Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 3. Capitel.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 3. Capitel.

Ist aber sein Opfer ein Dankopfer von Kindern, es sei ein Ochse oder Kuh, soll er es opfern vor dem HErrn, das ohne Makel sei. Und soll seine Hand auf desselben Haupt legen, und schlachten vor der Thür der Hütte des Stifts. Und die Priester, Aarons Söhne, sollen das Blut auf den Altar umher sprengen. Und soll von dem Dankopfer dem HErrn opfern, nämlich alles Fett am Eingeweide, und die zwo Nieren mit dem Fett, das daran ist, an den Lenden, und das Fett um die Leber, an den Nieren abgerissen. Und Aarons Söhne sollen es anzünden auf dem Altar zum Brandopfer, auf dem Holz, das auf dem Feuer liegt. Das ist ein Feuer zum süßen Geruch dem HErrn. Will er aber dem HErrn ein Dankopfer von kleinem Vieh thun, es sei ein Schöpf oder Schaf, so soll es ohne Wandel sein. Ists ein Lämmlein, soll er es vor den HErrn bringen, und soll seine Hand auf desselben Haupt legen, und schlachten vor der Hütte des Stifts. Und die Söhne Aarons sollen sein Blut auf den Altar umher sprengen. Und soll also von dem Dankopfer dem HErrn opfern zum Feuer, nämlich sein Fett, den ganzen Schwanz, von dem Rücken abgerissen, und alles Fett am Eingeweide, die zwo Nieren mit dem Fett, das daran ist, an den Lenden, und das Fett um die Leber, an den Nieren abgerissen. Und der Priester soll es anzünden auf dem Altar, zur Speise des Feuers dem Herrn. Ist aber sein Opfer eine Ziege, und bringet es vor den HErrn, so soll er seine Hand auf ihr Haupt legen, und sie schlachten vor der Hütte des Stifts. Und die Söhne Aarons sollen das Blut auf den Altar umher sprengen, und soll davon opfern ein Opfer dem HErrn, nämlich das Fett am Eingeweide, die zwo Nieren mit dein Fett, das daran ist, an den Lenden, und das Netz über der Leber, an den Nieren abgerissen. Und der Priester soll es anzünden auf dem Altar, zur Speise des Feuers zum süßen Geruch. Alles Fett ist des HErrn. Das sei eine ewige Sitte bei euren Nachkommen, in allen euren Wohnungen, daß ihr kein Fett noch Blut esset.

Das Dankopfer stand bei den Israeliten immer in enger Verbindung mit dem Brandopfer; es war dessen Vollendung, aber es unterscheidet sich doch wesentlich davon. Das Brandopfer ward dem Herrn ganz und gar dargebracht; von dem Dankopfer aber nur das Fett, was wir Talg nennen. Das Dankopfer unterscheidet sich auch das durch vom Brandopfer, daß auch (V. 1) weibliche Thiere dargebracht wurden, ja sie konnten auch Fehler haben; es brauchte nicht das makellose Thier des Brandopfers zu sein. Bei dem Dankopfer haben wir nun (V. 2) zunächst die Handauflegung zu betrachten. Die finden wir bei allen Opfern in Israel vorgeschrieben, und ist auch in die christliche Kirche übertragen, und wir fragen billig: Was bedeutet sie? Ist sie eine Kraft oder ein Sinnbild? Nur das Wort und die Sacramente sind Gnadenmittel. Würde die Handauflegung eine Kraft sein, die das Heil vermitteln könnte, so gehörte sie zu den Gnadenmitteln. Sie ist also nur ein Sinnbild dessen, was man bei der Handauflegung empfängt, eine Versiegelung und Bestätigung dessen, was durch die Gnadenmittel gegeben ist. So gewiß du bei der Absolution, beim heiligen Abendmahl die menschliche Hand auf deinem Haupt fühlst, so gewiß, so faßbar hast du Vergebung der Sünden, hast du den Leib des HErrn empfangen, und darum ist sie von großer Wichtigkeit, wie im neuen, so auch im alten Testament. Daran schließt sich ein Zweites: Die Blutsprengung. Sie deutet auf die Versöhnung hin, ohne die eine Gemeinschaft mit Gott nicht möglich ist. Das Eine Opfer ist in Christo dargebracht, und ein Jeder hat es durch den Glauben sich anzueignen, das heißt: sich besprengen mit Seinem Blut. Darum wenn wir uns zu Gottes sichtbarem Altar im heiligen Abendmahl, und zu Seinem unsichtbaren Altar im Gebet nahen, muß unsere erste Bitte sein: HErr, reinige uns, vergib uns unsere Sünde. Darum müssen wir auch heiligen Ernst machen mit der Abwaschung unserer Sünde, denn überall hin soll das Blut gesprengt werden. Eine vollständige Reinheit unserer Seele durch Christi Blut ist uns aber erst im Himmel aufbewahrt; darum wird auch nicht der Opfernde selbst, sondern nur der Altar besprengt, um zu zeigen, daß nicht die Sünde, sondern nur die Sündenschuld aufgehoben ist. Die Bedeutung des Blutes hat immer eine große Wichtigkeit im alten Testament, weil in ihm das Leben, die Seele des Thieres enthalten war; darum war es auch verboten, das Blut zu essen. Vers 3-5 sagt uns nun, daß Israel wohl vom Dankopfer das Fett essen durfte, was mit dem Fleisch verwachsen war, aber das übrige Fett, das Talg sollte es dem HErrn opfern. Warum? Ueberall in der heiligen Schrift hat das Fett die Bedeutung des Besten. Auch von uns verlangt der Herr das Beste, was wir haben. Die Menschen geben aber meistens das Beste dem Teufel, das Schlechteste dem HErrn, wenigstens behalten sie die Lieblingsneigung für sich zurück. Wenn wir dem HErrn unsere Sünde gegeben, und so uns rein gewaschen haben durch die Besprengung mit Seinem Blut, dann fordert Er als Opfer unser Bestes, unser Herz, abgebildet durch das Inwendige des Thieres. Aber wie schwer ist's, Ihm dies Beste zu geben! wie theilen wir es so gerne mit der Creatur, und doch wissen wir, das wir ihr und uns selbst absterben sollen, und sie besitzen, als besäßen wir sie nicht. Weil wir so widerstrebend sind, dem HErrn unser Bestes, unser Herz zu geben, darum ist es auch Sein Brauch, uns das zu nehmen, was unser liebstes, Bestes ist. Unser Liebstes will er sein. Wenn wir Ihm unser Blut, unser Fett geben, dann kann auch an uns in Erfüllung gehen, was das Dankopfer versinnbildlichen soll. Was ist das? Es hat eine sehr tiefe Bedeutung.

Das ganze Opferwesen ist ein Evangelium in Bildern, überaus anschaulich dargestellt. Durch das Brandopfer tritt der Mensch ein in die Gemeinschaft mit Gott, denn das Brandopfer soll den darstellen, der es bringt, sich also opfert, sich selbst abstirbt und dafür das Leben aus Gott nimmt, weil die Strafe aufgehoben ist. In der That und Wahrheit ist aber, als unser Stellvertreter, Christus das rechte Brandopfer. In Ihm ist die Menschheit Gott dargebracht, in Ihm tritt sie mit Gott in Lebensgemeinschaft. Nun fehlt noch eins, die Genießung dieses Opfers, und diese Genießung des HErrn, diese Seligkeit in Ihm stellt das Dankopfer dar. So gehört Brand- und Dankopfer eng zusammen. In dem Brandopfer gibt der Mensch sich Gott, in dem Dankopfer gibt Gott sich dem Menschen. Nämlich das geopferte Fleisch ward dem Menschen zum Genießen zurückgegeben, und Gott gibt sich als Gottmensch dem Menschen dar. Das geschieht im heiligen Abendmahl, und vom Abendmahl ist das Dankopfer ein Vorbild. Es ist eine fröhliche, selige Mahlzeit Gottes des HErrn, dessen Genuß unmöglich wäre ohne das heilige Abendmahl. In dieser seligen Gemeinschaft, in der Feier dieses Opfermahls gibt Gott Gottes Fleisch, was Ihm in Christo gegeben wird, in Christo uns zurück, um es zu essen. So wird die Gemeinschaft an dem Einzelnen eine vollständige, selige, wie sich das Brandopfer in dem Dankopfer vollendet. Wenn aber der Abendmahlsgast nicht im Glauben bereitet, mit Christi Blut besprengt, sich dem HErrn zum Eigentum ergibt, dann verfehlt das Abendmahl seinen Zweck. Wir müssen es aber immer bedenken, daß es bei der Genießung des HErrn nur auf den Glauben ankommt, auf das Gefühl keineswegs. Die selige Empfindung dabei ist nur eine seltene Beigabe. Darum wissen's auch nur die recht erfahrenen Christen, welch einen Schatz sie in dem heiligen Abendmahl haben, wie es der Höhepunkt ihres ganzen Wesens und Seins ist. - Diesen seligen, fröhlichen Genuß des HErrn sollte also das Dankopfer versinnbildlichen. Die Hoheit und Herrlichkeit eines wahren Christen besteht darin, daß der HErr selbst nicht nur ein Brandopfer, sondern auch ein Dankopfer ist. Im Himmel aber wird das Dankopfer erst vollständig sein, weil da uns nichts die Genießung des HErrn verkümmert. Darum nennt der Herr die Himmelsseligkeit „das große Abendmahl.“ So ist denn der HErr Christus Alles das für uns geworden, was die Opfer vorbilden. Es liegt nur an uns, zuzugreifen und zu nehmen. Es ist nur rechter Glaube nöthig, hineinzudringen in Seinen Besitz. Laßt uns nur immer mehr Nichts werden, dann gibt Er uns Alles. Amen.

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