Hauser, Markus – Blicke in die Ewigkeit – 20

Hauser, Markus – Blicke in die Ewigkeit – 20

Die Menschheit hat das angestammte Kapital aus dem Paradiese noch nicht aufgezehrt. Wäre sie an diesem Punkte angelangt, so würde sie für den Pfuhl, der in Feuer und Schwefel brennt, reif sein. Des Göttlichen gänzlich entleert, müsste das Menschengeschlecht an den Ort versinken, der der denkbar schroffste Gegensatz des Himmels ist. Denke dir, mein Teurer, eine Welt ohne jegliche Lichteskräfte und ohne Gnadeneinflüsse Gottes, und du hast ein Bild von der Hölle. Tausende wünschen sich die Erde so; ja, sie arbeiten mit Macht daran, dass es bald so werde, aber sie erkennen in ihrer satanischen Verblendung es nicht, dass sie sich selbst eine Grube des Unheils schaffen. „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt,“ sagt Christus von den Seinen. Wir ahnen es kaum, wie real und wesenhaft diese Wahrheit und von welcher Bedeutung und Tragweite sie ist. Das Wirken des auf Erden gegenwärtigen Heiligen Geistes und das Leuchten und Zeugen der wahrhaftigen Kinder Gottes bewahrt die Welt vor dem Untergange, vor der Zerstörung durch die Macht der Finsternis. Würde Gott die Seinen auf einmal wegnehmen, und würde Er selbst sich zurückziehen, so wäre die Menschheit mit ihrem göttlichen Erbe bald fertig, die Erde würde rasch eine Behausung der Teufel und eine wilde Wüstenei werden. Wie schauerlich würde es schon nach zehn Jahren in einem Lande aussehen, wenn heute alle Gesetze, Rechte und Ordnungen als aufgelöst und aufgehoben erklärt und nur noch der Stärkste so lange Meister wäre, bis die Sünde auch ihn nach Leib und Seele völlig ruiniert und ein Stärkerer ihn bezwungen hätte! – In der Hölle kommt aber noch erschwerend die Unsterblichkeit aller Bewohner dazu. Dort ist der Leib so wenig als die Seele einer Vernichtung fähig.

Alles, was seinem Wesen und seiner Natur nach dem Satan zugehört, alles, was er zerrütten, zerstören und durchgiften konnte, das wird einst zu ihm kommen, es wird ihm als ewiges Erbe zufallen. Die verderbte Erde und alle Weltkörper, die Spuren des Falles und der Zerrüttung an sich tragen, alle Körper, die das Finsterniselement in sich aufgenommen haben und von demselben zersetzt worden sind, werden einst im Feuer aufgelöst, völlig geschmolzen und zersetzt werden. Was vom Gifte der Sünde angesteckt und verderbt worden ist, was als ein Ausfluss des Bösen sich ausweist, das wird dann, zusammengeworfen, die höllische Welt, das Reich des Teufels bilden. Wie die bösen und die guten Engel voneinander geschieden wurden, und wie die bösen und die guten Menschen einst voneinander geschieden werden, so wird auch das Böse und das Gute in der Natur, in der Körperwelt voneinander gesondert und getrennt werden. Beim letzten Gericht wird diese Scheidung sich vollziehen. Durch das Tun der Sünde, durch die Ausübung des verkehrten Willens wird die Natur des Geistes finstere, giftige, greifbare, rohe und schreckenerregende Materie. Das innere Geistbild nimmt Gestalt an, und diese Gestalt wird zum greifbaren, hässlichen Körper. Wie Gott das Licht ist, so ist der Teufel die Finsternis. Erinnere dich daran, mein Lieber, dass der Apostel Paulus die Bekehrung des Menschen zu Gott als einen Übergang von der Finsternis zum Lichte und als einen Übergang aus der Gewalt des Teufels zu Gott bezeichnet. Die ganze Welt liegt im Argen. Durch Gottes Gnade muss der Mensch herausgehoben werden aus dem Elemente der Finsternis und des Todes; er befindet sich also darin, ist darin verloren und muss nun herausgerissen und so gerettet werden. Wer aber in der Finsternis und im Tode bleibt, der ist auch satanisch, er ist an die finstere, rohe, giftige, greifbar gewordene Natur des Teufels, er ist an die böse Materie und somit an die einstige Schlackenwelt gebunden. Das Böse ist nicht nur geistig, es ist auch leiblich, und je mehr es sich ausprägt und ausgestaltet, desto grobleiblicher steht es da. Wie es in der Hölle aussehen mag, das kannst du dir denken. Sie ist das Reich des Todes. Der Tod und das Totenreich werden dorthin verwiesen. Sie ist der Pfuhl, der in Feuer und Schwefel brennt, das grässliche Feuermeer, das die Schlacken zerstörter Körperwelten fortwährend zu hässlichen Formen schmilzt. Sie ist die Welt der Unreinigkeit, des Gestankes, der Pestluft und der ekelhaftesten Dünste. Dort ist von Schönheit, von Glanz und Pracht keine Spur mehr zu finden. Die ganze Natur ist kalt, öde, tot. Dort lächelt nicht des Himmels wohltuendes Blau; die Sonne scheint, erquickt, belebt, verklärt dort nicht. Die schrecklichsten Ungewitter, Schwefelregen und Hagel zerstören und vernichten immer wieder, was der eiserne Fleiß dachte errungen zu haben. In der Hölle kann nichts und niemand zur Ruhe kommen. Gewaltige Stürme, alles erschütternde Erdbeben und ununterbrochene Naturrevolutionen halten alles in beständiger Bewegung, in schreckenerregendem Schwanken, versetzen Land und Bewohner in immerwährende Unruhe, Ungewissheit, Gefahr und Pein. Kein Sabbat bringt dort Erquickung, Abwechslung, Ruhe. Alle Gottesordnungen sind ausgeschlossen, lauter Unordnung und Gesetzlosigkeit herrscht. So verwirrt als die Geister es waren, so verwirrt ist nun auch die Außenwelt; die Natur bildet sich nach dem Geiste, – und dort stehen sie sich nun gleich. Ja fürwahr, die Hölle ist der Ort der Qual und Pein! Wie sollte in solcher Finsternis irgendeine Annehmlichkeit möglich sein! Wo immerwährend Zerstörung waltet, da kann von Ruhe keine Rede mehr sein.

Ist schon unser jetziger Leib so vielen Gebrechen und Krankheiten unterworfen, so muss dies der Todesleib noch in weit höherem Maße sein. Der Leib der Qual ist unsterblich und leidet doch die Schmerzen eines immerwährenden Sterbens. Die ganze Beschaffenheit der Hölle erzeugt endlose Nöte. In einer Giftluft, umgeben von einer wilden, tobenden Natur, eingehüllt in Finsternis, und in einen unbeschreiblich hässlichen, entstellten, schmerzhaften, schwarzen Leib, wandelnd auf Schwefelmorästen, wie müde, matt, schwach und krank muss da ein Verdammter werden! Tausendmal würden ihn die Verhältnisse aufreiben, wäre er nicht unsterblich. Alles, was ihn umgibt, ist finstere, rohe, wilde Materie, – und er selbst wird dieses immer mehr. Was aus dem Fleische geboren ist, das ist Fleisch. Findet keine Geburt aus dem Geiste statt, so wird der Mensch immer mehr Fleisch, und ist der Fleischgeborene dem zweiten Tode übergeben, so wird er immer mehr Materie. Eine hässliche, grauenerregende Leiblichkeit starrt uns da entgegen. O welch ein Dasein! Das Bild Gottes ist gänzlich verblichen, der Mensch ist Fleisch, ist greifbare, fürchterliche Finsternis geworden!

Die Hölle ist nicht nur Strafort, sie ist nicht nur das Zwangsarbeitshaus aller Unverbesserlichen, sie ist zugleich auch das naturgemäße, unausbleibliche Ergebnis der Loslösung von Gott, des Seins ohne Ihn und außer Ihm. Die Empörung wider den allein und völlig Vollkommenen, die Verkehrung der göttlichen Ordnung führt schließlich zu solchen Zuständen, denen eine solche Örtlichkeit angepasst wird. Die Sünde schafft die Hölle; sie ist das Element des Todes, schließt das Leben mehr und mehr aus, bis Geist und Natur nur noch Finsternis sind. Für das Leben veranlagte Wesen müssen aber in solchem Zustande und unter solchen Verhältnissen äußerst unglücklich sein und namenlos leiden. Der Hölle bitterste Qualen bestehen in der Entbehrung alles dessen, wofür wir geschaffen und veranlagt sind. Das Gott feindliche Geschöpf kann kein Paradies schaffen, in seiner Verblendung und Torheit verwickelt es sich immer mehr und verliert sich selbst in den Ruinen, die unter seiner Hand entstehen. Je mehr es sich bestrebt, eine eigene Herrlichkeit aufzurichten, desto größer wird immer wieder die Enttäuschung; denn wenn das Trugbild realisiert ist, weist es sich als Verderben, als Elend und Gefängnis, als Todesgrube und Moderhöhle aus. Die Sünde zerstört die göttliche Schöpfung so lange und so gründlich, bis die Ruine dem wirren Geiste entspricht. Seinerseits entzieht Gott der Schöpfung, die durch Sünde zerrüttet worden ist, das lebendmachende Element, und sie zerfällt in Staub. Entgeistete Natur aber wird dem Menschen zur Zuchtrute, zur Pein. Wo der Geist des Herrn völlig weichen musste, da ist nichts mehr als Schlacke, rohe Materie, Finsternisnatur, wilde, vom Satansgeiste durchgiftete Körperlichkeit zu finden. Wie bange muss unter solchen Verhältnissen einem Wesen werden, das für Gott und die Welt der Herrlichkeit, für das Land des Lebens und der Wonne veranlagt und bestimmt war! Wo der Sünde nicht mehr gesteuert werden kann – und wer wollte in der Hölle einen Versuch nach dieser Richtung wagen? – da herrscht ein Verderben, das alle Gebiete überflutet, auflöst, zerfetzt und qualvoll macht. Das Gift der Sünde dringt überall durch, vergiftet die Leiblichkeit, macht sie grob und finster, vergiftet die Natur und die Atmosphäre und macht aus der herrlichen Schöpfung ein wirres, Schreck und Angst erzeugendes Durcheinander. Die höllischen Zustände sind das naturgemäße, unausbleibliche Ergebnis der völligen Trennung von Gott. Sie sind der Ausfluss der Bosheit, der Niederschlag der fleischlichen Gesinnung, die greifbar gewordene Natur der Sünde, die rohe Leiblichkeit des verfinsterten Geistes. Wo eine gänzliche Entgottung des Geistes und der Natur stattgefunden hat, da ist die Hölle. Hier ist jede Hoffnung auf eine Wendung zum Besseren völlig ausgeschlossen. Die Verdammnis der Feinde Christi ist eine immerwährende. Das Reich des ewigen Todes ist das bittere Erbe derer, die dem Rettungswillen des ewigen Gottes sich widersetzen, die das Blut Christi verachteten und mutwillig und frech unter der Obrigkeit der Finsternis verblieben sind. Wer unbekehrt bleibt, trägt das Wesen und die Natur der Hölle in sich, er ist und bleibt im Tode und verwickelt sich fortwährend hinein und hinab in das Element der Finsternis. Er wird Finsternis. Wie jetzt sein innerer Mensch ist, so wird seine künftige Leiblichkeit, und so wird auch der Ort sein, dem er gegen besseres Wissen unaufhaltsam zustrebt. Die Pesthöhle, in der er ewig sein Dasein fristen muss, wird nicht besser sein, als sein Geist und seine Natur es sind. Dass es aber aus dem Feuerpfuhle keinen Rückweg mehr gibt, das sagt uns Gottes Wort unzweideutig. Folgende Stellen mögen genügen:

„Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm“ (Joh. 3, 36). „Der Herr Jesus wird geoffenbart werden vom Himmel mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung üben wird an denen, die Gott nicht anerkennen, und an denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorsam sind. Diese werden Strafe erleiden, ewiges Verderben, vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Kraft“ (2. Thess. 1, 7-9). „Wenn deine Hand für dich ein Anstoß zur Sünde wird, so haue sie ab! Es ist besser für dich, dass du als Krüppel in das Leben eingehst, als dass du beide Hände hast und in die Hölle fährst, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt“ (Mk. 9, 43.44). „Der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offb. 14, 11). „Viele werden aufwachen; die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewigen Schmach und Schande“ (Dan. 12, 2).

Es ist fürwahr ein gefährliches Wagnis, angesichts solcher Schriftaussprüche das Gegenteil zu denken und zu lehren! Nach der allgemeinen Auferstehung ist für die Verlorenen keine Gnadenanerbietung und keine Gnadenannahme mehr zu hoffen. Die Verlorengebliebenen gehen in die ewige Verdammnis, und die Geretteten gehen ein in das ewige Leben.

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