Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 15. Capitel.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 15. Capitel.

Und der HErr redete mit Mose und Aaron, und sprach: Redet mit den Kindern Israel, und sprechet zu ihnen: Wenn ein Mann an seinem Fleisch einen Fluß hat, derselbe ist unrein. Dann aber ist er unrein an diesem Fluß, wenn sein Fleisch vom Fluß eitert, oder verstopfet ist. Alles Lager, darauf er lieget, und alles, darauf er sitzet, wird unrein werden. Und wer sein Lager anrühret, der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Und wer sich setzt, da er gesessen hat, der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Wer sein Fleisch anrühret, der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Wenn er seinen Speichel wirft auf den, der rein ist, der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Und der Sattel, darauf er reitet, wird unrein werden. Und wer anrühret irgend etwas, das er unter sich gehabt hat, der wird unrein sein bis auf den Abend. Und wer solches trägt, der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Und welchen er anrühret, ehe er die Hände wäschet, der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Wenn er ein irdenes Gefäß anrühret, das soll man zerbrechen; aber das hölzerne Gefäß soll man mit Wasser spülen. Und wenn er rein wird von seinem Fluß, so soll er sieben Tage zählen, nachdem er rein geworden ist, und seine Kleider waschen, und sein Fleisch mit fließendem Wasser baden; so ist er rein. Und am achten Tage soll er zwo Turteltauben oder zwo junge Tauben nehmen, und vor den HErrn bringen vor der Thür der Hütte des Stifts, und dem Priester geben. Und der Priester soll aus einer ein Sündopfer, aus der andern ein Brandopfer machen, und ihn versöhnen vor dem HErrn seines Flusses halben.
Wenn einem Manne im Schlaf der Same entgehet, der soll sein ganzes Fleisch mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Und alles Kleid, und alles Fell, das mit solchem Samen beflecket ist, soll er waschen mit Wasser, und unrein sein bis auf den Abend. Ein Weib, bei welchem ein solcher lieget, die soll sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Und wenn ein Weib ihres Leibes Blutfluß hat, die soll sieben Tage beiseit getban werden; wer sie anrühret, der wird unrein sein bis auf den Abend. Und alles, worauf sie liegt, so lange sie ihre Zeit hat, wird unrein sein, und worauf sie sitzt, wird unrein sein. Und wer ihr Lager anrühret, der soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Und wer anrühret irgend was, darauf sie gesessen hat, soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Und wer etwas anrühret, das auf ihrem Lager, oder wo sie gesessen, gelegen oder gestanden, soll unrein sein bis auf den Abend. Und wenn ein Mann bei ihr lieget, und es kommt sie ihre Zeit an bei ihm, der wird sieben Tage unrein sein, denn das Lager, darauf er gelegen hat, wird unrein sein. Wenn aber ein Weib ihren Blutfluß eine lange Zeit hat, nicht allein zur gewöhnlichen Zeit, sondern auch über die gewöhnliche Zeit, so wird sie unrein sein, so lange Blut fließt, wie zur Zeit ihrer Absonderung, so soll sie auch hier unrein sein. Alles Lager, darauf sie liegt, die ganze Zeit ihres Flusses, soll sein, wie das Lager ihrer Absonderung. Und alles, worauf sie sitzt, wird unrein sein, gleich der Unreinigkeit ihrer Absonderung. Wer deren etwas anrühret, der wird unrein sein, und soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser baden, und unrein sein bis auf den Abend. Wird sie aber rein von ihrem Fluß, so soll sie sieben Tage zählen; darnach soll sie rein sein. Und am achten Tage soll sie zwo Turteltauben oder zwo junge Tauben nehmen, und zum Priester bringen vor die Thür der Hütte des Stifts, und der Priester soll aus einer machen ein Sündopfer, aus der andern ein Brandopfer, und sie versöhnen vor dem HErrn über den Fluß ihrer Unreinigkeit. So sollt ihr die Kinder Israel warnen vor ihrer Unreinigkeit, daß sie nicht sterben in ihrer Unreinigkeit, wenn sie Meine Wohnung verunreinigen, die unter euch ist. Das ist das Gesetz über den, der einen Fluß hat, und der Same im Schlaf entgehet, daß er unrein davon wird; und über die, die ihren Blutfluß hat. Und wer einen Fluß hat, es sei Mann oder Weib; und wenn ein Mann bei einer Unreinen liegt.

Unser heutiger Text läßt und einen tiefen Blick thun in das gräuliche Verderben der menschlichen Natur und zeigt uns, wie der Brunnen, daraus das menschliche Leben quillt, durch und durch von der Sünde vergiftet ist. Wie man an das Lesen der heiligen Schrift nicht anders als mit Gebet um den heiligen Geist gehen darf, und mit großem Ernst, so muß dies beim Lesen unsers Textes doppelt geschehen. Ach, was hat doch die gräuliche, verfluchte Sünde aus dem Menschen gemacht! aber wie hoch ist auch die Gnade und Erbarmung des HErrn zu preisen, der sich der armen verderbten und verrotteten Menschen angenommen und Alles durch Sein Blut und Tod geheiligt und gereinigt hat. Es fällt mir schwer, über dies Capitel öffentlich zu reden, allein Dr. Luthers Worte machen mir Muth. Er sagt: „Moses hat viel geschrieben von natürlichen Flüssen des Mannes und Weibes, beide wachend und im Schlaf, davon jetzt Niemand öffentlich reden darf. So gar viel reiner sind unsere Ohren geworden, denn des heiligen Geistes Mund, schämen und da nicht zu schämen ist, und schämen uns nicht, da sich zu schämen ist. Wäre doch wohl noth, daß Jedermann wohl davon wüßte und unterrichtet wäre, sonderlich die Jugend.“ Durch Verschweigen wird nur die Lüsternheit des Fleisches erregt; durch ernstes Betrachten öffentlich und sonderlich dessen, was der heilige Geist in Seinem theuren Wort uns sagt, wird das Fleisch gedämpft. Was in der Schrift steht, gehört der Christenheit, und die Predigt soll die Schätze derselben aufschließen und austheilen. Am gefährlichsten ist die Sünde dann, wenn sie der Satan in dem Flitterstaat seiner Blendwerke uns vor die Seele stellt, am ungefährlichsten dann, wenn sie der heilige Geist in ihrer Nacktheit und damit in ihrer ganzen Abscheulichkeit und Häßlichkeit uns zeigt. Wie nöthig ist es aber gerade in unserer Zeit, da die Unzucht und Wollust, dies Höllengift, in einer Weise und in einem Umfange die Christenheit zerfressen hat, Jung und Alt, Groß und Klein, Mann und Weib, wie vielleicht noch niemals, und dabei die sogenannte Bildung, die Ohren so fein und zärtlich gemacht hat, daß sie nichts davon hören können, was der heilige Geist über die geschlechtlichen Verhältnisse sagt, während das Herz der Hurenlust voll ist und der Leib von grober oder feiner Unzucht verderbt, längst aufgehört hat, der Tempel des heiligen Geistes zu sein.

Was für Erfahrungen machen nicht Eltern und Lehrer an ihren Kindern und Schülern, die in gräulicher Selbstbefleckung sich an Leib und Seele verderben, was kriegen die Prediger nicht zu hören, wenn den jungen Leuten das Gewissen und der Mund aufgeht zum Bekenntnis der Hurengräuel, die die beiden Geschlechter mit einander gethan, oder die sie an ihren eigenen Leibern gethan haben, und nun dagegen ankämpfen mit heißen Thränen und Gebeten und können kaum der unsaubern Lüste Herr werden. Wie jammern sie: Ach hätte mich doch Jemand gewarnt, daß ich gewußt und bedacht hätte, wie schrecklich es ist, sich also zu versündigen, wäre ich doch rechtzeitig unterrichtet worden, was es mit dem geschlechtlichen Leben auf sich habe und was Gottes Wort darüber sage! - Ja, es ist so: Wir sind in Sünden empfangen und geboren.

Wie ernst und streng spricht sich Gottes Wort über die geschlechtlichen Absonderungen aus, die natürlichen und krankhaften, wie der Mensch sich selbst und Alles, womit er in Berührung komme, verunreinige, und durch die sorgfältigsten Waschungen sich zu reinigen habe, ja mit Gott dem HErrn versöhnt werden müsse durch Sünd- und Brandopfer sowohl über die einzelnen Verunreinigungen, als über den ganzen unreinen Zustand seines Wesens, ja fordert den Tod des Mannes, der ein Weib in der Zeit ihrer Unreinigkeit geschlechtlich berührt!

Brauchen wir Christen nun auch nicht mehr durch die Waschungen und zu reinigen, wie Israel thun mußte, brauchen wir auch nicht mehr die Sünd- und Brandopfer zu bringen, so müssen wir uns doch beständig mit dem Wasser der heiligen Taufe reinigen in herzlicher Reue und Buße und uns im einfältigen Glauben mit Gott durch das Blut unsers HErrn und Heilandes Jesu Christi versöhnen, der nicht in Sünden empfangen und geboren war und in Seinem vollgültigen Versöhnungsopfer uns gereiniget und geheiliget hat, aber auch um so gewissenhafter und treuer wandeln den Weg des HErrn, daß wir keusch und züchtig leben in Worten und Werken. Amen.

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