Kapff, Sixtus Carl von - Am Neujahrsfest.

Kapff, Sixtus Carl von - Am Neujahrsfest.

Text: Jes. 9, 6.

Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, welches Herrschaft ist auf seiner Schulter; und Er heißt Wunderbar, Rath, Kraft, Held, Ewigvater, Friedefürst.

Friede sei mit Euch! Mit diesem Neujahrswunsch begrüße ich euch an diesem Morgen. Friede sei in unserer ganzen Gemeine, Friede in euren Häusern, Friede in euren Herzen, Friede mit GOtt, mit allen Menschen, mit dem eigenen Ich, Friede von GOtt, unserem Vater, und von dem HErrn JEsu Christo, in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes! Der heilige dreieinige GOtt gebe euch auch im neuen Jahre Friede allenthalben und auf allerlei Weise, Heil und Segen, Ruhe und Freude, Glück und Gesundheit nach Geist, Seele und Leib, aber auch Kreuz, - wo es nötig ist, und was für Zeit und Ewigkeit euch gut und heilsam ist. Das wünsche und erbete ich den lieben Vorstehern und den Lehrern unserer Gemeine, Männern und Weibern, Jünglingen und Jungfrauen, Knaben und Mädchen, Witwen und Waisen, Fröhlichen und Betrübten, Gesunden und Kranken; euch Alle besuche der Aufgang aus der Höhe, und der Friede GOttes, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo JEsu! In Christo - denn Er ist unser Friedefürst. Diesen Namen bekam Er nach unserem Texte über 700 Jahre vor seiner Erscheinung auf Erden. Daher kündigten auch die Engel bei seiner Geburt als die herrliche Frucht seiner Menschwerdung den Frieden auf Erden an, und kurz vor seinem Abschied von der Erde hinterließ Er als sein Testament den Frieden, da Er Joh. 14, 27. sagt: „den Frieden lasse Ich euch, meinen Frieden gebe Ich euch, nicht gebe Ich euch, wie die Welt gibt (einen Frieden voll Unfrieden); euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“

Weil Er unser Friede ist, deswegen sollen wir keine Furcht haben, sondern getrost ruhen in Ihm, der uns zuruft: „in der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Angst gibt es in der Welt vielerlei. Auch der Wechsel zweier Jahre bringt gar manche Sorge mit sich. Bleibt aus dem verflossenen Jahre nichts, das in der Ewigkeit uns zum Schaden gereichen könnte? Und was wird das neue Jahr bringen? Was birgt es in seinem dunkeln Schoß? Welche Trübsale warten auf uns? Wie leicht können auch in diesem Jahr wieder Krankheiten uns und unsere Kinder treffen, vielleicht uns hinüberführen in die Ewigkeit! Und wie werden wir bei so vielen Versuchungen bestehen in der Treue gegen den HErrn?

Auf solche sorgende Fragen antwortet unser Text, so wie die bisherige Weihnachtszeit: „Uns ist ein Kind geboren und ein Sohn ist uns gegeben, der heißet: Wunderbar, Rath, Kraft, Held, Ewigvater, Friedefürst.“ Dass das uns Allen gelte, bezeugt die Geschichte des heutigen Tages. Die Beschneidung JEsu gilt uns so, wie seine Geburt und sein Tod. Wer getauft ist, der ist mit Christo beschnitten, also mit Ihm aufgenommen in den Bund GOttes, in welchem Alles enthalten ist, was der heilige JEsusname uns verheißt. Als unser Seligmacher ist Er nach unserem Texte unser ewiger Friedefürst, und das ist Er als der Wunderrat, als der Gottheld, als der Ewigvater. Darüber denken wir weiter nach, indem wir betrachten:

JEsus unser Friedefürst,

1) beim Rückblick auf das verflossene Jahr, 2) beim Hinausblick auf das neu angetretene.

Gott ist getreu! ich wag' es denn auch heute
Auf dich, o Vater, denn ich bin dein Werk,
Mein JEsu, auf dein Blut und Osterbeute,
Gott heil'ger Geist, auf deine Gnad' und Stärke.
Ich bin nichts wert, o das bekenn' ich frei!
Weg, Eigenwerk, dein Schimmer reicht nicht weit! Mein Element ist nur Barmherzigkeit,
Daraus entspringt der Trost: Gott ist getreu.

Amen.

I.

JEsus unser Friedefürst - das bezeugen uns die Wohltaten des verflossenen Jahres, und über die Leiden und Sünden desselben bezeugt es uns der heilige JEsusname, den wir heute feiern.

Auf die Wohltaten GOttes blicken wir billig zuerst zurück und lassen uns dadurch zum Lob seiner Gnade und zu gläubigem Vertrauen für die Zukunft erwecken. Denn alle Wohltaten, für die wir heute dem HErrn zu danken haben, verkündigen uns den ersten Namen, den JEsus in unserem Texte erhält: „Wunderbar.“ Als wunderbar ist Er in unsern bisherigen Weihnachtsbetrachtungen uns erschienen, besonders in der letzten, da wir seine ewige Gottheit erwogen. Unter allen Wundem GOttes ist das größte die Menschwerdung GOttes in Christo und sein Tod. Dass Welten entstanden auf sein bloßes Wort, dass Er die Elemente lenkt mit seinem Wink, dass Er Wasser in Wein verwandelt, und Krankheit in Gesundheit und Tod in Leben, das ist wunderbar, groß und herrlich. Aber viel wunderbarer ist, dass Er, der Schöpfer aller Dinge, in unser durch die Sünde so schändlich verunreinigtes und verdorbenes Geschlecht hereingekommen ist. Was wir täglich durch seine wunderbare Regierung der Welt zu genießen haben, Leben, Gesundheit und Alles, was zu des Lebens Nahrung und Nothdurft gehöret, auch die Bewahrung vor so vielem Bösen, das ist wunderbar; aber viel wunderbarer ist, dass Er uns täglich segnet, mit allerlei geistlichen Segnungen in himmlischen Gütern, mit Vergebung aller Sünden, mit Kräften des Geistes, mit seligen Hoffnungsblicken in den Himmel hinein, wodurch ein elender, sündiger Erdenmensch umgewandelt wird in einen seligen, von der Sünde freien, in GOtt innerlich verklärten Geist.

Bedenken wir alle diese Beweise der Liebe JEsu, alle Segnungen im Gebet und aus seinem Wort, alle Freuden in der Gemeinschaft der Heiligen, alle Tröstungen in Trübsal, alle Bewahrung in Versuchungen, und Alles, wodurch der HErr uns die Erdennot leicht gemacht, den Himmel aber nahe gebracht hat, so steht in jedem der 365 Tage, ja in jeder der 8760 Stunden des verflossenen Jahres ein Denkstein vor uns mit der Inschrift: „JEsus Wunderbar.“ Wo waren wir ohne seine Hülfe? Was wir sind, verdanken wir Ihm und der Liebe, mit der Er uns geliebt hat bis in den Tod. So predigt uns Alles, was wir im verflossenen Jahr zu erfahren bekamen, dass JEsus unser wunderbarer Friedefürst sei.

Das dürfen wir freudig festhalten, auch bei so manchen traurigen Erfahrungen, auf die unser Auge heute mit Wehmut zurückschaut. Das vergangene Jahr war für viele Familien in unserer Gemeinde ein recht schweres Jahr. Unter den 23 Geburten waren die meisten schwer und von traurigen Folgen begleitet; gestorben aber sind noch in keinem Jahre, seit unsere Gemeinde besteht, so Viele, wie im vergangenen Jahre. Während sonst ungefähr 11 starben, haben wir in diesem Jahre 22 aus unserer Gemeinde und 14 Auswärtige von uns scheiden sehen. 36 Gräber! Wie manche Träne ist da geflossen! 8 Ehen wurden getrennt für diese Zeit, und kräftige Naturen sind aus der Blüthe des Lebens hinweggerissen worden. Und wie viele unserer Kinder hat der Tod bedroht, da ihrer wohl hundert von Einer Kinderkrankheit heimgesucht wurden! Wie mancher Seufzer bei Tag und bei Nacht ist unter diesen Nöthen aufgestiegen! Auch dass das Feld sein Gewächs nicht so reichlich gab, hat hie und da Sorgen gemacht. Wie manchen Seufzer aber hat kein Mensch gehört, und wie manche Träne ist im stillen Kämmerlein geweint worden in Sorgen und Leiden, die Niemand sah als der Herzenskündiger. Manche Familie und manche Seele aus unserer Mitte könnte von besonders schweren Erfahrungen dieses Jahres reden und könnte sagen: es war mir, wie wenn ein Berg in's Meer fiele, als dieses Jahr in's Meer der Ewigkeit hinabsank. Und doch ist JEsus unser Friedefürst auch in allen diesen Schmerzensumständen. Und auch für unsere Grab- und Sorgensteine ist die Inschrift: „Wunderbar, Rath, Gottheld, Ewigvater.“

Wer nun die Kraft des JEsusnamens erfahren hat, der kann auch der Trübsale sich freuen, sich ihrer sogar rühmen; denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maaßen wichtige Herrlichkeit, wenn wir nur recht auf das Unsichtbare sehen und nicht auf das Sichtbare. Und das lernt man eben in der Trübsal. Wohin kämen wir ohne Kreuz? Als elende Erdenwürmer würden wir uns hier einbauen, und möchten lieber Alles, als sterben. Denn wem es so wohl ist auf dieser Welt, der verlangt nicht Viel nach dem Himmel; deswegen schneidet der HErr die irdischen Bande ab, damit wir an die wahre Heimat fester geknüpft werden. Da geht dann oft ans dem schwersten und bittersten Kampfe der schönste Friede hervor. Das haben gewiss auch Manche von uns in den Trübsalen des letzten Jahres erfahren. Wie durch ein Gewitter die Luft frischer und belebender wird, so atmet auch das Herz mehr Himmelsluft, wenn es in die Gemeinschaft des Leidens JEsu eingegangen, wenn es wieder zu einem Sterben des alten Menschen gekommen ist, wozu Trübsale aller Art, besonders auch die Bitterkeiten, die uns von Menschen gereicht werden, uns dienen müssen. Je tiefer wir gedemütigt werden, desto mehr kann der HErr uns erhöhen, und Trübsal bringt Geduld, Geduld bringt Erfahrung, Erfahrung aber oder Bewährung bringt Hoffnung, und Hoffnung lässt nicht zu Schanden werden. In dem Allem erweist sich der HErr als „Wunderbar, „ - denn Er weiß aus bösen Sachen immer lauter Gutes zu machen, denn Alles lenkt Er zum Besten derer, die Ihn lieben.

Aber lieben wir Ihn denn auch wirklich? Gibt das verflossene Jahr uns hierüber ein gutes Zeugnis? O Geliebte, was zeigt uns eine genauere Selbstprüfung? Wie viele Untreue gegen Den, der uns so treu geliebt, wie viel Undank für so viel Gnade, wie viel Abweichung von dem heiligen Willen, der doch nur unsere Seligkeit ist, wie viel Befleckung mit Dingen, die wider die Seele streiten, wie viel Hochmuth und Eigenwille, wie viel Lieblosigkeit, Eifersucht und Unredlichkeit! Wie viel träger, irdischer, fleischlicher Sinn, kurz wie Vieles, das vor dem Richterstuhl Christi uns verklagen kann! Ist Er auch darüber unser Friedefürst? Wir dürften es nicht hoffen, wenn unser Text nicht sagte: „Uns ist ein Kind geboren und ein Sohn ist uns gegeben.“ Das ist der JEsus, dessen Beschneidung uns heute versichert, dass in Ihm wir aufgenommen sind in GOttes Gnadenbund, wie es schon in unserer Taufe geschehen ist, kraft der wir den JEsusnamen uns zueignen dürfen in der vollen Bedeutung, dass Er uns als sein Volk selig macht von unsern Sünden. Für Sünder ist Er gekommen; aus der tiefsten, ewigen Noth, aus der kein Mensch und kein Engel helfen kann, daraus will JEsus helfen. Und Er kann es, denn Er ist nach unserem Texte der Gottheld. So lauten die Worte „Kraft, Held“ 'nach dem Grundtext. Gottheld oder der „starke GOtt, „ der einhertritt in seiner großen Kraft und lehret Gerechtigkeit, und ist ein Meister zu helfen (Jes. 63, 1.).

Wo Alles verloren war, da hilft Er als der wahrhaftige GOtt und als das ewige Leben, als das Leben, das sich für uns in den Tod gegeben, unsern Fluch und unsere Schuld getragen und uns so mit GOtt versöhnet hat. Als der Starke hat Er den Satan und den Tod bezwungen und der Sünden Sold bezahlt; als Mensch hat Er die Strafe getragen an unserer Statt, und als GOtt hat Er alles Gericht ausgeführt zum Siege und ewige Gerechtigkeit wiedergebracht. Denn es ist das Wohlgefallen gewesen, dass in Ihm alle Fülle wohnen sollte und Alles durch Ihn versöhnet würde zu Ihm selbst, es sei auf Erden oder im Himmel, damit dass Er Friede machte durch das Blut an seinem Kreuz durch sich selbst (Kol. 1, 20.). Dadurch ist Er auch im Sündenelend unser Friedefürst, und wo kein Trost wäre im Himmel und auf Erden, wo nichts als die Schrecken des gerechten GOttes vor uns stünden, da tröstet Der, der am Kreuz Friede gemacht hat zwischen GOtt und den Menschen. Sein Blut macht uns rein von aller Sünde; das dürfen wir auch über die Sünden des verflossenen Jahres glauben, so wir nur überhaupt recht glauben an Ihn und Ihm als dem einzigen Heil uns überlassen und in Liebe uns Ihm hingeben. Dann wird gewiss auch über alle Sünden dieses Jahres uns die Verheißung erfüllt: „Dein Friede wird sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen“ (Jes. 48, 18.). So, im Glauben an JEsum, als den großen Friedefürsten, können wir mit David singen: „Lobe den HErrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen, lobe den HErrn, meine Seele, und vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat, der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöset und dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit.“ Mit solchem Sinn des Lob und Dank erfüllten Glaubens an JEsum, als unsern treuen Friedefürsten, können wir dann auch

II.

einen fröhlichen Hinausblick auf das neu angetretene Jahr tun. Ohne JEsum träten wir in das neue Jahr ein wie ein Schiffer, der in schwarzer Nacht ohne Licht, ohne Kompass und ohne Ruder in das sturmbewegte Meer hinausfahren müsste. Von jeder neu heranbrausenden Welle müsste er den Tod fürchten: so auch wir von der Welt und ihren Versuchungen, von der Sünde und den bösen Gedanken und Begierden, von unserer fleischlichen Natur und von den Einflüssen des Satans. Wie wollten wir durch diese Gefahren durchkommen, wie unsere Seelen rein, unsern Glauben fest, unsere Liebe treu, unsere Hoffnung ungetrübt bewahren? Und wie viele Nöthen von außen könnten uns bange machen? Wenn das neue Jahr wieder so schwer wäre, wie das alte, wenn Krankheiten, Nahrungssorgen und andere Trübsale und Hebungen uns niederdrückten, oder wenn im Lauf dieses Jahres der Ruf des HErrn an uns erginge und wir hinübertreten müssten vor seinen Richterstuhl, um offenbar zu werden vor Ihm mit Allem, was in uns ist, wie würden wir dann bestehen? Solche Fragen machen den Übertritt in ein neues Jahr sehr ernst. Wir haben gestern Abend aus dem Munde Mosis den Seufzer zu GOtt gehört: „Du lassest sie dahinfahren wie einen Strom, und sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das frühe blühet und bald welk wird, und des Abends abgehauen wird und verdorret. Das machet dein Zorn, dass wir so vergehen, und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahin müssen“ (Ps. 90, 6.7.).

Bei solchen Blicken in die Zukunft tut es uns unaussprechlich wohl, in JEsu, als dem vollkommenen Friedefürsten, ruhen zu können nach den Worten unseres Textes: welches Herrschaft ist auf seiner Schulter, und Er heißt Wunderbar, Rath, Gottheld, Ewigvater.“ Vater der Ewigkeit wird JEsus vom Propheten genannt. Er heißt so als der, der nach Joh. 5 das Leben in sich selber hat, wie der Vater, als das ewige, selbstständige Wort, das von Anfang, d. h. von Ewigkeit bei GOtt und selbst GOtt war und ist und sein wird in alle Ewigkeit. Als Schöpfer alles geistigen und leiblichen Lebens, durch den GOtt auch die Äonen, d. h. Welten und Zeiten gemacht hat, als A und O, Anfang und Ende aller Dinge, trägt Er auch für uns Ewigkeit in sich, und erhebt so unsern Blick über alle Wechsel der irdischen Zeit, wie ein Fels im Meer nicht erschüttert wird von den Wellen, die an ihm vorüberbrausen. Sind wir in JEsu, dem Lebensfürsten, so können wir getrost sagen:

Fahr' hin, was heißet Stund' und Zeit,
Ich bin schon in der Ewigkeit,
Weil ich in JEsu lebe.

Hoch erhaben über Welt und Zeit hält JEsus Alles in seiner allmächtigen Hand, und seine Gnade bleibt ewig, wenn auch Himmel und Erde vergehen. Deswegen sagt der HErr Jes. 54: „es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.“ Und wenn es uns Sorge macht, dass wir immer älter werden und der Ernst des Lebens immer größer wird, so halten wir uns an das Wort des Ewigvaters, aus dem die zärtlichste Vater- und Mutterliebe uns anspricht: „Höret mir zu, die ihr von mir im Leibe getragen werdet und mir in der Mutter lieget: Ich will euch tragen bis in das Alter und bis ihr grau werdet. Ich will es tun, Ich will heben und tragen und erretten“ (Jes. 46, 2.). Und wenn der Wellenschlag des Stroms der Zeit unser Lebensschifflein unstet hin und her wirft: - ist nur JEsus auf dem Schifflein, so hat's keine Noth. Scheint Er auch je und je zu schlafen, zur rechten Zeit hört Er doch unser Schreien und gebietet dem Sturm und den Wellen: „Bis hieher und nicht weiter.“ Wie Er bisher als der wunderbare Rath und starke GOtt sich an uns geoffenbart hat, so dass alle Dinge, auch die bittersten und schwersten, uns zum Besten dienen mussten, so wird Er es auch ferner tun, und ruft uns daher heute zu: „Fürchte dich nicht, Ich bin mit dir, weiche nicht, denn Ich bin dein GOtt. Ich stärke dich, Ich helfe dir auch. Ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ Dazu ist die Herrschaft auf seiner Schulter, da Ihm alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. Ohne seinen Willen kann uns kein Haar gekrümmt werden. Und nie lässt Er weiter zu, als für uns gut- ist, und nie weiter, als wir tragen können. Wenn uns daher auch vor Manchem bange ist, das unsern Lauf durch dieses Jahr uns schwer machen könnte, wenn wir für uns und für die Unsrigen manche Sorge haben, so halten wir uns an die alte, oft erprobte Wahrheit:

Was GOtt tut, das ist wohl getan,
Er wird mich wohl bedenken,
Er, als mein Arzt und Wundermann,
Wird mir nicht Gift einschenken
Für Arzenei, GOtt ist getreu,
Drum will ich auf Ihn bauen
Und seiner Güte trauen.

Was auch das neue Jahr bringen mag, wir wissend zum Voraus: Alles muss gut sein, Alles zum Himmel führen, Alles mit GOtt mehr vereinigen. Das ist GOttes Absicht bei Allem, was Er uns zuschickt, und was GOtt will, das muss geschehen, wenn nur wir uns recht hergeben. Und die auf den HErrn harren, kriegen stets neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln, wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

So darf auch das, wovor uns am meisten bange sein muss, unser Ich mit seinen Sünden, uns nicht mutlos machen. Sind wir nur im Glauben mit JEsu verbunden, so fließt von Ihm täglich neue Kraft uns zu, das Fleisch zu überwinden, und je mehr wir Ihn lieben - und was sollte uns natürlicher sein, als das? - desto mehr wird seine Liebe in uns mächtiger werden, als alle Liebe der Welt und ihrer Güter und Freuden und aller Menschen. Als der starke GOtt lenkt JEsus auch die Herzen wie Wasserbäche, und wer nur im Glauben und in der Liebe sich JEsu ergeben hat und redlich in seinem Lichte zu wandeln sich bemüht, in dem schafft JEsus durch seinen heiligen Geist das Wollen und das Vollbringen des Guten, und verwandelt Schwachheit in Kraft, Sünde in Gerechtigkeit, Weltlust in Himmelslust; und eine Seele, die so mit Ihm in lebendigem Umgang steht, will Er verklären in sein Bild von einer Klarheit in die andere. Eine solche Seele hat auch den Tod, der sonst ein König der Schrecken ist, nicht mehr zu fürchten. Sind wir in JEsu, so ist Er unser Ewigvater und gibt uns ein Leben, für das es keinen Tod mehr gibt nach seinem Wort: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe. Ja, wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben.“ Der äußerliche Tod ist da bloß ein Friedensbote zur seligen Heimat. So war es dem frommen König Christian III. von Dänemark, dem der heutige Tag ein fröhlicher Todestag wurde. Am Christtag 1558, da er in seiner tödlichen Krankheit schlummerte, erschien ihm im Traum ein Engel, der zu ihm sprach: „Christian, hast du noch Etwas zu bestellen, so tue es bald, denn in acht Tagen wird dich GOtt aus deinem irdischen Reich in sein himmlisches versetzen.“ Beim Erwachen erfreute sich der König über diese Todesbotschaft. Als der Neujahrstag heranbrach, begehrte er das heil. Abendmahl zu empfangen, nahm dann von den Seinen Abschied, und verlangte, dass sein Beichtvater mit seinen Hofleuten ihm Grablieder singen. Da sie sich des weigerten, sagte der König: „so will“ ich mir selbst zu Grabe singen.“ Drauf stimmte er fröhlich die Lieder an: „Mit Fried' und Freud' fahr' ich dahin :rc., Mitten wir im Leben sind :rc., Nun lasst uns den Leib begraben :rc.“ Nachdem er ausgesungen, starb er fröhlich den Tod der Gerechten.

So ist JEsus unser Friedefürst beim Blick in die Zukunft. An Ihm fehlt es nicht, wenn nur wir es nicht fehlen lassen, wenn nur unser ernstliches Bestreben das ist, mit dem neuen Jahr neue Menschen zu werden, und auch das, was wieder alt, schläfrig oder gar tot geworden ist an uns, erneuern zu lassen durch den Geist JEsu.

Dazu ermahnt uns seine Beschneidung die wir heute feiern, und die eigentlich unsere Beschneidung ist, und uns zeigt, dass wir so, wie wir von Natur sind, nicht bleiben dürfen, sondern die Vorhaut des Fleisches, der natürlichen Selbstsucht, des Hochmuths und der Lust hinweggetan werden muss, und dass wir aus dem Leben der Natur in das Leben des Geistes in Gnadenbund GOttes verpflanzt werden und in diesem neuen Element immer mehr wachsen sollen, so wie ein Baum, um edle Früchte zu bringen, nicht bleiben darf, wie er von Natur aufgewachsen ist, sondern beschnitten und mit einem edlen Reis gepfropft werden muss.

Diese Beschneidung des Herzens und diese Einpfropfung des Lebens JEsu in uns - das wolle der Heilige Geist durch eine wahre Wiedergeburt bei uns Allen bewirken und dazu den heiligen JEsusnamen mit seiner ganzen Kraft innerlich in uns verklären, dass der in uns wohne, den wir heute begrüßen als den Immanuel oder GOtt mit uns, welcher ist Wunderbar, Rath, Kraft, Held, Ewigvater, Friedefürst. Ist Er in uns, dann hat das große neue Jahr in uns angefangen, in welchem Zeit und Ewigkeit Eins ist und das seine Vollendung dann erhält, wenn GOtt von seinem Throne herab das große Wort ausspricht: Siehe, ich mache Alles neu.

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