieder auf die Kanzel gekommen. Später wurde sie verwischt durch wiedertäuferische Ansichten, wobei man mehr Wert legt auf das, was bei dem Menschen gesehen wird, als darauf, was Gott tut; oder durch Ansichten, nach welchen man die Taufe für nichts mehr hat wollen gelten lassen als für eine Handlung, wodurch man äußerlich Glied der christlichen Kirche wurde. Aus der Reformationszeit aber stammt unser schönes Taufformular, ist indes in so fern von den Ansichten der Lutherischen Kirche verschieden, als die lutherische Kirche das wirklich für die Wiedergeburt selbst gehalten hat, was aber mehr denn Wiedergeburt ist, nämlich die Aneignung, die Bezeichnung und Besiegelung Gottes, welcher die Wiedergeburt selbst vorangehen oder auf welche sie auch folgen kann. Wie z. B. Cornelius und sein Haus mit seinen Freunden zuvor den heiligen Geist empfing und sodann getauft wurde, dagegen die zwölf Männer zu Ephesus, von welchen uns Lukas erzählt Apostelgeschichte am 19., erst durch Auflegung der Hände Pauli den heiligen Geist empfingen, lange nachdem sie auf den Namen des Herrn Jesu getauft waren durch Johannem oder dessen Jünger3).

Die Wahrheit dieser Lehre, dass die Taufe uns zu einem neuen Leben verpflichtet, hatte man selbst im zweiten und dritten Jahrhundert noch so im Gedächtnis, dass diejenigen, die damals aus den Heiden bekehrt wurden, ihre Taufe aufschoben bis nach ihrer Heirat, oder bis ins späteste Alter, natürlich aus dem Grund, weil sie noch lange in der Sünde beharren, oder ihren eigenen Willen tun wollten, und sich mitunter heiligen nach ihrer Weise; und so gab es denn wieder Andere, welche die Taufe ihrer Kinder aufschoben; sie hielten Gott für einen harten Herrn, der schneiden würde wo er nicht gesät hätte, und wollten darum solche Verpflichtung für ihre Kinder nicht auf sich nehmen, das möchten die Kinder selbst tun, wenn sie das Alter hätten.

Ihr habt die apostolische Wahrheit von der Taufe gehört. Nun geht es um die Frage: bei wem sind solche Dinge wahr? Ich kann verschieden darauf antworten. Erstens sind solche Dinge wahr bei Gott, und wahr in seinem Wort; - dass nun solche Dinge bei euch auch wahr seien, dafür wird euch gepredigt und bezeugt die Buße, die Bekehrung zu Gott, und dass ihr rechtschaffene Werke der Buße tut; oder: die Buße zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesum Christum. Gott lässt seine Sonne scheinen, wenn auch Mancher in der Finsternis sitzen bleibt; er gibt seinen Regen, wenn auch Mancher ihn nicht auffängt und der Sämann hat seinen Samen gestreut, wenn auch manches gefallen ist an den Weg, auf das Steinige, unter die Dornen.

Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten! Amen.

1)
Mar. 4,19
2)
Gal- 3.26-27
3)
Apostelg. 19, Vers 5, heißt es nach dem Griechischen: „Welche aber ihn, (d.i. Johannes den Täufer) gehört haben, sind (von Johannes) getauft worden auf den Namen des Herrn Jesu.“ Es sind also Worte des Apostels Pauli, womit er näher erklärt, was er Vers 4 gesagt. Es geht im Ganzen mit den vorgeblichen Beweisen für die Wiedertaufe, wie nach Josua 5, Vers 2, wenn man nicht Acht gibt auf Vers 5 desselben Kapitels.
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