Harms, Ludwig - Am Abend vor Weihnachten 1863.

Harms, Ludwig - Am Abend vor Weihnachten 1863.

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heil. Geistes sei mit uns allen. Amen.

Text. 1. Mose 2, 15; 3, 2-4.

Und Gott der HErr nahm Adam und setzte ihn in den Garten Eden, daß er ihn bauete und bewahrte. - Und Gott trieb Adam aus, und lagerte vor den Garten Eden den Cherub mit einem bloßen, hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens. - Und Adam erkannte sein Weib Heva, und sie ward schwanger, und gebar den Kain und sprach: Ich habe den Mann, den HErrn.

Wir feiern heute durch Gottes Gnade noch einmal wieder den heiligen Abend vor Weihnachten, und wollen Gott herzlich dafür danken, daß Er uns in Seinem Hause versammelt hat, um diesen Abend als einen wirklich heiligen Abend feiern zu können. Ist doch das heilige Weihnachtsfest da, und wir wissen aus eigener Erfahrung, welch ein seliges Fest für die Christen es ist. Der heutige Tag führt im Kalender den Namen Adam und Eva, und daß er gerade diesen Namen führt, weiset uns hin auf die Gnade und den Segen, welchen uns Weihnachten bringt. Wir werden lebhaft erinnert an den verzweifelt bösen Schaden, den uns Adam und Eva gebracht, und haben dann um so größere Freude an dem Segen, den der zweite Adam, unser HErr Jesus Christus, der in dieser Nacht geboren ward, uns bringt. So ist der ganze Schaden, den der erste Adam uns gebracht, durch den Segen, den der zweite Adam uns bringt, hinweggenommen. Wir wollen nun heute eine Kalenderpredigt halten und darum den Namen dieses Tages zum Gegenstand unserer Betrachtung machen. Wir wollen handeln von Adam und Eva.

Zuvor aber laßt uns beten: Adam hat im Paradies seinen Bund mit Gott gebrochen; Gott, der ihn noch nicht verstieß, hat Erlösung uns versprochen. Und nun kommt in Seinem Namen der verheißene Weibessamen. Lieber HErr Jesu, gieb uns Deinen heiligen Geist, daß wir recht erkennen den tiefen Fall Adams, unsers ersten Stammvaters, damit wir desto fröhlicher erkennen die herrliche Auferstehung in Dir, dem zweiten Adam; so laß uns denn durch Deinen heiligen Geist eine gesegnete Predigt zu Theil werden. Gieb, was gepredigt werden soll und gieb, daß es recht gehört werde; wenn wir so beides auf Dich werfen, das Predigen und das Hören, dann muß es wohl gesegnet sein. Amen.

1. Die Herrlichkeit.

Und Gott der HErr nahm Adam und setzte ihn in den Garten Eden, daß er ihn bauete und bewahrte. Nachdem Gott der HErr Himmel und Erde geschaffen hatte, nachdem Er das Schöpfungswerk der sechs Tage vollendet, zuerst geschaffen die Elemente: Feuer, Wasser, Luft und Erde, alsdann aus der Erde hatte hervorgehen lassen Bäume, Gräser und Kräuter, dann den Himmel geschmückt mit Sonne, Mond und Sternen, darauf geschaffen hatte die Fische im Meer und die Vögel unter dem Himmel und endlich all die Thiere, die auf der Erde leben, da schuf Er zum letzten Adam und Eva und zwar nach Seinem Bilde, wie es ausdrücklich heißt: Lasset Uns Menschen machen, ein Bild, das Uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer, und über die Vögel unter dem Himmel, und über das Vieh, und über die ganze Erde, und über alles Gewürm, das auf Erden kreucht. Und Gott schuf den Menschen Ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf Er ihn; und Er schuf sie, ein Männlein und ein Fräulein. Adam und Eva, die Er nach Seinem Bilde geschaffen hatte, setzte Er in den Garten Eden, den sollten sie bauen und bewahren. Der Garten Eden war ein Garten, den Gott selbst gepflanzt hatte: es wuchsen darin die allerschönsten Bäume mit den allerschönsten Früchten; es gingen aus diesem Garten Ströme Wassers, welche sich außerhalb desselben in vier Arme theilten und die Erde bewässerten. Darin sollte Adams und Evas Residenz sein. Adam sollte König über die ganze Erde werden und Eden seine Wohnung sein. In diesem Garten waren zwei besonders ausgezeichnete Bäume, der Baum der Erkenntniß Gutes und Bösen und der Baum des Lebens. Der Baum des Lebens trug solche Frucht, daß die Menschen, so lange sie von diesem Baume aßen, nicht sterben konnten, sondern mit immer neuen Kräften des ewigen Lebens versorgt wurden. Der Baum der Erkenntniß des Guten und Bösen war derjenige Baum, unter welchem Gott Seine Kirche hatte. Gott kam alle Tage und besuchte Adam und Eva, Seine Kinder, des Abends, wenn der Tag kühl geworden war. Dann versammelte Er sie unter diesem Baum, predigte ihnen, lehrte und unterrichtete sie, wie Seine lieben Kinder. Wenn die Zeit herankam, daß Gott der HErr kommen mußte, dann wußten sich Adam und Eva keinen Rath vor Freude; sie sprangen Ihm entgegen, und hätte der liebe Gott einen Rock angehabt, so hätten sie Ihn an den Rockschößen herbei gezogen, daß Er ihnen predigte, was noth sei zum ewigen Leben. Weil Gott ihnen unter diesem Baume predigte, so hatte derselbe den Namen: Der Baum der Erkenntniß des Guten und Bösen; denn durch die Predigt lernten sie Gutes und Böses unterscheiden, indem Gott ihnen Seinen Willen kund that. Und eben darum, weil Gott Seine Kirche hier hatte, so durften sie die Früchte dieses Baumes nicht anrühren. Die Stätte war heilig, es war der ersten Menschen Kirche; noch jetzt kennt der Christ nichts Heiligeres als den Altar, wo Gottes Sakrament verwaltet und die Kanzel, wo Gottes Wort gepredigt wird. Es war ihnen nichts heiliger, als dieser Baum, darunter Gott mit ihnen Kirche hielt, deßhalb aßen sie nicht von den Früchten dieses Baumes, denn Gott hatte gesagt: Von allen Früchten der Bäume im Garten dürft ihr essen, aber nicht von dem Baume der Erkenntniß des Guten und Bösen. War das nicht schon eine unbeschreibliche Seligkeit, daß Gott von Angesicht zu Angesicht mit ihnen verkehrte; Er sprach mit ihnen und sie sprachen mit Ihm, Er predigte ihnen und sie hörten Ihm zu. Er segnete sie und sie wurden gesegnet? Im Paradiese, wo sie von dem Baum des Lebens aßen und nicht sterben konnten, gab es keinen Tod; und weil es keinen Tod gab, so fand man dort auch keine Krankheit, keinen Schmerz, kein Leid, keine Thränen, keinen Kummer und keinen Gram. Wer sollte da auch Kummer und Weh verursachen? Gott doch wahrhaftig nicht, denn der ist gut; und die Menschen ebenso wenig, denn die waren auch gut. Da kannte man nichts von Kopfweh und Zahnweh, nichts von Schwären und Karbunkeln, nichts von Wassersucht und Schwindsucht; die Menschen waren der Seele nach vollkommen heilig und dem Leibe nach vollkommen gesund. So würden sie geblieben sein, von Jahr zu Jahr mehr verklärt, von Sterben konnte keine Rede sein; und die Erde wäre mit ihnen verklärt worden. Wie keine Sünde und Krankheit sich fand, so war auch kein Mißverhältniß zwischen den Thieren untereinander, und zwischen den Thieren und den Menschen. Gott der HErr hatte alle Thiere geschaffen; da waren Wölfe und Bären, aber sie bissen nicht; da waren Schlangen, aber sie hatten kein Gift; reißende Thiere gab es, aber der Löwe fraß Gras wie ein Ochse. Alle Thiere dienten Adam als ihrem König und Herrn, denn er war nicht ihr Quälgeist oder Mörder. Er hatte weder Flinte noch Messer, um sie zu tödten, denn er nährte sich von den Früchten der Bäume und von den Körnern, die auf den Gräsern wuchsen; kein Thier wurde von ihm beschädigt noch gekränkt. Was für ein liebliches Verhältniß zwischen Adam und den Thieren stattfand, sehet ihr daraus: Die Thiere sollten einen Namen haben und wer konnte ihnen den besser geben, als der, den Gott zum Herrn über sie gesetzt hatte. Da sagte Gott, daß die Heere der Thiere an Adam vorüber gehen sollten, und wie sie dann von Adam genannt würden, so sollten sie heißen. Da ziehn nun an ihm vorüber die Thiere des Feldes, die Vögel des Himmels, die Fische des Meeres und lassen sich ihren Namen geben; fortan braucht Adam nur ein Thier zu rufen, so ist es gleich bereit seinen Willen zu erfüllen; denn wie Adam kein Tyrann war, so waren die Thiere keine Rebellen. Wenn ein Pferd einen Menschen tragen sollte, so waren kein Zügel und Peitsche nöthig, Adam setzte sich darauf und es trug ihn, wo er hin wollte. So war ein lieblicher Frieden zwischen den Thieren und den Menschen. Damit stimmte auch die Natur überein. Man brauchte kein Regenschauer zu fürchten, denn jeden Morgen ging ein Thau auf und der war stark genug, um die Erde zu befeuchten. Da gab es keinen Donner und Blitz; denn da die Natur nicht unrein war, so brauchte sie auch nicht durch ein Gewitter gereinigt zu werden. Da war weder drückende Hitze noch schneidende Kälte, man brauchte sich auch nicht vom Sturmwind durchschütteln zu lassen; auch gab es kein Erdbeben oder feuerspeiende Berge. So glücklich lebten Adam und Eva und ebenso würden ihre Kinder gelebt haben, wenn sie schon welche gehabt hätten. Luther sagt: Wenn Adam und Eva schon im Paradiese Kinder gehabt hätten, so würden dieselben gleich nach der Geburt haben laufen können, wie es jetzt noch die kleinen Küchlein thun, wenn sie aus dem Ei kommen. Die Kinder würden nicht geschrieen noch geweint haben, wie es jetzt das Erste bei den Kindern ist, wenn sie auf diese Welt kommen. Und das Alles kam daher, weil es noch keine Sünde gab. Wäre das nicht herrlich, wenn es so geblieben wäre? Aber es ist nicht so geblieben, da der Sündenfall hinzu gekommen ist. Dabei müßt ihr nicht denken, daß Adam und Eva faul gewesen sind, wie Etliche meinen, deren ganzes Glück darin besteht, daß sie nicht zu arbeiten brauchen; denn Müßiggang ist aller Laster Anfang und Faulheit des Teufels Ruhebank. Sie sollten den Garten bauen und bewahren, sollten also Gärtner und Bauer spielen. Dem Bösen sollten sie wehren, und da es unter Menschen und Thieren noch kein Böses gab, so war es der leidige Teufel, vor dem sie den Garten bewahren sollten. Mich dünkt, jedesmal, wenn ein Bauer dieses Wort hört, daß Adam den Garten Eden bauen sollte, dann muß sein Herz vor Freuden darüber hüpfen, daß er ein Bauer ist, und er müßte sich schämen, wenn man ihn „Herr Oekonom“ nennen wollte. Bauen sollte Adam den Garten, bauen soll noch jetzt jeder Landmann den Acker und darum ist er ein Bauer, aber darum soll er sich auch schämen vor dem Titel Oekonom. Er soll nicht ein solch hochmüthiger Narr sein, daß er sich des Namens schämt, den Gott ihm schon im Paradiese gegeben hat. So war es in der Zeit vor dem Sündenfall und so wäre es geblieben, wenn der Sündenfall nicht gekommen wäre. Aber siehe da, was Gott Adam einknüpft, das hat er nicht gehalten, er hat den Garten nicht bewahrt, der Böse ist herein gekommen und hat zerstört, was Gott Gutes und Herrliches geschaffen, und so kommen wir denn nun zu dem zweiten Wort:

2. Das Elend.

Und Gott trieb Adam aus, und lagerte vor den Garten Eden den Cherub mit einem bloßen hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens. Vorher hieß es: Gott setzte Adam in den Garten Eden; hier heißt es nun: Er trieb ihn aus dem Garten Eden. Warum denn das? Ihr sehet leicht ein, etwas Erschreckliches und Entsetzliches mußte geschehen sein, daß Gott den Mann, den Er in den Garten gesetzt hatte, hinaustrieb und noch dazu einen Engel mit einem bloßen hauenden Schwert davorstellte. Und welches war das Schreckliche, darum Gott die Menschen aus dem Paradiese trieb? Das war das furchtbare Wort, in dem sich alle Schrecken vereinigen: „Sünde“; Adam und Eva hatten gesündigt, darum mußten sie aus dem Garten Eden hinaus. Sie hatten gegessen von dem Baum, davon Gott gesagt hatte: Ihr sollt nicht davon essen. Sie hatten ihre frechen und unverschämten Hände ausgestreckt nach dem heiligen Baum und hatten damit den HErrn geschändet; darum wurden sie aus dem Paradiese getrieben. Ach, Adam und Eva nach dem Sündenfall sind ganz anders, die Natur ist ganz anders, die Thiere sind ganz anders geworden. Die Veränderung ist erstlich geschehen an Adam und Eva. Der Mensch besteht aus Geist, Seele und Leib; mit dem Geiste denkt er, mit der Seele begehrt er und mit dem Leibe handelt er. Wenn der Geist gut ist, so denkt er Gutes, die Seele begehrt das Gute und der Leib übt das Gute. Der Teufel war in den Garten gekommen, war in eine Schlange gefahren und hatte zu Eva gesagt: Wenn du von dem Baum der Erkenntnis, des Guten und Bösen issest, so wirst du gleich wie Gott. Gleich wie Gott, bedenkt, das heißt Gott selbst sein. Das ist nicht genug, Gott ähnlich zu sein, nein, Gott gleich sein; das ist nicht genug, Gottes liebe Kinder zu sein, nein, der Teufel spiegelt ihnen vor: Gott selbst sein, das ist besser. Kaum ist dieser hochmüthige Gedanke in ihren Geist gekommen, so ist Eva auch schon gefallen. Ist die Seele gut, so begehrt man nur Gutes. Nun kommt die Reihe an die Seele. Der Teufel sagt zu Eva: O, wie schön sehen doch die Früchte aus, wie sind sie so prächtig; denn sie machen klug. So war die Seele verdorben durch die böse Begierde; und ist das erst geschehen, dann folgt der Leib bald nach mit der sündlichen That, denn Eva brach von dem Baum und ihr Mund aß von der Frucht. Nachdem ihr Geist befleckt war durch hochmüthige Gedanken, ihre Seele durch sündliche Begierden und ihr Leib durch die sündliche That, da benahm sie sich auch gleich als ein Teufel, denn als sie Adam sahe, verführte sie ihn, daß er auch aß. Das ist recht die Art des Teufels, Andere zu verführen. Was war nun Gutes an den ersten Menschen geblieben? Ihr Geist war verderbt durch den Hochmuth, ihre Seele durch die böse Begierde und ihr Leib durch die sündliche That. Was war da noch Gutes an ihnen? Gar nichts, sie waren ein Bild des Teufels geworden. Vorher, wenn Gott Adam und Eva besuchte, sprangen sie Ihm entgegen und ihr Herz war voll Lust und Freude; jetzt ist alle Lust weg, da Gott kommt, von Entgegenspringen ist keine Rede mehr, sie entsetzen sich, sie verstecken und fürchten sich, denn der Gott, der früher ihr lieber Vater war, dem sie früher Hände und Füße geküßt hatten, der war nun ihr Richter geworden. Und nun sehet, wie die alte Schlange ihr Wort gehalten hat; sie hatte ja zu Eva gesagt: Die Frucht dieses Baumes macht klug. Als Gott den Abend in den Garten Eden kam, was thun da Adam und Eva? Das dumme Volk versteckt sich unter einen Baum, sie meinten, wenn sie sich versteckten, dann könnte Gott sie nicht finden und nicht sehen. Und als Gott sie dennoch fand, als sie vor Gott offenbar wurden, wollten sie sich entschuldigen: Adam hatte keine Schuld, sondern das Weib, das ihm Gott gegeben. Eva hatte keine Schuld, sondern die Schlange. Welch ein Unglück war über sie gekommen, lauter Furcht, Jammer und Elend. Aber das war noch nicht genug, sie mußten hinaus aus dem Paradiese. Das Paradies ist ein Ort für selige Menschen, ihr aber seid unselig, denn ihr habt gesündigt, sprach Gott, darum kann Ich euch nicht im Paradiese lassen; ihr möchtet vielleicht von dem Baum des Lebens essen und dann ewig leben, und das geht doch nicht, daß ein Sünder ewig lebt. So mußten sie hinaus aus dem Paradiese. Mühsame Arbeit war nun ihr Loos, im Schweiße des Angesichts mußten sie ihr Brot essen. Der Acker trug mehr Unkraut als Frucht, nur mit Ungemach konnten sie sich ihren Unterhalt verschaffen. Auch ihr Verhältniß zu den Thieren wurde ein anderes. Jetzt wurden die Menschen die Quälgeister und Tyrannen der Thiere, und die Thiere rebellirten gegen die Menschen. Vorher kannte man bei den Menschen keine Peitsche, kein Gewehr, kein Messer, und bei den Thieren kein Gift, keine Beißzähne und keine Stoßhörner. Wehe aber nun dem Menschen, der der Schlange zunahe kam, sie spie ihr Gift ihm entgegen, wehe dem Menschen, der dem Hund, dem Bären zunahe kam, er mußte dessen Beißzähne fühlen. Nun mußte der Mensch vor Hitze schwitzen und vor Frost klapperten ihm die Zähne im Munde; nun mußte er sich fürchten vor Feuersund Wassersnoth. Nun kamen Kopfweh und Zahnweh, Schwindsucht und Wassersucht, Schwären und Karbunkeln, und die Menschen lebten als Hunde und Katzen unter einander; was der Eine nicht beißen kann, das kratzt der Andere. Und wenn sie sterben, wo geht es dann hin? In die ewige Verdammniß, wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlischt. Seht, das ist nach dem Sündenfalle aus den Menschen geworden. Aber giebt es aus diesem grenzenlosen Verderben keine Rettung? scheint kein hellleuchtender Morgenstern in diese Finsterniß?

3. Die Hülfe.

Hört den dritten Vers: Und Adam erkannte sein Weib Heva, und sie ward schwanger, und gebar den Kain, und sprach: Ich habe den Mann, den HErrn. Was wollte sie damit sagen? Als Gott das Urtheil über die Menschen aussprach, da hatte Er gesagt in dem Urtheil über die Schlange: Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten und du wirst Ihn in die Ferse stechen. Er wollte sagen: Ich will den Weibessamen senden, und du, o Satan, wirst Ihm in die Fersen stechen und der Weibessame wird dir den Kopf zertreten. Der Weibessame, das ist Jesus, der Heiland. Als die Menschen fielen, da hat Gott Rücksicht auf sie genommen, - denn sie waren nicht Verführer, sondern Verführte, sie waren nicht aus sich selbst gefallen, sondern durch den Teufel -, und hat gedacht, ob ihnen noch geholfen werden könne. Durch den Weibessamen, das heißt durch einen vom Weibe gebornen Mann, der der wahre Gott selbst ist, sollte ihnen geholfen werden. Das ist die erste Verheißung von Jesu, das erste Evangelium. Der Weibessame, der Sohn eines Weibes, sollte kommen und dem Satan den Kopf zertreten. Das Alles ist erfüllt und wir preisen Gott noch jetzt für die Erfüllung. Denn es wurde der Weibessame von Maria geboren, Jesus ist Sein Name, und der ist Sein ganzes Leben lang mit dem Satan im Kampf gewesen, und zuletzt schien es, als ob der Satan den Sieg davontragen sollte in dem Augenblicke, als Jesus am Kreuze hing. Durch des Teufels List und Tücke war Er dahingekommen und nun meinte derselbe, Ihm das Garaus gemacht zu haben, als er Ihn im Grabe liegen sahe. Aber da gerade geschah es, daß Er dem Satan den Kopf zertrat. Denn nun sind durch Jesu Tod alle, die Gottes Kinder werden sollen, befreiet von des Satans Gewalt. Jesu Tod sollte das Lösegeld sein für unsere Sünden darum feiern wir nun fröhlich Weihnachten und preisen das Kind, das in der Krippe liegt, denn das ist der, dem der Satan den Fersenstich gab und der dem Satan den Kopf zertrat; das ist der, der uns vom Satan befreiet und der des Satans Reich vernichtet hat. Und der ist auch der einzige und rechte Trost für Adam und Eva. Als Kai n geboren wurde, sagte Eva: Ich habe den Mann, den HErrn. Sie will sagen: Siehe, da liegt der Messias in meinem Schooße, das ist der Weibessame, der der Schlange den Kopf zertreten soll. Kain war nun aber der rechte Weibessame nicht, denn der Weibessame sollte nicht von einem Manne gezeugt werden. Doch sehen wir daraus, daß Eva der Verheißung glaubte und der Erfüllung derselben harrte. Weil nun Adam und Eva von ganzem Herzen an den Heiland glaubten, der da kommen sollte, so wissen wir gewiß, daß sie selig geworden sind. Daß sie sterben mußten, das war ihnen bekannt, und als sie starben, da ging ihre Seele in das Paradies, um da bei dem HErrn Jesu bis zum jüngsten Tage zu bleiben und dann mit Ihm auf die neue Erde zu gehen. Sehet, darum feiern wir so selig Weihnachten, denn was Adam verdorben, das hat der HErr Jesus wieder gut gemacht; Er hat uns von Sünde, Tod, Teufel und Verdammniß erlöset. Glauben wir an Jesum, sehen wir dies Kind, das in der Krippe liegt, als unsern Heiland an, so haben wir Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. So können wir, obgleich wir Sünder sind, doch fröhlich und selig Weihnachten feiern, denn Jesus hat uns unsere Sünden vergeben, obgleich wir sterben müssen, Jesus hat uns vom Tode erlöset, obgleich wir die Verdammniß verdient haben, Jesus bat die Verdammniß für uns getragen. So ist Christus unser einziges Heil, und wir können Ihn nicht genug loben und preisen. Nimm Jesum weg, so ist Angst und Zagen du, ja du mußt verzagen und verzweifeln. Haben wir Jesum, so ist bei uns Freude und Wonne; darum soll es auch bei uns heißen: Jesus Christus gestern und heute und derselbe in alle Ewigkeit. Das ist je gewißlich wahr und ein theuer werthes Wort, daß Jesus Christus kommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen. Darum feiern wir auch Weihnachten mit so vielen Lichtern, und wissen es gar nicht hell genug zu machen, weil mitten in die Finsterniß das Licht hineinscheint durch Jesum Christum, unserm HErrn.

Laßt uns beten: Darum danke, wer nur kann, Gott dem Vater aller Gnade. Betet euren Heiland an, Er heilt euren Seelenschaden. Ehre sei Gott in der Höhe und des Satans Reich vergehe. Ja komm, HErr Jesu, und vertreibe nun allenthalben wieder Satans Reich und Macht. Vertreibe beides aus unsern Herzen, indem Du die Sünden vergiebst; vertreibe beides aus den Häusern, indem Du sie zu Gotteshäusern machst; vertreibe beides aus der Gemeine, indem Du sie zur Gottesgemeine machst. Aber, noch weiter laß sich Deine Gnade erstrecken, auch zu denen, die noch in Finsterniß und Schatten des Todes fitzen. Mit uns feiern schon so viele Schwarze den heiligen Abend und singen: Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen; HErr, segne sie. Gieb Gnade, daß auf der ganzen weiten Erde gesungen werde: Ehre sei Gott in der Höhe und des Satans Reich vergehe! Lieber HErr Jesu, gieb uns ein gesegnetes Weihnachten durch Deinen heiligen Geist, segne unsere Herzen, Häuser und Gemeine, und unser armes zerrüttetes Vaterland, damit einmal wieder recht Weihnachten gefeiert werde. Ja, Ehre sei Gott in der Höhe und des Satans scheußliches Reich vergehe. Amen.

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