Harms, Ludwig - Der Psalter - Der 24. Psalm.

Harms, Ludwig - Der Psalter - Der 24. Psalm.

Es ist dieser Psalm der sogenannte Adventspsalm, weil darin die Ankunft des HErrn geweissagt wird, und die Menschen aufgefordert werden, dem HErrn die Thore und Thüren ihres Herzens und ihrer Häuser weit aufzuthun, daß Er einziehen könne. Es heißt da zuerst: Die Erde ist des HErrn, und was darinnen ist; der Erdboden, und was darauf wohnt. Denn Er hat ihn an die Meere gegründet, und an den Wassern bereitet. Da wird uns angezeigt, daß Christus der HErr des Erdbodens sei durch die Schöpfung, daß Ihm die Erde und Alles was darin ist, der Erdboden und Alles was darauf wohnt, gehört, weil Er Alles geschaffen hat. Wenn ihr die Schöpfungsgeschichte, wie sie 1. Mos. 1 erzählt wird, betrachtet, so werdet ihr finden, daß Alles anfänglich in Wasser und aus Wasser bestanden habe. An diesem Wasser und auf diesem Wasser hat Gott den Erdboden bereitet; und das hat Gott der Vater durch Jesum Christum, Seinen lieben Sohn gethan. Darum heißt es bei jedem Schöpfungswerke: Gott sprach. Das Sprechen thut aber der, der das Wort heißt. Hat Er den Erdboden geschaffen und Alles was darauf ist, die Erde und Alles was darinnen ist, gehört Ihm denn nicht Alles? Ist aber Alles sein, sind also auch die Menschen sein, welch ein entsetzliches Verbrechen ist es dann, wenn das Geschöpf abfällt von seinem Schöpfer, wenn es Ihm den Gehorsam aufsagt und dem leidigen Teufel dient! Seht das ist die gemeinschaftliche That der Menschen, abgefallen sind sie von dem Gott, der sie je und je geliebt hat, um dem grauenhaften Teufel zu dienen. Das ist doch die gräßlichste Rebellerei, die man sich denken kann. Man wird mit Abscheu gegen die Menschen erfüllt, die von ihrer Kirche abfallen; aber daß wir Menschen von Gott abgefallen sind, das ist noch viel scheußlicher. Was haben die Menschen damit verdient? Daß sie mit Fußtritten in die Hölle geschleudert würden von dem, den sie so betrübt haben. Und nun, was thut Er? Er richtet eine Zufluchtsstätte ein für die, denen ihre Sünde leid ist, und die dem HErrn von Neuem den Gehorsam zusagen. Von dieser Zufluchtsstätte redet der Psalm, wenn er sagt: Wer wird auf des HErrn Berg gehen? Und wer wird stehen an Seiner heiligen Stätte? Gott hat einen Berg aufgerichtet, das ist der Berg Zion, eine heilige Stätte, das ist Seine Kirche. Und nun sagt der HErr: Wer wird auf Meinen Berg gehen? Wer wird stehen an Meiner heiligen Stätte? Siehe da breitet der Jesus, den wir mit unserm schnöden Sündendienst betrübt haben, Seine Arme nach uns aus und spricht: Ob ihr Tod und Verdammniß verdient habt, Ich kann Mich noch nicht dazu entschließen, solches an euch zu vollziehen. Darum wer gerettet werden will, der komme zu Mir, bei Mir kann jeder arme Sünder Rettung finden. Wodurch ist diese Kirche eine heilige Stätte? Dadurch, daß sie das Reich Gottes und nicht das Reich der Welt oder der Menschen ist. Nicht Menschen haben die Kirche gestiftet, sondern der HErr Jesus; Er selbst ist vom Himmel gekommen und hat mit Seinem Herzblut die Menschen erkauft. Dann hat Er dieser Kirche die Gnadenmittel, das reine Wort Gottes und die unverfälschten Sakramente gegeben, dadurch Jedem das Heil zu Theil werden kann. Und nachdem der HErr diese Kirche gestiftet hat, die allen armen Sündern Vergebung der Sünden darbietet und mittheilt, thut Er die Frage: Wer wird auf des HErrn Berg gehen? Und wer wird stehen an Seiner heiligen Stätte? So merket nun die Antwort: Der unschuldige Hände hat, und reines Herzens ist; der nicht Lust hat zu loser Lehre, und schwöret nicht fälschlich. Der wird den Segen vom HErrn empfangen, und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils. Willst du also in diese Kirche eingehen und darin bleiben und dadurch gerettet werden, so merke dir was der Psalm sagt: 1. Wer unschuldige Hände hat. Giebt es denn einen solchen Menschen? Von Natur sind aller Menschen Hände schuldig. Alle Sünden, die mit Händen ausgeübt werden können, - deine Hände haben sie gethan. Da sind die Sünden der Unbilligkeit, der Besudelung des Fleisches, der Untreue, der Dieberei, der Schlägerei u.s.w., durch die Hände werden sie ausgeübt. Und da ist Keiner, dessen Hand ganz rein ist; alle sind mehr oder weniger schuldig. Aber da kann ja Keiner eingehen in die Kirche und bleiben in der Kirche, weil Keiner unschuldige Hände hat? Eben weil du keine unschuldige Hände hast, so sollst du fliehen zu dem HErrn Jesu, dem König der Kirche und Ihm sagen: Ich habe keine unschuldige Hände, wasche Du meine Hände rein mit Deinem theuren Blute, vergieb mir die Sünden, die ich mit meinen Händen gethan habe. Dann kommt Jesus und wäscht dich rein, vergiebt dir deine Sünden und deine Schuld ist getilgt. Hast du so Vergebung der Sünden empfangen, die Er ja versprochen hat, dann liebst du Ihn und das treibt dich zur dankbaren Gegenliebe, also daß du deine Hände fortan nicht mehr besudelst mit Sündendienst, sondern sie rein bewahrst. Und das kannst du, denn du hast die Liebe Gottes an deinem Herzen erfahren, nun kannst du die greulichen Werke der Sünde nicht mehr thun. Seht daraus, daß der HErr nicht fromme Worte und frommes Schwatzen haben will, eine aufrichtige Bekehrung verlangt Er, sonst fährst du zur Hölle. Umkehren mußt du von deinem Sündenwege und den Weg Gottes betreten, deine Hände, die früher schuldig waren, müssen unschuldig werden. Weiter: 2. Die reines Herzens sind. Wer ist denn reines Herzens? Wiederum von Natur Niemand seit dem Sündenfall. Weil nun dein Herz unrein ist, so mußt du es damit eben so machen, wie mit deinen Händen. Du mußt zu Jesu gehn und Ihn bitten: Wasche auch mein Herz rein mit Deinem theuren Blute, wie Du meine Hände rein gewaschen hast; und du sollst es erfahren, daß Er es gewißlich thut. Ist das aber geschehen, so merke dir noch Eins, nämlich, daß das Dichten und Trachten deines Herzens böse bleibt immerdar, denn du behältst, trotz deiner Bekehrung, den alten Adam in dir, die Sünde steckt einmal in dir und bleibt in dir, bis du von dem Leibe dieses Todes ganz befreit bist. Aber kämpfest du redlich den guten Kampf des Glaubens und wirst des inne. daß du gesündigt hast, dann gehe schnell zu dem HErrn Jesu und bitte Ihn um Vergebung deiner Sünden, und Er reinigt dein Herz immer wieder von Neuem. So können wir doch täglich und stündlich ein reines Herz haben durch die Vergebung der Sünden. Hätte ich aber nicht täglich und stündlich einen freien, offnen Zugang zu dem Blute und Verdienste Christi, so müßte mein Herz immer unrein bleiben. Ferner: 3. Wer nicht hält auf lose Lehre. Um Gottes willen nimm dich in Acht vor falscher Lehre. Wenn du selig werden willst, - und das willst du doch? - wer kann dich selig machen? Doch nur der wahre Gott. Die Lehre nun, die dir nicht den wahren Gott bringt, kann dich doch nicht selig machen. Du mußt bei der reinen Lehre bleiben und dich vor nichts so sehr fürchten, als vor gottloser Lehre. Die reine Lehre ist uns von Gott geoffenbart in Seinem Worte, wir finden sie in der Bibel. Wer in allen Stücken bei der Bibel bleibt, der hat die reine Lehre und wird darin gewiß den Weg zum Himmel finden. Wer die reine Lehre verläßt, dagegen gottlose und falsche Lehre annimmt, der ist sehr unglücklich, weil er sich selbst die Möglichkeit der Seligkeit abschneidet, der ist so grauenhaft dumm, daß er sich und andere Menschen um die Seligkeit betrügt. Bejammernswerthe Menschen sind das! Die falsche Lehre geht wie ein Giftstrom durch die ganze Weit, besonders in unserer Zeit, als ob Alles damit ersäuft und vergiftet werden soll. Da heißt es z. B. Christus ist nicht wahrer Gott, einen dreieinigen Gott giebt es nicht, es ist eine große Thorheit, sich auf Christi Blut und Versöhnung zu verlassen, Thorheit ist die Lehre von der Erbsünde, alle Menschen sind von Natur gut, die Lehre von der Seligkeit und Verdammniß haben die Pfaffen erfunden u.s.w. Sagt ist das nicht greulich? Und der Pöbel fällt dieser falschen Lehre mit Haufen zu, wie Wasser. Die falsche Lehre, daß es keinen Gott, keinen Himmel, keine Hölle, keinen Teufel giebt, ist angenehm fürs Fleisch, dabei kann man sich in allem Sündenkoth wälzen; und kommt dann der Tod, so legen sich diese Leute hin wie das Vieh und sterben, denn wie der Baum fällt, so bleibt er liegen, nach ihrer Meinung. Willst du in der Kirche bleiben, willst, du selig werden, so darfst du der falschen Lehre nicht anhangen. Endlich: 4. Wer nicht fälschlich schwört. Das ist leiblich und geistlich gemeint. Das erstere geschieht, wenn du vor Gericht etwas als Wahrheit beschwörst, was doch nicht Wahrheit ist. Von solchen Meineidigen wimmelt die ganze Welt. Das zweite ist aber noch viel allgemeiner. Wir haben z. B. bei unserer Taufe geschworen, dem dreieinigen Gotte treu zu bleiben, dem Teufel aber und allem seinem Wesen und allen seinen Werken zu entsagen. Und nun siehe dich einmal um in der Welt, wo ist der Mensch, der diesen Eid gehalten hat? Ist nicht jeder Dienst, den wir der Sünde, der Welt und dem Teufel erweisen, ein Meineid? Und wer von uns, wenn wir uns ernstlich prüfen, ist dem HErrn ganz treu geblieben? Nicht wahr, Keiner, ich nicht und ihr nicht! Vor Gott sind wir also alle meineidige Schurken, und wenn wir uns nicht bekehren, so müssen wir zum Teufel in die greuliche Hölle fahren. Darum wollen wir das Schwatzen vom Christenthum lassen und Gott täglich bitten: Bekehre uns, so werden wir bekehrt; heile uns, so werden wir heil; hilf uns, so wird uns geholfen. Wer das treu thut, der soll den Segen vom HErrn empfangen, und Gerechtigkeit von dem Gotte seines Heils. Dieser geistliche Segen ist die Vergebung der Sünden. Wer die hat, der lebt und soll selig werden, wer die nicht hat, der ist todt und geht ewig verloren. Durch den Glauben an Jesum Christum bekommst du das Kleid der Gerechtigkeit Christi; und hast du das, dann kann selbst der heilige und gerechte Gott keinen Flecken an dir finden. Nun heißt es weiter in dem folgenden merkwürdigen Verse, den du nicht genug beherzigen kannst: Das ist das Geschlecht, das nach Ihm fraget, das da suchet Dein Antlitz, Jakob. Wer ist denn Jakob? Einst war es das Volk Israel, jetzt sind es die gläubigen Christen; die Christen fragen nach dem lebendigen Gott. Daraus siehst du, daß nur durch die Kirche der Weg zu dem lebendigen Gott führt. Wem das Antlitz der Kirche nicht leuchtet, der kann nicht zu Gott kommen, der kann nicht selig werden. Aber das ist in unserer Zeit so betrübt, daß so viele Christen der Kirche den Rücken kehren. Willst du also selig werden, so mußt du festhalten an der Kirche; außerhalb der Kirche ist Gottes Antlitz nicht zu finden. Nun Folgt die Aufforderung: Machet die Thore weit und die Thören in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe. Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der HErr, stark und mächtig, der HErr mächtig im Streit. Machet die Thore weit und die Thören in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe. Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der HErr Zebaoth, Er ist der König der Ehren. Welche Thür soll weit aufgethan werden? Die Thür deines Herzens mache weit auf durch Buße und Glauben, oder bekehre dich, dann zieht der HErr Jesus hinein. Aber weiter, mache auch die Thür deines Hauses weit auf, indem du Alles, was Ihm ein Greuel ist, daraus vertreibest, dann kann Er Seinen Einzug halten und dein Haus wird ein Tempel Gottes. Singet, betet und leset Gottes Wort treu in eurem Haus und laßt es nicht ein Haus des Streits und Zanks, der Hurerei und Dieberei sein. Thut auch die Thören der Kirche weit auf durch fleißiges Kirchengehn und treuen Gebrauch der Sakramente, daß Jesus auch da Seinen Einzug halten könne. Ihr müßt aber auch treu beten für die abgefallenen Christen, für die armen Heiden und für die verblendeten Juden, daß Jesus auch bei ihnen einkehre und sie selig mache. Dann wird das Reich Gottes mit Macht kommen, Alles wird Eine Heerde und Ein Hirte werden, Allen wird dann kund die gnadenreiche Nähe des HErrn Jesu, auf daß in dem Namen Jesu selig werden aller Welt Ende. Amen.

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