Harms, Ludwig - Der Psalter - Der 20. Psalm.

Harms, Ludwig - Der Psalter - Der 20. Psalm.

Dieser Psalm stärkt uns im festen, unerschütterlichen Vertrauen auf unsern Gott und HErrn, denn er versichert von Anfang bis zu Ende, daß wir einen lebendigen Gott haben, der Gebete erhört und hilft. Darin besteht ja eben das Vertrauen, daß ich weiß, ich habe einen Gott, der also thut. Menschen, die keinen lebendigen Gott haben, können deßhalb auch nie Vertrauen zu Gott haben. Also die erste Bedingung, wenn ein Mensch Vertrauen zu Gott haben soll, ist die, daß er einen lebendigen Gott habe, das heißt: Einen Gott, der Augen hat zu sehen, Ohren zu hören, Arme zum Helfen und ein Herz sich zu erbarmen. - Es heißt zuerst in unserm Psalm: Der HErr erhöre dich in der Noth, der Name des Gottes Jakobs schütze dich. Du magst sein in welcher Noth es wolle, einerlei ob in leiblicher oder geistlicher, bist du ein Christ, der einen lebendigen Gott hat, so fliehst du in jeder Noth nicht zu Menschen, sondern zu deinem HErrn und Gott, dem klagst du deine Noth und weißt, daß Er dich erhört. Ich sage, in jeder Noth macht der Christ es so, er geht zu seinem Gott, von Ihm will er Hülfe haben, nicht von Menschen; denn von seinem Gott weiß er, der ist wahrhaftig, und alle Menschen sind Lügner, Gott ist allmächtig, die Menschen sind schwach, Gott hat Liebe in Seinem Herzen, die Menschen suchen alle das Ihre. So geht denn das Psalmwort in Erfüllung: Der HErr erhört dich in der Noth. Seht in der heiligen Schrift, wie es die Kinder Gottes zu aller Zeit so gemacht haben. Ein Beispiel von leiblicher Noth ist der fromme König Hiskia, der von Sanherib einen lästerlichen Schmäh- und Drohbrief bekam. Was that er nun? Er brachte den Brief vor seinen Gott, klagte Ihm seine Noth. und der HErr erhörte und half ihm. Nicht anders machen es die, die einen lebendigen Gott haben, in geistlicher Noth: Sie gehen zum HErrn und bitten Ihn um Vergebung der Sünden, Ihn, der allein Sünden vergeben kann, den lebendigen Gott. Haben sie das gethan, so können sie nicht zweifeln, daß sie Vergebung der Sünden empfangen, denn der HErr erhört sie. Als der Zöllner vor Angst nicht wußte zu bleiben, ging er in den Tempel, hob seine Hände auf und sprach: Gott sei mir Sünder gnädig. Seht da kam die Antwort des HErrn: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus. Der Name des Gottes Jakobs schütze dich, so heißt es weiter. Wenn der HErr genannt wird: Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, der Gott der Propheten, der Gott unserer Väter, so sind das alles Bezeichnungen des lebendigen Gottes. Da werden uns die Erfahrungen vor die Augen gestellt, die Abraham, Isaak, Jakob u.s.w. von dem lebendigen Gott gemacht haben, daß sie mit Ihm gerungen und Ihn überwunden haben im Gebet, und daß Er sie mit Seiner siegreichen Hülfe aus aller Noth errettet hat. Das ist der Gott, der Daniel gerettet hat aus der Löwengrube, die drei Männer aus dem Feuerofen, der den Petrus aus dem Gefängniß geführt, der den von Steinwürfen wie todt hingesunkenen Paulus lebendig gemacht hat, mit einem Worte: der lebendige Gott. Aber weiter: Er sende dir Hülfe vom Heiligthum, und stärke dich aus Zion. Nur für den, der der Kirche Glied ist, ist Hülfe zu finden, wer der Kirche Glied nicht ist, für den giebt es keine Hülfe. Der HErr hilft, aber aus seinem Heiligthum, Er stärkt, aber aus Zion, und das ist die Kirche. Außer der Kirche ist kein Heil und keine Hülfe. Natürlich, wer kennt auch Gott außerhalb der Kirche? Wo ist die Predigt, wo sind die Sakramente, wo werden die großen Thaten Gottes verkündigt? wo anders als in der Kirche? Darum kann Niemand anders Hülfe und Heil haben, als in der Kirche. Alle, die von der Kirche getrennt sind, sind abgeschnittene Reben, die zu nichts taugen, als zu Feuerholz in der Hölle. Darum heißt es weiter: Er gedenke alles deines Speisopfers, und dein Brandopfer müsse fett sein. Nur die Glieder der Kirche, die Gott Opfer bringen, können rechnen auf die Hülfe des Gottes Jakobs; die Ihm keine Opfer bringen, haben nichts von Ihm zu hoffen. Bringen wir Ihm denn noch Opfer? Das versteht sich, wir bringen Ihm Speisopfer und Brandopfer, aufgehört haben nur die vorbildlichen Opfer, die wahren Opfer haben erst recht angefangen in der christlichen Kirche. Das rechte Speisopfer aber ist das: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die so im Elend sind, führe in dein Haus. Das rechte Brandopfer ist, wenn ein Christ sich ganz mit Leib und Seele dem HErrn zum Eigenthum opfert, daß nichts Eigenes übrig bleibt, sondern Alles dem HErrn übergiebt, zu thun Seinen Willen. Ein solcher hat nun die Verheißung: Er gebe dir, was dein Herz begehret, und erfülle alle deine Anschläge. Das will der HErr thun, ist das nicht eine gewaltige Verheißung? Alles was ich begehre, kann ich dem HErrn sagen, und Er will meine Bitten erfüllen. Habe ich kein Brot, so kann ich sagen: Gieb mir mein Brot; bin ich in Noch, so kann ich sagen: Wende die Noth; komme ich in Anfechtung, so kann ich sagen: Errette mich aus der Anfechtung; bin ich im Kampf gegen den Satan, so kann ich sagen: Der HErr schelte dich Satan. Das alles will Er thun. Wenn es aber heißt: Er erfülle alle deine Anschläge, so können wir daraus sehen, daß der Christ nichts begehrt, als was Gott angenehm und gefällig ist, daß er nichts aus eigner Kraft thut, sondern sich alles vom Himmel herab betet. Dann erfüllt der HErr auch seine Bitte und läßt alle Seine Anschläge gelingen. Haben wir nun einen solchen Gott, so heißt es mit Recht: Wir rühmen, daß Du uns hilfst, und im Namen unsers Gottes werfen wir Panier auf. Der HErr gewähre dich aller deiner Bitte. Wir haben Ursache zum Rühmen, aber nicht uns, denn an uns ist nur Sünde und Schwachheit, sondern unsern Gott, daß wir einen solchen großen, starken, allmächtigen, lebendigen Gott haben. Von Ihm sagt Mose: Wo ist so ein herrlich Volk, zu dem Götter also nahe sich thun, als der HErr, unser Gott, so oft wir Ihn anrufen, 5. Mos. 4,7; oder der Psalm: Wir haben einen Gott, der da hilft, und den HErrn HErrn, der vom Tode errettet, Ps. 68,21. Das ist der Gott, der Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, und ist nicht wie der Heiden Götzen, die Augen haben und nicht sehen, Ohren und nicht hören, denn sie sind Staub. Im Namen unsers Gottes werfen wir Panier auf. Die Christen haben Fahnen, darauf steht geschrieben: „Der Name unsers Gottes“; um diese Fahnen sammeln sie sich zum Kampfe gegen Satan, Welt und Sünde, aber zum siegreichen Kampf, denn das Fähnlein unsers Gottes giebt den Sieg: Der HErr gewähre dich aller deiner Bitte. Nichts ist ausgeschlossen. Große und kleine, geistliche und leibliche, irdische und himmlische Dinge, alles gewährt Er; versteht sich von selbst, daß du als Christ keine andere Bitte aussprechen kannst, als die dem Worte Gottes gemäß ist. Weiß ich aber das, so bin ich nie verlassen noch versäumt. Darum: Nun merke ich, daß der HErr Seinem Gesalbten hilft, und erhört ihn in Seinem heiligen Himmel. Seine rechte Hand hilft gewaltig. Wer ist der Gesalbte? Die heilige Schrift kennt bloß die Salbung mit dem heiligen Geist; Gott hilft also bloß denen, die den heiligen Geist empfangen haben. Vor allem sind das die Getauften. Dann aber giebt es auch noch andere Gesalbte, z. B. die Könige sind gesalbt mit dem heiligen Geist, darum hilft ihnen Gott der HErr; die Prediger sind gesalbt mit dem heiligen Geist, darum hilft ihnen der HErr; die Propheten sind gesalbt mit dem heiligen Geist, darum hilft ihnen der HErr. Wo also Gesalbte sind, es sei mit der allgemeinen Salbung in der heiligen Taufe, oder mit einer besondern Salbung, da hilft ihnen der HErr. Nicht die Weltkinder, sondern nur die Christen erfahren die gewaltige Hülfe Gottes, denn jene verlassen sich auf Wagen und Rosse, wir aber denken an den Namen des HErrn unsers Gottes. Die Welt kennt nur das Sichtbare, darauf setzt sie ihr Vertrauen; die Christen kennen das Unsichtbare, sie setzen ihr Vertrauen auf den HErrn. Darum thun sie im Irdischen auch allen Fleiß, ja sie thun ihn noch treuer als die Weltkinder, weil sie wissen, daß sie Rechenschaft geben müssen, aber ihr Vertrauen setzen sie auf den HErrn. Solchen Unterschied kann man z.B. sehen an frommen und gottlosen Landleuten. Die letzteren schreiben eine gute Ernte dem Mist, ihrem Fleiß u.s.w. zu, und die Mißernte kriegt der liebe Gott zu tragen. Der christliche Landmann ackert eben so fleißig, und treuer noch als jene, aber er thuts im Namen des HErrn mit Gebet, und schreibt die gute Ernte Gott zu. Darum: Jene sind niedergestürzt und gefallen; wir aber stehen aufgerichtet. Jene, trotz Wagen und Rosse, auf die sie sich verlassen, werden zu Schanden; wir aber stehen, denn der Allmächtige ist unser Schutz. So wissen wir gewiß: Der König im Himmel, unser Gott, der hilft. Darum wollen wir aus diesem Psalm lernen: Der HErr ist eine Hülfe zur Zeit der Noth; und den Gesang nicht vergessen: Wie Gott mich führt, so will ich gehen. Amen.

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