Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 6. Capitel.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 6. Capitel.

Und der HErr redete mit Mose, und sprach: Gebiete Aaron und seinen Söhnen, und sprich: Dies ist das Gesetz des Brandopfers. Das Brandopfer soll brennen auf dem Altar, die ganze Nacht bis an den Morgen; es soll aber allein des Altars Feuer darauf brennen. Und der Priester soll seinen leinenen Rock anziehen, und die leinene Niederwand an seinen Leib; und soll die Asche aufheben, die das Feuer des Brandopfers auf dem Altar gemacht hat, und soll sie neben den Altar schütten. Und soll seine Kleider darnach ausziehen, und andere Kleider anziehen; und die Asche hinaus tragen, außer dem Lager an eine reine Stätte. Das Feuer auf dem Altar soll brennen, und nimmer verlöschen; der Priester soll alle Morgen Holz darauf anzünden, und oben darauf das Brandopfer zurichten, und das Fett der Dankopfer darauf anzünden. Ewig soll das Feuer auf dem Altar brennen, und nimmer verlöschen. Und das ist das Gesetz des Speisopfers, das Aarons Söhne opfern sollen vor dem HErrn auf dem Altar. Es soll einer heben seine Hand voll Semmelmehl vom Speisopfer, und des Oels, und den ganzen Weihrauch, der auf dem Speisopfer liegt; und soll es anzünden auf dem Altar zum süßen Geruch, ein Gedächtniß dem HErrn. Das Uebrige aber sollen Aaron und seine Söhne verzehren; und sollen es ungesäuert essen, an heiliger Stätte, im Vorhof der Hütte des Stifts. Sie sollen es nicht mit Sauerteig backen; denn es ist ihr Theil, das Ich ihnen gegeben habe von Meinem Opfer. Es soll ihnen das Allerheiligste sein, gleichwie das Sündopfer und Schuldopfer. Was männlich ist unter den Kindern Aarons, sollen es essen. Das sei ein ewiges Recht euren Nachkommen, an den Opfern des HErrn: Es soll sie niemand anrühren, er sei denn geweihet. Und der HErr redete mit Mose, und sprach: Das soll das Opfer sein Aarons und seiner Söhne, das sie dem HErrn opfern sollen, am Tage seiner Salbung das zehnte Theil Ephi vom Semmelmehl des täglichen Speisopfers, eine Hälfte des Morgens, die andere Hälfte des Abends. In der Pfanne mit Oel sollst du es machen, und geröstet darbringen; und in Stücken gebacken sollst du solches opfern, zum süßen Geruch dem HErrn. Und der Priester, der unter seinen Söhnen an seine Statt gesalbet wird, soll solches thun. Das ist ein ewiges Recht dem HErrn; es soll ganz verbrannt werden. Denn alles Speisopfer eines Priesters soll ganz verbrannt, und nicht gegessen werden. Und der HErr redete mit Mose, und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen, und sprich: Dies ist das Gesetz des Sündopfers: An der Stätte, da du das Brandopfer schlachtest, sollst du auch das Sündopfer schlachten vor dem HErrn; das ist das Allerheiligste. Der Priester, der das Sündopfer thut, soll es essen an heiliger Stätte, im Vorhof der Hütte des Stifts. Niemand soll seines Fleisches anrühren, er sei denn geweihet. Und wer von seinem Blut ein Kleid besprenget, der soll das besprengte Stück waschen an heiliger Stätte. Und den Topf, darinnen es gelocht ist, soll man zerbrechen. Ist es aber ein eherner Topf, so soll man ihn scheuern, und mit Wasser spülen. Was männlich ist unter den Priestern, sollen davon essen; denn es ist das Allerheiligste. Aber alles das Sündopfer, des Blut in die Hütte des Stifts gebracht wird, zu versöhnen im Heiligen, soll man nicht essen, sondern mit Feuer verbrennen.

In den Versen, die unserm heutigen Capitel voraufgehen, hat uns Gott durch den heiligen Geist gesagt, wie wir als versöhnte Christen uns bei unseren einzelnen Sünden verhalten sollen, und nennt uns Zweierlei, wenn Jemand ungerechtes Gut sich zugeeignet hat: Wiedererstattung und Versöhnung. Es darf kein ungerechter Pfennig auf unserer Seele bleiben, wir müssen uns davon reinigen durch die Besprengung mit dem Blute des Lammes. Die Wiedererstattung reinigt uns nicht von der Schuld; sonst würden wir ja durch Werke gerecht; aber sie ist als Glaubensgehorsam ein Ausweis unseres Glaubens und ohne sie hätten wir keine Vergebung. Heute gibt der HErr uns nun eine Belehrung über das priesterliche Thun Seines Volkes. Wir haben hier nicht zu betrachten das Wesen und die Bedeutung der Opfer; auch nicht, wie das Opfer beschaffen sein soll. Davon haben wir schon anderswo mit einander gehandelt. Alles, was in der Schrift steht, ist ja uns geschrieben zur Gerechtigkeit und Heiligkeit, und Alles haben wir auf uns selbst anzuwenden. So sind wir Christen des neuen Testaments in die Stelle Aarons und seiner Söhne getreten, wir, die wir den HErrn Christus haben, bedürfen keiner weiteren Vermittlung. Wir wollen nun heute zu erkennen suchen, was von uns als priesterlichem Geschlecht verlangt wird. Ersten sehen wir in dem Brandopfer die ewige Versöhnung, hervorgegangen aus der Liebe Christi, Sein ewiges Liebesfeuer auf dem Altare brennen, und so soll auch die Liebesflamme auf dem Altare unseres Herzens nie verlöschen, diese verzehrende Flamme, die uns von unsern irdischen Schlacken läutert, unsere Sünde wegbrennt. Der Priester soll Sorge tragen, daß es ein ewiges Feuer werde, daß es nie verlöschen soll, im heiligen Gewande die Asche an eine reine Stätte bringen und das Feuer erneuern, soll unsere Liebe sein, die aus dem Glauben kommt, die als beständiger Gnadenstrom von dem Urquell der Liebe ausgeht. Wie das Brandopfer das vollkommene Opfer Christi vorstellt, so muß die Versöhnung durch dasselbe eine ewige sein; die Sünde konnte aber im alten Testament noch nicht weggenommen sein, sie mußte nur bedeckt werden. Das wird sie durch das Liebesfeuer. Das Holz, was es immerfort unterhält, ist Gottes Wort und die Sacramente, die wirken in uns das Thun, von dem es heißt: Die Liebe Christi dringet mich also. Wir wollen uns Alle mit einander prüfen, ob unser Liebesfeuer helle brennt, ob es glimmt oder fast verloschen ist. Das ist eine Frage, wobei die Seligkeit in Betracht kommt. Es ist wohl eine Klage bei uns Allen, und die gegründetste, die wir über uns selbst führen können, daß die Liebe so lau ist, und wir sehnen uns zurück in die erste Zeit unserer Bekehrung, da unser Liebesfeuer noch nicht niedergebrannt war. Wie ist es unter uns vor zwanzig Jahren ergangen! Da waren so Viele von dem Liebesfeuer ergriffen, und man sollte denken, daß wer an dieser Liebeskraft sich einmal erwärmt hätte, sie nicht wieder verlassen könnte; aber wir haben gesehen, daß es bei Vielen kein Liebesfeuer, sondern ein Strohfeuer war. Solche Leute, welche die Kräfte der zukünftigen Welt geschmeckt und sie verlassen haben, sind die Allerbedauernswürdigsten. Darum laßt uns aufpassen, und fleißig das Holz der Gnadenmittel hinzutragen, damit nicht die Flamme unversehens immer schwächer brenne. Das hilft aber allein nicht, denn wir sehen's ja, wie leicht ihr Gebrauch zur Gewohnheit wird; nothwendig ist's, die Flamme unaufhörlich anzuschüren durch das Gebet, nothwendig ist die tägliche Demüthigung, in täglicher Buße unsre Sündenasche an eine reine Stätte in unser Gebetskämmerlein zu tragen. Es ist so vieles in unserm Herzen, was das Brennen verhindert. Wenn wir diese Asche im Beichtbekenntniß losgeworden sind, dann wird die Liebesflamme desto klarer und heller brennen, denn dadurch unterscheidet sich der wahre Christ von allen andern Menschen, daß Alles, was er thut, aus Liebe geschieht. Schön ist solche Ehrenhaftigkeit, wenn man sagt: Ich muß das thun, weil es meine Pflicht ist, aber tausendmal schöner, wenn die Liebe Christi uns dringet. Das ist ächt priesterliches Thun.

Zweitens sollen wir lernen (V. 14), was wir als priesterliches Geschlecht thun sollen nach dem Gesetz des Speisopfers. Es sollte bestehen aus feinem Waizenmehl, stückweise in der Pfanne gebacken fein ohne Zuthat von Sauerteig. Der zersetzt das Brod, verdirbt es in gewisser Hinsicht, und ist in der Schrift immer ein Bild des Verderbens. Von dem Speisopfer, was der Hohepriester brachte, durfte Niemand essen (V. 23), aber von den übrigen Speisopfern erhielt der Priester einen Theil zum Genuß. Nie wurde aber das Speisopfer dargebracht ohne vorhergehende Hebung und Webung. Das Speisopfer wird auch genannt das Brod des HErrn, und bedeutet die Gaben der Liebe; es hat die Bedeutung, daß die Darbringenden sich dem HErrn als Eigenthum übergaben mit Allem, was sie hatten. Wir Christen wissen, daß Nichts unser eigen ist als unsere Sünde; unser Gut, unser Rang, unser Wissen, Nichts gehört uns, Alles Gott, und wir sind bettelarm. Unsere Bettelarmuth ist noch schlimmer, weil wir unsere Sünde noch obenein zu tragen haben, die Lumpen, womit wir bekleidet, sind unsere Sündenwerke, und der Hunger und Kummer, der aus den Augen eines Bettlers blickt, ist unser Sündenelend. So sind wir nichts als Nutznießer der leiblichen und geistlichen Gaben, die der HErr uns für dieses Leben gegeben hat, wir müssen sie Ihm zu seiner Zeit wieder zurückgeben mit Rechenschaft, wie wir damit hausgehalten haben. Wie eben die Priester nur einen kleinen Theil für sich vom Opfer zurückbehielten, so dürfen auch wir nur so viel von unserm geliehenen Eigenthum für uns behalten, als nöthig zu unserm Unterhalt ist, Alles Andere gehört dem HErrn von Rechtswegen, als unser Speisopfer. Behältst du mehr für dich, als du brauchst, dann bestiehlst du Gott. Ein Christ darf keinen Tag vorübergehen lassen, wo er nicht dem Herrn ein Speisopfer darbringt, es sei nun groß oder klein.

Nun ist noch das Heb- und Webopfer zu bedenken. Darüber habe ich ja schon mehrmals gesprochen; wenn man etwas in die Höhe hob, machte man damit die Bewegung nach oben; die Bewegung nach seitwärts war das Weben; so bildete diese doppelte Bewegung das Zeichen des Kreuzes, das Zeichen für den Namen des HErrn. Ueberall im priesterlichen Thun soll gehebet und gewebet werden, d. h. übersetzt in die Sprache des neuen Testamente, Christo dargebracht werden. Luther empfiehlt sehr dringend, das wir uns Morgens und Abends mit dem Kreuze segnen, eben weil wir priesterlichen Geschlechtes sind, und das Kreuzschlagen ist ein liebes, priesterliches Thun, es geschieht ja auch bei den Sakramenten, der Absolution und dem kirchlichen Segen. Es ist zwar nur ein äußerliches Zeichen, aber bedeutet, daß all unser Thun ein priesterliches sein soll, in Christi Namen begonnen. Der Weihrauch, der auf das Speisopfer gelegt wird, bedeutet, wie wir ja wissen, das Gebet. Wird das auf jede Liebesgabe gelegt, dann hat sie viel Segen. Was durch Gebet geweiht ist, schafft Frucht, wohin es auch kommt; das Gebet ist bei jeder Missions- oder Armengabe die Hauptsache; mit Gebet wird ein Groschen zum Thaler, und ein Thaler ohne Gebet zum Groschen. Die Geldstücke sind es nicht, die das Gute schaffen; es ist das Gebet, was mit ihnen geht, mag sein wohin. So muß unser ganzes priesterliches Thun sein ein Nehmen vom HErrn und ein Ihm Wiedergeben.

Drittens: Unser Thun nach dem Gesetz des Sündopfers. Wenn ein Kleid mit dem Opferblut besprengt wird, ob absichtlich oder nicht, dann soll es gewaschen werden an heiliger Stätte. Da das Blutsprengen ein Zeichen der Versöhnung ist, so wundert es uns, daß die Flecken nicht sitzen bleiben sollen. Wir können diese Abwaschung nicht besser darstellen, als durch Offenb. 7, V. 14. Wer hat die weißen Kleider? Die sie helle gemacht haben in dem Blute des Lammes. Auf dieses Hellemachen kommt Alles an. Das ist das priesterliche Thun, dies Hellemachen durch die tägliche Sündenvergebung. Drei sind (1. Joh. 5, V. 8), die da zeugen auf Erden: Der Geist, das Wasser und das Blut. Das Wasser weist auf das Taufwasser hin. So sollen wir uns besprengen mit Christi Blut im Glauben, und tagtäglich uns versenken und uns abwaschen in der Taufe, den alten Adam ersäufen, d. h. Lüste und Begierden kreuzigen in wahrer Herzensbuße, so daß der auswendige Mensch immer schwächer und der inwendige immer stärker werde. Es ist so köstlich, Morgens und Abends vor dem HErrn seinen Taufbund erneuern, mit dem Herzen dem Teufel absagen, und seinen christlichen Glauben bekennen, und als priesterliches Geschlecht in unsers Hohenpriesters Arme legen. Mir wenigstens würde viel fehlen, thäte ich es nicht. Es ist so köstlich, so wie wir eine Sünde merken, sofort damit zu diesem Hohenpriester eilen, der beides thut, uns wäscht mit Blut und mit Wasser. Es ist (V. 27) eine eigenthümliche Waschung im Heiligthum mit heiligem Wasser, und selbst der Opfertopf soll gewaschen werden; man wundert sich, warum das Versöhnungsblut wieder abgewaschen werden soll. Nun, die Kraft liegt ja nicht in den Blutstropfen; sie sind nur eine Vermittelung, den Menschen mit dem Versöhner in Verbindung zu setzen. Ist die Verbindung geschehen, so braucht es nicht sitzen zu bleiben, eben so wie das Taufwasser abgetrocknet wird, wenn der Täufling damit in Berührung gewesen ist. Die ganze Kraft liegt eben in der Versöhnung selbst. Wenn wir nun uns täglich waschen erst mit Christi Versöhnungsblute, dann in dem Taufwasser, dann werden wir, wenn es zum Sterben kommt, prangen in dem ewigen, heiligen Schmuck, der nie befleckt wird. Wir wollen uns bereiten in heiligem Ernst, bis wir kommen als Priester zu unserm Hohenpriester. Amen.

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