Kapelle, Ernst - Einweihungspredigt bei Wiedereröffnung der neu ausgebauten Unserer Lieben Frauen Kirche

Kapelle, Ernst - Einweihungspredigt bei Wiedereröffnung der neu ausgebauten Unserer Lieben Frauen Kirche

am 17. Juni 1827

Die Gemeine sang:
Lob, Ehr' und Preis dem höchsten Gut rc,

Chor.

Vor Dir, o Ewiger, tritt unser Chor zusammen,
Vor Dir, der höher ist, als aller Engel Namen!
Wie selig ist's, vor Dir empfindungsvoll zu steh'n,
Und Dich mit Einem Mund lobsingend zu erhöh'n!
Erheb' Ihn hoch, den Herrn, du frohe Schaar der Frommen
Laß rein dein Jubellied zu seinen Ohren kommen!
Er hört auch deinen Dank, wenn gleich um seinen Thron
Der ganze Himmel singt dem Vater und dem Sohn.
Allmächtiger, es sei von allen Menschenzungen
Zu Dir hinauf Dir Lob und Preis und Dank gesungen!
Wer ist, der Deine Macht, Unendlicher, versteht? -
Es füllt mit tiefem Schau'r uns Deine Majestät. -
Wo ist ein Gott, wie Du? - Allmächtiger, wir fallen
Vor Deinem Throne hin. - Von den Geschöpfen allen,
Die Du hervorgebracht, steigt im vereinten Chor
Der jubelvolle Dank zu Deinem Thron empor.
Sei von uns hochgelobt, Du Herr der Weltenheere!
Von unserm Chor hinauf in Deiner Engel Chöre
Schall' unser Lobgesang - Halleluja dem Herrn!
Wer preiset ihn nicht gern! -

Choral von vier Stimmen,

Stimmt in der Orgel Feierton,
Ihr Christen, heil'ge Lieder!
Lobsingt dem Vater durch den Sohn!
Er blickt mit Huld hernieder.
Sein ist der Tag, so lang' erharrt
Und Schauer Seiner Gegenwart,
Durchströmen Aller Herzen.

Die Gemeine.

Mit reinen Herzen kamen wir
Zu diesen heil'gen Mauern,
Wo frei das Herz sich hebt zu Dir,
Kann Sünd' und Welt nicht dauern.
Hier sind wir ganz, o Höchster, Dein, -
Von allen niedern Wünschen rein, -
So nah'n wir Deinem Throne,

Lobe den Herrn, o Seele! und was in uns ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, o Seele! und vergiß nicht, was er uns Gutes gethan hat! Der Herr hat unsern Mund fröhlich gemacht, er hat uns gekrönt mit Gnade und Barmherzigkeit. Herr, deine Ehre ist ewig, du hast Wohlgefallen an deinen Werken. Wir wollen dir, Herr! singen unser Lebelang und dich, Gott! loben, so lange wir sind. Unsere Rede müsse dir Wohlgefallen! Wir freuen uns deiner, o Herr!

Blicke denn auch jetzt freundlich auf deine Kinder herab und höre ihr Flehen, ihren Dank und Lobgesang! Wir wissen wohl, daß wir dir nichts geben können, und daß du unserer Opfer nicht bedarfst; aber wir würden uns auch nicht werth achten können so unverdienter Gnade, wenn unsere ersten Gedanken, Worte und Gefühle hier an neu betretener Stätte nicht deinen Ruhm und unsere Wonne auszudrücken versuchten.

Nicht uns, Herr! nicht uns, sondern deinem Namen gib die Ehre! Du hast zuvorgesehen, vorausbedacht, was werden sollte; die Menschen sind nur Werkzeuge deiner Allmacht, Weisheit und Liebe. Hättest du nicht Herzen und Sinne gelenkt, hättest du nicht die Gemüther erweckt und geneigt gemacht, hättest du nicht die Arbeiter erleuchtet und gestärkt, hättest du nicht dieß Werk zu deiner Ehre geleitet, geschirmt und gesegnet, ach, wie weit wären wir vielleicht noch von diesem heiß erwünschten Ziele!

Wir kommen mit Danken, o Herr! und mit Lobpreisen deines herrlichen Namens; wir sind mit Jauchzen und Frohlocken zu deinen Thoren eingegangen. Das hat der Herr gethan! rühmen wir, - der Herr hat Großes an uns gethan, deß sind wir fröhlich! Der Name des Herrn sei gelobt in Ewigkeit! - Nun sind wir wieder beisammen an gewohnter, trauter Stätte, - im fremden Hause wollte uns nicht heimisch werden. Hier kennen wir uns Alle, hier haben wir in brüderlicher Gemeinschaft so oft und gern dich angebetet, hier wollen wir aufs Neue uns innig, herzlich aneinander schließen, und nachholen, was versäumt ist, und mit erneuter Lust, mit verdoppeltem Eifer das Wort des Lebens hören und bewahren, welches die Versöhnung predigt.

O, wie lieblich ist deine Wohnung, Herr Zebaoth! du selbst hast deine Lust an ihr und willst mit deinem Geiste nahe sein Allen, welche dich hier suchen. Es freuen sich die Seelen der Gerechten und ihre Lippen öffnen sich, gerührten Dankes voll, zu deinem Lobe, Vater der Liebe! Du bist unser Gott; unsere Hülfe steht bei dir. O wende dein Angesicht nie von uns, verlaß uns nicht! Erhöre hier unsere Gebete, unsere Seufzer und Gelübde; siehe hier die Thränen unserer Freude und unsers Schmerzes! Erquicke uns hier mit der reichen Kraft deines lebendigen Worts! Heilige uns hier in der Wahrheit und tröste unsere Seelen, wenn sie dich anrufen in der Noth! Nimm deinen heiligen Geist nicht von uns und erhalte uns allzeit in deiner Furcht und Gnade um deines lieben Sohns, unsers hochgelobten Herrn und Heilands willen! Amen!

Wie freu' ich mich, die Stätte zu begrüßen,
Wo Dürstenden des Lebens Bäche fließen,
Und wo Dein Heil von der Erlösten Zungen
Froh wird besungen!

Text: Psalm 84. V, 2, 3,
„Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! - Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn; Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.“

Mag dieser Psalm von David, wie es mir am glaubwürdigsten scheint, auf seiner Flucht vor Absalom gedichtet sein, oder einen andern gottesfürchtigen Hebräer zum Verfasser haben, er macht dem Sänger alle Ehre, welcher seine Liebe zu Jehovahs Tempel in einen so fromm kindlichen Herzenserguß ausströmen konnte. Wie wenige Christen möchten wohl bei gewissenhafter Selbstprüfung von sich rühmen dürfen: also hat mich auch verlangt nach Gottes Heiligthum! Einen Tag in seinen Vorhöfen schätze ich höher, denn sonst tausend!. Ich will lieber die Thür hüten in meines Gottes Hause, als lange wohnen in der Gottlosen Hütte! Bei dem Psalmisten ist's offenbar Herzenssprache und Herzensbedürfnis geworden, der Tempel Gottes ist ihm das Liebste, Köstlichste und Unentbehrlichste; ohne denselben und außer demselben dünkt ihn das ganze Leben öde und arm. Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, das gesteht er selbst, so schreiet seine Seele zu Gott. Seine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott. Er möchte gern hingehen mit den Haufen und mit ihnen wallen zum Hause Gottes, mit Frohlocken und Danken unter den Haufen, die da feiern. Er beneidet die mühseligen Pilger, welche von Mittag her über die steilen Gebirge und durch das wasserarme Baccathal nach Jerusalem wallfahrten, denn die Festfeier im Tempel entschädige sie doch für alle solche Beschwerden. Er preiset die Vögel glücklich im Vergleich mit sich, denn nach langem Hin- und Hersuchen und nach oftmaliger Störung spähen sie doch endlich einen Schlupfwinkel aus, wo sie ihr Nest bauen und ihre Jungen brüten können. Er aber, der Unglückliche, welcher seine höchste Wonne in der gemeinschaftlichen Gottesverehrung fand, mußte dem fröhlichen, glänzenden Feste der Laubhütten mit trauerndem, angstvollem Herzen aus weiter, trostloser Ferne zusehen.

In einer freilich nur ganz entfernt ähnlichen Lage sind wir, theure Gemeindeglieder! mit dem heiligen Sänger unsers Textes gewesen, und ich will gern glauben, daß Mancher, welcher dieß Gotteshaus lieb hatte, auch ein ähnliches Schmachten nach demselben empfunden hat, wenn ihm auch des Dichters Geist und Worte fehlten, diese heiße Sehnsucht so kräftig auszusprechen. Blicket umher: hie und da vermisset ihr schon einen treuen Freund unserer Kirche, welcher im Geiste schon den Bau vollendet sah und auf seinem Schmerzenlager selbst sich freute auf diesen schönen Tag der Weihe. Friede seiner Asche! Ihm ist Ersatz geworden. Er singt sein Halleluja in höheren himmlischen Chören, und gedenkt vielleicht auch unserer Feier mit herzlicher Teilnahme, und vereint Wunsch und Gebet mit uns vor Gottes Throne, daß dieser Tempel fernerhin von uns, von Kind und Kindeskind zum Preise des Ewigen und zur Auserbauung der Gemeine fleißig besucht und würdig benutzt werden möge. Wohlan, laßt uns erwägen, was uns obliegt, was dieses verjüngte Gotteshaus von uns fordert, wie wir unsere Freude heiligen durch kindliche Dankbarkeit; ich will euch in den Worten unsers Psalmisten Gelegenheit dazu geben.

Des Christen Sehnsucht nach der lieblichen Wohnung des Herrn.

  1. Wie lieblich ist die Wohnung des Herrn!
  2. Warum ist sie der heißen Sehnsucht werth?

O, wie fein und lieblich ist's (Ps. 133), wenn Brüder und Schwestern einmüthig beisammen wohnen! Da verheißest du, Herr! Segen und Leben immer und ewiglich! Amen.

Es ist in der schwachen Menschennatur tief begründet, daß ein Gut, welches man ununterbrochen besitzt, einen großen Theil seines Reizes und Werthes für uns verliert. Entbehrung erhöht den Genuß. Was wir in glücklichen Tagen leichtfertig hingegeben und sträflich vernachlässigt ha. den, das gewinnt ein erhöhtes Interesse für uns, wenn wir es eine Zeitlang missen mußten. So haben wir auch diesen Tempel über ein Jahr lang entbehrt, und Alle, welche ihm mit Liebe zugethan waren, die haben gewiß oft mit heiligem Verlangen nach dem heutigen Tage ausgesehen, welcher ihn uns neu und schön gestaltet wiedergibt. Möchte die lange Entbehrung uns nun auch das heilige Kleinod so viel theurer machen und uns mit warmer Inbrunst in den Lobgesang unsers Textes einstimmen lassen: Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Heil uns! jetzt dürfen wir in That und Wahrheit unser Gotteshaus insbesondere eine liebliche Wohnung des Herrn nennen:

  1. wegen seiner Freundlichkeit,
  2. wegen seiner Ehrwürdigkeit,
  3. wegen seiner Heiligkeit.

Wie lieblich ist deine Wohnung, Herr Zebaoth! rufen wir uns heute glückwünschend und hochentzückt zu; - wir wollen damit sagen: wie freundlich, wie neu, wie schön, wie einladend ist unsere Kirche!

Ach, das konnten wir zuvor nicht rühmen. Alle Tempel unserer Stadt waren einer nach dem andern ausgebaut und würdevoll bekleidet; - hier blutete dem gemüthlichen Gottesverehrer das Herz, weil unsere Kirche gleichsam über sich selbst trauerte. Andere Gotteshäuser wurden aufgesucht und vorgezeigt als Zierden unserer Stadt; hier wandte der Fremdling scheu und eilig um, weil er sich in seinen billigsten Erwartungen bitter getäuscht sehen mußte. Gott sei Dank! diese Klage ist jetzt beseitigt; wir brauchen uns nicht mehr vor uns selbst und vor Andern zu schämen; sehet: das Alte ist vergangen, es ist Alles neu geworden! Und dahin mußte es ja kommen. Jeder Tempel Gottes, sei er noch so klein, noch so einfach, noch so arm, soll wenigstens reinlich, anständig, nach Möglichkeit geschmückt sein, denn er ist eine Wohnung des Herrn, des Allerhöchsten, - und dazu bedarf es weniger der Kosten, als einer regen Theilnahme und einer unausgesetzten Aufmerksamkeit. Erkennt man daran die Häuser der Vornehmen und Reichen, wie dürfte man solche Vorzüge an Gotteshäusern vermissen! Zwar wohnt der Herr Himmels und der Erde nicht in Tempeln, mit Händen gemacht. Seiner wird auch nicht von Menschenhänden gepflegt, als der Jemands bedürfte; - aber er hat doch seinen heiligen Namen dazu hergegeben, so sollen sie auch seiner Ehre gemäß gestaltet sein. Geringschätzung, Gleichgültigkeit, Verachtung gegen die Gotteshäuser ist nichts Anderes und Geringeres, als Gottesverachtung, und fällt entehrend auf den Menschen selbst zurück. Aber in einem schönen Hause wohnt und weilt sich's noch einmal so gern und angenehm, darum soll es vom Gotteshause heißen, wie der Psalmist vom großen Tempel der Natur singt: Herr, du bist sehr herrlich, du bist schön und prächtig geschmückt; Licht ist dein Kleid, das du anhast! Schauet diese Wohnung des Herrn, Geliebte! sie braucht sich euren Blicken nicht mehr zu verbergen; sie lacht euch freundlich entgegen im einfach schönen, lichten Gewande; es ist jetzt lieblich wohnen in diesen Vorhöfen des Ewigen.

Und was das Erfreulichste ist: sie haben Alle, Alle mehr oder weniger Theil am schönen Werke. Unsere ganze Gemeine hat den Ausbau dieser Kirche gewünscht und beschlossen und dazu gesteuert; und Keiner wird seine Gabe je betrauern; Jeder wird hoffentlich, wenn's sein müßte, zu noch größern Opfern für des Herrn Ehre willig die Hände bieten. Unsere Bauherren, das wird Jedermann mit gebührender Würdigung fühlen und preisen, wiewohl der süßeste Lohn in ihrem stillen Selbstbewußtsein liegt, haben mit rastloser Thätigkeit, mit erfahrungsreicher Einsicht, mit edler Selbstverleugnung, mit unermüdlicher Geduld, mit heiligem Eifer ihre Zeit und ihre Kräfte dem schwierigen Geschäfte des Ausbaues unserer Kirche gewidmet und sich dadurch einen unverwelklichen Kranz heiliger Amtstreue um ihre Stirn gewunden. Unsere Diaconen haben, in Verbindung mit Jenen, mit der gewohnten, dankwürdigen Willfährigkeit das dringende Bedürfniß unserer Kirche den Einzelnen an's Herz gelegt und ihre Gaben eingesammelt. Freunde dieses Gotteshauses in und außer der Gemeine, zu ihrem Ruhme sei's mit innigem Dankgefühl laut ausgesprochen! haben mit freudiger Bereitwilligkeit für den neuen Schmuck der Kanzel und des Altars ihr Scherflein gespendet. Und die Zierde des Altars zu erhöhen, sind unsere Jungfrauen dem ausgesprochenen Wunsche willig entgegen gekommen und haben mit ihrer Hände Kunstwerk sich hier ein liebliches Andenken gestiftet. Dank, herzlichen Dank ihnen Allen und einem jeden Einzelnen im Namen Aller! - und Friede, Freude und Heil ihnen durch Gott, unsern Vater, und durch unsern Herrn Jesum Christum für Alles, was sie diesem Hause zu Liebe und Ehre gethan haben!

Wie lieblich ist deine Wohnung, Herr Zebaoth! Wir wollen damit 2) sagen: wie ehrwürdig, wie hehr, wie erhaben, wie groß, wie majestätisch ist Gottes Haus!

Erhaben, groß und majestätisch ist der Herr, so soll auch seine Wohnung sein. Der Himmel ist mein Stuhl, spricht er, die Erde meiner Füße Schemel! so muß auch das Haus, welches wir dem Allerhöchsten geweiht haben, nicht unter seiner Würde sein; denn hat er Leben und Odem, Hab' und Gut, hat er Alles in Allem uns unverdient geschenkt, was sollten wir nicht für ihn übrig haben! Kommt man in fremde Oerter und in große Städte, so läßt man sich vor Allem die öffentlichen Anstalten und die Tempel Gottes zeigen und glaubt, gewiß nicht mit Unrecht, von ihnen auf den Geist des Volks, auf seine Sittlichkeit, auf seine Menschenliebe, auf seine Religiosität einen Schluß ziehen zu dürfen. Sollten diese öffentlichen Heiligthümer nun an Merkwürdigkeit, an stiller Größe, an erhabenem Styl, an Kunst und Fleiß der Bauart den Schlössern und Burgen der Großen und Mächtigen auf Erden nachstehen, was würde das anders heißen, als daß die Kinder dieser Welt ihren eigenen Ruhm und Werth, ihre Person und ihren Namen höher achteten, als die Ehre und Größe des Unendlichen! Wenn man in den Wohnungen der Menschen aber den schimmernden Glanz und Reichthum, die herrlichen Prunksäle, die künstlichen Gemächer, die kostbaren Bilder, die geschmackvollen Möbeln bewundert, so sucht man hier vielmehr Erhabenheit, Würde und Größe, ein Meisterstück der Baukunst, ein großartiges Ganzes, ein Denkmal des Alterthums.

Wohlan, auch hier kann unsere Kirche mit ihren Schwestern den Vergleich bestehen. Sie ist die älteste Pfarrkirche unserer Stadt, nächst dem Dom und der Willehadi-Kirche, die älteste von allen. Sie ist im Jahre 1160 ganz von Quadersteinen aufgeführt, nachdem die schon im Jahre 916 von Holz erbaute von den Hunnen oder Ungarn niedergebrannt war. Sie ist nach der Mutter unsers Heilands, nach der heiligen Jungfrau Maria getauft, und ihre Gemeine wuchs in 400 Jahren dergestalt, daß sie der St. Martini- und St. Ansgarii-Gemeine jeglicher ein Kirchspiel abtreten konnte.

Auf ein so ehrwürdiges Gebäude, welches bald 700 Jahre steht, und, so Gott will, noch vielen Jahrhunderten Trotz bieten wird, dürfen wir, auch abgesehen von seinen inneren und äußeren Vorzügen und Schönheiten, gewiß mit edlem Stolz Hinblicken und wir können nicht anders als mit gerührten Dankgefühlen an die frommen Vorfahren zurückdenken, welche so viel Fleiß, Sorgfalt, Geschicklichkeit und Kosten angewandt haben, um den Namen ihres Gottes und Heilands nach Würden zu verherrlichen. Und haben unsere Urväter das Schwerere nicht gescheut, so dürfen wir und unsere Nachkommen wenigstens das Leichtere nicht verabsäumen; haben Jene von Grund auf erbaut, so wollen wir wenigstens sorgfältigst erhalten, was rühmlichst besteht.

Wie lieblich ist deine Wohnung, Herr Zebaoth! Wir wollen damit 3) sagen: wie heilig, wie gottgeweiht ist diese Stätte!

Gleich wie der Erzvater Jakob fühlte, als er die theure Heimat verließ und gen Mesopotamien zog, sich ein Weib zu suchen aus seinem Volk und aus seiner Verwandtschaft, wenn er an der Stelle, wo ihm der Gott seiner Väter im Traum erschien und ihn segnete, ausrief: wie heilig ist diese Stätte! hier ist nichts Anderes, als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels!, - so ungefähr muß auch dem christlichen Gottesverehrer zu Muthe sein, wenn er eintritt in die heiligen Gotteshallen, zumal wenn sie freundlich ansprechen und Ehrfurcht gebieten. Hier ladet Alles ein zu Anbetung und Dank; hier gebietet Alles Ernst und Stille; hier schweigt die Sinnenwelt; hier schließt das Himmlische sich unserm Geist und Herzen auf.

Hier darf nichts kalt, nichts niedrig und gemein, -
Groß soll hier Alles, Gottes würdig sein!

Alles Fremdartige, alles Zerstreuende, alle Weltlust, alle niederen Leidenschaften und Begierden sollen draußen bleiben; heilige Schauer der Allgegenwart Gottes sollen bei'm Eintritt in das Heiligthum des Herrn die Gemüther ergreifen, beleben, erwärmen, heiligen; fromme Demuth, kindliche Ehrfurcht, heiße Andachtsglut sollen die feierliche Stimmung unseres Innern sein; Gedanke, Wort und Empfindung sollen von Gott ausgehen und auf Gott zurückführen; Gott ist ein Geist, das soll die reine Herzenssprache Aller sein, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

O, ich zweifle nicht, Andächtige! daß solche heilige Gefühle in diesen feierlichen Augenblicken euer Aller Brust bewegen. Ich höre euch im Geiste dem frommen David nachbeten: „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, wo deine Ehre wohnt, wo man hört die Stimme des Dankens, wo man predigt alle deine Wunder“. Nun, so bleibet auch diesem heiligen Tempel treu bis an euer Ende, ihr, die ihr ihm angehöret; kommet fleißig zu eurem Gotteshause, worin eure Väter und Vorväter dem Herrn gedient und seinen Frieden gefunden haben. Spiegelt euch an dem Bilde jener ersten Christen, von welchen Lukas schreibt: sie waren täglich und stets beieinander einmüthig im Tempel. Lasset euch nicht anstecken vom verderblichen Beispiel! verlasset unsere Versammlungen nicht, wie Etliche pflegen!; entgegnet den Christusverächtern, wie der Herr euch gelehrt hat: wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, was meines Vaters ist? Sprechet mit dem Psalmisten: Eins bitte ich vom Herrn, das hätte ich gern, daß ich im Hause des Herrn bleiben möge mein Lebelang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn und seinen Tempel zu besuchen! Ermuntert euch selbst mit den Worten des heiligen Sängers:

Choral von vier Stimmen.

Wie lieblich ist doch, Herr, die Stätte,
Wo Deines Namens Ehre wohnt!
O gib, daß ich sie gern betrete,
Weil da Dein Segen Die belohnt,
Die Deines Wortes sich erfreu'n
Und Dir des Herzens Andacht weih'n.

Wenn jenes erste Gefühl unsere Herzen erfüllt hat, Geliebte! so kann auch das zweite nicht fehlen. Wenn uns die Wohnung des Herrn so lieblich, so freundlich, so ehrwürdig, so heilig erscheint, dann stimmen wir nun auch freudig in die andere Hälfte unsers Lobgesangs ein: „meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn, Leib und Seele, d. i. Mund und Herz, freuen sich in dem lebendigen Gott.“

Warum also, fragen wir 2), halten wir das Gotteshaus unserer heißesten Sehnsucht werth?

Weil uns hier, antworte ich, Licht, Kraft und Trost aus Gottes Wort zufließen; und was bedürfen wir mehr!

Licht ist das erste, dringendste Bedürfniß jedes wahren Gottesverehrers; - er kommt zur Kirche, um Wahrheit, Gewißheit, Erkenntniß, Ueberzeugung in der wichtigsten und heiligsten Angelegenheit seines Glaubens zu suchen.

Wer ich bin, welche Bestimmung ich habe als Mensch und als Christ, was ich von Gott, meinem himmlischen Vater, was ich von Jesu, meinem göttlichen Vorbilde und Seligmacher, denken soll, worauf die Hoffnung meiner Erlösung in Christo beruht, wie ich auf das ewige Leben, auf den Tag der Vergeltung und des Gerichts mich bereit halten muß, mit einem Worte: wie das Evangelium sich als eine Kraft Gottes beweiset, selig zu machen Alle, die daran glauben, - das sind die wichtigen Punkte, welche hier nach allen Seiten hin beleuchtet und beherzigt werden sollen. Saget nicht: das kann ich zu Hause und außer der Kirche auch erfahren, das lehrt mich die Betrachtung der Werke Gottes in der Natur, das lerne ich durch eigenes Nachdenken, im Gespräch mit Freunden, aus den Schriften der Weisen eben so gut, - das könnet ihr nicht, behaupte ich dreist, das ist ein grober und gefährlicher Selbstbetrug. Ich will nicht reden von den besondern Talenten Einzelner, welche, wie mit Engelzungen, das Wort Gottes von heiliger Statte Jedem lieblich, überzeugend, rührend, zusagend vorzutragen wissen. Ich will nicht reden von der seltenen Gelehrsamkeit, Menschenkenntniß und Erfahrung Einzelner, welche, wie mit heiligem Geist begabt, allen Zuhörern Ehrfurcht und Bewunderung abdringen. Ich rede von der ernsten Wirklichkeit, wie es ist und wie es sein soll. Wir Lehrer müßten uns selbst verachten und euch verächtlich werden, wenn wir das Wort der Lehre, mit der wir uns von Jugend auf nach Gewissen und Pflicht beschäftigt, nicht am zweckmäßigsten zu wägen und zu theilen verständen; wenn wir den Standpunkt und die Bedürfnisse unserer Gemeinen so schlecht kennten, daß wir nicht heute Diesem, morgen Jenem, wo nicht in jeder Predigt einem Jeglichen irgend etwas Lehrreiches und Erbauliches zu sagen wüßten; wenn wir auf eure Fragen keine Antwort, auf eure Zweifel keine Glaubensgründe, auf eure Aengste keinen Trost zu geben hätten; wenn es unseren Vortragen, denen wir die stillsten, besten Stunden unserer Muße, den größten Theil der Wochentage unter Gebet und Arbeit widmen, so gar an Licht und Warme mangelte, daß sie euch keinen Nutzen schaffen könnten. Nun kommt uns obendrein die Heiligkeit dieses Orts, die Empfänglichkeit eures Gemüths, die feierliche Andacht, die Abgezogenheit von der Welt, das Gebet der Gemeine, die Untrüglichkeit des göttlichen Worts zu Hülfe, - wie sollten wir da vergeblich arbeiten im Werke des Herrn! Ihr höret wohl auf die rathende oder warnende Stimme eures Herzensfreundes; ihr leget ein gutes Buch gewiß nicht aus den Händen, ohne Nahrung darin gefunden zu haben; ihr kehret vielleicht selbstzufriedener aus jeder Prüfung eures Inneren zurück; ihr habt sicher Gott gefunden in den Wundern seiner Schöpfung; - aber doch, o freuet euch deß, ihr Frommen! doch verlangt und sehnt sich eure Seele nach den Vorhöfen des Herrn, denn das Wort Gottes dünkt euch lebendiger und kräftiger und schärfer, als ein zweischneidig Schwert; ihr wisset: es dringt durch bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein; ihr ehret in ihm den Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. O nähret dieß fromme Verlangen, stillet diese heilige Sehnsucht nach den Vorhöfen des Herrn und nach dem Lichte seines Evangeliums! ihr glaubet nicht, welche Aufmunterung, welchen Muth, welche Freudigkeit ihr damit euren Lehrern zu eurem und zu ihrem Seelenheil verleihet; wie viel leichter, unverdrossener, segensreicher wir dann arbeiten in unserm himmlischen Berufe; und es wird euch selbst dadurch ein immer helleres Licht aufgehen in den heiligen Wahrheiten, in den beseligenden Geheimnissen unsers Christenthums; ihr werdet finden, was ihr suchet; ihr werdet reich befriedigt von Kinnen gehen und mit dem Psalmisten ausrufen: „Herr, ich weiche nicht von deiner Rechten, denn du lehrest mich. Dein Wort ist meinem Munde süßer als Honig. Dein Wort macht mich klug, darum hasse ich alle falschen Wege. Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. Es ist köstlicher als Gold und viel feinen Goldes, es ist süßer als Honig und Honigseim.

Licht ist das Grundbedürfniß des Christen an heiliger Statte; aber es gebricht ihm 2) nicht weniger an Kraft, an Muth, an Ernst, an Besserungslust, an Beharrlichkeit in allem Guten und besonders in der Selbstheiligung; - auch dazu wird ihm die hier gebotene Belehrung verhelfen.

Die Predigt des Evangeliums bleibt gewiß das wesentlichste Hauptstück unserer Amtsführung und des gesammten Gottesdienstes, wenigstens in der protestantischen Kirche. Aber wie verschiedenartig sie einwirkt auf die verschiedenartigen Gemüther, das sehen wir gleich bei der Stiftung der christlichen Kirche am heiligen Pfingstfeste. Wer will jener Predigt der hochbegeisterten Apostel Licht, Wärme, Kraft, Wahrheit, Göttlichkeit absprechen! - und doch hatten Etliche darüber ihren Spott, Andere staunten und wußten nicht, was sie davon halten sollten; Andern dagegen drang sie durchs Herz und sie sprachen zu den Jüngern: saget uns, was wir thun sollen? noch Andere nahmen das Wort mit Freude auf und ihrer 2000 ließen sich sofort taufen auf den Namen des Gekreuzigten und Auferstandenen. Bleiben wir bei den leichtsinnigen, lauen, verstockten Kirchengängern stehen, welche dermalen nicht besser sind, als Pharisäer und Götzendiener, ach, da muß sich unser Geist schmerzlich betrüben. Sie kommen, hören, loben vielleicht, weil Buchstabe und Klang ihnen gefallen hat, aber unerweckt, unüberzeugt, ungerührt, unbekehrt treten sie aus unserer Versammlung in ihr sündliches Leben, zu ihren eingefleischten Lüsten und Gewohnheiten, Vorurtheilen und Lastern zurück, den Thoren gleich, welche ihr leibliches Angesicht im Spiegel beschauen, aber davon gehen und von Stund an vergessen, wie sie gestaltet waren. Beachten wir aber die redlichen, gottesfürchtigen, heilsbegierigen Verehrer des Herrn, deren Seele verlangt und sich sehnt nach den heiligen Vorhöfen und sich freut in dem lebendigen Gott, o, da wird unser Glaube und unsere Hoffnung wieder ausgerichtet! die suchen hier unvergängliche Speise für ihren inneren Menschen, die finden hier Erbauung in Allem, was der Gottesdienst bietet, bei denen fällt der Same in ein gutes Land, weil sie das Wort hören, durchdenken, verstehen und Frucht bringen lassen, und siehe, es trägt dreißigfältig, sechzigfältig, hundertfältig; denn diese durchschauen das vollkommene Gesetz der Freiheit und beharren darin und sind nicht vergeßliche Hörer, sondern Thäter, und darum werden sie selig sein in ihrer That. O möchtet ihr Alle, meine Freunde! die ihr fortan dieß Heiligthum betretet, diesen Gesegneten gleich, nicht Hörer allein, sondern zugleich Thäter des Worts sein, auf daß ihr euch nicht selbst betrüget! Wer zu dieser Himmelspforte eingeht, der legt damit schon stillschweigend das Bekenntniß ab, dessen sich Keiner zu schämen braucht: ich will lernen, was da sei der gute, der - wohlgefällige und der vollkommene Wille Gottes; ich weiß: ich bin ein Sünder und bedarf der Heiligung, ohne welche Niemand kann den Herrn sehen; Wollen habe ich wohl, aber das Vollbringen des Guten finde ich nicht. O, daß der Herr, welcher beides, Wollen und Vollbringen, wirkt nach sei. nein Wohlgefallen, nur erst dieß Gefühl in euren Seelen recht beleben und diese Besserungslust in Jedem wecken möchte! Wenn das Wort Gottes auch zu Anfang nur den Eindruck auf euch machte, wie Pauli Predigt auf Felix, daß ihr erschrecket, erschrecket über euch selbst, über eure Verblendung und Blöße, über den verkehrten Zustand eures Herzens, wenn ihr höret von der Gerechtigkeit und von der Keuschheit und vom zukünftigen Gericht, - ihr werdet bald die Kraft des Evangeliums noch lebendiger und wirksamer an euch verspüren, daß ihr, wie jener Zöllner, an eure Brust schlaget und aus Herzensgrunde betet: Gott! sei mir Sünder gnädig! Sehet', wenn ihr- hier eingestimmt habet in die Lobgesänge der Gemeine, und es hallt in eurem Innern wieder: groß ist der Herr, und sein Name ist groß, er kann es mit der That beweisen! wenn ihr die Hände gefaltet habet mit den Kindern Gottes und mit Inbrunst sprechet: Herr, neige deine Ohren und erhöre mich, denn ich bin elend und arm! wenn ihr uns Diener des Worts habt die Schrift auslegen gehört und freudig bekennet: das ist Wahrheit! nun glauben wir! Herr, stärke uns den Glauben! wenn ihr von dem Altar der versöhnenden Liebe zurücktretet mit dem seligen Gefühl: meine Sünden sind mir vergeben! und im stillen Herzen gelobet: hinfort will ich keinem Hader und Neid, keiner Bosheit und Rachgier, keinem Stolz und Eigennutz Raum geben, ich will ihn lieben, der mich zuerst geliebt hat, und um seinetwillen auch die Brüder lieb haben! - o Friede und Freude über solche Andachtsstunden! - dann habt ihr die bessernde und beseligende Kraft des Evangeliums geschmeckt, dann habt ihr des Gottesdienstes Bedeutung und Segen an eurem eigenen Herzen erfahren.

Dann werdet ihr 3) auch den himmlischen Trost hier finden, welcher aus dem Worte Gottes fließt für Alle, deren Seele schmachtet und sich sehnt nach des Herrn Vorhöfen und sich freut in dem lebendigen Gott.

Tröstet, tröstet mein Volk! das ist der Zuruf des Herrn, nicht nur an seinen Propheten Jesaias, sondern eben so wohl an alle Herolde des Evangeliums, so oft sie an geweihter Stätte sein Wort verkündigen, - und im Namen des allererhabensten Gottesgesandten sollen wir euch einladen: kommet her zu ihm Alle, die ihr mühselig und beladen seid; er will euch erquicken. Ich berufe mich dreist auf eure selbstgemachten Erfahrungen, ihr wahrhaftigen Anbeter des Herrn! habt ihr in den kummervollsten Lagen eures Lebens nicht vorzugsweise im öffentlichen Gottesdienste eure Beruhigung gesucht, und seid ihr nicht manchmal mit erleichtertem, gestärktem, freud- und friedvollem Herzen von hinnen gegangen? Wenn die prüfende Hand des Schicksals schwer auf euch lag, wenn ihr trauertet um unersetzliche Verluste, wenn Lieblosigkeit oder Ungerechtigkeit der Welt euch zu bitterem Unmuth stimmten, wenn ihr schier verzagen wolltet, weil der Herr eurer schien vergessen zu haben, hat dann das Evangelium durch seine seligen Verheißungen und Tröstungen nicht den lindernden Balsam auf eure brennenden Wunden gelegt? Was immerhin euch ängstigen und betrüben möge, m. Z.! wendet euch vertrauensvoll Hieher und bringet eure Klagen vor den Thron des Erbarmers; vereiniget eure Bitten und Wünsche, eure Seufzer und Thränen mit der Andacht der betenden Gemeine, und ihr werdet es oft wunderbar erfahren, wie ihr neu gestärkt zu den Arbeiten eures Berufs, zu den Sorgen eures Hauses wiederkehret, denn des Herrn Wort lügt nicht: Er ist nahe denen, die ihn anrufen, die ihn mit Ernst anrufen.

Das ist's eben, was ich als den Segen des Himmels für diesen erneuten Tempel vom Herrn erflehe. Wenn ihr vier kommet im Gefühle eurer Schwachheit und eures Unvermögens, und für die Stunde der Versuchung und des Fleischeskampfes von oben Kraft erflehet, so müsse der Geist Gottes Zeugniß geben eurem Geiste, daß seine Kraft in Schwachen mächtig sei! Wenn ihr hier kommet und Leid traget, weil ihr schuldlos angefochten werdet, so müsse es sich herrlich euch bewähren, wie ihr im Hause des Herrn mächtig getröstet werdet!

Zur Ehre Gottes und seines Gesalbten ist dieser Tempel ausgebaut und lieblich umgestaltet, - zur Ehre Gottes und seines Gesalbten müsse auch jeder Sonn - und Festtag hier gefeiert und jede religiöse Handlung hier vollzogen werden! Diese Kanzel sei bis an ihr Ende ein heiliger, unbefleckter, gottgefälliger Rednerstuhl, von dem nie unreine Lehre, nie Afterweisheit, nie Menschensatzung, nie etwas Anderes, als das lautere Evangelium, als wahres Christenthum, als Glaube, Liebe, Hoffnung zum Preise des Herrn und zum Seelenheil der Gemeine gepredigt werde! Dieser Altar bewähre sich allen Begnadigung Suchenden als eine heilige Zufluchtsstätte, wo der Frieden wohnt, welchen die Welt nicht geben kann, wo Gott in seinem Sohne die Versöhnung bietet, welcher sich kein Unwürdiger zu nahen wage, der nicht von Herzen sich zum Herrn bekehren will, und von welcher Niemand scheide unerquickt, der in Wahrheit erkannt und geglaubt hat: es sei ein theures und werthes Wort, daß Christus in die Welt gekommen, uns Sünder selig zu machen! Diese Orgel diene nie, um der Größe sündiger Menschen zu huldigen oder weltliche Feste als Menschenwerk zu verherrlichen, sondern ihre hohe Bestimmung sei die: in Allem Gott die Ehre zu geben, heiligen Gesängen ihre Kraft und Würde zu erhöhen und die andachtsvollen Herzen zu erheben, zu begeistern und für's Himmlische zu weihen! Dieser Tempel müsse fort und fort eine liebliche Wohnung des Allerhöchsten bleiben, ein Denkmal seiner Größe und Huld, seines Ruhms und seiner Herrlichkeit, ein Sammelplatz wahrhaftiger Anbeter im Geist und in der Wahrheit, ein Vorhof des Himmels, wo Lehrer und Hörer den Vorschmack des ewigen Lebens empfinden, ein Vereinigungspunkt frommer Christen, welche ihre Kniee beugen vor dem Herrn Himmels und der Erde und mit ihren Zungen bekennen, daß Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes, des Vaters!

Dazu gebe der Allmächtige seinen Segen und er erhöre uns nach seiner ewigen Barmherzigkeit, wenn wir mit Salomo's Wort der Tempelweihe schließen: der Herr, unser Gott, sei mit uns, wie er mit unsern Vätern gewesen ist! Er verlasse uns nicht und ziehe seine Hand nicht ab von uns! Er neige unser Herz zu sich, daß wir wandeln in allen seinen Wegen und halten seine Gebote, Sitten und Rechte, wie er unsern Vätern geboten hat! Amen.

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