Bodenstein von Karlstadt, Andreas - Missive von der allerhoechsten tugent gelassenhait.

Bodenstein von Karlstadt, Andreas - Missive von der allerhoechsten tugent gelassenhait.

Andree Bodenstayn von Carolstat. Doctor.

Frid / froelichait / lieb / und starcken Christlichen glauben von gott durch unsern herrn Jesum / wünsch ich Andreas Bodenstayn / meiner lieben mutter und allen meynen freünden Amen:

Ich moecht wol inn tieffen aengsten sagen: Nun o got mein herr / mein schoepffer / mein erloeser / mein zuflucht / mein leyb unnd leben verlaß mich nit: Nit weych von mir / dann betruebnuß / anfechtung / unnd versuchung ist mir das aller nehest / nichts ist mir nehener dann angst / unnd ist nyemandts der mich erloesen kann / dann allain du / so hast du durch dein warhafftig unnd unveranderlich wort gesagt: Ich wer mit im sein inn anfechtungen / ich werd in erloesen auß betruebnussen / und so wirt er mich loben: Item schrey zu mir imm tag deines leydens / elendes / und schmertzens so will ich dir helffen. Herr du bist ain gerechter warhafftiger got / unn dein urtayl unn dein verhaischung ist die warhayt selber. Durch dz selbig wort troestestu alle glaubigen / du begerest nit mer / dann daß ich dir glaub / daß du mein schoepffer / mein helffer mein erloeser von allem übel unn seligmacher bist. Du spricht: Kanst du glauben / daß ich dir helffen kann und will / so will ich dir helffen. Ja mein got / zu dir steet all mein trost / hertz / sorg unnd leben.

O wie sicher ist das wort deiner warhait / des biß gedencken / deinen knecht (ia deinen würmlein) zu gut: Inn deiner zusagung hastu mir alle meine hoffnung gegeben. Dise hoffnung die mein gaist auß deinem wort empfangen / troestet mich aynigklich inn meinem elend und betruebnuß. Mein herr nit verlaß mich / nimm mir ye nitt auß meinem schwachen hertzen / das wort deiner warhafftigen verhayschung / biß mir beystenndig mit deinem wort / mit deiner hilff unnd erloesung. Dann mein got / mein herr mein ayniger helffer / es haben mich vil kelber / unnd vil ochsen umbgeben. Annas und Cayphas / die schrifftweysen / unn gleyßner / die nit groß achtung geben / was dein gesetz und wort innhelt unn nutz machet. Der Bapst / etliche Cardinel / und entliche Bischoeffen die sperren ire rachen unn gynen mit dem maul auff gleych wie ain wuetender / plerrender / unnd reyssender loew / der Florenteinisch loew reyßt sein maul auff unnd will mich verschlicken. Nun hoer mein gott mein gerueff / sich mein elend / ermeß selber was er mir thun will / vernymm mein angst / unnd erloeß mich / dann der loew understeet sich zusampt etlichen kelbern unn ochsen / mir leyb unn leben zunemen: Ich klag dir nit von wegen dises zeytlichen lebens (wie wol die natur nichs edlers und tewrers unn liebers hatt / dann das elend leben) / sonder von wegen des gastlichen lebens. Du hast mich übermiltigklich on alle verdienst mit dem wort deiner warhait wider geborn / als geschriben: Er hat uns geborn inn dem wort seiner warhayt / auff daß wir sein creaturen worden. Inn deinem wort (id est) inn deinen zusagungen unn verhaischungen hastu uns gaistlich / das ist imm glauben / inn lieb / inn trost / unn inn hoffnung zu dir geborn unn lebendig gemacht.

Wann uns got nit lebendig in seinem wort machet / so het David nit gesagt unn gebeten dise red. Mach mich lebendig nach deinem wort. Der glaub hanget an deinem wort / als Paulus geschriben. Der glaub ist auß dem gehoer deines worts und Elizabet bezeiigt. Selig bistu / das du dem wort geglaubt hast / der halben hat der Evangelist Joannes gesagt. Der mensch oder das küniglein glaubet der red / der zusag Christi / unn gieng und blib sein son lebendig. Weyl nun der glaub / daß der gerecht auß seinem glauben lebet / volget on alle widerred / daß der mensch Christlich leben auß dem wort goetlicher zusag empfahet unn erlanget:

Das leben herr (dz aller edlest leben das den menschen ernewet und alle früchten / so gott angenem seind geberet / das auch den menschen got gefellig unn beheglich macht inn dem die seligkayt steet / on welches nit / dann hellischer ewiger todt / zu warten) woellen mir etliche kelber unn ochsen nemen / sy woellen mir meinen gayst todtschlagen / der inn deinem wort lebet. Der halben hat mich forcht umbfangen / dann du hast selber gesprochen / fürcht den / der den gaist toedtet. Sie sprechen / ich soll dein wort widerruffen unn verlaugnen / unn bedrawen mich mit absonderung mit bann / mit vermaledeyung / mit verlust eer unn guts / mit beraubung leyb unn lebens. Herr also ummringen mich die vaisten ochsen. Yedoch ist das leyden nichs gegen dem selben leyden / das der gaist befindet wann sy im das wort deiner verhayschung auß dem hertzen understeen zu nemen. Unnd ist gleych zuachten / als ain klayn geschwer / gegen dem tod / aber gleych alß ain korn sants gegen ainem berg: Darumb herr / sich heraber von den hymeln / sich mein gedreng und qual / triebsal unn umbtreyben. Ich stee inn angsten der hell / inn schmertzen des todts / inn hellischen anfechtungen: Ich bin mit hend unn fuessen an dein Creutz geschlagen / vernimm mein klag / merck was sy fürnemen / wie sy ire zungen außrecken und wie die iuden (bey dem Creütz) schreyen: Er hat inn got gehofft / der mach nun in selig / dann er will in haben: Haben sie nit greulich dasselbig gesagt / wann sie sprechen: Ich soll mich deins worts der warhait erwegen und vorzeyhen: fall ich von deinem wort / so bin ich gerayt fern von dir abgefallen Vergeß ich deiner zusag / so gedenckestu meiner auch nit Verließ ich dein schrifft so wirt mich der teüffel mit allem unglück und übel bald finden und peynigen / und ewig besitzen: Darumm hilff mir erloeß mich Mich troestet das allain / das Christus an dem Creütz soliche rauber des wort gottes auch hatte gehoert und gelitten:

Für das ander troestet mich / das yegklich betrubnuß / sünd abweschet / so der schmertzen imm glauben geduldet / unnd inn hoffnung zu got angenommen ist: Zu dem dritten / das gott durch versuchung unsern glauben beweret unn beweyset: Zu dem iiij. erfrewet mich / das alles leyden ein zucht rutten ist / durch welche der hymlisch vatter seine kinder haimsucht / rayniget unnd schoen machet: Mich ergetzt auch allenthalben / das wort gottes / welchs spricht / das der lebendig barmhertzig gott ab in die hell / unnd wider auff fueret / unnd castigiert / auff das er bamhertzigkait erzayge. Der haylig Job spricht. Du solt die straff und peyn des herren nit verachten oder verspotten / dann er verwundet / daß er hayl machet / er schlecht / unnd sein handt machet gesundt:

Got der würffet mich yetz inn die tieff des wassers / und fueret alle sein flüß über mich / got der hefft mich inn den schlamm d’ ochsen / unn gaylen kelber / wann mich got nit einfieret / sie moechten mir gar nichts thun / solt ich darumb verzweyflen: Das got sein angesicht von mir wendet / unnd sich verborgen / und mich alles ubel gefunden und überfallen hat / das mich got verlassen: Das got mit mir nit ist / imm urtayl der welt. Das sey fern von mir das ich glaub / das mich got gar und gantz verlassen hab:

Christus spricht. O mein gott / wie hastu mich verlassenn:

Er klaget gott und bevilhet im sein gayst / sagende Vatter inn deine hend bevilch ich meinen gaist: Warumb solt ich dann verzweyflen: Er nennet in vatter / und rieffet in an / und fuelet dann noch ain verlassenhait / so ist das wort gottes auch warhafftig. Ich bin mit im inn betruebnuß und kümmernuß / inn schmertzen unnd elendt: Der halben soll mir Christus vor meinen augen mit leyden schweben und fürgehen. Ob mich got last gaißlen / verspotten / sieden und praten / redern / und zerreyssen / dannocht wayß ich / das er mein gott ist / das er meins lebens unnd leydens mechtig / das er mein erloeser ist / darumb will ich zu im hoffen unn schreyhen. Unn ob er mich toetet unn würget (wie Job spricht) noch will ich inn in hoffen, Ob ich selber sehe wie er Annam und Caypham / kelber und ochsen / loewen unn bern / wider mich erwecket unn anraytzet / dannocht will ich in anrueffen:

Herr inn dir steet mein hoffnung und trost / inn dich hab ich gehofft / unn werd hoffen / darumb verlaß mich nit ewiglich:

Behalt mich inn deinem haylsamen wort / mach fest und starck nach deinem wort / so würd ich leben. Herr beschirm mich nitt von meiner hoffnung und wartung / erledige mich von dem rachen des loewens / unnd vor den hoernen der aingehoern / die mich auß der massen seer bedrenngen / sie machen mich am fabel des volcks / ain verachtung der leut / unn sprechen / ich sey dir frembd und unbekant. Aber herr koer ab mein augen / da mit ich nit sehe das groß übel irer grossen boßhait unn unguetickait. Laß mir dz hayl nach deinem wort zukommen / unn so will ich den selben spotfoegeln antwurten / ia ich hoff inn gottes zusagung. Gib nit zu / das sy mir dein wort der warhait auß meinem hertzen reyssen: Das die / so dein gesetz lieben / die sich an dein wort unn rede hefften / und darauff lassen / unnd bawen / die haben vil frides. Parmulta diligentibus legem. Unnd werden inn ewigkayt nit verlassen / ob du dich wol ain klain zeyt froembd und fern machest / wie Job sagt. Er hatt mich meiner glorien beraubt unnd mir mein haubtkron abgenommen / er hatt mich allenthalben zerbrochen / und ich verdirb / unnd er hatt mein hoffnung wie aynen außgeruafften baum hyngenommen / sein grymm ist wider mich zornig / unnd hatt mich gleych wie ain feyndt gehalten.

Dannoch wayßt ich das mein erloeser noch lebet / unn ich wayß / das ich in sehen werd / dise hoffnung ist in meinen schoß gelegt / darumb will ich zu im schreyen unnd hoffen / das will ich auch thun / beystendig goetlicher gunst zuvor.

Darumb mein mutter / brueder / schwester / oehemen / basen / schwäger / geschweyen / und alle lieben freunde inn Christo ich bitt ir woellet nit verferen / noch betrueben / von wegen der zeytlichen schande / und meiner anfechtungen. Daß mich auff alle seyten angst umbgeben.

Zwen toed sehe ich vor augen / ainen muß ich leyden auff der rechten seytten / dräwet mir der todt / meinen gaist zutoedten und erwürgen / unn mich ewiglich zu peynigen: Auff den lincken seyten / steet der todt meins flayschs. Ainen muß ich annemen. Werde ich mein flaisch lieben und behalten / und dem Florenteinischen loewen gefolgen / so muß mein gayst von dem wort gottes ab fallen und ewiglich sterben. Ist es aber nit bisser / weyl ich doch sterben muß / unnd verlewt nichs / dann ein klaine und kurtze zeyt / ich fall inn todt meynes leybs und flayschs / und bewar mein leben des gaysts / dann daß ich mein vergencklichs leben liebe / unnd verdoerb mich ewigklichen. Der haylig sant Andres erfrewet sich inn seinem hertzen / daß er von wegen seines maysters Jhesu Christi am Creütz sterben solt / der was ain frummer haylig: Warumm solt ich armer und grosser sünder auch nit begeren zusterben von des wegen / der erstlich von meiner sünnde / von meynes boesen lebens / von meines guts und nutzs wegen gestorben ist: Flihe ich den leyplichen todt / so wirt mich der ewig hellisch tod mit leyb und seel verderben. Christus ist inn bitterkayt gestorben und darumb auff erstanden / daß er uns den todt sieß machet / unnd unser leben auß dem hertzen wirfft:

Ich frag noch bey ewern gewissen / bey dem starcken und lebendigen got / und neme hymel und erden / laub und graß / holtz unn stayn zu gezeügen / daß ir sprechen und bekennen müst / das ich von des worts gotes wegen zu sterben pflichtig bin: Bin ich den todt schuldig / warumb woellent ir euch dann betrueben / ob mich der Loew mit dem fewr wirt verderben: wann ir gott und ewer eer lieb hetten / so solten ir mir wie die mutter Sunphoriani / so mich der hencker zu dem rost fieren würd / zuschreyen / vermanen unn sprechen: Sun oder vetter biß getroest / wie kanstu dein leben teurer verkauffen / du wirst von ainem verdrießlichen und zergencklichen leben zu goetlichem und ewigen leben kommen / biß getrost und fürcht dich nit.

Ich wayß / daß ir vil mer woellet / das ich mich ließ erwürgen / dann daß ich meinen Landfürsten verlaugnet aber daß ich ain Stat verriet. Nun hab ich ain zeytliche narung / mit vil arbait von meinem Lantherren. Aber von got hab ich leyplich unn gaystlich gepurt taglich leben unn zeytliche narung / eer / gut / glauben und hoffnung / unn zusagung ewiges lebens. Ich waiß daß er mein gnediger herr ist wann er mich angstiget / solt ich da den tod fliehen / wann mir niemäts den selben herren nemen woelt unn mich zwigen / ich soelt im sein unbetrieglich wort verklaynen / laugnen / unn verwerffen. Das der tyrannisch unn vermaint bapst Leo der x. zuthun understeet / wer ich nit ain boeßwicht / ain verraeter / wann ich meinem gnedigisten Churfürsten ainen brieff (den mir sein G. bevolhen / und zu dem ich mein verwaldung verhayschen hett) / hinwürff und abschwür. soll ich dann die haylige geschrifft abschweren und verwerffen.

Ich hab durch meine Gevatern oder Doten (so mich auß d’ tauff gehoben / als / unn eer ich getaufft ward) got unn Christlicher kirchen verhayschen / bey dem glauben zu bleiben / unn zu sterben. Nun ist der glaub inn der hailigen geschrifft / als inn ainem beschlossen garten behalten / wie kann ich dann on zerrüttung meines aydes und glaubens die schrifft widerruffen.

Ich geb eüch zuerkennen / daß ich auch inn zeiten meiner vernunfft mich vil mals d’ hailigen gschrifft hab mit ayden verpunden / von ir nit zutretten. Soll ich nun die artickel verlaugnen die der ungelert Bapst verdampt hatt / unn ich waiß / daß sy inn der Biblien gegründt / ia dar zu das ich etlich mit worten und sententzen / unn fingern deütten kann: Warumb müget ir begern (daß ich mich doch nitt versehe) daß ich (mir zu ewiger verreterischer schand und schaden) die selbe verlaugnen / unnd mein vil gelübd und ayde zerbrechen solt: Ich wer inn allem rechten ain boeßwicht / unnd lanndflüchtiger schalck / so werent ir unredlichen frewndt / wann ir von mir gesynnen dürffennt / daß ich nit fewr unnd zangen leyden solt. Ich will kayn warhayt vernainen / sonderlich der ich veraydet bin / ob alle teüffel mit dem Bapst wider mich kemen / dar zu würd mir gott wol helffen:

Ja moecht yemands sagen / der Bapst versteet die Biblien auch wol / aber du hast ain dollen stoltzen verstanndt / dar zu antwort / Lieber freünd ich hab den text der hayligen Biblien die klar seind / unn mag sie nit allain aingelerter / sonder auch ain lay der sy hoeret lesen vernemen. So hab ich auch zu Leyptzigk gemainlich mein antwurt und argument auß der Biblien unn auß den biechern Augistini / Hyeronimi / Ambrosij / Bernhardi / Gregorij / Cipriani / Cirilli / und andern gelesen / alle verdechtickait der ketzerey von mir zuschieben / zufliehen / unn ab zuwenden. Das werffen mir meine feinde zuschanden für / wie wol ichs meiner eer zu gut gethan / unn das zufürkommen / das mir yetzt begegnet / damit kayner sprechen moecht / er versteet die schrifft nach seinem aygen hirn unn kopff / und daß mich der Bapst nit künd als ain ketzer verdamnen / er verdamm dann auch die sewlen Christlicher kirchen / so ich yetzt vermelt hab. Aber wie ir vermercken werdet / der grymmig wiieterich Leo der Bapst hatt doch der keins angsehen / unn will mich wider got / recht / unn eer von der Biblien dringen / das soll er nit vermoegen / unnd wann er gleych ain fewer mechte / so groß als das erdtrich:

Wo ir den Loewen auch zufallen / und eüch mit unnützer sorg belastigen würdet / solt ir wissen / das mein betruebnuß euch zu eren kommen wirt. Die Apostlen danckten got / unn giengen von dem ratt der Juden inn freüden / das sy got wirdig achtet umb den nemen und wort Christi zuleyden / warumb solt ich mich und ir mit mir auch nit erfreüwen von wegen unnsers erloesers zu leyden: Ich wayß doch das kain leyden der zukunfftigen glorien wirdig ist. Darumb frewet eüch mit mir / daß mich got beriiefft umb seines worts wegen zu leyden:

Werdent ir aber eüch waich machen / und understeen / mich abzuhalten / so werd ich eüch sagen / wie Moyses gesagt. Der gesprochen hatt zu seinem vatter und mutter / ich ken euch nit / und zu seinen bruedern unn schwestern / wayß nichs von eüch / und die ir kinder nit gekent haben / die haben dein verpündtnuß / dein wort / und dein gericht gethan unn behalten: Der halben wil ich eüch auch verlassen / und wo ir sprechen dürfft / lieber son oder oehem volge dem Bapst / so darff ich wider sagen: Wer bistu / behuet mich got vor dir / und deinem rat. Soelt der bischoffshuet vor irrthumb gut sein / so hett Christus Annas und Cayphas unbillich widerstrebet: Ich kenn inn diser sach weder vatter noch mutter. Ich volg aynigklich goetlicher geschrifft / die kan nit irrren / die kann mich nit betriegen / ob ich gleych schand spott / armut / unnd elend dulden muß / das will ich gern thun. Ich will mich meines Archidiaconats / aller guetter so ich hab / gutwilliglich verwegen / vatter und mutter / bruder und schwester verzeyhen / alles gelassen an leyb unn seel / das mich von goetlichen zusagungen zeücht oder fernet. Ich wayß das ich gelassen sein muß / unn das ich alle creaturen gelassen muß / unn darauff kainen engel vertrawen / so er mich anders lernen oder gebenedeyen wil dann inn der Bibel beschriben ist / alles das ain Engel auß dem hymel anders lernet / dann die hailig geschrifft innhelt / das ist ain vermaledeyung / ain grauß unn has / unnd bann und acht vor gott / warumb solt ich dann ainem menschen / der nit vil inn der hayligen geschrifft studiert hat zufallen / so er mich anders / dann inn der hayiligen geschrifft geschriben lernn woelt.

Ist aber der Bapst frumm / und ain Christ / so zaige er schrifften / und werff mein leer mit dem wort gottes umb. Mein leer hab ich allweg auß der Bibel genommen / unnd kann sy inn der geschrifft beweysen. Ich hoff der allmechtig gott werd mir gnad verleyhen und eingeben / damit ich von seinem wort nitt abtrett / ob es gleych alle meine feynde verdriessen würd.

Ich gedenck an das wort Christi / der also spricht: Ir solt nitt maynen das ich kommen bin / frid auff das erdtrich zuschicken / ich bin kommen das schwert zusenden / das selbig schwert taylet kinder von oeltern / und weiber von mennern / brueder von schwesteren / ia die seel vom leyb / als geschriben. Das schwert zertrent seel und leyp / und setzet den menschen gar unnd gantz inn goetlichen willen mit lieb / hoffnung / und glauben / also das in weder spott / noch nott / weder schwert noch geferd / weder reder noch fewer von gott abtaylen müge. Es entsteent inn dem menschen unzoelige seüfftzen unnd schmertzen / wann er das schwert recht inn die hende des glaubens nimpt / dann das ist das schwert welches mich von dem Bapst yetz getaylt / und den Bapst von der Christenhayt taylen wirt / das uns Christus geschickt / unn dar von er geschriben also. Aber yetz imm anfang des tods / welcher ain taschen oder ain beütel hat / und der nit ain seckel oder brotsack hatt / der verkauff seinen rock / unnd kauff im darumb ain schwert. Was ist das für ain schwert. Hoer was Christus sagt.

Das ist das schwert / Die geschrifft muß erfült werden:

Also hoer ich / daß die geschrifft das schwert ist / das wir erkaufen soellen / und daß das selbig schwer erfült muß werden mitt leyden / mit blut und mit todt. Ja herr es ist recht: Von des selben schwerts wegen / muß ich meinen sack geltbeüttel / unnd klayder / das ist das klaynste / und das ausserlich groß gut / unnd dar zu haut unnd har lassen: Mir moecht villeycht mein alter Adam zutragen / bitt gott daß er den koelch des thodts von dir neme. Aber der gayst wirt sprechen: Mein herr / nit wie ich / sonder wie du wilt. Von wegen desselbenn schwerts / das ist das wort gottes (das mich von vatter / mutter / bruder und schwester / und von aller freüntschaft abtaylet) dürfft sagen:

Christum findt man nit under der freündtschafft / sonder inn seinem Tempel / dar inn sein wort klinget unnd erschillet / da sich die Phariseyer und gleyßner / der Bapst und seine Gecken / wundern / und nerrisch werden. In dem selben Tempel (der ein gelassen mensch ist) wirt got. Christus unser herr ist gefunden. Ich werd Christum inn disem fall bey euch betruebten freünden nicht finden / werdent ir aber mir zu schreyben oder einblasen. Lieber freündt / das sey weyt unnd fern von dir / daß du von dem Bapst zu Rom solst gefangen / zergentzet / unnd ertoedtet werden / wie der ainfeltig Petrus zu Christo saget. Herr / das sey fern von dir / daß du zu Jerusalem solst von den iuden gefangen / gegayßlet / und erwürget werden. So solt ir übel hoeren: Dann wie wol Petrus ain gut weltlich unn natürlich maynung hett / wie er oder ander Christen moecht haben:

Dannoch sagt Christus zu Petro: Gee vonn mir du Sathana / du teüffel / du verhinderer / dann du versteest nit was gott wil haben / sonder was der mensch ist: Inn solcher weyß werde ich euch anntwurt geben / so ir zu mir sprechen dürfft. Lieber stell ab / die leut maynen dich nit wol / die dich mit dem wort gotes an den Bapst woellen pinden / was ist es du werest wol bliben unn eer gehabt: Ir teüffel alle geent von mir / ir wissent nitt was goetlich ist. Hatt nit der frumm Christlich und hochgelert Doctor Johan Huß / ain bitter schwert genommen unnd gelitten / sy haben in umb sein gutte gerechte leer / wie dann der merer tayl seiner artickel inn der schrifft steent verdampt / unn dem starckem märter ainen hut vol gemalter teüffel auff gesetzt / unn also inn spoetlicher weyß verbrannt. Ich fürcht ich muß auch noch ain solicher verhoenter bischoff / wie wol unverschult werden / das wurde meine freünde gar übel beyssen. Doch troestet mich die schrifft aber / Christus inn seinem wort sprechende. Du darfst nit gedenncken / das ich kommen bin frid zumachen / dann ich bin darumb kommen / das ich den menschen wider seinen vatter schayden will / unn den sun gegen seiner muter setzen Der halben muß ich liebe freünde wider eüch sein / so ir mich von dem wort gotes woelt helffen abziehen.

Was wolt ir eüch aber zeyhen / die sach ist redlich unnd Christlich / und so hoch / daß ich nit wirdig bin / irer halben zu leyden / woellen ir aber noch weytter / inn ewer flaischlichen lieb verharren / so kenn ich ewer nit / unnd bin wider eüch / wie auch wider den bapst / der nit mein vatter wie er sich schreibt / sonder mein wolff ist. Dann Christus spricht klar. Welcher vatter und mutter mer liebet dann mich / der ist mein unwürdig. Ich hab die hailig geschrift vorhanden / darinn lebet unn wonet Christus wie er inn ainem Tempel ist / dreth ich zu dem Bapst / so verließ ich Christum in d’ gschrift / werdent ir dem Bapst anhengig sein unn ich woelt mich an eüch heften / so würd ich Christo hessig und ain feind werden: Gedenckt das die dochter Jepte irs vatters gelübd auch erfillen / die mich vor d’ tauf got verpflicht haben. Ja ich muß nit allain eüch / sonder mich selber gelassen / ich darff mich meines leybs unnd lebens nichs annemen.

Ich soll mir übel thun und verdrieß zu dem tod willig tretten: Dann Christus spricht. Welcher sein Creütz nit nympt / unn folget mir nach / der ist mein unwirdig. Das wort Creütz bedeüt leyden / verachtung / hon / spott / verlachen / sterben / verderben. ia niderfaren inn die klüfften der hellen / doch nach goetlichen gefallen / bedeüt auch daß ain korn Christi absterben mueß:

Nun sagt Christus / daß wir das Creütz annemen / und im nachfolgen / darumb ist von noetten / daß wir entlich auff das Creütz (das ist auff elend und schmertzen) gehefft werden:

Der halben solt ir eüch nit bekümmern / ob ich gleych auff aynen rost gebunden und verbrant würd. Ist doch Christus ain rayner mensch unnd got gewest / unnd hatt sich nit geschemet an ainem galgen zuhangen und sterben:

Wie wol ich nach dem Creütz meines alten Adam halbenn nit gedenck zulauffen / ich senn mich auch nit sonnderlich nach dem fewr. Der halben will ich (wie David vor Absolon geflogen vor dem Florentinischen Loewen von ainer statt inn die annder fliehen. Werde ich gnad inn den augen des herren finden / so wirt er mich wol wider bringen unnd behueten. Wirt er aber sagen: gefellest mir nit / so bin ich gegenwertig das soll geschehen / daz gut ist inn seinem willen / ob mirs gleych bitter und herb / gallen und ayter ist. Es ist tausent mal nützer / ich neme das Creütz und leyd ain schmalichen unn schmertzlichen tod / dann daß ich des wort gottes abschwoer und verleügnen Christum. Dann ich wayß werd ich mein seel von wegen des worts Christi unnsers herren und gottes verderben und sterben / so werd ich sy ewigklich bewaren / werde ich aber mein seel allhie finden / dz ist / werd ich sy also lieben / daß ich leyden unn elend fliehen will / und das wort gotes felschen oder vernaynen / so werd ich mein seel verderben: Nun hoerent und merckent liebe freunde / soll ich mich selber gelassen / von wegen goetlicher eer / warumm solt ich eüch nit lassen unn verleügnen / wann ir mich von dem wort gotes abwendig machen wolt: Ich wayß / das ich kain iunger und nachfolger Christi kann geseyn / ich laß dann vatter und muter / bruder unn schwester alle freünd / und mein aygen natur / haut und har / es muß alles sein gelassen / das inn mir / und auß mir ist / alles das mich am hymelreich an seel und an leyb hindert:

Das verleyhe mir der guetig gott Amen: Dann ich wayß das kain groesser tugent auff erden und inn hymlen ist / dann gelassenhait. So ainer all sein gut / eer / freünd / leyb / unnd seel verlasset: Wann ich auch imm mittel der flammen brennet / und hett nit gelassenhait / so wer mir mein leyden unverdienstlich / das ist / wann ich gott nit liebet / und inn in getrawen / trost / glauben und hoffnung setzet / so were ich wie ain glocken die erschillet.

Christus spricht. Kayner mag groesser liebhaben / dann das er sein leben für seine freünde setze: Ich hab freünd inn Christo (die das edel blut Christi gemacht) von der selben wegen (auff das sy nit inn gottes wort abnemen) soll ich leyden. Kayn ubel / fewr oder todt / kann on goetliche liebe fruchtparlich geschehen. Ursach / welcher gott recht liebet der sucht inn leyden und wercken / inn siessickait unnd bitterkayt nicht annders / dann gottes eer. Welcher aber sich selber inn seyn augen stellet / und meynet sein aygen glorien / der liebet sich / und nit gott / unnd dienet got nit mit kaynem leyden / oder auß wercken. Der halben spricht Paulus: Wann ich ain glauben der wunderzaychen hett / daß sich die berg auff mein gebott inn das moer truegen / und hett nit goetliche liebe / unn mich selber haßt / so wer mir der glauben unnütz. Der halben Christus unns inn hochem fleyß vermanet sprechende. Welcher nach mir will volgen / der soll sich selber verlaugnen / unn trag sein creütz täglichen / und volge mir nach.

Ist es nit ain schmertzlich ding / daß ich mich kains leydens darff annemen / als hett ich von mir selber was außgericht:

Will ich von gotes wegen ettwas leyden / oder ain Creütz tragen / so muß ich zuvor mein verlaugnen / unnd mich selber verlassen.

Ich muß meynen willen gantz unnd gar inn den goetlichen willen versencken / unn aygnen willen inn allen dingen ertrencken. Also muß ich woellen / wie gott will: Der halben hatt er allen wercken und leyden / unn den personen selbs die gelassenhayt für gesetzt / sprechende. Welcher nach mir kommen will / unnd mir nachfolgen / der verlaugne sich selber. Sich unnd hoer wie die werck von unnserm aygen willen agfallen. Witlu von dem leyden hoeren / so merck was er von dem Creütz redt.

Er soll sich selber verlaugnen / unn sein Creütz auff sich fassen: Welcher sich mein schaemet unnd meiner reden des will ich mich schaemen: O wie hart ist das d’ natur / die natur woelt sich selber gern mainen / unn schemet sich natürlich gotes eer / darumm sagt Christus. Er muß sich selber verlaugnen. i. er muß sich schaemen / und mich suchen und loben / dann so ainer inn wercken oder leyden sein aygen eer suchet / so sucht er aygen nutz / und verlasset sich nit allenthalben. Du must ye dich in deinem Creütz nit bekennen / sonder allain gott durch Christum. Du must dich vernaynen / nit beruemen / dan die Apostlen freweten sich von wegen des namens Christi zu leyden / doch straffet sich Paulus do er zufest inn der glorien seines leydens hafft sprechende. Ich bin unweyß gewest daß ich zu vil froelich gewest bin / unn zu vil imm leyden gloriert hab. Es muß mir alle creatur / sy sey sieß oder sawr / herb oder milt / auß meinen augen gezogen sein: Ich darff mir auch selber nit inn den augen steen / sonder allain Christus / der soll mir vor meinen gedancken unnd augen schweben und auff im soll ich steen / sunst auff nichs anders.

Nun die weil ich alle werck / mein leyden unnd todt / ia mich selbs verlaugnen / unnd mich mir froembd machen soll / soll sich weder mutter noch freünd / weder Bapst noch bapsts mutter understeen / daß ich in oder sy vor augen habe / unnd das wort gottes verlasse / ee will ich zangen / reder / unnd den aller grawsampste todt erleyden: Christus unser herr hatt klärlich außtruckt / wie die gelassenhaytt sein soll: Er saget. Welcher seinn seel nit hasset / der kann nit mein iunger sein. Ich soll ain hoerten / ernstlichen / und gestrengen haß unn neyd wider mich selbs haben / wann ich die stymm meines herren erhoer unnd merck doch mich mein seel abzeügt unnd verhindert. Nayn liebe seel / und lieber leyb / ob ir wol ungern sterbent / und woellent daß ich dem wort gottes nit nachfolg / dannocht will ich Christo troestlich nach geen / biß inn den tod. Die weyl ich zuvor wayß / daß ir baid mit mir ain kampff haben / unn ich eüch lassen soll / dann ich waiß wann ich mir selber nit schaden zufüeget / der teüffel unnd seyn Bapst vermoechten mir nit schaden. Wann ire / du flaysch und blut / unnd du alter Adam gern stürbent / was würde oder künde mich der todt bekümmern.

Ich wayß daß mir nit auß bleyben wirt / das täglich anfechten so ich ertrag / nemlich / Ja gottes warhayten und gelübden seind wol gerecht / und betriegen niemants / aber ich bin kainer der dar zu versehen. O du boeses flayschs / du wuester feind comcupiscentia / wie manigfeltig irrestu mich: Got ist barmhertzig und mechtig zugeben / und will auch allen den geben / so im glauben bitten / und zweyflen nit / daß er sy geweren werd. Darumb will ich dir (du boeser Adam) zu verdrieß gott glauben / dich und alle meine freünde neyden / und mich gegen eüch als meinen feinden woeren.

Mich soellen auch meine sünde (der ich vil gethan) hoechlich ursachen unn anzunemen / doester gedultiger und lieber hon / und spott zuleyden / Der thodt soll mir ain gesunde artzney sein / so wayß ich auch / daß die geschrifft nitt leügt / die sagt. Welcher sein seel inn diser welt hasset / der behüet sy zu dem ewigen leben. Item Christus ist kommen / die sünder selig zumachen. Item / das ist das lemble / welches die sünnde diser welt tregt. Item / gedenck du der sünden / so will ich ir vergessen / und entlich auff diser zusag. So ir inn mir bleybent / und meine wort inn euch bleyben / alles das ir bitten werdent / wirt eüch gegeben. Auff disen unnd anderen troestlichen zusagungen will ich steen wie auff ainem velsen. In Christo nit glauben / hoffnung / und lieb / so vil mir verliehen wirt fest bleyben / und kayn ungestuemmickayt fliehen / und inn gott groesser zuversicht sein / er werd mich gnedig inn seinem wort halten / und nach erlittem tod / mit ewigem leben versehen. Das helff mir unnd unß allen der guetig gott.

AMEN.

Das hab ich eüch von fleyschlicher lieb unnd forcht zubrengen / im boessten / damit ir den zorn gottes emfliehet / geschrieben demueticklich bittende / ir woellet euch kayn nachred lassen betrüeben / unnd die sach gott mit innigem gebett befelhen / das verdiente ich geren: Da mit gott bevolhen.

Aus dem Original abgeschrieben

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