Kautz, Jacob - Artikel des Glaubens

Kautz, Jacob - Artikel des Glaubens

(Syben Artickel zu Wormbs von Jacob Kautzen angeschlagen vnnd gepredigt, Mainz 1527.)

Jacob Kautz, Predicant zu Worms, mit samt seinen Brüdern, wünschet allen Menschen Erkandtniß des Vaters durch JEsum Christum den Sohn. Sintemal die Kinder dieser Welt sich nicht schämen wollen, obschon sie geschändt sind, sondern je länger, je mehr glorieren, und die Lügen, die aus ihrem Vater, dem Teufel, und aus seinem Eigenthum entsprossen, sich ferner zu handhaben unterstehen, werden wir aus GOttes Kraft bewegt, der uns solches Gemüth aus Gnaden geliehen hat, daß wir von unsers HErren wegen die Lügen strafen, und der Wahrheit in GOtt, der die Wahrheit ist, mit Ansetzung alles, das wir vermögen, Zeugniß geben, und darauf die nachgestellten Artikel mit GOttes Macht, wahrhaftig, Christlich, und aller göttlichen Wahrheit gemäs und ähnlich aus derselbigen Wahrheit zu beweisen unternehmen werden nächst künftigen Donnerstag, welcher ist der 13. Tag des Monaths Junii am Morgen nach 6. Uhr. Hierauf ermahnen wir männiglich, was Amts, Stands und Glaubens er immer ist, sonderbahr diejenigen, so auf den Kanzlen das Gegentheil sagen, daß sie um der theuren Wahrheit willen herfür an das Licht, von welchem sie wider die Wahrheit ausgehen, daß wir es scheuen, treten, und ihre Lehre und Glauben beschützen. Darbey werde ich und alle Brüder im HErren erkennen, daß sie die Wahrheit lieb haben.

  1. Der erste Artikel: Das Wort, welches wir äusserlich mit dem Mund reden, mit fleißigen Ohren hören, mit Händen schreiben, oder drucken rc. ist nicht das recht lebhaftige oder ewig bleibende Wort GOttes, sondern nur ein Zeugniß, oder anzeigung des inneren, damit dem äussern auch genug geschehe.
  2. Nichts äusserliches, es seye Wort oder Zeichen, Sacrament oder Verheissung, ist der Kraft, daß es den inneren Menschen versichern, trösten oder gewiß machen könne.
  3. Die Kindertaufe ist nicht allein nicht von GOtt, sondern richtig wider GOttes Lehre, die uns durch Christum JEsum seinen Sohn vorgetragen ist.
  4. Im Sacrament oder in des HErren Nachtmal ist weder der wesentliche Leib, noch Blut Christi. Es ist auch der Brauch desselbigen hier nicht recht gehalten worden.
  5. Alles, das im ersten Adam untergangen und gestorben ist, dasselbige ist und wird reichlicher im andern Adam, das ist, in Christo JEsu unserm HErren und Vorgänger aufgehen, und lebendig werden nach rechter Ordnung.
  6. JEsus Christus von Nazareth, hat in keinen anderen Weg vor uns gelitten oder genug gethan, wir stehen dann in seinen Fußstapfen, und wandlen den Weg, den er zuvor gebahnet hat, und folgen dem Befehl des Vaters, wie der Sohn, ein jeder in seinem Maß. Wer anderst von Christo redet, hält, oder glaubet, der machet aus Christo einen Abgott, welches alle Schriftgelehrten und falsche Evangelisten samt der ganzen Welt thun.
  7. Eben wie der äusserliche Anbiß Adams in die verbotene Frucht weder ihm noch seinen Nachkommenden geschadet hätte, wo das innerliche Annehmen ausgeblieben wär, also ist auch das leibliche Leiden JEsu Christi nicht die wahre Genugthuung und Versöhnung gegen den Vater ohne innerlichen Gehorsam und höchste Lust dem ewigen Willen zu gehorchen.

Ueber diese obgemeldte Artikel soll niemand Richter seyn, dann der allein, der in aller Menschen Herzen redt und zeuget, wie die Schrift saget. Ursach: Keinem Menschen ist von GOtt befohlen, die Wahrheit zu berechtigen, sondern allein zu bezeugen. A. 1527.

Quelle: Füßlin, Johann Georg - Beyträge zur Erläuterung der Kirchen-Reformations-Geschichten des Schweitzerlandes - Band 5

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