Harms, Ludwig - Der Psalter - Der 2. Psalm.

Harms, Ludwig - Der Psalter - Der 2. Psalm.

Dieser Psalm enthält eine Weissagung von Christo, von Seinem Reiche und von Seinen Feinden, wie die Ueberschrift sagt. Es heißt da zu Anfang: Warum toben die Heiden, und die Leute reden so vergeblich? Die Könige im Lande lehnen sich auf, und die Herren rathschlagen miteinander wider den HErrn und Seinen Gesalbten: Lasset uns zerreißen Ihre Bande und von uns werfen Ihre Seile. In diesen Worten werden die Feinde unsers HErrn und Heilandes Jesu Christi geschildert. Wo finden wir sie? Allenthalben. Sie sind unter den Heiden und unter den Leuten, d. h. unter Heiden und Juden. Aus Verachtung und Haß gegen die umwohnenden Völker hatten die Juden für sie nur den Namen Heiden, d. h. Hunde, sich aber nannten sie Leute, d. h. Menschen. Nun sagt David: der HErr hat Seine Feinde nicht nur unter den Heiden, sondern auch unter den Juden, nicht nur unter den Verachteten und Geringen, sondern auch unter den Hohen und Geehrten, denn auch die Könige im Lande lehnen sich auf und die Herren rathschlagen mit einander wider den HErrn und Seinen Gesalbten. So sind Juden und Heiden, Vornehme und Geringe, wenn sie sich nicht bekehrt haben, Feinde des HErrn. Da gilt immer das alte Lied: kreuzige, kreuzige Ihn! wir wollen nicht, daß Dieser über uns herrsche! Was wollen sie denn? Das wird uns im dritten Verse gesagt: Lasset uns zerreißen Ihre Bande und von uns werfen Ihre Seile. Der Gehorsam gegen Gott und Gottes Wort ist ihnen ein unerträglicher Strick, der Glaube an den gnädigen und barmherzigen Gott ist ihnen eine greuliche Kette, darum wollen sie diese Bande und Kette von sich werfen. So ist es gewesen von alten Zeiten her, so ist es heute noch und so wird es sein , so lange die Erde steht. Nur wenige werden sich bekehren, und das sind die Freunde des HErrn; alle andern, die sich nicht bekehrt haben, sind ein großes Heer Seiner Feinde und die rufen: wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche! Das stimmt genau überein mit dem, was der HErr im Evangelio gesagt hat, z.B.: Fürchte dich nicht, du kleine Heerde, denn es ist deines Vaters Wohlgefallen, dir das Reich zu geben; oder: Die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammniß abführt, und ihrer sind Viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt und ihrer sind Wenige, die ihn finden. Ja, meine Lieben, sehet hinaus in die Welt, ob es nicht so ist. Allenthalben toben die Völker, allenthalben lehnen sich die Könige auf, allenthalben rathschlagen die Herren wider den HErrn und Seinen Gesalbten. Woher kommt das? Der HErr Jesus will sie ja selig machen, will sie ja in den Himmel bringen aus lauter Gnade und Barmherzigkeit, warum toben sie gegen diesen HErrn? Bloß aus dem Grunde, weil der HErr dem Fleische keinen Raum läßt, weil Er es nicht erlaubt, der Sünde zu dienen; das ist der innerliche Grund der Feindschaft. Ja wenn man so recht seine Lust büßen könnte, wenn man thun könnte, was dem Fleische gefällt und dabei doch selig werden, dann wollten sich wohl Alle bekehren. Aber das Fleisch kreuzigen, sammt den Lüsten und Begierden, das gefällt den Leuten nicht, mit Jesu leiden und sterben, das wollen sie nicht. Nur das kleine Häuflein der Gläubigen lebt mit Jesu, leidet mit Jesu, stirbt mit Jesu und geht mit Jesu ein in die ewige Seligkeit. Sehen wir es jetzt nicht allenthalben an dem, was unser ganzes Land bewegt, daß die Menschen Jesu Herrschaft und Regiment nicht anerkennen wollen? Da ist der wunderschöne neue Katechismus, das ist Gottes Katechismus, denn er enthält die reine lutherische Lehre, dem Worte Gottes gemäß; und siehe, alles sitzt zu Haufe wider diesen Katechismus, Könige und Unterthanen rathschlagen mit einander darüber, wie sie ihn aus dem Wege räumen wollen, und der Pöbel ruft laut: wir wollen diesen Katechismus nicht! Das ist die Feindschaft der Satanskinder gegen den HErrn Jesum und Sein Reich. So ist es nicht bloß bei dieser Gelegenheit, so ist es immer, wenn Gottes Wort eine Macht gewinnt: der Teufel tobt in denen, die sich nicht bekehren wollen gegen die, die sich bekehrt haben. So sind von jeher Hannas und Kaiphas, Herodes und Pilatus als Feinde des HErrn Jesu erfunden, und der vornehme und geringe Pöbel haben immer gemeinschaftliche Sache gemacht, wenn es gilt gegen den HErrn und Seinen Gesalbten. Wenn es heißt: Jesus ist König, zu Ihm müßt ihr euch bekehren, dann schreit der vornehme und geringe Pöbel, die Juden und Heiden, einerlei ob getaufte oder ungetaufte: weg mit diesem, wir wollen Ihn nicht. Ist irgend etwas ein Wunder, so ist es das, daß die Kirche des HErrn noch besteht, trotz aller Feindschaft gegen dieselbe; und fragen wir: warum sie noch besteht, warum sie noch nicht vernichtet ist, so antwortet der Psalm: Aber der im Himmel wohnt, lacht ihrer, und der HErr spottet ihrer. Er wird einst mit ihnen reden in Seinem Zorn, und mit Seinem Grimm wird Er sie schrecken. Bestände die Kirche des HErrn bloß aus den sichtbaren Gliedern, die Fürsten und der Pöbel hätten sie schon lange ausgerottet. Aber die Gläubigen sind nicht allein in der Kirche, sondern der HErr selbst, der Eckstein und Grundstein Seiner Kirche ist mit darin, und der lacht und spottet Seiner Feinde, daher kommt es, daß nichts die Kirche überwältigen kann. Er macht alle Rebellerei der Feinde fruchtlos und zu Schanden. Aber dabei bleibt es nicht, Er wird mit ihnen reden in Seinem Zorn, und in Seinem Grimm wird Er sie schrecken. Nicht die Kirche werden die Feinde des HErrn vernichten, sondern der HErr wird die Feinde Seiner Kirche verderben.

Nachdem uns solches gesagt ist, wird uns nun der Grund angegeben, warum die Kirche, die auf Christum gegründet ist, nicht überwältigt werden kann, Gott der Vater sagt: Ich habe Meinen König eingesetzt auf Meinem heiligen Berge Zion; und Gott der Sohn antwortet: Ich will von einer solchen Weise predigen, daß der HErr zu Mir gesagt hat: Du bist Mein Sohn, heute habe Ich Dich gezeugt. Heische von Mir, so will Ich Dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Ende zum Eigenthum. Du sollst sie mit einem eisernen Szepter zerschlagen, wie Töpfe sollst Du sie zerschmeißen. Das ist der Grund, warum die Kirche nicht untergehen kann. Gott der Vater ist der allmächtige Gott und der spricht: Aber Ich habe Meinen König eingesetzt auf Meinem heiligen Berge Zion. Der heilige Berg Zion ist die Kirche des HErrn; und diese Meine Kirche, spricht Gott der Vater, habe Ich Meinem Könige untergeben. Wenn nun Gott in Seiner Kirche Seinen König eingesetzt hat und dieser König selbst Gott ist, kann da die Kirche, deren Herr dieser König ist, wohl untergehen? Nein, sondern sie wird über alle ihre Feinde den Sieg gewinnen. Daß der Sohn aber selbst wahrer Gott ist, wird mit den Worten bezeugt: Ich will von einer solchen Weise predigen, daß der HErr zu Mir gesagt hat: Du bist Mein Sohn, heute habe Ich Dich gezeuget. Er ist von Ewigkeit her aus dem göttlichen Wesen hervorgegangen, darum heißt es: Heute habe Ich Dich gezeuget. Das ist ein ewiges Heute, eine ewige Zeugung, denn vor Gott giebt es weder Vergangenheit noch Zukunft, es ist bei Ihm immer Heute. Aus Gottes ewigem Wesen ist der Sohn hervorgegangen, diesen Seinen einigen Sohn hat der Vater als König eingesetzt auf Seinem heiligen Berge Zion, - und diese Kirche, darin Gott König ist, sollte untergehen können? Nein, nimmermehr; laß die Heiden toben, Gott der HErr ist bei ihr darinnen, darum wird sie wohl bleiben und kann nicht untergehn. Doch das nicht bloß, sie soll sich auch ausbreiten und die Herrschaft bis an die Enden der Erde erlangen. Sie soll nicht nur die Feinde bekämpfen und besiegen, indem sie dieselben vernichtet, sondern auch in der Weise, daß sie aus Feinden Freunde werden, denn der Vater sagt zu Seinem eingebornen liebsten Sohne: Heische von Mir, so will Ich Dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Ende zum Eigenthum; Du sollst sie mit einem eisernen Scepter zerschlagen, wie Töpfe sollst Du sie zerschmeißen. Damit begnügt sich der HErr nicht, Seine Kirche zu beschützen, das ist Ihm viel zu wenig, daß die Heiden sie nicht ausrotten, sondern Er heischt von Seinem Vater die ganze Welt zum Erbe und Eigenthum. Wenn nun der Sohn den Vater bittet um die ganze Welt als Erbe und Eigenthum, so antwortet Ihm der Vater: Du sollst sie mit einem eisernen Scepter zerschlagen, wie Töpfe sollst Du sie zerschmeißen. Aber wo bleibt denn Jesu Freundlichkeit und Liebe, Gnade und Erbarmung? ist hier nicht von Seinem Zorn und Grimm die Rede? Höre, über die Feinde wird Er in Seinem Zorn und Grimm herrschen, die wird Er vernichten, weil sie sich Ihm widersetzen, gegen die gebraucht Er Sein Scepter und zerschlägt sie wie Töpfe. Aber bei denen, die Sein Erbe und Eigenthum werden wollen, braucht Er Sein eisernes Scepter nicht, die regiert Er mit dem Stabe Sanft. Wo Jesu Regiment offenbar wird durch Wort und Sakrament, da bekehren sich etliche und die sind selig in Jesu, und die meisten bekehren sich nicht, die wird Er dann als Töpfe zerschmeißen, die gehn ewig verloren. Daran knüpft sich nun die Ermahnung: So laßt euch nun weisen ihr Könige, und laßt euch züchtigen, ihr Richter auf Erden. Dienet dem HErrn mit Furcht, und freuet euch mit Zittern. Küsset den Sohn, daß Er nicht zürne, und ihr umkommet auf dem Wege; denn Sein Zorn wird bald anbrennen. Aber wohl Allen, die auf Ihn trauen. Also ihr Menschen alle, ihr seid Könige oder Unterthanen, vornehm oder gering, darauf kommt es nicht an, nur auf Eins kommt es an, ob ihr Feinde oder Freunde des HErrn Jesu seid. Seid ihr Feinde, so bekehrt euch, küsset den Sohn, und das thut ihr, wenn ihr an Ihn glaubt, dann ists aber auch mit der knechtischen Furcht vor Ihm vorbei. Aber küsset ihr Ihn nicht, dient ihr Ihm nicht, so merket: Sein Zorn wird bald anbrennen und euch verderben. Küsset den Sohn, denn nur durch den Sohn geht es zum Vater, nur durch den Sohn geht es in den Himmel; denn es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen zur Seligkeit gegeben, als allein der hochgelobte Name Jesus Christus. Darum sind das auch so blutarme Leute, die Jesum von sich stoßen, die sich nicht bekehren wollen. Meine Lieben, ich bitte euch, küsset ihr doch wenigstens den Sohn, beugt vor Ihm eure Kniee, daß Er euch gnädig und barmherzig sei und schenke euch Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Seid ihr schon Seine Freunde, so bleibet Ihm treu in Freud und Leid, im Leben und im Sterben und euch, Seinen treuen Freunden und Kindern, wird Er einst die Krone der Ehren aus Gnaden schenken. Amen.

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