Harms, Ludwig - Der Psalter - Der 45. Psalm.

Harms, Ludwig - Der Psalter - Der 45. Psalm.

Vers 1-9.

Dieser Psalm ist überschrieben: Ein Brautlied; und das ist er auch, denn er preiset den königlichen Bräutigam, welcher ist Jesus Christus, und die königliche Braut, welche ist Seine Kirche. Der Preis des königlichen Bräutigams ist in der ersten Hälfte des Psalms enthalten, und wir wollen heute betrachten, was von dem königlichen Bräutigam, unserm HErrn Jesum Christum gesagt wird. Wenn da steht: Ein Brautlied der Kinder Korah, so soll das nicht heißen, daß die Kinder Korah dieses Lled gemacht hätten, sondern sie sind diejenigen, die dieses Lied zu singen hatten. Der Verfasser ist König David durch den heiligen Geist, die Sänger sind die Kinder Korah. Weiter heißt es: Von den Rosen vorzusingen; sollte aber eigentlich heißen: Von den Lilien. Das sind nicht solche Lilien, wie wir im Garten haben, sondern kleine Harfen mit sechs Saiten, wie die Lilie sechs Blätter hat. Und auf dieser sechsfaltigen Harfe sollten die Kinder Korah den Psalm singen und spielen. Nun gehen wir zum Psalm selbst über. Mein Herz dichtet ein feines Lied; ich will singen von einem Könige; meine Zunge ist ein Griffel eines guten Schreibers, so spricht David, und die Worte find wichtig, die er sagt. Mein Herz dichtet ein feines Lied, damit zeigt er an, daß sein ganzes Herz von Liebe zu seinem geliebten Heiland Jesus Christus brennt, und daß ihm nichts größere Freude macht, als seinen HErrn zu preisen, der auch sein ganzes Herz besessen hat. Aber indem er hinzufügt: Ich will singen von einem Könige, so zeigt er damit an, wie er sich wohl bewußt ist, daß der nicht ein irdischer König sei, wie er, sondern daß der König, von dem David singt, tausend Mal herrlicher sei, als er, denn der ist der König aller Könige und der HErr aller Herren. Aber merket, was nun solgt: Meine Zunge ist ein Griffel eines guten Schreibers. In diesen Worten seht ihr die wichtige Lehre von der Eingebung des heiligen Geistes deutlich ausgesprochen. Nach dieser Lehre ist die Zunge des Propheten der Griffel eines guten Schreibers, der diktirt, ist der heilige Geist. Also der heilige Geist hat ihm dieses Lied in das Herz gegeben, und wie Er es ihm in das Herz gegeben hat, so lehrt Er es ihn durch die Zunge aussprechen; darum seine Zunge weiter nichts ist, als der Griffel, der ausschreibt, was der heilige Geist diktirt. Das ist die Lehre von der Eingebung des heiligen Geistes, wie wir sie in der heiligen Schrift finden und wie David sich dazu bekennt. Was du in der heiligen Schrift liesest, sind eitel Worte des heiligen Geistes, und nicht Worte der Apostel und Propheten; der heilige Geist hat sie ihnen in das Herz und in die Feder gegeben, und sie haben geredet und geschrieben, was der heilige Geist ihnen gegeben hat. Wer anders darüber lehrt, der lehrt gegen die heilige Schrift. Darum sagen alle Propheten: Des HErrn Wort kam zu mir, oder: Der HErr spricht; und Paulus sagt in der ersten Epistel an die Thessalonicher: Ihr nahmet das Wort göttlicher Predigt auf, nicht als Menschen Wort, sondern wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort. Ich bitte euch, laßt euch an dieser Lehre nichts dreben und deuteln, nicht von den Frommen und nicht von den Gottlosen, nicht von den Gelehrten und nicht von den Ungelehrten. Die Apostel und Propheten waren die willigen Werkzeuge des heiligen Geistes, sie haben sich darüber gefreut, daß Gott sie gebrauchen wollte zu Seinem Dienst. - Nun spricht David von dem königlichen Bräutigam und sagt: Du bist der Schönste unter den Menschenkindern, holdselig sind Deine Lippen, darum segnet Dich Gott ewiglich. Denn obgleich der Bräutigam der König aller Könige ist, so ist Er doch ein Menschenkind geworden, und unter den Menschenkindern ist Er der Schönste, der Schönste dem Leibe und dem Geiste nach. Er war ohne Sünde, darum mußten Leib und Seele vollkommen schön sein. Und von diesem Schönsten an Leib und Seele heißt es weiter: Holdselig sind Deine Lippen. Mußten doch alle, die Seine Predigt hörten, die Holdseligkeit und Lieblichkeit derselben anerkennen, wie z. B. die gottlosen Bewohner der Stadt Nazareth Luc. 4. Welche Worte sind denn auch wohl holdseliger, als die Worte von der Vergebung der Sünden, als die Worte, daß Jesus Christus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen. Deßhalb sagt der Psalm: Darum segnet Dich Gott ewiglich. Das ist doch wohl der größte Segen, daß wir einen Heiland haben, der zu uns sagt: Mein Sohn, Meine Tochter, Deine Sünden sind dir vergeben. Weiter heißt es: Gürte Dein Schwert an Deine Seite, Du Held, und schmücke Dich schön. Es müsse Dir gelingen in Deinem Schmuck, ziehe einher der Wahrheit zu gut, und die Elenden bei Recht zu behalten, so wird Deine Rechte Wunder beweisen. Da sehet ihr, meine Lieben, die gewaltige Waffe des HErrn, womit Er Seine Werke ausrichtet. Ihr wißt doch, was dieses Schwert des HErrn ist, und wenn ihr's nicht wißt, so könnt ihr's lesen Epheser am sechsten, wo es heißt: Und nehmet das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. Das ist das Schwert, welches der Heiland, der Sohn Gottes, um Seine Hüfte trägt; damit soll Er die Elenden bei Recht behalten, damit soll Seine Rechte Wunder beweisen. Das ist wieder eine Bestätigung des Worts, was ewiglich gilt und was der HErr dem Pilatus in's Gesicht gesagt hat: Ich bin ein König der Wahrheit, Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß Ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret Meine Stimme Joh. 18, 37. Darum heißt es hier: Ziehe einher der Wahrheit zu gut; denn Er ist der König der Wahrheit, Er verkündigt die Wahrheit Gottes. Ist sie bei Ihm nicht mehr zu finden, so ist sie ganz abhanden gekommen, denn alle Menschen sind Lügner Ps. 116, 11. Wenn der Prophet David sagt: So wird Deine rechte Hand Wunder beweisen, so kenne ich kein größeres Wunder, als, daß durch dieses Wort die ganze gottlose Welt überwunden wird. Denkt an die größten Eroberer der Welt, sie ziehen aus mit tausend und aber tausend Kanonen, Schwertern und Kriegsleuten, und dann heißt es: O was haben die für eine Heldenthat gethan. Und hier zieht ein König aus, der einen Bettelrock anhat, der Fischer zu Seinen Soldaten und elende Prediger zu Seinen Freunden hat. Was haben die für Waffen? Keine andere, als das Wort der Predigt, damit sollen sie die ganze Welt überwinden. Beleidigt dieses Wort Jemand, d. h. trifft es das Herz und die Leute wollen sich nicht bekehren, so sind sie der Rache eines jeden dummen Jungen ausgesetzt, mit Koth und Dreck beworfen zu werden, oder von Amt und Brot gejagt zu werden. Diese Leute sollen mit Gottes Wort die Welt erobern, der HErr will durch ihre Predigt Wunder beweisen; wer aber keinen Glauben hat, der bleibe davon, der werde ja kein Prediger. Und ist es nicht merkwürdig, wo ist je ein Reich so groß gewesen als Christi Reich? geht es nicht über Europa, Asien, Amerika, Afrika und Australien? Wird es nicht bald heißen: Es ist keine Sprache noch Rede, da , man nicht ihre Stimme höre? Ps. 19, 4. Was giebt dem Reiche Gottes den Sieg? Sehet, das ist die göttliche Kraft, die in dem Worte liegt, die aus dem Worte strömt und eben deßhalb die Herzen der Menschen überwindet und das Reich Jesu Christi ausbreitet bis an das Ende der Welt. Das sind die Wunder, die Jesus beweisen soll. Dadurch wird die Wahrheit bekannt und die Elenden kommen zu Recht. Die Elenden, das sind die armen Sünder, welche die Predigt von Christo annehmen und den Himmel ererben, den Gott den Bußfertigen und Gläubigen verheißen bat. Das Wort Gottes hat den Ersolg, daß es heißt: Scharf sind Deine Pfeile, daß die Völker vor Dir niederfallen, mitten unter den Feinden des Königs. Mit dem scharfen Pfeile des Wortes Gottes schießt Jesus in das Herz der Menschen und die Menschen werden überzeugt und geben Gott Recht. Die Feinde werden Freunde, die Verächter werden Anbeter, Saulus wird ein Paulus, die Zweifler werden Bekenner, die Schwachen werden stark, die Sünder werden gerecht. Schon daraus könnt ihr sehen, daß der König, von dem der Psalm singt, ein höherer König ist, als alle Könige auf Erden, sonst könnten Seine Pfeile nicht so scharf sein, sonst würden die Völker nicht vor Ihm niederfallen und die Herzen Ihn nicht anbeten. Und ein solcher König ist Er auch, darum heißt es weiter: Gott, Dein Stuhl bleibet immer und ewig: das Scepter Deines Reichs ist ein gerades Scepter. Du liebest Gerechtigkeit, und hassest gottloses Wesen; darum hat Dich, Gott, Dein Gott gesalbet mit Freudenöl, mehr denn Deine Gesellen. Da wird es also klar ausgesprochen, wer unser König ist. Gott ist unser König, Gott der Sohn, der vom Vater in Ewigkeit gezeugt ist. Denn ist Sein Stuhl ein ewiger Stuhl, so muß Er »ahrer Gott sein. Sein Reich ist der ganze Himmel und die ganze Erde. Führt Er ein gerades Scepter, so kennt Er keine Ungerechtigkeit. Darum hat Dich, Gott, Dein Gott gesalbt mit Freudenöl, mehr denn Deine Genossen. Da sehet ihr zum Beweis der Gottheit Christi die ganze hochgelobte Dreieinigkeit vor euren Augen; denn zum Beweis der Gottheit Christi gehört die Lehre von der Dreieinigkeit. David will sagen: Dich, Gott Sohn, hat Dein Gott, Gott der Vater, gesalbt mit dem Oel der Freuden, d. h. mit dem heiligen Geist, wie geschehen ist am Jordan, da Jesus von Johannes dem Täufer getauft wurde Matth. 3, 13-17. Also darum ist Jesus wahrer Gott, weil Er die zweite Person in der heiligen Dreinigkeit ist. Gott der Sohn ist von Gott dem Vater gesalbt mit dem heiligen Geist und gesandt, daß Er gründe Sein himmlisches Reich, von dem einen Ende der Welt bis zu dem andern. Dann heißt es weiter: Deine Kleider sind eitel Myrrhen, Aloe und Kezin, wenn Du aus den elfenbeinernen Palästen daher trittst in Deiner schönen Pracht. Haben wir im vorigen die Lehre von der wahren Gottheit Christi gehabt, so haben wir hier die Lehre von der wahren Menschheit Christi. Er hat die Menschheit angezogen als einen Rock, als ein Kleid, Er hat sich entäußert der göttlichen Herrlichkeit und sie zugedeckt mit dem Kleide der Menschheit. So ist Er gekommen aus den elfenbeinernen Palästen des Himmels, um Mensch zu werden. Wie wunderbar, Er wohnt in einer Stadt, wo die Thore von Perlen, die Straßen von Edelsteinen, die Paläste von Elfenbein, die Wände von Gold sind, und kommt auf die Erde, zieht an den Rock des Fleisches, daß Keiner Seine himmlische Herrlichkeit erkennen kann, es sei denn an Seinem sündlosen Wandel und an Seinen holdseligen Worten. Und wie Er so einhertritt, die elfenbeinernen Paläste des Himmels verlassend, den Rock des Fleisches anhabend, so sind Seine Kleider doch eitel Myrrhen, Aloes und Kezia. Denn nichts ist lieblicher, als dieser Jesus, der Alles für uns gethan hat. Ist Er schon von Natur der Schönste unter den Menschenkindern, so wird Er es noch mehr durch diese wunderbare Liebe. Das ist euer Heiland, o nehmt Ihn an als euren Heiland; das ist euer königlicher Bräutigam, seid ihr doch auch Seine königliche Braut, es soll euch nicht gereuen. Amen.

Vers 10-18

Es ist schon am vorigen Sonntage gezeigt worden, wie dieser Psalm handelt von dem königlichen Bräutigam Jesus Christus, und der königlichen Braut, welches ist Seine Kirche. Von dem Bräutigam haben wir das letzte Mal gehabt, und gesehen, wie der Psalm Ihn beschreibt als den wahrhaftigen Gott, der Mensch geworden ist und uns von allen Sünden erlöset hat. Nun wird in der zweiten Hälfte des Psalms die königliche Braut beschrieben. Davon heißt es V. 10: In Deinem Schmucke gehen der Könige Töchter; die Braut steht zu Deiner Rechten in eitel köstlichem Golde. Das scheint ein Widerspruch zu sein. Zuerst steht da: In Deinem Schmucke gehen der Könige Töchter, das sind doch Viele; und dann heißt es: Die Braut steht zu Deiner Rechten, in eitel köstlichem Golde, das ist doch nur Eine. Dazu wird die Braut von den Töchtern, die Eine von den Vielen unterschieden. Ist die Kirche Eine, oder Viele? und sind unter Hen Gliedern der Kirche etliche bevorzugt? Ja, so ist es. Was das Aeußerliche betrifft, so giebt es viele Kirchen, was das Innerliche betrifft, so giebt es nur Eine. Die Vielen gehen in Seinem Schmuck, die Eine steht zu Seiner Rechten, in eitel köstlichem Golde; und das ist die innere, die wahre Kirche. Nehmt ein Beispiel. Da haben wir äußerlich die lutherische, resormirte, katholische, griechische Kirche, und es giebt deren noch viel mehr, wenn man die Sekten mitrechnet. Können wir nun sagen: Diese vier sind nicht die christliche Kirche, weil die wahre Kirche nur Eine ist? Nein, sie gehören gewiß zur Kirche, aber von keiner einzigen können wir sagen, daß sie allein die christliche Kirche ist. Es bleibt fest, die christliche Kirche ist nur Eine und das ist die Gemeinschaft der wahren Gläubigen d. h. die Gemeinschaft derer, die an Christum gläubig geworden sind. Weiter, wir sind hier jetzt in der Kirche versammelt, gehören wir alle zur Kirche? Ganz gewiß. Alle, die Gottes Wort hören und die Sakramente gebrauchen, gehören äußerlich zu der Kirche. Denn die wahre Kirche wird erkannt am reinen Wort und unverfälschten Sakrament. Aber kann ich einen jeden von euch eine Braut Christi nennen? Ich sage geradezu: „Nein“, Denn es sind unbekehrte Menschen unter euch, die in Weltlüsten und Sündenlüsten dahin leben. Und die das thun, - ob sie auch Gottes Wort hören und Gottes Sakramente gebrauchen - eine Braut Christi sind sie nicht. Nur wer sich von Herzen bekehrt hat, ist eine Braut Christi. Wo ich also einen bekehrten, gläubigen Menschen finde, ob in der lutherischen, oder in der resormirten, oder katholischen, oder griechischen Kirche, da sage ich: Der ist eine Braut Christi, der ist mein Bruder oder meine Schwester. So würde ich z. B. unsere Gemeinde mit Recht eine Tochter des Königs nennen können, denn ihr seid bekleidet mit dem Schmuck der Töchter des Königs, ihr habt und gebraucht Wort und Sakrament. Aber damit sage ich nicht, daß ihr alle die Braut Christi seid, denn nur der ist eine Braut Christi, der sich bekehrt hat. Willst du also wissen, ob du nur äußerlich oder auch innerlich zur Kirche gehörst, ob du zu den Vielen oder zu der Einen dich zählen darfst, ob du eine Tochter des Königs, oder die Braut des Königs bist, so prüfe dich darnach, ob du dich in wahrer Buße und rechtem Glauben bekehrt hast. So lange du Wort und Sakrament gebrauchst, kannst du ein Glied der wahren Kirche werden, aber ohne Bekehrung heißt du nur so, und das du so heißt, das kann dir nichts helfen. Denn nicht die HErr, HErr sagen, kommen in den Himmel, sondern die den Willen Meines Vaters im Himmel thun, spricht der HErr. Seht, meine Lieben, ihr werdet alle, die ihr jetzt hier in der Kirche seid, am jüngsten Tage offenbar werden vor Gottes Richterstuhl, und Gott fragt euch dann: Hoffet ihr auch selig zu werden? Ja, werdet ihr antworten. Worauf gründet ihr denn eure Seligkeit? Da sagt der Eine: Weißt du nicht, daß ich ab und an einmal zum heiligen Abendmahl gekommen bin? Der zweite meint: Weißt Du nicht, daß ich getauft bin? Der dritte sagt: Hast Du es denn ganz vergessen, daß ich mitunter des Sonntags die Predigt gehört habe? Der vierte rühmt: Ich habe ja täglich die Kniee vor Dir gebeugt? Da wird Gott antworten: Hast du dich bekehrt? Wenn nicht, so hilft dir dein Getauftsein, dein Abendmahlgehen rc. gar nichts. Nur der Bekehrte ist eine Braut Christi und ein Bürger des Himmelreichs. Ihr sehet daraus, daß sich viel Menschen um ihr ewiges Heil betrügen. Derer, die die Gnadenmittel gebraucht haben, wird es am jüngsten Tage Viele geben, aber wirklich Bekehrte werden nur Wenige zu finden sein. Darum sagt der HErr: Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählt Matth. 22, 14. Aber nicht die Berufenen, sondern die Auserwählten werden selig, die natürlich auch berufen sein müssen. Damit ihr nun die Braut Christi, d. h. die Bekehrten, welche die Braut Christi, die Kirche ausmachen, kennen lernt, so beschreibt sie der Psalm im Folgenden: Höre, Tochter, schaue darauf, und neige deine Ohren, vergiß deines Volks und deines Vaters Hauses, so wird der König Lust an deiner Schöne haben, denn Er ist dein HErr, und du sollst Ihn anbeten. Wer find also die wahren Gläubigen? Die sind es, welche ihr Volk vergössen und ihres Vaters Haus verlassen, und mit Niemand zu thun haben wollen, als mit dem HErrn, um selig zu werden. An deren Schöne wird der König Seine Luft haben, denen wird Er Sein ganzes Herz zuwenden. Aber du mußt Vater und Mutter verlassen, du mußt Alles für Schaden und Dreck halten, damit du den Sieg gewinnst. Wenn du nicht sagst zu Vater und Mutter, zu Sohn und Tochter, zu Bruder und Schwester, zu Mann und Weib: Ich kenne dich nicht, so kannst du Jesu Braut nicht sein. Ais Petrus und Andreas, Johannes und Jakobus im Schiffe standen, da sagte der HErr zu den Vieren: Berlasset Alles und folget Mir nach; - und augenblicklich verließen die beiden ersten ihre Schiffe und die beiden letzten ihren Vater Zebedäus und solgten Jesu nach Marc. 1, 16-20. Als einst der reiche Zöllner Matthäus an seiner einträglichen Zollbude saß, da rief Jesus ihm zu: Folge Mir nach! - und sosort verließ er seinen ganzen Reichthum und wurde dem HErrn gehorsam Matth. 9, 9. Zu Elisa sprach Elias im Namen seines Gottes: Du sollst mein Nachfolger werden! - und auf der Stelle verließ er seinen großen Bauerhof, nachdem er noch Vater und Mutter zum Abschied geküßt hatte 1 Kön. 19, 19-21. Nur der ist ein wahrer Christ, der Alles verläßt und Jesu nachsolgt; aber wie selten findet man das. Der Eine verleugnet Jesum um seines Vaters willen, der Zweite verleugnet Ihn um seiner Mutter willen, der Dritte um seines Weibes willen rc. Aber um Christi willen Alles für Schaden und Dreck halten, meine Lieben, wo findet man das? Darum ist es wahr, was Johann Arndt sagt: Christus hat wohl viele Diener, aber wenig Nachfolger. Der Eine kann den lumpigen Spieltisch, der Zweite die häßliche Kegelbahn, der Dritte das verrückte Tanzen, der Vierte das gemeine Huren, der Fünfte das vergängliche Gold und Silber nicht lassen. Lieber lassen sie die Seligkeit fahren, als daß sie diesen Dreck wegwerfen. Darum ist es so, wie der Psalm sagt: Die äußerlich zur Kirche gehören, das sind die Vielen, die aber innerlich dazu gehören, woran der König Gefallen hat, das sind die Wenigen. Und die beten Ihn an. Sie schämen sich nicht, vor Ihm auf den Knieen zu liegen, während alle, die Ihn nicht anbeten, sich vor dem Knieebeugen scheuen. Der Unterschied zwischen der äußerlichen, in die Erscheinung tretenden und der wahren Kirche wird uns weiter beschrieben in den Worten: Die Tochter Zoar wird mit Geschenken da sein, die Reichen im Volke werden vor Dir stehen. Das sind, die äußerlich zur Kirche gehören; an dem äußerlichen Bestand der Kirche haben sie Antheil, sie bringen ihre Gaben dar zur Erhaltung und Ausbreitung der Kirche, sie feiern mit die Gottesdienste, sie singen, beten, lesen rc.. das ist aber auch alles. Wie sieht es bei denen inwendig aus? Das erwähnt der Psalm gar nicht, weil da nichts zu finden ist. Aber von der Braut heißt es: Des Königs Tochter ist ganz herrlich inwendig, sie ist mit goldenen Stücken gekleidet. Sie ist ganz köstlich inwendig, mit Christi Blut rein gewaschen von allen Sünden und mit Christi Gerechtigkeit bekleidet. Zwar sind die wahren Christen äußerlich ganz sonnenverbrannt, jeder bewirft sie mit Dreck und Koth, allen Weltkindern sind sie ein Hohn und Spott. Das alles wird uns auch im dritten Glaubensartikel gesagt, wo es heißt: Eine heilige, christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen, - das ist die Braut des HErrn, die kann man nicht sehen. Diese wahren Gläubigen sind es also, die selig werden, denn von denen beißt es weiter: Man führt sie in gestickten Kleidern zum Könige, und ihre Gespielen, die Jungfrauen, die ihr nach gehen, führt man zu Dir. Man führt sie mit Freuden und Wonne, und gehen in des Königs Palast. Anstatt deiner Väter wirst du Kinder kriegen, die wirst du zu Fürsten setzen in aller Welt. Diese so köstlich geschmückte Braut des HErrn wird zum HErrn geführt, und Kinder werden Ihm geboren, wie der Thau aus der Morgenröthe. Die Gläubigen sind Fürsten in der Kirche des HErrn, denn wenn in der Kirche etwas ausgerichtet wird, dann thun es die Gläubigen, nicht die Ungläubigen, und sie regieren mit ihrem HErrn, dem himmlischen Bräutigam. Zum Schluß sagt David: Ich will Deines Namens gedenken von Kind zu Kindeskind; darum werden Dir danken die Völker immer und ewiglich. Also wer selig werden will, muß eine Braut Christi sein, und sich nicht damit begnügen, äußerlich zur Kirche zu gehören. Die Gerechtigkeit Christi muß dein geworden sein durch den Glauben, dann bist du eine Braut Christi. Amen.

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