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Teil E

Untersuchung der verbreitetsten evangelikalen Endzeitautoren

Im Teil C ging es um die Frage: „Haben wir aus den Fehlern gelernt?“ Diese Frage muß leider überwiegend negativ beantwortet werden. Eine der Ursache dafür kam in Kap. C,3 zur Sprache: „Niemand überprüft den Vorhersage-Erfolg“. Ältere Flugblätter und Zeitschriften werden weggeworfen und können daher gar nicht mehr überprüft werden; ältere Bücher werden durch neuere, „aktualisierte“ ersetzt, denen sich nun das Interesse zuwendet. Und wenn sich jemand an die älteren Bücher zurückerinnert - wie schätzt er deren Erfolg ein?

'Kein Mensch ist unfehlbar und allwissend, aber manches haben diese Bücher doch schon richtig erkannt, jedenfalls hatten sie das Verdienst, auf die biblische Endzeitprophetie aufmerksam gemacht zu haben. '

So ungefähr lautet die Antwort. Die Beurteilung der älteren Bücher aus der Erinnerung heraus erfolgt soweit nicht überhaupt positiv so doch eher nachsichtig. Um zu einem objektiven Urteil zu gelangen, möchten wir im folgenden die im evangelikalen Bereich verbreiteten Bücher untersuchen. Die Frage dabei ist: Welche Erwartungen haben diese Bücher beim Leser geweckt, und gingen diese Erwartungen in Erfüllung?

Eine solche Untersuchung wird schon alleine dadurch provoziert, daß Endzeitautoren auffordern, ihre Vorhersagen zu überprüfen, indem wir diese mit den eintretenden Ereignissen vergleichen (etwa Wilkerson). Dann auch dadurch, daß gelegentlich auch von anderen behauptet wird, daß deren Vorhersagen zutreffend gewesen seien (etwa Zopfi und Ewert über Wilkerson oder Gerth über Lindsey). Wenn ich nach einer gründlichen Untersuchung zu dem Ergebnis komme, daß diese Behauptung falsch ist, sollte ich dann nicht die entsprechende Gegenbehauptung aufstellen? Die Leser können sich dann ihr eigenes Urteil bilden. Schließlich handelt es sich um hunderttausendfach verbreitete Bücher, d. h. die Zahl der Leser, die sich dazu ein eigenes Urteil bilden wollen oder zumindest sollten, ist groß.

Keineswegs möchte ich behaupten, daß ich erfolgreicher gewesen wäre, wenn ich mitgeraten hätte. Meine Tendenz geht vielmehr dahin, das Raten überhaupt einzustellen, oder zumindest vorsichtiger zu handhaben.

Angenommen, ein Endzeitautor sagt - aufgrund von Hesekiel 38f - im Jahr 1970 vorher, daß die Sowjetunion in den nächsten Jahren einen militärischen Angriff auf Israel unternehmen wird. Die Kern-Auslegung, daß für die Zukunft ein Angriff einer „Macht des Nordens“ auf Israel zu erwarten ist, lasse ich so stehen. Damit setze ich mich hier nicht auseinander. Worauf ich in einem solchen Fall hinweise, ist folgendes:

Erstens, daß der angegebene zeitliche Rahmen - „in den nächsten Jahren“ mittlerweile überschritten wurde, daß der Endzeitautor sich also zeitlich einigermaßen festgelegt und sich dabei geirrt hat.

Zweitens, daß die Festlegung darauf, daß die augenblickliche politische Konstellation sich vor den allerletzten Endzeitereignissen nicht mehr ändern darf, willkürlich ist, und in der Vergangenheit schon oft zu Fehlerwartungen geführt hat. So daß es auch riskant ist, sich darauf festzulegen, daß diese „Macht des Nordens“ unbedingt die Sowjetunion sein muß.

Auf diesen meinen Kritikpunkten liegt dann auch mein Hauptaugenmerk. Ich prüfe also sehr genau, inwiefern ein Autor sich zeitlich festgelegt hat. Hat er das nicht getan, also lediglich seine Auslegung biblischer Zukunftsaussagen dargelegt, ohne Ereignisse für die unmittelbare Zukunft anzukündigen, ist er von vornherein anders einzuordnen.

Wie ein Autor sich die Endzeitereignisse im einzelnen vorstellt, etwa ob er Jesu Kommen vor oder nach dem 1000jährigen Reich erwartet, behandle ich nicht näher. Wenn ein Autor nachweislich falsche Vorhersagen gemacht hat, dann weist dieser Mißerfolg nicht unbedingt darauf hin, daß seine Kern-Bibelauslegung - seine Erwartung dessen, was einmal geschehen wird - falsch sein muß, sondern oft liegt der Fehler einfach in seiner Demnächsterwartung.

Überhaupt darf meine Kritik der Endzeit-Aussagen eines Autors nicht so verstanden werden, als ob ich meinen würde, daß das gesamte Lebenswerk dieses Autors verfehlt wäre. Kritik ist so zu nehmen, wie sie dasteht - das, was ich sage, meine ich, und nicht mehr. Es geht also nicht um eine Gesamtbeurteilung der betreffenden Autoren, weder hinsichtlich ihres Christseins, noch hinsichtlich ihrer Qualifikation als Buchautor, noch hinsichtlich ihres Bibelumgangs; es geht lediglich um ihren Vorhersageerfolg.

Noch ein Wort zu meiner Einschätzung der Endzeit-Autoren. Manchmal wurden sie scharf kritisiert („… in einer Zeit, in der manches Fantasie-Werk über die Endgeschichte üppig gedeiht, …“ - Grier 4). Nun, nach meinem Eindruck handelt es sich dabei um intelligente, vielseitig interessierte Menschen. Sie beschäftigen sich intensiv mit der Bibel, sie versuchen die Zeiterscheinungen zu verfolgen und stellen daraufhin Kombinationen an. Wenn sich diese Kombinationen im nachhinein als falsch herausstellen, so will ich mich keineswegs über diese Autoren lustig machen. Ich schätze deren Bibelverbundenheit und deren Interesse am gegenwärtigen Zeitgeschehen. Ihre Ergebnisse sollten dennoch überprüft und nüchtern beurteilt werden. Wenn es sich dabei erweist, daß die meisten Vermutungen danebengingen, dann sollte das Konsequenzen haben und zu einer grundsätzlichen Umorientierung führen, nicht bloß zu neuen, anderen (besseren?) Vermutungen.

Bevor wir uns sieben Buchautoren zuwenden, ist es wichtig zu sehen, daß es daneben auch eine Flugblatt-Szene gibt: Flugblätter, geschrieben von weniger bekannten Autoren, im einzelnen in kleineren Kreisen verbreitet, in der Summe aber doch auch gewichtig. Solche Flugblätter werden im allgemeinen nicht lange aufbewahrt, es kommt daher auch kaum zu einer Überprüfung. Als ein Beispiel für solche Flugblätter betrachte ich ein 1976 erschienenes.

1. Die Flugblatt-Szene

Datiert mit Februar 1976 brachte das Deutsch-Kanadische Missionswerk „Die Bibel für die Welt“ ein Flugblatt mit der Überschrift „Diese Generation - eine Endzeitbotschaft für Dich!“ heraus.

a) ‚In jeder 7-Jahres-Periode ein Israel-Krieg'

Darin wird von folgender Grundüberlegung ausgegangen: Wenn man von 1948 (Staatsgründung Israels) an in 7-Jahr-Perioden weiterrechnet, findet man in jeder Periode einen Israel-Krieg:

  1. sofort nach der Staatsgründung (Periode von 1948-1955)
  2. im Okt. 1956 (Periode endet 1962)
  3. im Juni 1967 (P. endet 1969)
  4. im Okt. 1973 (P. endet 1976)

Für die bis zum Erscheinen des Flugblattes vergangenen Perioden paßt es recht gut! Das ist überhaupt ein Kennzeichen dieser Endzeitliteratur: Alles Vergangene scheint sehr harmonisch ins Konzept zu passen, so daß der Leser beinahe gezwungen wird zu dem Eindruck, auch die Zukunft müsse sich dem fügen. Nur fügt sie sich meistens nicht. Im vorliegenden Fall hat uns bereits die 5. Periode im Stich gelassen und keinen Israel-Krieg gebracht.

Zur 6. Periode lieferte der Verfasser noch ein besonderes Detail: „Ich glaube, der Krieg in dieser Periode wird der Einfall Gogs, des obersten Fürsten von Mesech und Thubal 'von den nördlichen Teilen' in Israel sein (Hesekiel 39:1-16). Israel wird 7 Jahre lang die Waffen verbrennen … „

(Für die Beurteilung der Vorhersage der bis 1997 währenden 7. Periode ist es noch zu früh.)

Das Schema hätte also dem Schema 7×7 entsprochen, und, wie uns das Flugblatt aufklärt: „Sieben ist eine der bekanntesten Zahlen bei Gott.“ (Hier ist wohl nicht gemeint, daß bei Gott nur manche Zahlen bekannt sind, sondern daß Gottes Wirken oft mit der Zahl sieben verbunden ist.)

b) 'Gottes Pläne sind genau' - aber oft anders als unsere

Waren die im Flugblatt präsentierten Vorhersagen lediglich als Möglichkeit gedacht? Der Eindruck, der dem Leser unterschwellig vermittelt wird, geht eher dahin, sie als etwas Sicheres zu nehmen: Wir lesen von „Gott, der nach sehr genauem Zeitplan handelt“, wir erfahren weiters, „Gott setzt die Zeiten fest“. Wir werden gefragt: „Bringt Gott sieben Mal den Krieg über Israel wie Er sagte, daß Er es tun würde?“ Die Formulierung dieser Frage läßt dem Leser, zumal wenn er Christ ist, nicht mehr viele Antwortmöglichkeiten. Welcher Christ wird wagen, hier zu antworten: 'Nein, Gott wird nicht das tun, was er gesagt hat, daß er tun wird'? Es bleibt also nur noch wenig Raum für mögliche Zweifel, und auch der letzte vielleicht noch verbleibende Raum wird beseitigt: „Ich glaube der Herr hat mir offenbart, an welchem Zeitplan Er ist für seine Feigenbaum-Nation. „

Es dürfte sich um eine Übersetzung aus dem Englischen handeln (Originalautor: Watson Goodman). Der Schriftleiter war Alfred Lenkelt, als Herausgeber ist das Deutsch-Kanadische Missionswerk (W-7247 Sulz/Neckar, Mühlheim) angegeben.

Der Leser sollte also, wenn wir im folgenden bekannte Autoren behandeln, mitbedenken, daß es nicht nur diese gibt, sondern daneben auch eine Fülle weiterer, z. T. sehr dünner Schriften, wie das besprochene Flugblatt. Auch in solchen Schriften drückt sich etwas von der unter Christen verbreiteten Erwartung aus, und auch diese Schriften haben - in der Summe gesehen - Einfluß.

Die nun folgende Überprüfung des Vorhersage-Erfolges der Bücher mehrerer evangelikaler Autoren wird manchen Leser kleinlich erscheinen: 'Jeder macht einmal Fehler; welchen Sinn hat es, diese Fehler nun so minutiös aufzuzeigen?' Hier muß ich daran erinnern, daß es sich hierbei nicht um Bücher handelt, deren Versagen von Autoren und Verlagen mittlerweile erkannt und zugegeben wurde. Im Gegenteil: Lindseys Alter Planet Erde, Gerths Der Antichrist kommt und Wilkersons Vision wurden noch im Jahr 1991 nachgedruckt. Der Absatz geht also weiter, und die Verlage zeigen keinerlei Anstalten, diese Bücher aus dem Verkehr zu ziehen. Hier liegt entweder ein verantwortungsloses Verhalten seitens der Verlage vor, oder meine Beurteilung ist falsch. Der Leser soll sich dazu selbst ein Urteil bilden.

2. Der meistgelesene Endzeitspezialist - Hal Lindsey

„Die Entwicklungen der letzten 15 Jahre hätten die Irrtümer von Lindseys Vorhersagen gar nicht deutlicher aufzeigen können. In den meisten Fällen geschah gerade das Gegenteil von dem, was Lindsey vorhergesagt hatte. „

(Bacchiocchi 46f)

„Zehn Jahre sind seit Erscheinen des Buches 'Alter Planet Erde, wohin?' vergangen. Damals war es für viele ein verwerfliches Buch. Heute sieht die Sache ganz anders aus. „

(Gerth 9f)

Lindseys Buch ist das verbreitetste evangelikale Endzeit-Buch. Der letzte deutsche Nachdruck gibt an: „Weltauflage über 20 Millionen“. 1970 erschien es in amerikanischer Sprache, mit Nennung eines Mitautors: Hal LINDSEY/Carole C. CARLSON: Alter Planet Erde wohin? Im Vorfeld des Dritten Weltkriegs (1971). Zumeist wird das Buch aber einfach Lindsey, ohne Erwähnung des Mitautors, zugeschrieben. Im Buch selbst liest man oft „der Verfasser“ in der Einzahl, und schon auf der ersten Textseite heißt es: „… halte ich … Vorträge …“ Insofern ist nicht ganz klar, was es mit dem Koautor auf sich hat. (Ich zitiere nach der 9. Aufl. von 1973; der Text dürfte die ganze Zeit über unverändert geblieben sein. Ein Hinweis für Benutzer einer neueren Auflage, die meine Zitate nachschlagen wollen: in der neuesten Auflage ist der Text zwei oder eine Seite nach vor gerückt.)

In deutscher Sprache ist auch noch Die Feuerflut. Geburtswehen einer neuen Welt erhältlich (am. Orig. 1973, letzte deutsche Auflage 1991).

a) Präsentiert er seine Aussagen als sicher?

Lindsey bringt keine bloßen Vermutungen, sondern Sicheres. So heißt es auf der zweiten Umschlagseite: „Wir sind heute erstmals in der Lage, uns ein zuverlässiges Gesamtbild der Zukunft zu machen.“ Wenn es auch nicht ausdrücklich dazugesagt wurde, so ist doch klar, daß das in diesem Buch Präsentierte dieses zuverlässige Gesamtbild der Zukunft vermitteln soll. Und weiter: „Dieses Buch ist ein Alarm- und Weckruf. Jeder sollte es lesen, damit er sich nicht wundert, wenn eintrifft, was die Bibel über die 'gelbe Gefahr', die 'Weltkirche', den 'kommenden Führer' oder den 'Dritten Weltkrieg' aussagt.“ Und das, was die Bibel darüber aussagt, ist doch wohl identisch mit dem, was Lindseys Buch darüber aussagt, denn das ist ja auch der Grund, warum es jeder lesen sollte.

Das Buch erhebt also einige Ansprüche. Das ist mitzubedenken, wenn Lindsey einschränkt: „Aber glauben Sie bitte nicht, ich hielte mich für unfehlbar in dem Sinne, wie es die biblischen Propheten unter der Inspiration des Heiligen Geistes waren.“ (S. 215) Doch trotz seines Fehlbarkeitseingeständnisses präsentiert Lindsey viele seiner Aussagen als sicher.

Und hier sind wir auch schon bei der Frage meines Buches. Wenn es damals hieß, daß jeder es lesen sollte - war das Buch dann eine Hilfe für die damaligen Leser, um sich auf die Ereignisse der nächsten Jahre besser einstellen zu können?

b) Wann? ‚Heute' bzw. ‚morgen'

Der Klappentext läßt keinen Zweifel daran, daß das darin Beschriebene für die heutige Zeit - also jene von 1970 - wichtig ist: „Dieses Buch … ist für alle geschrieben, die sich in unserer Zeit zurechtfinden wollen.“ Mit diesem Buch findet man sich also in der Zeit von 1970 zurecht. „Die heute lebende Generation ist die erste, der es gegeben ist, bislang versiegelte prophetische Aussagen der Bibel über die Zukunft vor dem Hintergrund der Zeitereignisse zu entschlüsseln.“ Die Zeitereignisse von 1970 sind also jene, die mit den biblischen Endzeitaussagen in Verbindung zu bringen sind. Wo der Antichrist herkommt, wer in Harmagedon mitkämpfen wird und vieles andere mehr: Das war für die Zeit davor noch nicht zu erkennen, um 1970 war es bereits erkennbar. Lindsey: „Ich glaube persönlich nicht, daß es in unserer Zeit Propheten gibt, die direkte Offenbarungen von Gott erhalten. Aber wir haben mitten unter uns Männer, denen besondere Einsicht in das prophetische Wort der Bibel geschenkt wird.“ (S. 105) Und zu diesen Männern wird Lindsey doch wohl auch sich selbst gerechnet haben?

Das zusammenfassende Schlußkapitel heißt: „Was morgen sein wird“. Zu beachten ist das Wörtchen morgen. Also nicht irgendwann, sondern demnächst. Was - von 1970 aus betrachtet - morgen geschehen wird, ist nun vermutlich längst vorbei?

Den Eindruck, daß es in unmittelbarer Zukunft kommen muß, erhält der Leser auch durch Aussagen wie: „Die Russen werden Palästina zu Lande und zu Wasser gleichzeitig angreifen. Der gegenwärtige Aufbau einer russischen Flotte im Mittelmeer ist ein bedeutsames Zeichen für die mögliche Nähe Harmagedons.“ (S. 188) Oder: „Zur Zeit suchen die Russen im Iran durch verschiedene Hilfsangebote Fuß zu fassen. Wenn es dereinst zu der von Hesekiel angekündigten Großinvasion kommen wird, braucht Rußland den Iran unbedingt zum Verbündeten… . Man beachte einmal aufmerksam die Politik des Iran im Blick auf Rußland und die Vereinigte Arabische Republik. Der Verfasser glaubt, daß dort bald Bedeutsames geschehen wird.“ (S. 77f)

c) ‚Bis etwa 1988 alles vorüber'

An mehreren Stellen macht Lindsey zeitliche Aussagen. Israels Staatsgründung 1948 war eine Vorbedingung; die Generation, die das erlebte, wird auch das Ende noch erleben, und die Zeitspanne für eine Generation sind 40 Jahre. Demnach sollte bis 1988 alles vorüber sein.

Hören wir Lindsey! Für ihn war „das wichtigste Ereignis, das aller endzeitlichen Prophetie vorausgehen muß … die Tatsache, daß Israel als Nation wieder in seinem Heimatland wohnen mußte, ehe weitere endzeitliche Ereignisse eintreten können. Israel, eine Nation, … wurde am 14. Mai 1948 Wirklichkeit …“ (S. 48f)

Lindsey überlegt weiter, wobei er „Geschlecht“ m. E. richtig als „Generation“ deutet: „Als die Juden nach nahezu zweitausendjähriger Verfolgung in der Fremde am 14. Mai 1948 offiziell ihren Staat neu gründeten, zeigte der 'Feigenbaum' seine ersten Blätter. Jesus sagt, dies sei ein Zeichen dafür, daß er 'nahe vor der Tür steht'. Es heißt dann weiter: 'Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht. ' Welches Geschlecht? Offensichtlich ist hier in diesem Zusammenhang das Geschlecht gemeint, das die Zeichen sieht, vor allem die nationale Wiedergeburt Israels. Eine Generation als Zeitangabe in der Bibel bedeutet die Zeit von etwa vierzig Jahren. Wenn dies eine richtige Deutung ist, würde sich innerhalb von etwa vierzig Jahren von 1948 ab gerechnet all dies abspielen.“ (S. 61f)

Einerseits formuliert Lindsey hier in der Möglichkeitsform, andererseits gibt er keine Stelle an, wo ein Unsicherheitsfaktor liegt. Daß die Generation gemeint ist, die 1948 miterlebt hat, ist für ihn „offensichtlich“. Und eine Generation bedeutet etwa 40 Jahre - das ist zwar keine ganz exakte Angabe, aber doch eine ungefähre. Insofern vermittelt Lindsey dem Leser doch den Eindruck, daß es so kommen werde, daß also bis ungefähr 1988 alles vorüber ist. Wobei hier die 7jährige Trübsalszeit mit dazugehört. Die Entrückung der Gläubigen kommt bei Lindsey noch davor, hätte also bis etwa 1981 stattfinden sollen. Was den Lesern hier vermittelt wurde, ist also eindeutig nicht in Erfüllung gegangen.

Nach der Aussage „würde sich innerhalb von etwa vierzig Jahren von 1948 ab gerechnet all dies abspielen“ fügt Lindsey bekräftigend hinzu: „Viele Bibelgelehrte, die ein Leben lang die biblische Prophetie studiert haben, glauben, daß es so kommen wird.“ Auch das zeigt ja dem Leser, wie sicher die ganze Überlegung ist.

Jedenfalls sind solche Berechnungen mitzubedenken, wenn man bei Lindsey am Beginn des Buches liest: „Ich behaupte keinesfalls, das Datum des 'Jüngsten Tages' errechnen zu können;“ (S. 7) Das Datum berechnet Lindsey zwar nicht, aber auf einen ungefähren Zeitraum wollte er sich durchaus festlegen.

Später rückte Lindsey allmählich davon ab - was blieb ihm auch anderes übrig, wenn es sich als falsch herausstellt? Die Staatsgründung Israels 1948 ist dann auf einmal nicht mehr so wichtig, man könnte die „Generation“ auch von 1967 (Rückgewinnung der Jerusalemer Altstadt) ab rechnen. Und eine „Generation“ könnte auch länger als 40 Jahre dauern. (Belege bei Bacchiocchi in seinem Buch S. 54f sowie in der adventistischen Zeitschrift Zeichen der Zeit 1987, Nr. 1, S. 38f.)

Die Erkenntnis, falsche Erwartungen verbreitet zu haben, sollte mehr bewirken als bloß stillschweigende Ausbesserungen der Vorhersagen. Sie sollte zu einem grundsätzlichen Abwenden von diesem leichtfertigen Umgang mit der Bibel führen. Angesichts der Verbreitung von Lindseys falschen Vorhersagen wäre auch ein öffentliches Eingeständnis seiner Schuld angebracht. Ist es dazu gekommen? Mir ist davon nichts bekannt.

Zu einem bestimmten Eindruck für die Leser führt es ja auch, wenn Lindsey als Bestätigung für seine Demnächsterwartung Aussagen anderer heranzieht. Etwa den Gouverneur von Ohio, der sagte, „daß, wenn die Menschheit nicht sofort handelt, es 1985 zu einer weltweiten Hungersnot kommen … wird“ (S. 120). Lindsey führt das an, ohne es irgendwie zu kritisieren, verwendet diese Aussage somit als Unterstützung. Diese Vorhersage ist auch nicht in Erfüllung gegangen, denn eine „weltweite Hungersnot“ gab es 1985 nicht. Einzelne Hungersnotgebiete gab es davor und danach, darum geht es hier ja nicht.

d) ‚EG-Staaten bis 1980 politisch vereint'

Der Antichrist wird der Führer des Zehnstaatenbundes sein, der auf der Grundlage der EG entsteht. Damit kommt in das „Antichrist-Früherkennungs-Ratespiel“ neue Farbe hinein. Nicht mehr, wie noch bei Billy Graham, sollte der Antichrist aus dem Kommunismus kommen. Dort war es noch einfach: Hier das einigermaßen gute, christliche Amerika, dort die böse, antichristliche Sowjetunion. Doch nun, bei Lindsey, wird alles komplexer.

Wann wird es dazu kommen? Hier liefert Lindsey riskanterweise einen zeitlichen Anhaltspunkt in einem früheren Kapitel: Lindsey zitiert aus einer Rede des ehemaligen Präsidenten der EG, Prof. Hallstein. Dieser unterschied drei aufeinanderfolgende Phasen der europäischen Einigung. „Erstens die Zolleinheit, zweitens die Wirtschaftseinheit und drittens die politische Einheit.“ (S. 114) Das erste ist mittlerweile erreicht, das zweite ist im Entstehen, wenngleich noch vieles fehlt, etwa die gemeinsame Währung (für ca. 2000 geplant). Für das dritte gibt es bloß Bestrebungen. Soweit aus heutiger (1992) Perspektive. Doch Hallstein damals: „Um das Jahr 1980 werden wir die große Fusion aller wirtschaftlichen, militärischen und politischen Gemeinschaften zu den Vereinigten Staaten von Europa erwarten dürfen. „

Hallstein nennt 1980. Das ist Lindsey allerdings noch zu langsam: „Anzeichen deuten daraufhin, daß die Entwicklung vielleicht noch schneller vor sich gehen wird. „

Eine solche zeitmäßige Festlegung zu beachten ist wichtig im Hinblick auf die Frage, welchen Eindruck die seinerzeitigen Leser bekamen. Durch solche Zeitangaben erhielten sie den Eindruck, daß es sich bei dem von Lindsey Vorhergesagten um Ereignisse handelt, die für die nächsten Jahre zu erwarten sind. Ein Eindruck, der ja auch schon durch den Klappentext sowie durch das morgen im Schlußkapitel vermittelt wird. Dieser zeitliche Aspekt ist bei der folgenden Besprechung von Lindseys mitzubedenken.

e) ‚Westeuropa stärker als USA'

Der auf die EG aufbauende Staatenbund wird „einmal der mächtigste Staatenbund in der Welt sein“ (S. 219). Dazu könnte es durchaus kommen, derzeit - Jahrzehnte nach dem Erscheinen von Lindseys Buch - existiert dieser Staatenbund aber noch nicht, und selbst wenn er existieren würde, wäre er militärisch den USA deutlich unterlegen. „Er wird dem kommunistischen Machtstreben in der Welt Einhalt gebieten und eine kurze Zeit lang sogar Rußland und Rotchina unter Kontrolle haben.“ Was bisher dem kommunistischen Machtstreben in der Welt Einhalt geboten hat, waren in den vergangenen Jahrzehnten die militärische Stärke der USA, und in den vergangenen Jahren die Sehnsucht der Völker im kommunistischen Machtbereich nach mehr Freiraum, sowohl für das einzelne Individuum als auch für das einzelne Volk, schließlich auch ein Gorbatschow, der dieser Sehnsucht nach Freiraum entgegenkommen wollte.

„Die USA werden ihre gegenwärtige Führungsposition in der westlichen Welt verlieren; der zukünftige westliche Führer wird Westeuropa heißen. Die Schwächung der Vereinigten Staaten wird durch innere wirtschaftliche und soziale Schwierigkeiten beschleunigt. Bricht erst einmal die Wirtschaft zusammen, ist auch die militärische Stärke am Ende.“ (S. 219)

Dazu ist folgendes zu sagen: Erstens, daß es einmal dahin kommen könnte, denn Westeuropas wirtschaftliche Stärke nimmt zu. Zweitens, daß dieser Zustand jedenfalls bis heute nicht erreicht wurde - die USA sind weiterhin die führende Macht, wie auch gerade bei der Allianz gegen den Irak deutlich war. Und drittens, daß die militärische Stärke auch bei einem Zusammenbruch der Wirtschaft nicht aufhören muß, wie man am Beispiel der Geschichte des Ostblocks sehen kann, wo das Militär gut und die Wirtschaft sehr schlecht funktioniert hat.

f) ‚Afrika wird kommunistisch, Ägypten der arabische Führer'

„Afrika ist heute der fruchtbarste Nährboden für den Kommunismus. Wenn nicht alles täuscht und die Entwicklung so weitergeht wie bisher, wird es einmal ganz dem Kommunismus zufallen.“ (S. 79) Zwei Jahrzehnte danach sieht es so aus, daß Lindsey doch „alles getäuscht“ hat.

Apropos Afrika: Bei der Rolle der arabischen Völker im Schlußkampf überschreibt Lindsey einen Abschnitt mit „Der Hauptakteur: Ägypten“ und sagt: „Es ist offensichtlich, daß die führende Macht in der arabischen Welt Ägypten ist… . Die günstige Lage Ägyptens macht es für seine Führungsrolle in der arabischen Welt besonders geeignet… . machen das Land zum politischen, geistigen und kulturellen Mittelpunkt der Afro-Arabischen Welt.“ (S. 85f) Inzwischen hat Ägypten einen Friedensvertrag mit Israel abgeschlossen. Wogegen Lindsey vorhersagte: „Mittlerweile hat Präsident Nasser der Tod ereilt, und ein anderer Mann hat in Ägypten die Macht übernommen. Der vorgezeichnete Kurs der ägyptischen Politik wird sich in seinen Grundzügen jedoch wohl kaum ändern.“ (S. 89) Ägypten ist auch weit entfernt von der ihm von Lindsey zugeschriebenen Führungsrolle. All das kann sich eines Tages natürlich wieder ändern, aber die seit Lindseys Buch verflossene Entwicklung ging jedenfalls in andere Richtungen als von ihm vorhergesagt - was auch bedeutet, daß die Leser, die damals das Buch ernst nahmen, dadurch zu falschen Erwartungen geführt wurden.

Wie schnell eine Vorhersage sich als falsch erweisen kann, zeigt auch die von Lindsey als Bestätigung für seine Ansicht angeführte Aussage von Mosche Dayan aus dem Jahr 1968: „Der nächste Krieg wird nicht mit den Arabern, sondern mit den Russen sein.“ (S. 67) Fünf Jahre später kam es zum nächsten Krieg Israels, doch wieder mit den Arabern!

g) Sieben Vorhersagen, null Treffer

Doch betrachten wir die Vorhersagen des Schlußkapitels der Reihe nach! Ich nummeriere die konkreten Vorhersagen durch, dadurch können wir die Erfolgsquote besser berechnen.

1. Es beginnt mit der Vorhersage, daß es immer mehr Namenschristen geben wird. (Die zunehmende Säkularisierung ist allerdings eine Tendenz, die auch vor 1970 schon erkennbar war.) Die Kirchenführer werden sich von liberalen Theologen beeinflussen lassen. Lindseys Bestandsaufnahme: „In manchen der größten protestantischen Denominationen ist es heute schon soweit!“ (S. 216) Hierbei handelt es sich also um keine Vorhersage für die Zukunft, sondern um eine Bestandsaufnahme bereits vorhandener Zustände bzw. Trends. Doch für die Zukunft gelte: „Mit den wenigen noch verbleibenden Gemeinschaften, die noch nicht von den Ungläubigen durchsetzt sind, wird es ähnlich bergab gehen.“ Das ist nicht geschehen; jene Gemeinschaften, die darauf achten, daß nur Gläubige zu ihren Mitgliedern zählen, nehmen zu.

2. „Der Massenauszug der Jugend aus den Kirchen wird also anhalten.“ (S. 217) Hier ist zweierlei zu unterscheiden. Einerseits die zunehmende Säkularisierung, die dazu führt, daß immer mehr Menschen, die keinen inneren Bezug zum christlichen Glauben haben, auch äußerlich die Großkirchen verlassen. Das betrifft aber alle Altersgruppen, nicht speziell die Jugendlichen. Und diese Säkularisierung zeichnete sich auch 1970 schon ab. Was die Jugend betrifft: Seit 1970 gab es gerade unter Jugendlichen immer wieder Aufbrüche. Viele zahlenmäßig wachsende christliche Gemeinschaften erzielen dieses Wachstum gerade unter jungen Menschen.

3. „Ich glaube, daß es bald zur offenen Verfolgung der 'echten' Christen kommen wird, und zwar von Seiten der mächtigen Hierarchie ungläubiger Kirchenführer in den verschiedenen Denominationen… . Auf Grund der Verfolgung der Gläubigen wird eine regelrechte christliche Untergrundkirche entstehen.“ (S. 218)

Diesen erwähnten Konflikt gibt es, aber eine derartige Verfolgung mit der Konsequenz einer Untergrundkirche auch in der westlichen Welt (an die Lindsey offenbar denkt) läßt sich nicht erkennen. Man bedenke, was „Untergrundkirche“ eigentlich bedeuten würde.

4. „Der Reichtum und Einfluß des Staates Israel wird ständig wachsen. Mit neuentwickelten Methoden wird er sich seine natürlichen Rohstoffquellen nutzbar machen und dadurch zu ungeahnter Blüte gelangen.“ (S. 219)

An anderer Stelle noch deutlicher: „Die biblische Prophetie sagt uns, daß Israel zur Zeit des Antichristen eines der reichsten Länder der Welt sein wird.“ (S. 186)

Israel könnte zwar eine gute wirtschaftliche Bilanz aufweisen, seine durch die feindliche arabische Umwelt bedingten hohen Militärausgaben bedeuten aber eine bleibende Abhängigkeit von den USA. Von „Reichtum“ oder „ungeahnter Blüte“ kann daher keine Rede sein.

5. Den wirtschaftlichen Zusammenbruch der USA mit den Folgen haben wir schon oben behandelt.

6. Die EG haben wir schon oben behandelt, und auch die Frage, wodurch bisher der Einhalt des kommunistischen Machtstrebens zustandekam.

7. „Drogensüchtige werden sich um hohe politische Ämter bewerben und mit Hilfe der jungen Wählerschichten den Wettlauf um die Macht gewinnen.“ (S. 220)

Man beachte: Drogensüchtige, nicht solche, die gelegentlich einmal Drogen nehmen. Dazu ist es bisher kaum gekommen.

Wenn wir die Zusammenfassung von Lindsey zusammenfassen: Noch nicht geschehen, aber vielleicht kommt es einmal dazu - das gilt für 3, 4, 5 und 7. Nicht so geschehen, sondern bisher anders oder eher im Gegenteil - das gilt für 1, 2 und 6. Von den 7 konkreten Vorhersagen, deren Erfüllung für die Jahre nach 1970 zu erwarten gewesen wäre, ist also bis 1992 keine einzige in Erfüllung gegangen. Das ist keine gute Ausbeute!

Im Hinblick auf ein später erschienenes Buch von Lindsey, The 1980's: Countdown to Armageddon, schrieb Bacchiocchi: „Die 1980er Jahre erweisen sich in Wirklichkeit nicht als Countdown für Harmagedon, sondern eher als Countdown zum Versagen von Lindseys prophetischen Einfällen.“ (S. 27)

h) 'der du nun einen anderen lehrst ... '

Dabei weiß Lindsey sehr gut, welche negativen Folgen ein leichtfertiges Ausdeuten der biblischen Prophetie haben kann: „Viele Theologen der vergangenen Jahre haben versucht, die Ereignisse des Ersten und Zweiten Weltkrieges irgendwie mit den prophetischen Endzeichen in Zusammenhang zu bringen. Als die Voraussagen nicht eintrafen, geriet die ganze Prophetie in Mißkredit. Die Leute, die in die Berge flohen und dort das Ende der Welt abwarten wollten, hatten nicht die blasseste Ahnung von der biblischen Weissagung.“ (S. 48)

Daß er keine Ahnung von der biblischen Weissagung hätte, kann man Lindsey nicht vorwerfen. Aber diese seine Ahnung hat nicht dazu geführt, daß er den Verlauf der kommenden beiden Jahrzehnte erahnt hätte.

Der Golfkrieg hat das Interesse an dieser Art von Endzeitliteratur neu aufflammen lassen, und so wurden noch im Jahr 1991 12000 Stück der deutschen Ausgabe nachgedruckt (soviel wie zuletzt 1977!) - von einem Buch, dessen Vorhersagemißerfolg immer deutlicher auf der Hand liegt.

3. Pastor im Gefolge Lindseys - William Goetz

In der 1983 erschienenen deutschen Ausgabe wird - wohl vor allem in Bezug auf das 1981 erschienene kanadische Original - angegeben: „Gesamtauflage über 200. 000“. Somit handelt es sich bei Die Apokalypse kommt! um ein weit verbreitetes Buch.

a) Heutige politische Konstellation = Endzeit-Ausgangsbasis

Die Konstellation von 1981, die laut Goetz die unmittelbare Ausgangsbasis für die Endzeitereignisse sein sollte, hat sich an einigen Stellen geändert, nämlich hinsichtlich EG, UdSSR und USA:

„… die Frage, ob es gegenwärtig etwas gibt, das auf diese Beschreibung paßt - irgend eine Gruppe von zehn Staaten in dem einst von Rom kontrollierten Gebiet“, kann heute nicht mehr so einfach dadurch beantwortet werden, daß man wie Goetz auf die 10 EG-Staaten hinweist (S. 107).

Und der frühere Eindruck einer größeren militärischen Zurückhaltung der USA wurde in Panama, vor allem aber dann in Kuwait korrigiert. Im Rückblick auf den Abzug aus Vietnam meinte Goetz feststellen zu müssen, die USA seien „nicht mehr willens und/oder unfähig, mit irgendeiner militärischen Aktion zu antworten“. Und weiter: „Das scheint auch in das prophetische Bild zu passen, denn der amerikanische Einfluß geht ständig zurück.“ (S. 137) Wir entfernen uns demnach wieder etwas vom „prophetischen Bild“, „da die USA in den Prophezeiungen über die Endzeit nur eine geringe (wenn überhaupt eine) Rolle spielen“ (S. 101).

Die Schwächung der USA sollte mit der Stärkung der UdSSR parallelgehen. Denn während die Union im Endzeitgeschehen eine wichtige Rolle haben sollte, ist das bei den Staaten nicht der Fall. „Rußland wird heute als Militärmacht Nummer eins betrachtet… . Das Streben der UdSSR geht nach totaler Weltbeherrschung. Ungarn, Ostdeutschland, die Tschechoslowakei, Afghanistan und viele afrikanische Staaten sind Beispiele dafür.“ (S. 112) „Rußland … ist heute eine gewaltige Supermacht auf dem Wege zur Weltbeherrschung… . mit mehr als einem Drittel der Weltbevölkerung unter seiner kommunistischen Herrschaft“ (S. 124). Die letzte Einschätzung war vielleicht auch schon 1981 falsch (hat Goetz hierbei Indien mitgerechnet?), heute trifft sie sicher nicht mehr zu. Die Herrschaft Moskaus umfaßt bei weitem nicht mehr so viele Menschen, und sie ist nicht mehr kommunistisch.

Im Gebiet der ehemaligen UdSSR ist noch einiges im Fluß; im Moment jedenfalls haben wir uns von diesem Bild, das Goetz hier malt, deutlich entfernt.

Goetz befaßt sich damit, „wann die bei Hesekiel erwähnten Staaten dem russischen Bündnis beigetreten sind“ (S. 127), und beginnt mit Ostdeutschland (= Gomer). Dieser bei Hesekiel erwähnte Angriff Rußlands und seiner Verbündeten auf Israel wird wohl kaum in der von Goetz dargelegten Form stattfinden. Oder rechnet jemand damit, daß Ostdeutschland nochmals abgetrennt und ein eigenständiger Staat wird?

Im Kapitel über den Roten Bären, d. h. über die Sowjetunion, kommen nach dem Abschnitt über ihre „heutigen Verbündeten“ einige potentielle Verbündete zur Sprache: Länder, die von der Sowjetunion entweder überfallen werden, oder wo es durch Infiltration zu einer kommunistischen Herrschaft kommen wird (in dem Abschnitt „Das rote Intrigenspiel“). Darin sammelt Goetz Hinweise auf eine enge Zusammenarbeit zwischen sowjetischen Kommunisten und den Moslems, die den Schah im Iran gestürzt haben. „Vielleicht ist eine russische Invasion im Iran gar nicht nötig.“ (S. 129) Jedenfalls vermittelt Goetz den Eindruck, daß der Iran der UdSSR sehr nahe steht und ihr zukünftig noch näherrücken wird. Ähnlich ist es bei der Türkei. Diese erhält Unterstützung von der UdSSR, türkische Linksgerichtete provozieren Unruhen, an der Grenze zur Türkei stehen starke sowjetische Truppen. „Zuerst Unruhe stiften und dann die Macht ergreifen, das ist das Hauptrezept, dessen sich die Sowjetunion bereits mit Erfolg in verschiedensten Ländern bedient hat …“ (S. 130) Für Goetz erscheint es als sicher, „daß die Türkei eines Tages als Verbündeter Rußlands gegen Israel ziehen wird“ (S. 131). Ein militärisches Zusammenrücken zwischen Rußland einerseits und Iran und Türkei andererseits war wohl noch nicht so nahe, wie es Goetz 1981 darstellte. Jedenfalls sind wir ihm seither um nichts nähergekommen.

b) Selbstkritische Risiko-Einschätzung

Goetz legte sich also darauf fest, daß die politische Konstellation von 1981 die Ausgangsbasis für die Endzeitereignisse sein werde. Paradoxerweise hält er in seinem eigenen Buch fest: „Es hat auch bei zahlreichen Gelegenheiten bestimmte Konstellationen gegeben, die von schlecht beratenen Prophetie-Auslegern als Anzeichen des Höhepunkts des Menschheitsgeschehens gedeutet wurden.“ (S. 66) Nach seinen eigenen Maßstäben müssen wir Goetz auch zu diesen „schlecht beratenen Prophetie-Auslegern“ rechnen. Jedenfalls ist er sich des Risikos bewußt, das mit dem konkreten Ausdeuten der biblischen Endzeitprophetie verbunden ist. Die Zeugen Jehovas und andere, die „wiederholte Voraussagen gemacht“ haben, werden von ihm mit dem wenig schmeichelhaften Ausdruck „Endzeit-Wirrköpfe“ bedacht (S. 19) Seine selbstkritische Frage, ob es ihm nicht auch so gehen könnte, daß er sich mit seiner Gegenwartseinschätzung täuscht, haben wir bereits am Beginn von Kap. C zitiert. Seine Antwort? Früher gab es Einzelereignisse, die mit biblischen Endzeitaussagen zusammenzupassen schienen, heute dagegen sehen wir weltweit jene Merkmale, die Harmagedon zugrundeliegen (S. 218). Das ist typisch signalistisch. Frühere Ausleger hätten sich demnach deshalb getäuscht, weil sie nicht genau genug darauf geachtet haben, ob wirklich schon alle Vorzeichen gegeben waren bzw. ob die Welt schon in ihrem Wesen die entsprechenden Merkmale zeigte. Es sollte uns jedoch zu denken geben, daß bereits innerhalb eines Jahrzehnts die politische Konstellation sich an mehreren Stellen geändert hat und die von Goetz angenommene Ausgangsbasis für die Endzeitereignisse nicht mehr gegeben ist.

c) ‚Das Ende kommt schnell'

So ist es für Goetz „offenbar, daß die prophetische Stunde weit vorgerückt ist“. Es eilt bereits: „Harmagedon - die Kulissen werden gesetzt, und zwar sehr schnell.“ (S. 230, ähnlich S. 217) Der Feigenbaum wird auf Israel bezogen, sein Blühen auf 1948/67, und das Ende sollte von derselben Generation noch miterlebt werden (S. 68. 188. 200). Damit bleibt nicht mehr viel Zeit - je nachdem, wie eng man „Generation“ faßt. Jedenfalls sieht es aus, „als gingen wir den letzten Tagen dieser Erde entgegen“ (S. 70). „In Anbetracht der Schnelligkeit, mit der sich ein Puzzle-Teilchen an das andere fügt, kann der Kulminationspunkt dieser Ereignisse nicht mehr weit sein.“ (S. 140) Daß der Angriff Rußlands auf Israel stattfinden wird, ist eine Tatsache, und auch, „daß es nicht mehr lange bis dahin sein kann“ (S. 140).

4. Verleger mit Schwerpunkt auf Endzeit - Klaus Gerth

„In seinen Ausführungen wird biblische Prophetie … auf die Ereignisse unserer Zeit angewandt. Ich empfehle dieses Buch jedem, der erfahren möchte, wo wir nach Gottes Zeitplan heute stehen.“ (Hal Lindsey im Vorwort zu Gerths Buch, S. 6)

Klaus Gerth ist mit Hal Lindsey befreundet, ließ sich für sein Buch von ihm ein Vorwort schreiben, und schließt sich in vielen Ansichten an Lindsey an. Er ist Inhaber des Verlags Schulte + Gerth (früher: HSW = Hermann Schulte Wetzlar). Wohl bei keinem anderen deutschen Verlag sind so viele Endzeitbücher erschienen.

a) ‚Der Antichrist kommt, ja er ist schon da'

Gerths Buch heißt Der Antichrist kommt. Die 80er Jahre - Galgenfrist der Menschheit?

'Der Antichrist kommt in den 80er Jahren' - fairerweise muß man festhalten, daß Gerth das nicht so direkt behauptet hat. Aber unsere primäre Frage ist, wie eine Botschaft auf die Leser wirkt, und die Verbindung von Titel mit Untertitel legt eine entsprechende Erwartung nahe. Die Gegenwartsform im Titel läßt ein gegenwärtig geschehendes Ereignis vermuten, im Sinne von: „Der Antichrist kommt jetzt“, oder „Der Antichrist ist dabei zu kommen“. Der Inhalt des Buches zeigt, daß es auch wirklich so gemeint ist. Das könnte sich aber, aus einiger Entfernung betrachtet, als Irrtum herausstellen. (Eine vorsichtigere Formulierung wäre: „Der Antichrist wird kommen“.)

In bezug auf den Antichristen sagt Gerth: „Ich gehe davon aus, daß er irgendwo bereits lebt. Hal Lindsey, der Bestsellerautor aus Amerika, vertritt die Auffassung, daß er bereits tatkräftig seine Aufgaben im Europapalais in Straßburg versieht.“ (S. 158) Im Vergleich mit Lindsey - der den Antichristen bereits zu lokalisieren weiß - ist Gerth also noch relativ behutsam. Gerth zitiert J. W. White, der meint, „daß der Antichrist bereits lebt und ein erwachsener Mann ist“ (S. 160). Aber auch Gerth ist davon überzeugt, „daß die Bühne für den Antichristen fertig vorbereitet ist und sein Auftritt nahe bevorsteht“ (S. 166).

b) Was alles in den 80er Jahren geschehen sollte

Die durch den Untertitel ausgedrückte Frage können wir heute eindeutig verneinen: Die 80er Jahre waren nicht die Galgenfrist der Menschheit. Nun brachte Gerth 1989 eine aktualisierte Neuauflage heraus. Der Titel blieb gleich. Und was geschah mit dem Untertitel? Dieser konnte ja nicht unverändert bleiben. Gerth hat die „80er Jahre“ nicht einfach durch die „90er Jahre“ ersetzt. Er hat, eigentlich sehr konsequent, den Untertitel wesentlich verändert. Zuerst lautete die Frage, ob die 80er Jahre die Galgenfrist der Menschheit seien. Nun sind diese 80er Jahre vorüber, jetzt stellt sich also die Frage: „Bleibt noch eine Galgenfrist für die Menschheit?“ Dadurch erscheint aber das Ende noch stärker nähergerückt.

Am Ende seines Buches wirbt Gerth für sein TOPIC genanntes Nachrichtenblatt (S. 205). Dabei sagt er u. a. : „Täglich geschehen Dinge, die mich aufhorchen lassen, weil sie den endzeitlichen Charakter des Jahrzehnts unterstreichen.“ Dieselbe Werbung erschien auch noch in der überarbeiteten Auflage von 1989; auch dort hatte „das Jahrzehnt“, also die 1980er Jahre, noch „endzeitlichen Charakter“. Auch durch dieses besondere Heraushebens des Jahrzehnts, in dem wir gerade leben, wird der Leser zu dem Eindruck geführt, daß wir nun ganz knapp vor dem Ende stehen.

c) 'in den nächsten Jahren'

Gerths Buch erschien ursprünglich 1982. Ist es dann nicht noch zu früh, um schon eine Beurteilung abzugeben? Da erstens Gerth sich oft auf „die nächsten Jahre“ festgelegt hat und da gerade in den letzten Jahren weltpolitisch Unerwartetes geschehen ist, ist bereits jetzt eine Beurteilung möglich.

1989 erschien die 6. Auflage; auf deren Cover ist angegeben: „Vollständig überarbeitet und aktualisiert!“ (Die 7. Auflage von 1990 und die 8. Auflage von 1991 scheinen unveränderte Nachdrucke zu sein.) Es liegt natürlich nahe, die Auflagen von 1982 und von 1989 miteinander zu vergleichen. Lesen wir in der „vollständig überarbeiteten“ Neuauflage den historischen Bericht darüber, wie das, was 1982 für die nächsten Jahre angekündigt wurde, sich dann tatsächlich ereignet hat? Im Jahr 1989 müßte man darauf ja schon zurückblicken können … (Damit konnte Gerth jedoch in keinem einzigen Fall dienen.) Oder bleibt die Aussage einfach unverändert stehen? Da hätten wir dann die permanente, unveränderte Demnächsterwartung. Oder wird der Satz gestrichen?

Betrachten wir die Fälle im einzelnen, was alles für „die nächsten Jahre“ zu erwarten gewesen wäre. Die Zeitangaben in den Zitaten habe ich durch Kursivdruck hervorgehoben.

Heiliger Krieg: Wir lesen vom „Dschihad“, vom „Heiligen Krieg“ der Moslems. Dieser wurde gegen Israel schon im Iran und in Libyen gepredigt, neuerdings auch in Saudi-Arabien … Soweit Gerth. Das Ausrufen eines solchen Krieges ist also nichts Neues, doch Gerth meint, daß es zu einem solchen Krieg auch kommen werde, und zwar bald: „Ich bin überzeugt, wir werden in den nächsten Jahren einen Dschihad erleben.“ (S. 67) Das geschah nicht, aber Gerths Überzeugung hält unverändert an (in der Auflage von 1989 auf S. 75).

Wie soll ein solcher Krieg ablaufen? Der Westen wird erpreßt, indem ihm das Öl verweigert wird: „Die Waffe, mit der der Dschihad entschieden werden soll, ist auch bekannt: das Öl. Damit meint man, ein Erpressungsmittel par excellence in der Hand zu haben.“ (Die Raketenangriffe des Irak auf Israel während des Golfkrieges stellen also nicht die Verwirklichung des Dschihads der Moslems dar.)

Expandierender Kommunismus: Gerth malt die Gefahren des sich ausbreitenden Kommunismus aus: „Anscheinend ist keine Macht der Erde in der Lage, die UdSSR in ihrem Expansionsdrang aufzuhalten. Rücksichtslos wird Land um Land erobert. Was folgt nach Afghanistan? Der Iran oder die Türkei?“ (S. 90; dieser Satz wurde noch 1989 beibehalten!)

Weder noch, müssen wir heute sagen, denn die letzten Jahre brachten eine Wende: Nicht nur Afghanistan wurde aufgegeben, sondern auch alle osteuropäischen Nachbarländer der Sowjetunion, sowie die baltischen Republiken, und schließlich existiert die UdSSR in dieser Form überhaupt nicht mehr.

Wie groß die Gefahr des sich ausbreitenden Kommunismus ist, untermauert Gerth unter Berufung auf einen Fachmann: „Henry Kissinger hat sogar schon behauptet, daß ganz Westeuropa in einigen Jahren kommunistisch sein werde.“ (S. 90) Gerth gibt allerdings nicht an, wann Kissinger das gesagt hat - ob diese „einigen Jahre“ nicht schon zur Zeit der Publikation von Gerths Buch abgelaufen waren. Jetzt sind diese „einigen Jahre“ jedenfalls abgelaufen, und das von Kissinger Vorhergesagte ist zumindest in weite Ferne gerückt.

Nun könnte man Gerth durch den Hinweis verteidigen, daß ja nicht er selbst das vorhergesagt hat, sondern Kissinger. Das ist richtig. Dennoch präsentierte Gerth dessen Vorhersage als Unterstützung für sein eigenes Zukunftsbild. Wie stark er sich damit identifiziert, wird auch darin sichtbar, daß er den Satz noch in der 1989er-Ausgabe wiedergibt (S. 96).

Gerth weiter: „Ich bin fest davon überzeugt, daß wir in den nächsten Jahren einen wilden Bären erleben werden.“ (S. 92) Im Jahr 1989 ersetzte Gerth den „wilden Bären“ durch den „starken Bären“ (S. 97f). Wenn man bedenkt, daß in den hier angekündigten nächsten Jahren sämtliche Satellitenstaaten der Sowjetunion losgelassen wurden, außerdem die drei baltischen Republiken, und die Sowjetunion selbst in eine Reihe von großenteils miteinander verbündeten Einzelstaaten zerfiel, so sieht man, daß Gerth kaum eine noch falschere Prognose hätte abgeben können. Das ist sicherlich das Schicksal von vielen, die für die Entwicklung der Zukunft Prognosen abgeben. Aber es stellt sich doch die Frage, ob wir unsere so riskanten Prognosen unter Berufung auf die Bibel - also in gewisser Weise im Namen Gottes! - abgeben sollen.

Für Gerth ist es deutlich, daß Moskaus Einfluß im Mittleren Osten zunehmen wird. Afghanistan wurde ohnehin schon durch Moskau erobert. Und die anderen Länder? „Für die westliche Orientpolitik steht der Uhrzeiger auf fünf vor zwölf.“ (S. 97) Es kam anders. „Jedenfalls ist der Einfluß Moskaus in dieser Region während der letzten beiden Jahre kräftig gestiegen, was auch die Situation im Irak und im Iran beweist.“ (Diesen Satz bringt die 1989er-Ausgabe übrigens unverändert, auf S. 105. Die beiden Jahre vor 1982 scheinen also den beiden Jahren vor 1989 zu gleichen?) Er erwähnt weiter, „daß der Kreml die Parole ausgegeben hat: 'Warten bis Khomeini stirbt und die Mullahs sich im Streit um sein Erbe aufreiben. ' Dann steht der Machtübernahme nicht mehr allzuviel im Wege.“ (S. 98, unverändert S. 106)

Die tatsächliche Entwicklung ist über Gerths Prognosen hinweggegangen. Beim Golfkrieg stand die Sowjetunion eher etwas abseits, eine Machtübernahme im Iran etwa durch Rußland ist derzeit äußerst unwahrscheinlich.

„Rußland dehnt seine Grenzen ständig aus und ist in seinem Egoismus schier unaufhaltsam.“ (S. 109, unverändert S. 117)

Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben: Wir alle sind durch die plötzliche Wende im Ostblock überrascht worden, Gerth ist da also kein Einzelfall. Allerdings hätten zumindest in der 1989er-Ausgabe die Konsequenzen aus manchen Irrtümern bereits gezogen werden können.

Drangsal/Antichrist: „Ich bin überzeugt, daß es nur noch wenige Jahre dauert, bis diese Drangsal unser Leben beeinflussen wird.“ (S. 146) Was ist unter „wenige“ zu verstehen? Zwei oder drei? Es vergingen 10 Jahre, und es ist noch immer nicht geschehen. Hat sich deshalb an Gerths Überzeugung etwas geändert? Ist er mittlerweile daraufgekommen, daß seine Demnächsterwartung übertrieben war? Keineswegs, in der Ausgabe von 1989 hat er lediglich „diese Drangsal“ durch „der Antichrist“ (S. 154) ersetzt.

Wiederaufbau des jüdischen Tempels: „Ist es also wahr, daß in den nächsten Jahren in Jerusalem der jüdische Tempel wieder aufgebaut wird?“ (S. 163) So hieß es 1982. Und auch 1989 ist dieser Bau für die nächsten Jahre zu erwarten, der Satz blieb unverändert … (S. 171)

China in Harmagedon: Zuerst zitiert Gerth einen FAZ-Artikel: „1990 vielleicht, meinen westliche Fachleute, werde China die militärische Infrastruktur haben, die eine Armee braucht, um als Trumpfkarte im großen Spiel zu stechen.“ (S. 170) Gerth selbst setzt fort: „Diese Zeitrechnung stimmt, wenn wir bedenken, daß unsere Welt in eine siebenjährige Trübsalszeit einmündet und China ja erst am Ende dieser Periode in das Kriegsgeschehen eingreifen wird.“ (1989 unverändert, S. 178) Gerth akzeptiert also diese Zeitrechnung. Dem Leser wird hier der Eindruck vermittelt, China werde etwa 1990 in den Krieg eingreifen, am Ende der 7jährigen Trübsalszeit. D. h. Mitte der 1980er Jahre sollte diese Trübsalszeit beginnen! Dazu paßt: „was suchen die Chinesen in einigen Jahren in Harmagedon, wenn sie nicht von Haß gegen die Juden getrieben werden?“ (S. 173) In „einigen Jahren“ kommt es also bereits zu Harmagedon! Anstatt daß das Ganze im Jahr 1989 schon vorüber wäre, schreibt Gerth dort neuerlich denselben Satz (S. 181).

Aber Gerth ist mit den „wenigen“, „einigen“ oder „nächsten Jahren“ überhaupt etwas voreilig. So schreibt er in bezug auf das Öl: „dann werden die ohnehin in wenigen Jahren versiegenden Rohstoffquellen bald nicht mehr als Erpressungsmittel funktionieren“ (S. 67). An anderer Stelle spricht er aber selbst von „Jahrzehnten“: „die Ölvorräte reichen nur noch für wenige Jahrzehnte“ (S. 143).

Gerth schrieb 1982: „Es erscheint als wahrscheinlich, daß in den nächsten fünf Jahren jeder arabische Staat des Mittleren Ostens die Bombe besitzen wird.“ Das wäre also bis 1987. Bis heute ist unsicher, ob schon irgendeiner dieser Staaten die Bombe hat. Die Chance, daß diese irgendwann an die Bombe herankommen, ist durchaus gegeben. Die Demnächsterwartung von Gerth wird nun darin sichtbar, daß er so viele Geschehnisse schon für die jeweils allernächsten Jahre erwartet. Daß diese Erwartung übertrieben war, muß Gerth indirekt selbst zugeben - die neue Ausgabe von 1989 bringt den Satz unverändert. Nun ist der Zeitraum also bis 1994 hinausgeschoben!

Wann wird die EG eine politische Einheit darstellen? „auch diese politische Einheit wird kommen. Vielleicht 1992? Sind erst einmal die Zollschranken niedergerissen, gibt es eine gemeinsame Währung, den ECU, eine Notenzentralbank und gar einen europäischen Ministerpräsidenten, dann wird sich Europa in Kürze zu einer Weltmacht auswachsen.“ (1989, S. 153) Hier wird wieder Gerths Ungeduld sichtbar. Für 1992 plant die EG aber lediglich die Zolleinheit. Daß deswegen auch alles andere schon 1992 kommen könnte, ist Illusion.

Gerth erklärte seiner Sekretärin, „daß ich gar nicht den rechten Mut hätte, über die Türkei etwas zu schreiben, da sich in dieser Weltregion nach meinem biblischen Verständnis in allernächster Zeit etwas ereignen müsse“ (S. 102). Gerth erwartet eine Veränderung in der Türkei (Wechsel von der NATO zu einem islamischen Bündnis, um gegen Israel einsatzbereit zu sein) so bald, daß er Angst hat, würde er nun etwas über die momentane Situation in der Türkei schreiben, könnten die Ereignisse das von ihm Geschriebene überholen, noch bevor es gedruckt erscheint. Gerths Ungeduld erwies sich als übertrieben, denn auch 7 Jahre später, in der Ausgabe von 1989, bringt er den Satz unverändert (S. 110f).

Typisch ist der Satz: „Schon heute sind die Gewitterwolken zu sehen.“ (S. 146) Die Wolken sehen wir also schon, wir warten bloß noch auf den Ausbruch des Gewitters.

d) ‚Es kann kein halbes Jahrhundert mehr dauern'

Daß Gerth dieser Meinung ist, ergibt sich schon daraus, daß er den Antichristen bereits als unter uns lebend vermutet.

Im Hinblick auf das westliche Europa meint Gerth: „Europa wird zu einer Weltmacht heranreifen, und ich bin überzeugt, daß die meisten meiner Leser noch Zeugen dieses Geschehens sein werden.“ (S. 141) Auch das zeigt, daß Gerth die Endzeitereignisse als unmittelbar bevorstehend annimmt. Denn wenn wir unter „die meisten“ etwa 80% verstehen und annehmen, daß Gerths Leser von 20 bis 70 Jahre alt sind, so daß 20% davon in 10 Jahren gestorben sind, müßte dieses Geschehen bis 1992 erfüllt sein. So exakt ist Gerths Angabe natürlich nicht gemeint, aber es zeigt doch, wie sehr bald alles ablaufen sollte.

Beachten wir aber auch Gerths Fortsetzung, um zu sehen, was Gerth mit Weltmacht meint: „Aber ich weise noch einmal sehr eindrücklich darauf hin, daß die Weltgeschichte immer wieder bewiesen hat, daß nur aus den Niederlagen zuvor und aus dem Chaos eine neue Supermacht zum Vorschein kommt. Die Diktatoren unserer Zeitgeschichte sind fast ausnahmslos aus den Trümmern ihrer Länder hervorgekommen.“ Gerth rechnet also mit sehr dramatischen Ereignissen auf dem Weg zu einem (West-)Europa als Supermacht. Es geht nicht einfach um ein allmähliches Stärkerwerden.

„Sicher ist, daß die Sowjetunion Israel angreifen wird.“ (S. 81) Und wenn die Endzeit-Ereignisse noch 30 Jahre auf sich warten lassen? Wäre das möglich? Dann ist vielleicht an die Stelle der heutigen Sowjetunion ein anderes Gebilde getreten. Wenn Gerth so sicher ist, daß die Sowjetunion Israel angreifen wird, dann zeigt er dadurch, daß er die gegenwärtige politische Konstellation als unmittelbare Ausgangsbasis für die Endzeit-Ereignisse sieht. Und auch bei folgenden Japan betreffenden Aussagen wird das erkennbar: „Wenn nun die asiatischen Streitkräfte in die Schlacht um Harmagedon eingreifen, wird sicher Japan, gestärkt durch sein riesiges Industriepotential, mit von der Partie sein.“ (S. 174f) „Seien Sie ganz sicher, Japan - und das zeichnet sich bereits heute deutlich ab - wird zu einem Gesinnungsgenossen von China, und eine schreckliche Allianz zieht herauf.“ (S. 181)

e) Zu jedem Ereignis ein passender Bibelvers

Gerth erwartete für die 80er Jahre bedeutende Ereignisse. An die für 1982 angekündigte seltene Planetenkonstellation wurden manche Befürchtungen geknüpft. Gerth greift sie auf und beginnt den darauf bezüglichen Abschnitt mit Offenbarung 6,12f: „Die Sonne wurde finster wie ein schwarzer Sack, und der Mond wurde wie Blut, und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde.“ (S. 22) Woher wissen wir denn, daß diese Planetenkonstellation mit diesem Offenbarungswort in Verbindung zu bringen ist?

Gerth weiß es auch nicht (mehr), denn in seiner Neuauflage hat er diesen Abschnitt ersatzlos gestrichen.

EG und die 10 Hörner: Gerth meint, daß die Sowjetunion ihren Angriff auf Israel erst dann durchführen wird, wenn „der Zehnstaatenbund (wahrscheinlich die zehn EG-Staaten) unter der Herrschaft des Antichristen bereits existiert“ (S. 106). Nun ist man natürlich gespannt, wie das in der 1989er-Ausgabe klingt, wo es doch nunmehr bereits mehr als 10 EG-Staaten gibt … Der Satz wurde dort gestrichen. Das Kapitel „Der Zehnerclub“ heißt nun „Das neue Machtzentrum“. 1982 schrieb Gerth: „Heute sind es zehn Staaten, so wie die zehn Zehen des Standbildes Nebukadnezars es voraussagen.“ (S. 149) Das ist typisch: Eine gegenwärtige Erscheinung zeigt eine gewisse Analogie zu einem Bibelvers - sofort wird darin die Erfüllung gesehen. Peinlich wird es nur, wenn der weitere Verlauf doch anders ist: „Heute sind es zwölf Staaten.“ sagt Gerth 1989 an derselben Stelle lapidar (S. 156), ohne noch irgendeine biblische Parallele heranzuziehen.

5. Der Teen Challenge-Begründer als Visionär - David Wilkerson

„D. Wilkerson will seine Vision nicht verteidigen. Sie soll daran geprüft werden, inwieweit sie in Erfüllung gehe.

Man kann solchen Visionen durchaus skeptisch gegenüberstehen. Tatsache ist, daß einiges von Wilkerson schon in Erfüllung ging, z. B. die weltweite Rezession, die von niemandem erwartet wurde. Wir dürfen die Weissagung nicht von vornherein ablehnen.“ (Zopfi 12)

David Ray Wilkerson wurde durch seine Arbeit unter Drogensüchtigen bekannt, sein Buch Das Kreuz und die Messerhelden wurde weltweit gelesen. Er gehört zur Pfingstbewegung. 1973 empfing er eine Vision: Die Vision - wie der Titel seines 1974 erschienenen Buches lautet.

a) ‚jetzt' und ‚heute'

Bezieht sich Die Vision auf eine erst in weiter Zukunft liegende Zeit? Dafür, daß niemand auf einen solchen Gedanken kommen kann, sorgt schon das Cover des Buches. Inwieweit sich die deutsche Ausgabe hierin an das amerikanische Original hielt, und inwieweit Wilkerson selbst dafür verantwortlich ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Wer auch immer dafür verantwortlich ist - in dieser konkreten Gestalt wirkt das Buch auf den deutschen Leser.

Auf dem vorderen Buchdeckel liest man ganz oben in der ersten Zeile: „Eine Prophezeiung über die Endzeit!“ Und in der zweiten Zeile: „Dinge, die jetzt geschehen!“ Man beachte das Wörtchen „jetzt“ - also nicht irgendwann!

Wilkerson empfing die Vision 1973; in deutscher Sprache wurde sie 1974 veröffentlicht. Wenn es damals hieß, daß diese Dinge „jetzt“ geschehen, können wir Jahrzehnte später erwarten, daß diese Dinge mittlerweile geschehen sind.

Das hintere Deckblatt versucht mit kurzen Worten auf den Inhalt der Vision hinzuführen. Ganz oben, in großen Buchstaben, lesen wir: „Heute!“ Für Leser, die nicht ganz begriffstützig sind, ist es also schon bei äußerer Betrachtung des Buches, noch vor dem Aufschlagen, klar: Es geht um heutige Dinge. Von unserem Zeitpunkt aus betrachtet: Um Dinge, die sich in der Zeit um 1974 zugetragen haben - oder etwa doch nicht?

Am Beginn stehen einige Vorbemerkungen; zuerst sagt Wilkerson, daß er die Vision im April 1973 empfing. Und er setzt fort:

„Viele Voraussagen dieser Vision haben sich in der Zwischenzeit schon erfüllt; andere werden in naher Zukunft in Erfüllung gehen; und noch andere in den Jahren, die vor uns liegen.“ (S. 5; wurden diese Vorbemerkungen 1974 geschrieben?)

Wilkerson unterscheidet hier gemäß dem Zeitpunkt der Erfüllung drei Gruppen von Voraussagen:

  1. Erstens bereits erfüllte (also 1973/74 geschehene Ereignisse),
  2. zweitens sich „in naher Zukunft“ erfüllende, und
  3. drittens sich in den vor uns liegenden Jahren erfüllende.

Bei der dritten Gruppe handelt es sich also um Jahre - aber nicht um Jahrzehnte. 17 Jahre danach werden sich diese also wohl auch längst alle erfüllt haben. Die zweite Gruppe sollte sich noch früher erfüllt haben. Wilkerson baut ja auf: bereits erfüllt - in naher Zukunft - in den nächsten Jahren. Die „nahe Zukunft“ ist daher noch früher als „in den nächsten Jahren“. Sie meint also etwa die nächsten Monate, ungefähr die Jahre 1974/75 …

Somit mag die ganze Sache nur noch das Interesse eines Historikers beanspruchen - handelt es sich doch um längst erledigte Ereignisse. Oder doch nicht?

„Die Botschaft dieser Vision kann nur durch den Ablauf der Zeit und die eintretenden Ereignisse geprüft werden.“ (S. 6) So sagt Wilkerson selbst. Durch den Ablauf von wieviel Zeit?

Aufmachung des Buches sowie Wilkersons Äußerungen ließen die in seinem Buch beschriebenen Ereignisse in der Zeit um 1974 erwarten. So ist es jetzt sicherlich nicht zu früh, um uns an die Prüfung machen zu können.

b) Einige Unklarheiten

Wie wir oben lasen, sieht Wilkerson „viele Voraussagen“ als bereits erfüllt an. Zu einem Zeitpunkt, der auf jeden Fall vor der deutschen Ausgabe liegen muß. Danach erst, nämlich im vom deutschen Leuchter-Verlag verfaßten Vorwort, lesen wir: „Mittlerweile, im Herbst 1974, also nur eineinhalb Jahre später, sehen wir manche dieser Dinge schon in Erfüllung gehen.“ (S. 13) Hier sind diese Dinge also erst dabei, in Erfüllung zu gehen (anstatt bereits erfüllt zu sein), und es handelt sich hier lediglich um manche (statt um „viele“) Dinge. Wilkerson und Leuchter-Verlag schätzen also das Ausmaß des bereits Erfüllten sehr verschieden ein.

Aber auch unter Wilkersons Aussagen gibt es Widersprüche. Er glaubt, „daß die allermeisten Dinge dieser Vision in unserer Generation geschehen werden“ (S. 5). Damit läßt er doch noch einen gewissen zeitlichen Spielraum. Denn demnach würden einige dieser Dinge der Vision - die ja sämtlich vor Jesu Wiederkunft liegen - von unserer Generation gar nicht mehr erlebt. Das Ende könnte sich dann noch eine geraume Weile, jedenfalls über mehrere Jahrzehnte hinziehen. Bei der weiteren Lektüre muß der Leser jedoch feststellen, daß Wilkerson glaubt, „daß alle Ereignisse, die Erwähnung fanden, in unserer Generation geschehen werden“ (S. 17). Nun ist von allen Ereignissen die Rede.

Eine weitere Unklarheit ergibt sich daraus, daß Wilkerson bei der Präsentation seiner Vorhersagen nicht eindeutig sagt, was Bestandteil seiner Vision war, und was lediglich darauf aufbauende Kombinationen und Überlegungen sind. Die Grenze zwischen dem von Gott Gegebenen und den Deutungen des Visionärs ist hier also nicht ganz deutlich.

Ein ähnliches Problem zeigt sich dann in einem späteren Buch Wilkersons, Wetterleuchten des Gerichts. Einerseits behauptet er, die darin enthaltene Botschaft sei „völlig durch die Voraussagen Jesu Christi selbst gedeckt“ (S. 14). Andererseits sagt er gleich im Anschluß daran, daß er diese Botschaft in seinem Gebetskämmerlein empfing. Bei letzteren Worten würde man eher vermuten, daß es bei dieser Botschaft um mehr geht als bloß um Aussagen, die ohnehin deutlich im Neuen Testament ausgesprochen sind. Der betreffende Abschnitt ist überschrieben mit „Amerika wird bald gerichtet“. Eine solche für diese Weltregion spezifische Vorhersage wird man unter den im Neuen Testament überlieferten Worten Jesu kaum finden.

Weiter unten behandeln wir noch Diskrepanzen zwischen Aussagen der verschiedenen Bücher Wilkersons, und zwar bei der Wirtschaft (Gold) und beim Wetter (Katastrophen in den USA).

c) Wirtschaft: Währungen, christliche Programme, Gold, Banken

Wilkerson kündigt „fünf tragische Katastrophen“ an (S. 15). Stichwortartig können wir sie folgendermaßen benennen: Wirtschaft, Wetter, Schmutz, Jugend, Verfolgungen.

Beginnen wir mit der Wirtschaft. „Ein Zusammenbruch kommt“, so lautet bereits die Überschrift des ersten Abschnitts. Dieser beginnt so: „Eine weltweite wirtschaftliche Verwirrung liegt unmittelbar vor uns.“ (S. 19) Diese deutliche Zeitangabe könnte irreführen, denn Wilkerson sagt, daß vorerst noch einige gute Jahre kommen: „Trotz der Gefahrenzeichen des bevorstehenden wirtschaftlichen Unheils werden die nächsten wenigen Jahre (von 1973 an) einige der blühendsten der Menschheitsgeschichte sein.“ (S. 20) Ende 1972 bahnten sich aufgrund steigender Rohstoffpreise bereits wirtschaftliche Schwierigkeiten an, die durch den Ölschock von 1973 noch verstärkt wurden. Das Jahr 1974 brachte eine echte Rezession. Zwar spricht auch Wilkerson von einer Rezession (S. 19), damit kann er aber nicht die von 1974 gemeint haben, da er ja zuvor noch einige blühende Jahre ankündigt.

Wilkerson erläutert, was er mit wirtschaftlicher Verwirrung meint: „Nicht nur der amerikanische Dollar wird in sehr große Schwierigkeiten geraten, sondern auch alle anderen Währungen der Welt.“ Für den Dollar könnte man das eventuell noch gelten lassen, für die anderen Währungen der westlichen Welt gilt das bis heute nicht.

Wilkerson weiter: „Ich glaube, wir werden den Zusammenbruch einiger der größten und bekanntesten Industriegesellschaften miterleben.“ (S. 22) Darauf warten wir immer noch. „Die meisten christlichen Radio- und Fernsehprogramme wird man einstellen müssen.“ Auch das geschah bislang nicht.

Etwas schwieriger ist die Beurteilung seiner Edelmetall-Voraussage:

„Die Goldpreise steigen ständig. Doch alle, die deshalb ihr Geld im Gold anlegen und so hoffen, eine gewisse Sicherheit zu finden, werden eine tragische Überraschung erleben. Der Goldpreis wird astronomische Höhen erreichen, wird aber nicht allzulange so hoch bleiben können. Auch Silber wird sich zu einem sehr, sehr kostbaren Metall entwickeln und einen wilden Preisauftrieb erleben… . Leute, die Gold horten, werden sehr große Verluste erleiden. Dies ist eine der eindeutigsten Voraussagen dieses Buches.“ (S. 27)

Zur Zeit von Wilkersons Vision bzw. der Veröffentlichung lag der Goldpreis bei etwa 100 US-Dollar, heute liegt er bei 400 US-Dollar. Nimmt man Wilkersons Aussagen wörtlich, ergibt sich folgendes: Er sprach in der Gegenwartsform („ihr Geld in Gold anlegen“, „Gold horten“). Wer das zur Zeit von Wilkersons Vision tat, erlebte weder eine tragische Überraschung, noch erlitt er große Verluste. Trotz aller Schwankungen seit 1973 gilt: Wer damals Gold kaufte, hat dadurch Gewinne erzielt.

Zwar gab es ein kurzes extremes Hoch anfangs 1980, wo der Goldpreis sogar 850 US-Dollar erreichte. Aber dieses Hoch währte nur einige Monate lang. (Zur selben Zeit stieg infolge von Spekulation auch der Silberpreis steil an, fiel aber rasch wieder.) Seit diesem Höhenflug bewegt sich der Goldpreis im Bereich von 300 bis 500 US-Dollar.

Die Aussage Wilkersons bezog sich nicht auf Spekulanten - deren Tätigkeit naturgemäß mit Risiken verknüpft ist -, sondern auf jene, die eine dauerhafte Geldanlage suchten. Diesen meinte er sagen zu müssen, daß das Geldanlegen in Gold zu großen Verlusten führen werde. Aber darin hatte er sich getäuscht. Wer in den 1970er Jahren in Gold investierte, hatte gute Gewinne. (In den 1980er Jahren gab es weder besondere Gewinne noch Verluste - derzeit ist Gold daher keine bevorzugte Geldanlageform.)

Wieso kam Wilkerson überhaupt dazu, dem Goldpreis „astronomische Höhen“ zu prognostizieren? Es ist aufschlußreich, die Entwicklung dieses Preises kurz vor Wilkersons Vision zu betrachten. Nachdem der Preis die Jahre zuvor ziemlich konstant bei 40 US-Dollar lag, stieg er 1972 stark an und erreichte schließlich 65 Dollar; im Februar 1973 kam es zur Abwertung des Dollars, woraufhin das Interesse am Gold stark zunahm, so daß der Preis innerhalb von 10 Tagen einen Anstieg von fast 20 Dollar erzielte. Nur 2 Monate danach hatte Wilkerson seine Vision. Er stand also noch unter dem Eindruck eines seit kurzem steigenden Goldpreises. Von daher war es durchaus naheliegend, einen weiteren Anstieg zu prognostizieren.

In einem späteren Buch scheint es, daß Wilkerson die Verluste überhaupt erst für die Zeit des Gerichts ansetzt. So wird die Vorhersage aber zu einer trivialen Aussage. Natürlich, zur Zeit des Gerichtes Gottes werden materielle Reichtümer wertlos, nicht nur Gold. In jenem Buch (Wetterleuchten des Gerichts - mehr dazu weiter unten) sagt er: „Gold mag vorübergehend im Wert steigen, aber Gottes Wort sagt nachdrücklich, daß Gold am Tage des Gerichts wertlos sein wird. In der Stunde des Gerichts gibt es Millionen von Menschen, die Gold und Silber horten.“ (S. 75)

Im selben Buch berichtet er auch: „Ich habe vor einigen Jahren davor gewarnt, daß eine Bankenkatastrophe die Schweiz überfallen wird; … Die Schweizer Nummernkonten, die Glanzbeispiele für Sicherheit, werden total unsicher… . Die Fundamente des Schweizer Bankensystems werden erschüttert, und der Schweizer Franken wird deshalb viel seines Wertes verlieren.“ (Wetterleuchten 76) Je mehr Jahrzehnte seit der Warnung vergehen, desto wertloser wird eine solche Warnung.

Wilkerson meint, daß „wirtschaftliche Aktionen in Europa die kommende Rezession auslösen werden“ (S. 34). Die Schuld an der Rezession werde man dann aber auf die USA schieben. Wohl als Folge dieser antiamerikanischen Stimmung sollte folgendes geschehen: „Drastischer USA-Truppenrückzug von Europa wird die Verwirrung noch vergrößern.“ Auch das fand nicht statt. (Im Zuge der Ost-West-Entspannung kann sicherlich auch die Zahl der in Europa stationierten US-Truppen reduziert werden. Aber der Ursache-Wirkungs-Zusammenhang ist in Wilkersons Vision ein ganz anderer.)

d) ‚Wetter: Erdbeben und Hungersnot in den USA, Epidemien'

Und wie sehen Wilkersons Wettervorhersagen aus? „Drastische Wetterkatastrophen und Erdbeben“ heißt das 2. Kapitel. Wenn er sagt, daß es verstärkt Erdbeben und Hungersnot geben wird, so könnte man denken, daß da etwas dran ist. Doch das konnte man schon alleine aufgrund biblischer Aussagen bzw. aufgrund der bisherigen Weltgeschichte voraussagen - auch ganz ohne persönliche Vision. Wir werden also gut daran tun, auf die zeitlich und örtlich präziseren Voraussagen zu achten - bei solchen kann Erfüllung oder Nichterfüllung eher beurteilt werden.

„Die USA werden in nicht allzulanger Zeit das tragischste Erdbeben ihrer Geschichte erleben. Eines Tages, und zwar bald, wird die USA von der Wucht dieses schrecklichsten Geschehens unserer Zeit erzittern und taumeln. Alle Zeitungen werden voll sein von dem Verderben, welches dieses furchtbarste Erdbeben seit Menschengedenken anrichtet… . Ich glaube, daß es viele Male schwerer sein wird als das große Erdbeben von San Francisco.“ (S. 40f) Auf dieses Erdbeben warten wir immer noch. (1987 scheint Wilkerson darauf schon vergessen zu haben; nunmehr kündigt er eine nukleare Katastrophe an - Näheres im letzten Abschnitt.)

Wenn Wilkerson sagt, daß es in Indien und Afrika Hungersnöte geben wird, so ist das nichts besonders Neues - neu dagegen ist, daß auch die USA davon betroffen werden: „Die Lebensmittelvorräte der USA werden dahinschwinden, und zwar hauptsächlich der Dürreperioden und Überschwemmungen wegen, die dieses Land treffen. Weizen, Reis und Sojabohnenvorräte werden total aufgebraucht, und die Nachfrage nach Korn, Reis und Weizen wird nicht mehr befriedigt werden können.“ (S. 43)

Wieder einmal wagt Wilkerson eine Zeitangabe: „Es wird immer häufiger Überschwemmungen, Hagel, Wirbelstürme und Orkane geben. Mehr als ein Drittel der USA z. B. wird man in einigen Jahren zum Katastrophengebiet erklären müssen.“ (S. 45) Hier ist von „einigen Jahren“ die Rede - mittlerweile sind etwa 20 Jahre vergangen …

Lebhaft werden die künftigen Ereignisse ausgemalt: „Erdausbrüche, Verfärbungen wie Blut und Mondverschleierungen, seltsame Zeichen im Kosmos, wie kosmische Stürme, diese und andere, noch nie vorher dagewesene Ereignisse werden viele Menschen zum Nachdenken bringen. Der Dunst, der im Kosmos hängt, wird dazu führen, daß der Mond rot aussehen wird, und daß Perioden der Finsternis über die Erde kommen. Es wird manchmal so sein, als ob die Sonne nicht mehr scheinen wolle.“ (S. 45)

Bei all dem möchte ich keineswegs ausschließen, daß es dazu tatsächlich einmal kommen werde - ich halte lediglich fest, daß in der bisher vergangenen Zeit nichts davon geschehen ist. Das gilt auch für das folgende: „Europa muß die härtesten Winterausbrüche hinnehmen, die es je gab.“ (S. 47) Tatsächlich sind die Winter seit 1973 eher milder geworden.

„Als Nachwirkung der Hungersnöte, Überschwemmungen und Erdbeben wird sich die Menschheit der Drohung neuer Epidemien ausgesetzt sehen. Eine große Cholera-Epidemie wird durch viele unterentwickelte Länder gehen. Indien und Pakistan werden erleben müssen, daß ungezählte Tausende an Seuchen und Hungersnöten sterben.“ (S. 48) Vor kurzem beobachteten wir einen Cholera-Ausbruch in Peru, und müssen die Ausbreitung in Lateinamerika befürchten. Hat sich also Wilkersons Vorhersage erfüllt? Bei dieser Frage ist mehrerlei zu beachten: Erstens wurden seine Vorhersagen so präsentiert, daß man vor allem an die Zeit bald nach 1973 denkt, und damals geschah davon nichts. Zweitens nennt Wilkerson drei Ursachen, die aber alle nicht zutreffen: In Wirklichkeit ist mangelnde Hygiene in den Slums der Hauptgrund. Drittens nennt er zwei Länder ausdrücklich; man hätte demnach erwartet, daß die Cholera vor allem diese beiden Länder betreffen werde.

Da Wilkerson von den neuen Epidemien als Folge von Hungersnöten, Überschwemmungen und Erdbeben spricht, kann die Seuche AIDS nicht als Erfüllung dieser Vorhersage angesehen werden. An dieser Stelle hätte es sich übrigens erweisen können, wenn jemand tatsächlich von Gott eine Vision über zukünftige Dinge bekommen hatte. Wenn jemand etwa 1973 vorhergesagt hätte, es werde eine neue Geschlechtskrankheit auftauchen und sich verbreiten, so wäre das beeindruckend gewesen. Hier sehen wir die andere Möglichkeit, wie eine Vision überprüft werden kann: Wir fragen uns, was wirklich in der Zeit danach geschehen ist, was aufgetaucht ist, womit niemand gerechnet hätte. Nun untersuchen wir, ob der christliche Visionär das vorausgesagt hat. Können wir solche für die damalige Zeit wirklich überraschenden Vorhersagen bei ihm finden, oder hat er sich eher auf Entwicklungen beschränkt, die ohnehin auch zu seiner Zeit schon erkennbar waren, und hat lediglich das weitere Fortschreiten dieser Tendenzen „vorhergesagt“?

Wilkerson geht dann und wann auch auf die Frage des Zeitpunktes ein. Die vorletzte Zwischenüberschrift im Kapitel über das Wetter lautet „Das Jahrzehnt des Unheils“. Ist damit gemeint, daß das auf 1973 folgende Jahrzehnt das in diesem Kapitel beschriebene Unheil bringen wird? Das bringt Wilkerson nicht ganz klar zum Ausdruck. Aber immerhin sagt er am Ende des Kapitels: „Einige der Voraussagen in diesem Teil meiner Vision werden in den nächsten Jahren schon beginnen, in Erfüllung zu gehen.“ (S. 52)

Hier haben wir eine klare Aussage: „in den nächsten Jahren beginnen“. Gibt es in diesem Kapitel solche Vorhersagen, auf die das zutrifft? In den Jahren nach 1973 sollten sie beginnen - dann sollten einige davon heute, ca. 20 Jahre danach, schon deutlich ausgeprägt sein. Von all jenen Voraussagen, die einigermaßen konkret sind und die nicht einfach eine Verlängerung eines bereits 1973 vorhandenen Entwicklungstrends darstellen, trifft das auf keine einzige zu. Überfliegen wir kurz die einzelnen Abschnitte. „die gewaltigsten Wetteränderungen der Geschichte … durch Erdbeben, Überschwemmungen und andere schreckliche Katastrophen, die alles bisher je Geschehene weit übertreffen“ (S. 40). Das ist nicht geschehen. Das furchtbarste Erdbeben in den USA, das Drittel der USA als Katastrophengebiet … Hungersnöte: Daß es solche etwa in Afrika geben werde, konnte man 1973 auch ohne Vision erwarten; das Sensationelle an der Vision Wilkersons ist, daß auch in den USA die Lebensmittelvorräte dahinschwinden, und davon ist nichts zu bemerken. Die noch nie dagewesenen Ereignisse im Kosmos, die neuen Epidemien … Daß das Wetter unregelmäßiger wird, stimmt - aber das ist nicht sehr spezifisch und war wohl auch 1973 schon festzustellen.

e) Moralischer Schmutz: Sexuelle Liberalisierung

Wie steht es mit dem Kapitel 3? „Eine Flut von Schmutz“ - gemeint ist moralischer Schmutz. Hier geht es um eine Entwicklung, die auch 1973 schon erkennbar war. Daß die oberflächliche Kirchlichkeit des Großteils der westlichen Welt immer mehr abgestreift wird und stattdessen die „Säkularisierung“ um sich greift, ist eine seit langem erkennbare Entwicklung. Hier zu sagen, daß diese zunehmen werde, wäre noch kein Beweis für eine besondere göttliche Führung. Bei den konkreten Beispielen Wilkersons ist es schwierig zu beurteilen, erstens ob das Genannte nicht auch schon vor 1973 irgendwo vorgekommen war (so daß eine Voraussage dessen eigentlich gar keine Voraussage ist), und zweitens wie verbreitet die einzelnen Erscheinungen sind (ob es sich also lediglich um vereinzelte Ausnahmen oder um etwas für die Zeit seither Repräsentatives handelt).

f) Jugend: Sexdroge erfunden, andere Drogen nehmen ab

Im Kapitel 4 geht es um „Das Jugendproblem Nummer eins der Zukunft“, nämlich den Haß der Jugendlichen auf ihre Eltern. Dabei sagt Wilkerson selbst über seine Gegenwart: „Schon jetzt macht sich dieser Haß gegen die Eltern überall wie Krebs breit.“ (S. 77) Dabei geht es also um etwas bereits 1974 Vorhandenes, das sich in Zukunft lediglich noch verstärken sollte.

Unter der Zwischenüberschrift „Eine neue Sexdroge“ wird es dann aber doch recht konkret: „Ich glaube, daß schon bald eine neue Sexdroge zusammengebraut und auf dem schwarzen Markt unter Jugendlichen und Studenten verteilt wird.“ (S. 78) Davon war bislang nichts zu hören. „Zur selben Zeit wird in der gesamten Drogenszene ein gewaltiger Wechsel stattfinden. Abgesehen von dieser Sexdroge, von der ich voraussage, daß sie kommen wird, wird sich die junge Generation nicht mehr so sehr mit Rauschgift abgeben. „

Hier hat Wilkerson leider nicht recht behalten. Das Rauschgift ist nach wie vor ein großes Problem, und verbreitet sich weiterhin. „Der Gebrauch von Marihuana wird legalisiert werden… . Nach LSD, Haschisch und anderen Drogen wird man immer weniger fragen. „

g) ‚Christenverfolgung auch im Westen, Super-Weltkirche entsteht'

Im 5. Kapitel geht es um „Wütende Verfolgungen“, die alle Christen betreffen sollen, auch jene in der sog. „freien Welt“: „Ich sehe eine Stunde der Verfolgung von solchem Ausmaß kommen, wie sie die Menschheit vorher noch nicht gesehen hat. Alle wahrhaft Jesusgläubigen werden unter dieser Verfolgung zu leiden haben, … Die Verfolgung wird sich in den USA und Kanada ausbreiten und weiterhin auch in der ganzen Welt.“ (S. 92)

Von einer solchen Verfolgung ist bis heute nichts zu sehen. Dafür sieht Wilkerson etwas anderes: „Ich sehe, wie aus der Vereinigung liberaler, ökumenisch gesinnter Protestanten und der römisch-katholischen Kirche eine Super-Weltkirche entsteht, …“ (S. 92) Diese Vereinigung aller Kirchen, seitens mancher Evangelikaler schon seit langem als beinahe vollzogen dargestellt, ist derzeit in weite Ferne gerückt. Rom ist wieder auf konservativerem Kurs, und auch die orthodoxen Kirchen fühlen sich im Weltkirchenrat zunehmend unwohl. Manches an Wilkersons Beschreibung stimmt - etwa die Konzentration der Ökumene auf soziale und politische Fragen. Diese gab es aber auch schon lange vor 1973. Typisch ist folgende Feststellung Wilkersons: „Die offizielle politische Verschmelzung liegt noch einige Zeit in der Zukunft, aber der formlose Rahmen für diese Union ist schon im Entstehen begriffen.“ (S. 94) Ein Teil des von Wilkerson Beschriebenen war also bereits 1973 beobachtbar, benötigte also keinen Propheten. Dieser ohnehin damals schon vorhandene Teil könnte dem oberflächlichen Leser nun im nachhinein den Eindruck vermitteln, daß Wilkersons Vision doch recht zutreffend sei. Doch der damals noch zukünftige Teil steht nach wie vor aus, auch zwei Jahrzehnte danach, und es sieht nicht so aus, daß wir das innerhalb der nächsten Jahre erleben werden.

Was sieht Wilkerson noch? „Ich sehe eine große und übernatürliche Vereinigung aller wahren Nachfolger Jesu Christi, …“ (S. 98) Das würde ich auch gerne sehen, aber neben Bestrebungen in Richtung Einheit sehe ich leider auch sehr viel Abgrenzung, Warnung vor anderen, Konfrontation … Wilkerson spricht hier ja von „allen wahren Nachfolgern Jesu“. So ist Wilkersons Vision im wahrsten Sinne eine utopische Zukunftsvision: „Man wird sich nicht mehr so sehr um die Besonderheiten der einzelnen Bekenntnisse kümmern, sondern vielmehr die Aufmerksamkeit auf die Wiederkunft Jesu Christi richten.“ Er sagt aber auch, wodurch es zu dieser Einheit kommt: „Die wahnsinnigen Verfolgungen, die kommen, werden diese Christen immer enger zusammentreiben und immer näher zu Jesus Christus führen.“ Und da wir eben auch noch auf die Verfolgungen warten müssen, so wohl auch noch auf die Einheit.

Aber die Verfolgung kommt! „Katholische Charismatiker … gehen einer Stunde der bittersten Verfolgung entgegen.“ (S. 99)

Und auch die Evangelikalen müssen sich auf einiges gefaßt machen. „Zur Zeit gibt es enorme Freiheit für die Verkündigung des wahren Evangeliums in Rundfunk und Fernsehen.“ (S. 101) Das war 1974. Aber nicht mehr lange! Denn „eine Strömung der Veränderung liegt in der Luft.“ (S. 102) „Die Türen, die jetzt noch weit offen sind, werden sich langsam, aber sicher, schließen. „

Die Verfolgung wird verschiedene Formen annehmen. Eine Form ist die Besteuerung der Kirchen: „Es wird die Zeit kommen, wo man versucht, die Kirchen und mit ihnen verwandte Organisationen zu besteuern… . Es wird sich zunächst nur um eine geringfügige, ärgerliche kleine Abgabe handeln, doch bald wird daraus eine riesige Steuer werden, die manche unabhängige Kirchen und Missionsgesellschaften an den Rand des Bankrotts bringt.“ (S. 105)

Im folgenden finden wir wieder eine Zeitangabe, nämlich „während“. Zwei Ereignisse sollen also gleichzeitig stattfinden: „Während durch die freien Nationen eine Welle echter Verfolgungen geht, werden die Länder hinter dem Eisernen Vorhang und hinter dem Bambusvorhang eine kurze Zeit der geistlichen Erweckung erleben. Die, welche unter großen religiösen Verfolgungen leben mußten, werden sich einer beschränkten Periode religiöser Freiheit erfreuen. Gottes Heiliger Geist wird den Eisernen Vorhang und den Bambusvorhang durchbrechen und in Rußland, China und Osteuropa hungrige Herzen suchen und finden.“ (S. 111)

Nun ist aber das zweite - die Öffnung in Rußland und Osteuropa - bereits eingetreten, während das erste weiterhin aussteht. Daß es gleichzeitig hätte geschehen sollen, sagt Wilkerson ausdrücklich: „Ironischerweise werden sich die Türen hinter dem Eisernen Vorhang und dem Bambusvorhang zu der Zeit öffnen, wenn sich die Tore auf dieser Seite zu schließen beginnen.“ (S. 112)

Wilkerson weiß auch, wie das Evangelium nach China bzw. nach Rußland kommen wird: „Japanische und koreanische Christen werden von Gott gebraucht, um dann das Evangelium zu Tausenden in China zu bringen.“ Das ist so noch nicht geschehen, und wird vermutlich auch nicht geschehen, da es in China prozentual wesentlich mehr Christen gibt als in Japan. (Die große Zahl der Christen in China war zur Zeit von Wilkersons Vision noch nicht bekannt.) Die japanischen Christen können also durchaus daheim bleiben und ihre eigenen Landsleute evangelisieren.

„Der Weg nach Rußland wird sich durch Finnland öffnen.“ Ich würde eher sagen: „durch Gorbatschow“. Wilkerson stellt sich diese Öffnung als Resultat einer Erweckung in Finnland vor, die sich nach Rußland hinein ausdehnen sollte.

h) 'Jesus warnt ausdrücklich vor falschen Prophezeiungen'

Wilkerson selbst stellt fest: „Gott wird mein Richter sein“ (S. 6). Und er ist sich des Risikos des falsch Vorhersagens durchaus bewußt, sagt er doch selbst in seinem Buch Es begann mit Kreuz und Messerhelden: „Auch in vergangenen Zeiten haben schon viele angenommen, daß das Ende nahe sei. Wieso können wir überzeugt sein, daß wir heute richtig sind, wo jene irrten?“ (S. 160) Er sieht also durchaus, daß in der Vergangenheit „schon viele irrten“. Warum möchte Wilkerson dennoch riskieren, sich in deren Reihe einzuordnen? „In der Vergangenheit trafen manchmal einige dieser Zeichen zusammen, aber niemals alle.“ Also: Heute liegen alle Zeichen vor, von denen Jesus sprach, daher muß es gleich kommen. „Ist es nicht wirklich sehr, sehr wahrscheinlich, daß das Ende ganz nahe ist und nur noch wenig Zeit, bis die große Trennung stattfindet, … ?“ (S. 161) Also: „ganz nahe“, „nur noch wenig Zeit“. Der Leser kann sich darauf einstellen, daß es jetzt gleich kommt. Schwierig kann es werden, wenn diese „Demnächsterwartung“ über Jahrzehnte hinweg aufrechterhalten werden muß. Irgendwann sollte dann doch jeder daraufkommen, daß seine Erwartung für „die nächsten Jahre“ falsch war. Und Wilkersons Buch Es begann … erschien im Amerikanischen 1974 (dt. 1975).

Im selben Buch präsentiert Wilkerson sogar die Festlegung eines Christen, daß es bis zur Wiederkunft Jesu keine 15 Jahre mehr dauern werde. Anstatt eine solche Festlegung aber zu kritisieren, erwähnt Wilkerson diese Haltung durchaus positiv. Und zwar erlebte er „kürzlich“ (also 1974 oder etwas früher) ein Interview, wo ein Reporter eine Gruppe von jungen Christen fragte: „Was wird in fünfzehn Jahren, von jetzt an gerechnet, sein, wenn ihr etwas älter geworden seid und dann die Verantwortung für alle Angelegenheiten übernehmen müßt?“ Deren Antwort? „das ist keine echte Frage für uns. Wir glauben nämlich nicht, daß wir in fünfzehn Jahren noch hier sein werden.“ Begründung? „Wir leben in der Endzeit.“ (S. 165)

Wilkersons Kommentar dazu? Warnt er vor einer solchen Festlegung? Erinnert er daran, daß niemand Tag oder Stunde weiß? Im Gegenteil: „Das war die Botschaft, die ich von jetzt an den jungen Leuten brachte, die sich Sorgen über ihre Zukunft machten. „

Als ich in den 70er Jahren diese Seite las, hatte ich starke Bedenken dagegen, daß Wilkerson das so unkritisch präsentiert. Zwar konnte ich natürlich nicht ausschließen, daß Jesus tatsächlich in den nächsten Jahren kommen werde, aber einen solchen zeitlichen Rahmen dürfen wir doch nicht angeben? Mittlerweile sind die 15 Jahre vergangen, und nicht nur die jungen Leute sollten ihre Festlegung überdenken, sondern auch Wilkerson seine Einstellung dazu.

Dabei weiß Wilkerson sehr gut um die Gefahren, sagt er doch selbst: „Leider werden viele Christen von menschlichen Prophezeiungen, Briefen und Warnungen betrogen, die das Gericht für bestimmte Tage und Zeiten ankündigen. Sei vorsichtig und prüfe die Geister. Jesus warnt ausdrücklich vor falschen Prophezeiungen.“ Dieser Warnung möchte ich mich anschließen. So zu lesen übrigens in seinem Buch Wetterleuchten des Gerichts (1978, S. 124), mit den Untertiteln Eine Botschaft von Prüfung und Triumph. Die Konsequenz aus dem Buch 'Die Vision'. Interessante Untertitel! Die Konsequenz aus seiner Vision? Diese hätte doch folgendermaßen auszusehen: Eine klare Abwendung von derartigen Festlegungen. Hat Wilkerson also erkannt, daß diese Vision nicht von Gott war? Mit Bedauern müssen wir feststellen, daß von einer klaren Abwendung jede Spur fehlt. Zwar sagt Wilkerson: „Ich bin kein Prophet und weigere mich, mich so nennen zu lassen. Aber ich bin ein Wächter.“ (S. 7) Ich frage mich nur, warum Wilkerson dann prophezeit hat - und zwar ausgiebig! -, wenn er sich selbst nicht als Prophet sieht. Bist du ein Wächter? Dann führe deinen Dienst aus, aber mache keine Vorhersagen!

i) Wilkersons Worte = Gottes Worte?

Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Beurteilung ist die Sicherheit, mit der die Voraussagen verkündet werden. Jemand, der von bloßen Möglichkeiten spricht, ist anders zu beurteilen als jemand, der Sicheres behauptet: „Ich weiß sicher, daß dies die Wahrheit ist.“ (Vision 52). So sagt Wilkerson über seine Vision von 1973: „Bis tief in mein Herz hinein bin ich davon überzeugt, daß diese Vision von Gott ist, daß sie wahr ist, und daß sie in Erfüllung gehen wird.“ (S. 16) Solche Worte drücken Sicherheit aus, nicht bloß eine Möglichkeit.

Und auch in seinem Buch Wetterleuchten tritt Wilkerson mit enormem Anspruch auf: „Ich weiß nur, daß Gott mich dafür verantwortlich macht, die Botschaft zu verkündigen, die Er mir gab… . Ich gebe diese Botschaft mit innerem Frieden und Freude weiter, die nur Gott geben kann, …“ (S. 6) Die Botschaft ist also von Gott, daher die logische Konsequenz für den Leser, daß er sie ernst zu nehmen hat, und zwar Wort für Wort: „Ich möchte, daß alle Christen dieses Buch erst beiseite legen, wenn sie den gesamten Inhalt aufgenommen haben … Ich möchte, daß jeder, der noch nicht bereit ist Gott zu begegnen, dieses Buch mit ehrerbietiger Furcht liest; … Bitte, lege dieses Buch nicht beiseite, ehe du nicht jedes Wort gelesen hast. Dein Leben mag davon abhängen.“ (S. 8f)

Das Buch Lass die Posaune erschallen bringt ganz am Beginn das Selbstverständnis Wilkersons: „Ich kann mit Amos sagen: 'Ich war kein Prophet … sondern ich war ein Hirte. Aber der Herr holte mich hinter der Herde weg, und der Herr sprach zu mir: Geh hin, weissage meinem Volk!' (Amos 7,14. 15)“ (S. 4). Wilkerson handelt demnach im klaren Auftrag Gottes. Und im Vorwort zur deutschen Ausgabe hofft Bernd Ewert: „Möge die Gemeinde Jesu diesen von Gott gesandten 'Posaunenton' … als endgültige Warnung und ultimativen Hinweis Gottes annehmen.“ (S. 7)

j) Gott wird richten, aber wir wissen nicht, wann

Wilkerson beruft sich im Wetterleuchten darauf, daß sich der Inhalt aus der Bibel selbst ergibt (S. 7). „Die Botschaft, die ich dir in diesem Buch sagen möchte, wird auch von vielen anderen verkündigt: Das Gericht kommt! Es ist eine Botschaft, die völlig durch die Voraussagen Jesu Christi selbst gedeckt ist. Ich empfing diese Botschaft in meinem Gebetskämmerlein; …“ (S. 14) Nun präsentiert Wilkerson in diesem Buch tatsächlich viele Bibelabschnitte. Er möchte zeigen, wie Gott auf Sünde mit Gericht reagiert, und schließt aus einer Betrachtung der gegenwärtigen Weltsituation, daß diese Welt gerichtsreif ist. Soweit kann man ihm durchaus folgen. Aber können wir definitiv behaupten, daß dieses Gericht in den nächsten Jahren kommen wird? Oder könnte es sein, daß Gott noch einige Jahrzehnte zuwartet? Hier ist die Stelle, wo Wilkerson zu weit geht. Somit ist es nicht richtig, wenn er behauptet, daß seine Botschaft „völlig durch die Voraussagen Jesu Christi selbst gedeckt ist“. Seine zeitlichen Festlegungen sind biblisch keineswegs gedeckt.

Wilkerson berichtet: „Ich habe die Arbeit an diesem Buch im April 1976 beendigt, dem Jubiläumsjahr der USA. Während ich Gericht predige, sagen die falschen Propheten aus Regierung und Wirtschaft 'gute Zeichen' voraus. Ich zitiere … 'Wirtschaftsexperten reden von einer langen Periode guter Entwicklung… . Der Aufwärtstrend wird anhalten, vielleicht sogar für viele Jahre… . '„ (S. 77) Dem stellt nun Wilkerson ein Gerichtswort aus Jeremia 23 entgegen und verurteilt die Wirtschaftsexperten: „Diese Art falsche Prophetie bringt die Menschen dazu, weiterhin sorglos den Weg zur Hölle zu gehen. Diese glattzüngigen Propheten des Wohlstandes machen die Predigt vom Gericht lächerlich.“ (S. 78) Ich fürchte, Wilkerson ist es, der „die Predigt vom Gericht lächerlich“ macht. Denn was ist die Folge, wenn Leute wie Wilkerson auftreten und sagen: 'Jetzt gleich kommt es', es kommt dann aber nicht?

Man beachte, daß die von Wilkerson zitierten Wirtschaftsexperten keine Prognose für viele Jahrzehnte gemacht haben - so etwas wäre aufgrund der vielen Unsicherheitsfaktoren des Wirtschaftslebens sowieso unmöglich. Sie haben lediglich prognostiziert, daß die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre gut sein wird, „vielleicht sogar für viele Jahre“. In diesem Sinne haben sie durchaus recht behalten, denn seither sind bald zwei Jahrzehnte vergangen, und die wirtschaftliche Entwicklung war, insgesamt gesehen, für die USA tatsächlich gut. Wenn Wilkerson solche in ihrer Prognose erfolgreichen Experten als „falsche Propheten“ bezeichnet, so wirft das in mehrfacher Hinsicht ein schiefes Licht auf ihn selbst.

Wenn ein Mensch sorglos dahinlebt, ohne nach Gott zu fragen, so ist es durchaus unsere Aufgabe, ihm den Ernst von Gottes Gericht vor Augen zu stellen (wobei wir sicherlich nicht vergessen werden, auch von Gottes Liebe zu reden). Doch ich kann nicht sagen, ob diesen Menschen schon in den nächsten Jahren und schon hier auf der Erde ein göttliches Gericht treffen wird. Ich weiß es nicht, und kann es ihm daher auch nicht ankündigen. Und wenn ich in der Bibel von vielen Fällen lese, wo Gott tatsächlich bereits in der diesseitigen, irdischen Welt gerichtet hat, kann ich diese Beobachtung doch nicht so verallgemeinern, daß ich mich darauf festlege, daß das Gericht hier und jetzt kommen wird. Da ist der Punkt, wo Wilkerson zu weit geht. Bis zu diesem Punkt ist seine Botschaft wertvoll und herausfordernd, und so ist es durchaus denkbar, daß - wie der Leuchter-Verlag (im Vorwort zu Wetterleuchten S. 4) behauptet - viele Menschen dadurch gesegnet wurden. Dieser Segen beruht nicht auf Wilkersons falschen konkreten Vorhersagen, sondern darauf, daß Wilkerson herauszustreichen versucht, wie radikal Gott Sünde verurteilt. An diese radikale Verurteilung müssen wir sicherlich immer wieder neu erinnert werden.

k) Großer Absatz, kleine Hilfe

Meine primäre Frage bei dieser Untersuchung ist: War das Buch Die Vision so, wie es sich präsentierte, für die Leser zur Zeit des Erscheinens eine Hilfe? Daß sich die Leser sofort auf dieses Buch gestürzt haben, wird schon daran erkennbar, daß die erste Auflage mit 5000 Exemplaren sofort vergriffen war, und im Monat danach eine zweite Auflage (mit 8000 Exemplaren) gedruckt wurde. (Die Nachfrage hält an: im März 1991 erschien die 13. Auflage.)

Meine Frage muß folgendermaßen beantwortet werden: Insgesamt gesehen, bot das Buch kaum eine Hilfe. Denn es führte den Leser dazu, für die nächsten Jahre eine Reihe von Ereignissen zu erwarten, die dann nicht eingetreten sind. Selbst wenn diese Ereignisse Jahrzehnte später doch noch eintreffen sollten - für die damaligen Leser führte das Buch eher zu falschen Erwartungen. Denn die Vorhersagen in dem Buch werden doch so präsentiert, daß der Leser an die nächsten Jahre, wenn nicht gar an die nächsten Monate denken mußte. Der Schaden eines solchen Buches ist nicht zu übersehen: Die Leser stellen sich darauf ein, daß in der nächsten Zeit Ereignisse stattfinden, zu denen es dann nicht kommt. Durch die Ankündigung von Gericht bzw. Jesu Wiederkunft in der allernächsten Zeit unter Berufung auf Gott kommt auch der christliche Glaube in Verruf.

l) Wilkerson - ein unbelehrbarer Prophet?

Anstatt nach den vergangenen Mißerfolgen zurückhaltender zu werden, macht Wilkerson weiter mit Vorhersagen: 1987 kam Wilkersons Buch Lass die Posaune erschallen heraus. Darin kündet er eine Katastrophe über die Bewohner der USA an, weil diese trotz massiver Präsenz des Evangeliums im Lande doch so schwer sündigen: „Amerika wird durch Feuer vernichtet werden! Ganz plötzlich wird es geschehen, und nur wenige werden entrinnen. Völlig unerwartet wird eine nukleare Katastrophe über diese Nation hereinbrechen, und innerhalb von nur einer Stunde wird Amerika ausgelöscht sein.“ (S. 9)

Nun steht auf einmal eine nukleare Katastrophe bevor, die nur wenige Menschen überleben werden? Dabei warten wir doch noch immer auf das in der Vision angekündigte Erdbeben. Auch im Wetterleuchten hieß es noch: „Ich glaube, Gott wird unsere Nation besonders mit drei Instrumenten des Verderbens richten: mit Erdbeben, Dürre und finanziellem Zusammenbruch.“ (Am Beginn von Kap. 5 mit dem Titel „Amerikas Strafe“, S. 63) Diese drei dramatischen Instrumente stehen noch aus, nun kündet Wilkerson ein ganz neues an?

Nach einem kleinen Erdbeben brachte eine Tageszeitung Erdbebenwitze. Wilkerson über das kommende, alles bisher Dagewesene weit übertreffende große Erdbeben in den USA: „Bald wird ein Tag kommen, da wird es mit solchen Witzen vorbei sein… . Viele werden überleben. Unter den Überlebenden werden auch die sein, die sich vor Gott gedemütigt hatten …“ (Wetterleuchten 67)

Hier wird besonders deutlich, daß mit der nuklearen Katastrophe in der Posaune etwas völlig Neues gemeint ist, denn dieser werden dann ja nur wenige entrinnen, während das Erdbeben viele überleben.

(Eine nähere Beurteilung von Wilkersons Posaune spare ich mir auf, bis genügend Zeit vergangen ist, um die Treffsicherheit dieses Buches beurteilen zu können.)

Eine Gefahr für Männer in der Position Wilkersons liegt sicher in dem zustimmenden Verhalten ihrer Umgebung. Als eine solche Zustimmung kann gewertet werden, daß die Verlage seine Bücher weiterhin auflegen. Dann gibt es Christen, die allen Ernstes die Ansicht äußern, Wilkersons Vorhersagen seien eingetroffen. So lautet etwa das Urteil von Bernd Ewert, der in bezug auf Die Vision und auf Wetterleuchten des Gerichts im Jahr 1987 schrieb: „Viele darin enthaltene Voraussagen haben sich schon erfüllt oder sind im Begriff, es zu tun.“ (im Vorwort zur deutschen Ausgabe von Wilkersons Buch Lass die Posaune erschallen, S. 7). Ewert verzichtet darauf, konkrete Beispiele solcher erfüllter Voraussagen anzugeben. (Es wäre ihm auch nicht leicht gefallen, solche zu finden!)

Wenn die engere Umgebung eines Menschen diesen in seinem Weg bestärkt, wird für diesen die Umkehr immer schwerer.

6. Heimkehr aller russischen Juden angekündigt - Steven Lightle

Im Jahr 1974 empfing Steven Lightle eine Vision: Alle russischen Juden werden die UdSSR verlassen und über Westeuropa nach Israel zurückkehren. 1983 brachte er dazu ein Buch heraus; in der deutschen Ausgabe steuerte Eberhard Mühlan einen Teil dazu bei, so daß beide Namen als Autoren angegeben werden. Der Titel lautet: Der II. Exodus. Norden gib heraus. Im selben Jahr kam es noch zu einer 2. Auflage. Bei der 3. Auflage von 1991 wird - bei ansonsten unverändertem Inhalt - Mühlan nicht mehr vorne als Mitautor genannt.

Bei der Beurteilung einer Prophetie ist der Kern einerseits und die Hülle andererseits zu unterscheiden: Es kann sein, daß der Kern stimmt, die Hülle dagegen zeitbedingt ist. Was ist, wenn sich der Kern erfüllt, die Hülle dagegen, die genaue Ausgestaltung nicht? Dazu ein Beispiel: Der Prophet Agabus sagte die Gefangennahme des Paulus voraus, und zwar mit folgenden Worten: „Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem ebenso fesseln und den Heiden ausliefern.“ (Apg. 21,11) Tatsächlich haben die Juden Paulus zwar ergriffen und geschlagen; gefesselt haben sie ihn jedoch nicht, sie hätten ihn wahrscheinlich getötet, wenn nicht die Römer (= Heiden) ihn weggenommen hätten. Die Römer haben ihn dann gefesselt. Vorausgesetzt, daß der Bericht des Lukas über diese Vorhersage sowie über die Erfüllung genau war, so stimmte der Kern der Vorhersage, nicht jedoch die Hülle. Die Hülle, die konkrete Formulierung, war vielleicht in Anlehnung an Jesu Gefangennahme gestaltet worden.

Wir sollten bei der Beurteilung einer Vision eines Zeitgenossen nicht strenger sein als bei der Beurteilung einer in der Bibel berichteten Vision. Wenn wir Lightles Vision betrachten, so stellen wir rasch fest, daß die konkrete Gestalt dieser Vision Fehler sowie Unwahrscheinlichkeiten aufweist. Was den Kern betrifft, den Grundgedanken, so läßt sich darüber aufgrund des seither Geschehenen noch nicht endgültig urteilen. Darüber könnte man höchstens exegetisch urteilen, indem man prüft, inwiefern biblische Aussagen in diese Richtung weisen. In diesem Buch möchte ich jedoch exegetisch zurückhaltend sein und primär empirisch urteilen.

a) Die Vision von 1974

Mit folgenden Worten berichtet Lightle von seiner Vision:

„Am letzten Tag meiner Fastenzeit in der Gegenwart Gottes war es mir, als sähe ich eine große Kinoleinwand vor mir: Ich sah eine gewaltige Anzahl Menschen, die ich sofort als Juden erkannte. Diese Juden befanden sich in der Sowjetunion. Auf vielen kleinen Straßen strömten sie aus den verschiedensten Teilen des riesigen Landes zusammen und trafen sich auf einer Art Autobahn, die in Richtung Westen führte.

Ich sah Männer, die offensichtlich einen Dienst taten, der ähnlich dem des Mose war. Während sie unter der Leitung des Heiligen Geistes weissagten, geschahen in diesem Land gewaltige Katastrophen, die so einschneidend waren, daß sie die Nation auf die Knie zwangen. Danach war es so, als würde die Sowjetunion die Juden aushusten.

Sie zogen alle auf der von Gott gebauten Autobahn nach Westen durch Polen und die DDR hindurch und erreichten in der Höhe von Helmstedt die Grenze der Bundesrepublik. Über Braunschweig und Hannover ging es dann weiter nach Holland. Dort bestiegen sie Schiffe und fuhren nach Israel.

Ich war verwirrt durch das, was ich sah… .“ (S. 38)

Im Jahr 1983, als Lightle sein Buch herausbrachte, sah er diese Ereignisse noch als bevorstehend an. Er hatte ja nicht gemeint, daß vereinzelte Juden ausreisen - das hatte es ja auch zuvor bereits gegeben -, sondern an einen Exodus aller ca. 2,7 Millionen russischen Juden.

b) Fehler der Vision

Die konkrete Gestalt, in der Lightle seine Vision präsentierte, ist an mehreren Stellen durch die Ereignisse überholt worden. Er spricht von der Sowjetunion - diese gibt es nicht mehr. Er nennt die dort lebenden Menschen „die Nation“ - die gegenwärtige GUS, überhaupt all die dort lebenden Völker, wird man kaum als eine Nation bezeichnen können. Er spricht von der DDR und deren Grenze zur Bundesrepublik. Auch diese gibt es nicht mehr.

Wohl niemand rechnet damit, daß diese Staatsgebilde mit den ursprünglichen Namen in genau gleicher Form wiedererstehen werden. Aber es könnte sein, daß Lightle lediglich Menschen durch die europäische Landschaft ziehen sah, und daß er selbst die Grenzen seiner Zeit dazudachte, um den Weg, den diese Menschen gingen, zu beschreiben. Aber meine Aufgabe hier ist es sowieso nicht, Visionen zu beurteilen, sondern Bücher. Worauf auch immer sich der Inhalt eines Buches stützt, ob auf Visionen oder auf Bibelauslegung: Ich beachte, wie sich ein Buch präsentiert, welchen Anspruch es erhebt, welchen Eindruck es beim Leser hinterläßt. Und ich untersuche weiter, ob das Buch für die Leser zum Zeitpunkt seines Erscheinens eine Hilfe war oder nicht. Das Ergebnis meiner Untersuchung betrifft also nicht primär den Inhalt von Lightles Vision - deren genauer Umfang wird uns ohnehin nicht mitgeteilt. Mein Ergebnis betrifft Lightles Buch. Bei meiner Untersuchung möchte ich aber durchaus die Möglichkeit nicht von vornherein ausschließen, daß sich zwar die Hülle als unzutreffend erweist - also einige konkrete Einzelheiten sich so nicht erfüllten -, der Kern aber doch richtig ist.

c) Wo die Erfüllung immer unwahrscheinlicher wird

Die zuvor genannten „Fehler“ sind genau genommen Unwahrscheinlichkeiten. Sie erweisen sich dann als Fehler, wenn die genannten Staatsgebilde in dieser Form und mit diesem Namen nicht wiedererstehen. Da mit diesem Wiedererstehen wohl niemand rechnet, habe ich einfach von „Fehlern“ gesprochen.

Daneben gibt es noch weitere unwahrscheinliche Annahmen, mit deren Zutreffen aber vielleicht doch manche Menschen noch rechnen. Der beschriebene Reiseweg geht von der Existenz des Ostblocks aus sowie davon, daß die Reise mit dem Schiff wesentlich billiger als die mit dem Flugzeug ist. Die Juden verlassen demnach die Sowjetunion, durchqueren andere Warschauer Pakt-Staaten (Polen, DDR), dabei wohl auch Berlin, und fahren weiter nach Holland, von dort aus mit dem Schiff nach Israel. Nun existiert der Ostblock nicht mehr, und die direkte Reise mit dem Flugzeug ist billiger als der umständliche Reiseweg über Holland. Insofern ist dieser umständliche Reiseweg bereits sehr unwahrscheinlich geworden. Entweder fliegen die russischen Juden direkt mit Flugzeugen nach Israel, oder sie reisen mit der Bahn nach Polen, Ungarn, Rumänien oder Bulgarien, und von dort weiter mit dem Flugzeug.

Aber die Vision Lightles geht ja von einem Massen-Exodus aus. Die bis dahin der Ausreise ihrer Juden widerstrebende Sowjetunion wird durch Katastrophen dazu gezwungen, sie schließlich doch ausreisen zu lassen. Bei einem solchen Massen-Exodus von mehr als 2 Millionen Juden haben die Flugzeuge vielleicht zuwenig Kapazität. Ähnliches würde aber auch für den umständlichen Reiseweg über Holland gelten. Zwar ist das Fassungsvermögen von Zügen und Schiffen größer, dafür brauchen diese wesentlich länger für ihre Reise. Somit ist es durchaus nicht sicher, daß Züge und Schiffe der Aufgabe, über 2 Millionen Menschen innerhalb kurzer Zeit nach Israel zu bringen, besser gewachsen sind als Flugzeuge.

d) Erfüllung jetzt im Gange?

Derzeit ist es für russische Juden wesentlich leichter, das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zu verlassen, und viele Juden nützen diese Möglichkeit. Sollten wir darin vielleicht die Erfüllung von Lightles Vision sehen? Folgendes spricht dagegen:

Erstens wäre damit der von Lightle „geschaute“ Reiseweg völlig verfehlt.

Zweitens würde auch die Ursache dafür, daß die Russen nun doch ausreisen dürfen, nicht stimmen. Sie dürfen es im Zuge der Liberalisierung, wie sie von Gorbatschow eingeleitet und verstärkt durch Jelzin weitergeführt wurde. Lightle sprach aber von „gewaltigen Katastrophen“. Die Abschaffung des Kommunismus wird nur ein eingefleischter Kommunist als „Katastrophe“ ansehen. Könnte mit den Katastrophen vielleicht die schlechte Versorgungslage gemeint sein? Diese ist durchaus nichts Neues, sondern eine Erscheinung, die die Sowjetunion seit langem begleitet. (Hier könnte man aber eventuell eine gewisse Übereinstimmung behaupten: Mit den „gewaltigen Katastrophen“ sei die in den vergangenen Jahren in den Städten besonders schlechte Versorgungslage gemeint, die zwei Folgen hat: Sie verstärkt den latenten Antisemitismus, der die russischen Juden dazu bringt, sich um eine Ausreise zu bemühen. Und sie erzwingt eine noch stärkere Anlehnung der GUS an den Westen und somit auch eine verstärkte Liberalisierung.)

Drittens kann auch jetzt nur ein kleiner Teil ausreisen: 1991 kamen 140. 000 russische Juden nach Israel. Das ist sicherlich sehr viel, aber doch nur ein Bruchteil der ca. 2,7 Millionen.

e) Folgen der russischen Liberalisierung

Diese könnten in zwei gegenläufige Richtungen gehen:

Erstens kann es zu einer zunehmenden Auswanderung kommen. In bezug auf Lightles Vision bedeutet das jedoch, daß erstens (wahrscheinlich) der Reiseweg falsch ist und zweitens die Ursache: nicht aufgrund von Katastrophen erzwungen, sondern aufgrund politischen Wandels (liberal statt kommunistisch).

Zweitens kann es sein, daß viele Juden sich in der GUS wohlfühlen: Sie bekommen einen größeren Spielraum, um ihre Kultur zu pflegen, der Antisemitismus wird zumindest seitens der Regierung nicht mehr gefördert, da diese sich mehr westlich orientiert. So wollen sie dann gar nicht mehr nach Israel ausreisen (wie das ja auch die westeuropäischen und amerikanischen Juden kaum tun). Mit einem gewissen Risiko würden sie ja auch in Israel leben müssen, und eine solche Umstellung - Wohnort, Klima, Sprache - fällt vielen schwer.

f) Finnland

Im Jahr 1980 hatte Lightle eine weitere Vision: „Neben mir an der Wand hing eine große Landkarte von Finnland. Plötzlich sah ich, wie an der Grenze zwischen Rußland und Finnland ein Feuer ausbrach. Es sah aus wie ein richtiges Feuer, mit Flammen und Rauch! Da war ich aber hellwach! Ich schaute mich um, suchte Wasser, um zu löschen. Aber die Landkarte verbrannte nicht. Wie gebannt beobachtet ich dieses Schauspiel: 'Herr Jesus, was passiert da?'

Wieder sprach die mir schon vertraut gewordene, leise Stimme: 'Erinnerst du dich an die Vision von 1974?' Wie sollte ich sie vergessen haben!

Da sah ich die gleiche Vision wieder vor meinen Augen. Aber diesmal konnte ich meine Aufmerksamkeit mehr den Einzelheiten widmen. Mir fiel auf, daß die Juden im nordwestlichen Teil der Sowjetunion nicht über die 'Autobahn' zogen, die über Polen nach Westeuropa führte.

'Herr, warum schließen sie sich diesem Zug nicht an?'

'Diese Juden werde ich durch Finnland in die Freiheit bringen. In meiner Güte werde ich Finnen und Deutschen die Chance geben, mein geliebtes Volk zu segnen. '

'Herr Jesus, was soll ich mit diesen neuen Eindrücken anfangen?' fragte ich aufgewühlt.

'Hast du mich nicht um ein Wort für heute abend gebeten? Hier hast du es. Geh hin und gib diese Botschaft den Finnen weiter!'

So gab ich an diesem letzten Abend in Finnland die Botschaft über den Auszug der Juden aus Rußland weiter. Und ich sprach über die Verantwortung, die Finnland dabei haben wird.“ (S. 41f)

In dieser Vision von 1980 wurde also der Inhalt der Vision von 1974 bestätigt sowie präzisiert. Nicht nur Deutschland, auch Finnland werde eine wichtige Rolle spielen. Warum gerade diese beiden Länder? Menschlich gedacht, könnte man hier den damaligen politischen Zustand als wesentliche Ursache vermuten: Deutschland und Finnland als jene Länder, die erstens an den Ostblock grenzen und zweitens viele evangelikale Christen haben. Denn diese Christen sollten sich auf diesen Massen-Exodus vorbereiten. Doch damit kommen wir zu einem weiteren Punkt: Auch andere Christen haben, unabhängig von Lightle, diese Botschaft empfangen!

g) Vielfach bestätigt oder Massenverführung?

Lightle und Mühlan beschreiben in ihrem Buch, daß viele weitere Christen die gleiche Botschaft empfangen haben: Teils völlig unabhängig von Lightle, teils ein Stück weit vorbereitet in dieser Richtung, bevor sie von Lightle hörten.

Dieser Befund macht es schwieriger, an die Prüfung dieser Botschaft heranzugehen. Wer bin ich, daß ich das, was so viele Christen empfangen habe, von oben herab beurteilen und dann eventuell kurzerhand vom Tisch fegen will? Wenn es von Gott ist - widerstrebe ich mit meiner Skepsis dann dem Heiligen Geist? Wie Mühlan sagte: „Wenn es jetzt immer noch jemand schwerfällt, diesen Aussagen zu glauben, muß er sich die Frage gefallen lassen, ob es tatsächlich möglich ist, daß sich so viele aufrichtige Christen so tiefgreifend täuschen konnten.“ (S. 108)

Eberhard Mühlan beschreibt, daß er von einem Skeptiker zu einem Anhänger wurde, als er sich selbst davon überzeugt hatte, wie viele Christen diese Botschaft empfangen hatten. Und er selbst meinte zu erkennen, daß er sich an Lightles Buch beteiligen soll - ungeachtet des dabei klar erkannten Risikos: „Was ist, wenn alles Einbildung ist? Wenn Steve sich geirrt hat und dann das Ganze ist sich zusammenfällt, so wie wenn jemand mit einer Nadel in einen Luftballon sticht? Dann schaue ich aber dumm aus der Wäsche!“ (S. 61) Aber Mühlan wollte Gott gehorchen: „dann dieser Auftrag, ein Buch zu schreiben! Nicht irgendeins, sondern ein Buch, durch das ich schnell zum Gelächter und Gespött werden könnte. Trotz dieser Bedenken wünschte ich nichts sehnlicher, als das zu tun, was dem Willen Gottes für mich entsprach. So brannte dieser Auftrag wie ein Feuer in mir, das ich nicht löschen konnte. In seiner grenzenlosen Liebe überzeugte mich er Herr, so daß ich ihm gehorsam war.“ (S. 62)

Mühlan nahm Kontakt mit jenen Christen auf, die eine ähnliche Botschaft wie Lightle empfangen zu haben meinten: „So bereiste ich im Februar und März 1983 die Länder Dänemark, Schweden, Finnland, Holland und Deutschland. Ich suchte Christen auf, von denen ich gehört hatte, daß Gott ihnen Dinge in Bezug auf einen Exodus der Juden aus der Sowjetunion geoffenbart hatte.

Was ich vorfand, übertraf alle meine Erwartungen. Ich war als Skeptiker losgefahren und kehrte als ein von dem wahren Sachverhalt der Berichte Überzeugter zurück.“ (S. 64)

Auf diese Berichte kommen wir noch zu sprechen. Jedenfalls wird es bei einer so großen Anzahl von Zeugen schwer, dagegen aufzustehen. Gleichzeitig gilt aber auch: Falls diese Botschaft doch falsch ist, handelt es sich hierbei um eine riesige Massenverführung! Wobei hier die Verführung wohl weniger durch einen bestimmten Menschen erfolgen würde (wenngleich Lightle durch seine Vortrags- und Publikationstätigkeit sicherlich beiträgt dazu), sondern wohl eher durch einen Geist.

In Holland betete eine Gruppe von Christen dafür, daß ein bestimmter Grenzabschnitt von 60 km Länge zwischen Deutschland und Holland für die Juden geöffnet sein soll - wenn es soweit ist. „So fuhren wir einige Monate lang jeden Montag an die Grenze und beteten für den uns von Gott bezeichneten Grenzabschnitt.“ (Warum haben sie damit wieder aufgehört?) Andere Gebetsgruppen beteten für andere Grenzabschnitte (S. 95). Falls sich diese Christen geirrt haben und niemals ein Massenexodus russischer Juden nach Holland stattfinden wird, dann setzen hier Christen viel Zeit und Kraft für eine unnötige Sache ein.

Wie aussagekräftig ist es, wenn so viele Christen sagen, sie haben von Gott eine solche Botschaft empfangen? Läßt sich das nur durch ein großes, übernatürliches Wunder erklären? Wir müssen zuvor festhalten, daß diese Christen bereits wesentliche Voraussetzungen mitbringen: Erstens rechnen sie mit dem nahen Ende, und zweitens erwarten sie die Sammlung der Juden, vor allem der russischen, und deren Rückführung nach Israel. Und damit ist der Kern der Botschaft bereits gegeben! Daß viele Christen meinen, daß demnächst die russischen Juden ausreisen werden, betrachte ich daher nicht mehr als ein Wunder, das sich nur auf übernatürliche Weise erklären läßt.

Zu diesem bereits vorgegebenen Kern kommen jedoch noch Einzelheiten hinzu, nämlich eine zeitliche und eine örtliche Präzisierung: Die örtliche Präzisierung liegt in der Festlegung des Reiseweges. Die zeitliche Präzisierung besteht darin, daß diese Christen damit rechnen, daß die russischen Juden auf ihrem Reiseweg - also außerhalb der UdSSR und Israels - eine zeitlang untergebracht werden müssen. (Das müßte ja nicht sein, es könnte sich ja auch so abspielen, daß diese Juden rasch durchziehen.) Diese Präzisierung könnte also durch eine Eingebung Gottes zustandegekommen sein. Nun auch diese Präzisierung vorausgesetzt, ist die praktische Schlußfolgerung, daß sich die Christen der betreffenden Länder auf die Aufnahme der Juden vorbereiten sollen, ziemlich naheliegend. (Vor allem in Kreisen, wo unter Hinweis auf 1. Mose 12,3 wiederholt betont wird, daß wir die Juden segnen sollen.)

Was die örtliche (und wohl auch die zeitliche) Präzisierung betrifft: Diese wirkt derzeit sehr unwahrscheinlich. Damit will ich aber noch kein abschließendes Urteil treffen.

h) Vorbereitungen seit über zehn Jahren

Lightle hatte vorerst damit gezögert, seine Vision bekanntzumachen. Unmittelbar nach Erhalt (1974) gab er sie in einer Gebetsgruppe in Braunschweig wieder, nach der 2. Vision bezüglich Finnland (1980) sprach er dort darüber, danach noch zwei weitere Male (1981/82). „Aber gegen Ende des Jahres 1982 bezeugte mir der Heilige Geist, daß nun die Zeit des Schweigens vorüber sei. Ich erhielt den Auftrag, in der ganzen Welt über die Vision zu sprechen, damit die Menschen vorbereitet seien. Ein Werkzeug zur Weiterverbreitung der Botschaft soll dieses Buch sein, …“ (S. 58)

Demnach will Gott die Christen seit einem Jahrzehnt darauf aufmerksam machen - damit diese Vorbereitungen treffen können. Wenn sich auch ein letztes Urteil über diese Vision noch nicht fällen läßt, so kann man zumindest soviel festhalten: Je mehr Zeit seither verstreicht, desto fragwürdiger werden einige Vorbereitungsmaßnahmen - von denen 1983 in Lightles Buch berichtet werden:

Es werden viele russische Bibeln für jenen Exodus bereitgehalten, die in der Zwischenzeit einen wichtigen Dienst hätten tun können. Ein Finne konnte nur einen Teil von 25. 000 russischen Bibeln in die UdSSR schmuggeln. 10. 000 mußte er bei sich lagern. Nach Lightles Vortrag wußte er, daß er diese für die russischen Juden zurückbehalten solle (S. 73). In Berlin wurden 4000 russische Bibeln an Christen verteilt, die sie für die dereinst dort durchziehenden russischen Juden aufheben sollten (S. 97). Weitere 200. 000 waren auf dem Weg nach Berlin: „Ein Teil dieser Bibeln wird sicherlich noch in die Sowjetunion gelangen können. Der andere Teil wird gelagert, um für den Exodus der Juden bereitzustehen.“ (S. 98)

In Finnland lernen mindestens 100 Christen, vielleicht auch ein Vielfaches davon, Russisch, um mit den dereinst durchreisenden russischen Juden sprechen zu können (S. 66). (Ist vielleicht ein Teil der Russischlernenden mittlerweile schon gestorben?)

Wenn Nahrungsmittel gelagert werden, ist zu befürchten, daß manches davon mittlerweile verdorben ist. Ein Finne lagerte seit 1977 jeweils 10% seiner Ernte, um damit dereinst die durchziehenden russischen Juden ernähren zu können (S. 43f). Im Sommer 1992 müßte es also bereits die 16. Ernte gewesen sein, von der er 10 % zurücklegt. In Dänemark „haben einige ihre Wohnungen hergerichtet und kleine Lebensmittel- und Kleiderlager angelegt“ (S. 83). Ein Holländer berichtete: „Eine ganze Reihe von Christen hat sich einen Vorrat an Lebensmitteln angelegt. Ich kenne ein riesiges Kleiderlager. Gerade kürzlich wurden dort für 18. 000 Gulden neue Kleider eingelagert.“ (S. 94)

Es wird auch Wohnraum bereit gehalten. Dieser kann zwar kurzfristig anderweitig eingesetzt werden, aber doch immer nur „auf Abruf“, da er ja jederzeit beziehbar sein soll - für den Exodus, der jederzeit losbrechen kann. In Finnland hatte ein Mann Anfang 1980 den Eindruck, er sollte 5 Lagerhäuser zu kaufen, um eine große Menge Menschen beherbergen zu können. Aufgrund von Lightles Vortrag dachte er dann, daß diese Menschen russische Juden sein werden (S. 43). Als Mühlan 1983 mit ihm sprach, stellte sich heraus, „daß er inzwischen aufgrund beruflicher Schwierigkeiten einige Häuser abgeben mußte, aber immer noch eine Halle … bereithält“ (S. 67f).

Das war jetzt nur ein Ausschnitt der in Lightles Buch berichteten Beispiele. Vielleicht noch ein letztes Beispiel aus Holland: 1978 bekommt eine Krankenschwester von Gott den Auftrag, Russisch und Arabisch zu lernen. In ihrem Haus sollte sie dereinst kranke russische Juden pflegen. Gemeinsam mit einer anderen Krankenschwester wird sie dann 15 Personen pflegen und insgesamt bis zu 50 Personen aufnehmen können. „Wir haben Betten und Decken gesammelt, alles an Medikamenten gelagert, was ein kleines Krankenhaus braucht, und haben genügend Lebensmittel, so daß wir drei Monate ohne Hilfe von außen auskommen können.“ Damit „das Haus zur richtigen Zeit leer stehen wird“, haben sie keine neuen Menschen mehr aufgenommen; 1982 starb der letzte Pflegegast. „Unser Haus ist nun vorbereitet.“ (S. 89) Fassen wir zusammen: Um 1980 merkt sie, sie soll sich vorbereiten; die Medikamente sind nunmehr Jahrzehnte alt (also wohl schon verdorben?), das Haus wird seit Jahrzehnten nicht mehr für die Krankenpflege genützt (zwischendurch wurde ein Büro für ein christliches Werk dort eingerichtet) … Das alles klingt sinnvoll, wenn bald darauf die erwartete Situation eintritt, aber je mehr Zeit vergeht, desto komischer wirkt es.

i) Wann wird der Exodus geschehen?

Auf einen genauen Zeitpunkt legt sich Lightle nicht fest: „Ich weiß nicht, wann dieser Exodus stattfinden wird.“ (S. 162) Aber er läßt den Zeitpunkt auch nicht einfach völlig offen, denn er fügt hinzu: „Da sich nun die Situation der Juden in der Sowjetunion so zugespitzt hat und unser Herr diese Gedanken so vielen seiner Boten unabhängig voneinander in einem relativ kurzen Zeitraum persönlich bestätigt hat, bin ich mir sicher, daß unsere Generation es erleben wird.“ Die hier genannte zeitliche Bestimmung („unsere Generation“) läßt sich zur Not auch sehr ausdehnen. Man könnte an 30 Jahre denken; wenn es sein muß, kann man den Zeitraum auch auf die gesamte Lebensspanne eines Menschen ausdehnen.

Dabei ist jedoch daran zu erinnern, daß alle die genannten Vorbereitungen nur dann sinnvoll sind, wenn mehrere Jahre darauf das erwartete Ereignis eintritt. Nehmen wir einmal an, Christen erhalten den Eindruck, sie sollten sich vorbereiten, und danach vergehen 20 Jahre bis zu dem erwarteten Ereignis. Wenn 100 Christen aller Altersstufen beginnen, Russisch zu lernen, so ist - gemäß der Wahrscheinlichkeitsrechnung - zu erwarten, daß nach 20 Jahren etwa ein Drittel davon gestorben ist. Tausende russische Bibeln lagen 20 Jahre ungenutzt herum. Ein großer Teil der gelagerten Medikamente sind mittlerweile unbrauchbar geworden. Vielleicht auch ein Teil der Lebensmittel, aber zumindest ist es sehr mühsam, einen großen Lebensmittelvorrat anzulegen und diesen auch immer wieder rechtzeitig vor dem Verderben zu verbrauchen und zu ergänzen. Richtig sagt daher Mühlan: „Vorausgesetzt, diese Christen haben sich nicht geirrt, kann es nicht mehr allzuviele Jahre dauern, bis dieses Ereignis eintreffen wird.“ (S. 110)

Somit erweckt Lightles Buch beim Leser den Eindruck, daß die vorhergesagten Ereignisse innerhalb eines kurzen Zeitraumes stattfinden werden, selbst wenn Lightle sich nicht präzise festlegt. Dieser Eindruck wird auch durch Äußerungen der folgenden Art verstärkt:

„Die Ereignisse auf der Weltbühne steuern mit rasantem Tempo auf das Ende zu.“ (S. 163)

j) Entrückung und Jesu Kommen auf lange Zeit verschoben

Wenn jemand mit der Sammlung aller Juden nach Israel rechnet, so bleibt noch immer die Frage des Zeitpunktes: Muß diese Sammlung unbedingt vor Jesu Wiederkunft bzw. vor der Entrückung der Gemeinde geschehen sein? In einer Besprechung von Lightles Buch meint F. A. Tatford: „Die zukünftige Sammlung Israels wird offensichtlich bei dem Erscheinen des Messias auf diese Erde stattfinden, nachdem die Gemeinde bereits entrückt ist …“ (deutsche Übersetzung in Bibel und Gemeinde 1986, S. 328-331) Gemäß dieser Sicht haben die Christen nicht die Aufgabe, sich auf die vorübergehende Aufnahme russischer Juden vorzubereiten.

Wenn jemand jedoch meint, daß die Sammlung der Juden in Israel noch zur Zeit der auf der Erde lebenden Gemeinde erfolgen soll, so ließe sich folgendes Szenario vorstellen: Aus irgendeinem Grund (z. B. der latent vorhandene Antisemitismus führt zu wilden Pogromen) wollen alle russischen Juden fliehen. Israel kann jedoch pro Jahr nur etwa 100. 000 Neuansiedler integrieren. Die anderen müssen vorerst außerhalb Israels warten. Die osteuropäischen Länder sind zu arm, um weitere Millionen zu versorgen. Die westeuropäischen Länder erklären sich bereit, das zu tun, wobei die auf einen solchen Fall bereits vorbereiteten Christen eine wichtige Unterstützung darstellen. Die Unterbringung der russischen Juden wird sich dann doch über einige Zeit erstrecken, so daß verschiedene Vorbereitungen (bereitgestellte Wohnräume, russisch lernen) sich als durchaus sinnvoll erweisen. Lightles Vision würde sich dann doch als richtig herausstellen. Wie lange würde es dann dauern, bis alle russischen Juden in Israel integriert sind? Wenn wir nun von einer jährlichen Zahl von 100. 000 ausgehen, würde es 25 Jahre dauern, bis 2,5 Millionen in Israel aufgenommen wurden. Die Entrückung bzw. Jesu Kommen wären damit in einige Ferne gerückt. (Wenn jemand meint, daß alle mindestens 10 Millionen außerhalb Israels lebender Juden nach Israel kommen müssen, bevor es zur Entrückung/Wiederkunft kommt, würde es gemäß der angenommenen Integrationsgeschwindigkeit noch 100 Jahre dauern!)

Daß Lightle einen hohen Anspruch erhebt und keinen Zweifel daran läßt, daß Gott es war, der zu ihm geredet hat, wird in seinen Äußerungen immer wieder deutlich, auch in den hier zitierten. Ich kann daher darauf verzichten, diesen Punkt gesondert nachzuweisen.

7. Missionar unter Moslems - Marius Baar

„Die Aussagen über den Islam sind weitgehend unzuverlässig. Bei aller Notwendigkeit, vor dem Islam zu warnen, sollte man ihn doch wenigstens kennen, bevor man über ihn schreibt… . Es ist bedauerlich, daß … die spekulative Endzeitmystik in immer neuen Systemen einen Höhenflug erlebt, der vielen den Blick dafür verstellt, was in der Bibel wirklich klar und deutlich gesagt wird. „

(Thomas Schirrmacher in seiner Besprechung von Baars Buch „Nahost: Auftakt zu Weltbrand oder Weltfrieden?“, in: Bibel und Gemeinde 1990, S. 331.)

Marius Baar hat 25 Jahre im Tschad unter Moslems missioniert. Er glaubt, daß der Antichrist weder aus der röm. -kath. Kirche, noch aus der EG, noch aus der UNO, noch aus der New Age-Bewegung, sondern aus der islamischen Welt hervorgehen wird (Abendland 23-26. 44f. 54). Er sieht die Weltgeschichte als einen Kampf zwischen Arabern und Israel, beginnend mit der Auseinandersetzung zwischen Ismael und Isaak. Sie setzt sich fort mit der Auseinandersetzung zwischen Mohammed und seinen Nachfolgern einerseits und Jesus und seinen Nachfolgern andererseits.

Wir befassen uns hier mit einem früheren Buch von Baar: Das Abendland am Scheideweg. Ismael oder Israel - Koran oder Bibel - Mohammed oder Jesus? (1979). Es hatte einen enormen Absatz: 5 Monate nach Erscheinen war bereits die 6. Auflage gedruckt. Mittlerweile ist es vergriffen und durch andere Bücher Baars ersetzt: Das oben von Schirrmacher kritisierte Buch Nahost: Auftakt zu Weltbrand oder Weltfrieden? Erbschaftsstreit zwischen Ismael und Isaak um Volk, Land und Segen kam ursprünglich 1984 heraus; alleine 1991 erschienen davon 2 Nachdrucke. Ein weiteres Buch, Zeitbomben der Weltgeschichte. Nahost - die Folgen eines jahrhundertealten Missverständnisses, 1991 erschienen, wurde bereits im selben Jahr nochmals aufgelegt.

a) 'In einigen Monaten oder Jahren ... '

Auch in Baars Sicht werden die Endzeitereignisse nicht lange auf sich warten lassen: „Im Nahen Osten strebt alles mit rasender Geschwindigkeit einem Höhepunkt zu.“ (S. 32)

Im Unterschied zu vielen Dispensationalisten (diesen Begriff erläutere ich am Beginn von Kap. A,10e) rechnet Baar nicht mit dem Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem. Das würde ja die vorherige Zerstörung der auf dem Tempelplatz stehenden Moschee erfordern, was die Araber nicht erlauben würden. „Rechnen wir mit dem Wiederaufbau des Tempels, dann müssen wir mit der Vernichtung der heutigen Weltstruktur, einschließlich des Islam und der Ölmächte, und mit einer neu aufsteigenden Macht rechnen. Das aber würde die Endzeit in eine ziemlich weit entfernte Zukunft rücken.“ (S. 166) Und das wiederum darf nicht sein, denn gemäß der Demnächsterwartung steht es doch fest, daß wir es sind, die die Endzeitereignisse erleben werden. Diese werden doch sehr schnell kommen, daher muß auch die heutige politische Konstellation jene sein, die die unmittelbare Ausgangsbasis für die biblischen Endzeitereignisse darstellt.

Wenn diese Endzeitereignisse vor der Tür stehen, dann kommt eine schwere Zeit auf die Welt zu - insbesondere auf Europa, das erstens durch einen kommunistischen Angriff teilweise überrannt, zweitens von den Arabern mittels des Öls unter Druck gesetzt werden wird: „Die kommenden Wochen und Monate, vielleicht auch Jahre, werden für das Abendland sehr schwer werden.“ (S. 213) Daß Baar vor allem an Wochen und Monate denkt, die Möglichkeit daß es noch Jahre sind eben bloß als „vielleicht“ sieht, zeigt, wie rasch er sich die ganze Entwicklung vorstellt.

Wie schnell alles laufen sollte, zeigt sich auch daran, daß ein Jahrzehnt eine zu lange Zeit ist: „Das Wettrennen um neue Rohstoff- und Energiequellen ist verloren. Denn vorausgesetzt, daß Öl gefunden wird, benötigt man etwa 10 Jahre, um die Ölquellen zu erschließen und ausbeuten zu können. Frage: Bleibt uns noch soviel Zeit?“ (S. 56) Seit 1979 sind 13 Jahre vergangen, Baars Hektik erwies sich als übertrieben.

So sammelt er auch eifrig Zitate, die es wahrscheinlich machen, daß es rasch zu diesen Endzeitereignissen kommt: „Der PLO-Führer Arafat glaubt an einen unmittelbar bevorstehenden Krieg. Ein fünfter Nahost-Krieg steht auch nach Ansicht des früheren Leiters der militärischen Abteilung der palästinensischen Befreiungsaktion, Zouheir Mohsen, unmittelbar bevor.“ (S. 214)

„Das Waffenlager um Harmagedon (Hesekiel 38) wird mit den neuesten und modernsten Waffen aus Ost und West beliefert. Wann die Schlacht stattfindet, ist nur noch eine Frage der Zeit.“ (S. 227) Das mag stimmen, aber Baar möchte die „Frage der Zeit“ nicht offenlassen, sondern die Antwort weitgehend festlegen: Jetzt gleich kommt es.

b) Die Tatsachen müssen sich dem vorgefaßten Bild beugen

Baar betreibt Schwarz-Weiß-Malerei. Der Westen sei uneinig, die arabische Welt schon ziemlich einig: „Es gibt nichts mehr, was die westliche Welt auf einen Nenner bringen könnte, weder in der Politik, noch in der Gesellschaft, noch im Blick auf Devisen und Währung… . Der Nahe Osten einigt sich mehr und mehr auf jedem Gebiet, und was ihn vor allem zusammenschließt, ist die geistige Macht des Islam.“ (S. 50f)

Soweit Baar 1979. Der Golfkrieg 1991 zeigte ein anderes Bild: Da war sich die westliche Welt auf Regierungsebene ziemlich einig, während die islamische Welt zutiefst gespalten war. So stimmt es auch nicht, daß „das Abendland und Amerika“ sich „im Zustand der Ohnmacht befinden“ (S. 48).

Daß sich die Araber zu einem gemeinsamen Reich unter einem gemeinsamen Führer zusammenschließen, ist nicht sicher. Jedenfalls sind wir seit 1979 diesem Zustand um nichts nähergerückt. Daß ein solches geeintes arabisches Reich das stärkste Reich der Welt wäre, ist auch durchaus nicht sicher. Was ist mit den USA, mit der EG, mit Japan? Für Baar erschien das alles 1979 schon sehr deutlich: „Der Islam wird die Kraft des zukünftigen stärksten Reiches sein … Wer dies heute noch nicht sieht, der treibt Vogel-Strauß-Politik.“ (S. 36)

Ist Europa heute, wirtschaftlich gesehen, ein Zwerg? Baar hat es erwartet: „Während in Europa und Amerika alles ins Stocken gerät, und das Abendland verzweifelt aus der Krise zu kommen sucht, bricht in den Ländern am Persisch-Arabischen Golf das goldene Zeitalter an… . Europa wird bald neben diesen Staaten nur noch als Zwerg erscheinen, dazu noch als ein armer Zwerg. Das arabische Wirtschaftswunder hat begonnen.“ (S. 28. 30)

Um die sich anbahnende Bedeutung der Moslems zu unterstreichen, bedient sich Baar fragwürdiger Argumente, etwa im Hinblick auf die Bevölkerung der UdSSR: „Seit einem Jahrhundert nimmt die Zahl der Russen als ethnische Gruppe ab, dagegen wächst die Zahl der Moslems in Rußland. Ende dieses Jahrhunderts werden es ungefähr 100 Millionen sein, also über ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Ein Beweis dafür, daß die religiöse Dynamik des Islam dem dialektischen Materialismus der Russen überlegen ist.“ (S. 219) Aus der größeren Vermehrungsrate kann man nicht auf die Überlegenheit einer Weltanschauung schließen.

c) Bewertung

An manchen Stellen gesteht Baar seine Fehlbarkeit ein. Schon der im Inneren des Buches gelieferte Untertitel klingt bescheiden: „Versuch einer Deutung der endgeschichtlichen Prophetie“ (S. 3). Wenn wir uns jedoch an die zuvor zitierten Aussagen erinnern: Dabei zitiert Baar durchaus nicht in Möglichkeitsform, sondern sagt, was geschehen wird. Bescheiden klingt auch folgendes Eingeständnis: „Ich beanspruche nicht, die einzig richtige prophetische Schau unserer Zeit zu haben.“ (S. 13) Doch Baar erläutert, was er sehr wohl beansprucht: „Ich habe aber durch meine jahrelangen Erfahrungen mit dem Islam und dem Evangleium ein intuitives Verständnis für die Entwicklung des aufwachenden Riesen im Nahen Osten und auch für die gegenwärtige allgemeine Entwicklung bekommen. So glaube ich aufgrund meiner Erkenntnis eine Botschaft für unsere Zeit zu haben, selbst wenn diese vielen nicht in ihre Weltanschauung paßt und sie durch diese Zeilen schockiert werden. Möge solch ein Schock für viele heilsam sein!“

Ist Marius Baar ein von Gott beauftragter und begabter Ausleger der biblischen Endzeitprophetie?

1. Löst man seine Botschaft aus dem zeitlichen Rahmen, so würde sie lauten: 'Der irgendwann einmal auftretende Antichrist wird aus dem Islam kommen'. In dieser Form könnte die Botschaft stimmen.

2. Baar hat eher eine Grundbotschaft, weniger eine Festlegung auf viele einzelne Ereignisse. insofern gibt es bei ihm nicht viele Punkte, wo er unrecht behalten kann. Soweit er aber doch an manchen Stellen die große zeitliche Nähe des Auftretens des Antichristen betont, war er voreilig, denn man muß festhalten, daß inzwischen doch schon mehr als ein Jahrzehnt vergangen ist. Je mehr Zeit seither verstreicht, desto fraglicher wird es, ob es wichtig war, die Christen im Jahr 1979 darauf hinzuweisen, daß der Antichrist ein Moslem sein werde. Sollen die Christen all die Jahrhunderte hindurch jedem Moslem besonders argwöhnisch gegenüberstehen? Unser Urteil über eine Religion muß auf sachlichen Gründen beruhen, nicht darauf, daß aus dieser Religion vielleicht irgendwann der Antichrist hervorgehen könnte. (Dieses Grundbedenken gilt für jede Antichrist-Spekulation.)

3. Die Entwicklung der letzten 13 Jahre ist eher anders gelaufen als von Baar prognostiziert. Das hat seinen Grund zum Teil darin, daß bereits Baars Einschätzung der Situation im Jahr 1979 verzerrt war. Der Bereich des Islam ist weit von einer Einheit entfernt: Hier Irak, dort Iran; hier reiche Länder (Saudi-Arabien, Kuweit), dort arme (Jordanien, Ägypten); hier israelfeindliche Regierungen, dort das mit Israel friedensvertraglich arrangierte Ägypten. Die wirtschaftliche Stärke einiger arabischer Staaten ist beachtlich, aber im Wachsen sind EG und vor allem Japan. Und was militärisches Engagement betrifft: Die USA der Ära Reagan/Bush haben wiederholt die Bereitschaft dazu gezeigt (Libyen, Panama, Kuwait).

8. Herausgeber verbreiteter Endzeitzeitschriften - Wim Malgo

Wim Malgo wurde 1922 in Holland geboren. 1976 erhielt er vom American Christian College in Tulsa (USA) ein Ehrendoktorat für Literatur. Da amerikanische Colleges im allgemeinen zwar Ehrendoktorate vergeben können, aber keine regulären Doktorate - dazu erforderliche Fachstudien finden dort nicht statt -, ist ein dort erhaltenes Ehrendoktorat auch nicht überzubewerten. Ich weise deshalb darauf hin, weil in manchen von Malgos Büchern - z. T. schon vorne am Deckblatt, z. T. hinten - „Dr. Wim Malgo“ geschrieben wird. (Im allgemeinen heben Verlage es nicht auf dem Titelblatt hervor, wenn der Autor das Doktorat hat.) Seine Bücher und Zeitschriften befassen sich hauptsächlich mit Zukunftsfragen. Vor allem die Monatsschrift Mitternachtsruf fand weite Verbreitung. Das kostenlos abgegebene Buch Was sagt die Bibel über das Ende der Welt? wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt und in insgesamt über eine Million Exemplaren aufgelegt.

Malgo ist ein engagierter Kämpfer, der über weite Teile der sog. Christenheit ein sehr klares Urteil hat: „Man muß mal solche Theologieprofessoren reden hören, welch ödes Zeug da heruntergeleiert wird, oder lesen, was zum Beispiel der Papst alles erzählt; frommes Gerede ohne geistliche Substanz. Aber die Masse strömt herzu, Hunderttausende von Menschen, obwohl das, was der Mann sagt, so leer und so nichtssagend ist, daß man entsetzt fragt: Wo stehen wir denn heute?“ (Israel 24)

a) Worauf legt der russische Bär demnächst seine Pranken?

Um diese Frage geht es in Malgos Buch Der beschleunigte Aufmarsch Russlands nach Israel (1980). Wie schon der Titel zeigt, hat Malgo sich hier in einer Richtung festgelegt, die durch die Gorbatschow-Wende in der Sowjetunion mittlerweile sehr unwahrscheinlich wurde. Natürlich könnte die Entwicklung irgendwann einmal doch in diese Richtung gehen, das schließe ich keinesfalls aus. Aber Malgo hat ja nicht bloß gesagt, was passieren wird, sondern auch, wann es passieren wird: nämlich sehr bald. Wir müssen bei der Betrachtung seines Buches auch immer die zeitlichen Näherbestimmungen beachten.

Malgo fällt auf, „daß der Zug Rußlands nach dem Persischen Golf und nach Israel in der letzten Zeit sehr stark geworden ist. Warum das? Weil die Wiederherstellung Israels eine Tatsache ist, und die Entrückung der Gemeinde Jesu vor der Tür steht“. (S. 11) Also: Jetzt gleich kommt die Entrückung, und deshalb erobert die Sowjetunion den Mittleren Osten. „Noch hat der 'russische Bär' erst Afghanistan eingeheimst, aber bald schon wird er seine Pranke auf den Iran legen.“ (S. 35) Es kam anders, der Bär hat seine Pranke nicht nur von Afghanistan zurückgezogen, sondern auch von anderen Ländern wie den baltischen Staaten.

Zu beachten ist ja zweierlei: Erstens betont die Sowjetunion jetzt stärker das Selbstbestimmungsrecht der einzelnen Völker. So durfte sich auch der Warschauer Pakt auflösen, so ist jetzt sogar ein Ausscheiden einzelner Republiken aus der Sowjetunion möglich. Ein völliges Rückgängigmachen dieser Entwicklung innerhalb der nächsten Jahre ist unwahrscheinlich. Die kürzlich freigegebenen Länder im Ostblock einfach wieder zu überfallen, ist ganz ohne international akzeptablen Grund nicht leicht möglich. Und durch die größere geistige Freiheit, die in den ehemals sowjetischen Ländern seit einigen Jahren herrscht, gäbe es auch mehr inneren Widerstand gegen unbegründete Angriffskriege.

Schon früher schrieb Malgo in seiner Zeitschrift Nachrichten aus Israel: „Schon vor Jahren betonten wir, daß Persien, das so an den Westen gebunden und mit hypermodernen amerikanischen Waffen versehen ist, russifiziert wird… . Kürzlich fiel Afghanistan in die Hände der Sowjets. Man sagte damals: Die nächsten sind Persien und Pakistan. Der Weg nach Israel wird gebahnt!“ (Okt. 1978, S. 11f)

Da zeichnete sich also der weitere Verlauf schon klar ab - klarer, als er dann wirklich eintrat. Malgo sah in der damals beobachteten Entwicklung auch eine Bestätigung dafür, wie nahe am Ende wir stehen: „Heute ist der Iran nahe zum Punkt gekommen, in sowjetische Hände zu fallen. Der Überfall Rußlands auf Israel ist näher, als du denkst. Es ist viel später, als daß du meinst. Letzthin konnte man der Presse entnehmen, daß sowjetische Truppen intensiv im Kaukasus (Südrußland) für den Durchstoß zum Persischen Golf üben (lies: … den Durchstoß nach Israel).“ Und so geht es weiter.

Angesichts der Auflösung der Sowjetunion wirken Vorhersagen darüber, was mit der Sowjetunion demnächst geschehen werde, besonders merkwürdig. Vor allem, wenn sie als völlig sicher hingestellt werden, und die Autorität der Bibel für diese Vorhersagen in Anspruch genommen wird:

„Die Sowjetunion bahnt sich ihren Weg durch Afghanistan, die Türkei, den Iran und die verschiedenen afrikanischen Staaten nach Israel, wo der Großteil ihres Heeres mit den es begleitenden Satelliten-Staaten bald zugrundegehen wird (vgl. Hes 38 und 39).“ (Heil 36) Die Fußnote dazu erläutert: „… Hesekiel 39,6a, … Hier wird der entsetzliche Dritte Weltkrieg geschildert, der ja zweifelsohne durch den plötzlichen Angriff der Sowjetunion und ihrer Satelliten ausgelöst werden wird. „

„… daß das Hitler-Nazi-Reich an Israel zugrundeging, während die Sowjetunion nach dem untrüglichen prophetischen Wort in Israel zugrunde gehen wird: '… ' (Joel 2,19-20 …“ Wie auch sonst öfters werden hier weltliche Autoritäten herangezogen: „Solschenizyn sagte wörtlich: 'Die sowjetische Wirtschaft ist so stark auf Krieg eingestellt, daß es nicht mehr in der Macht des Politbüros liegt, ihn zu verhindern - selbst wenn alle Mitglieder einstimmig keinen Krieg beginnen wollten. ' Dies aber ist die exakte Erfüllung von Joel 4,9-14: …“ (Schatten 181)

Nun hat sich die Sowjetunion bereits aufgelöst und kann als solche nicht mehr in Israel zugrundegehen - egal was das „untrügliche prophetische Wort“ sagt. Auch der Weltkommunismus hätte in Israel zugrundegehen sollen: So wußte Malgo schon 1974, daß „die Sowjetunion, ja der Weltkommunismus schlechthin, an Israel in Israel zugrunde gehen wird“ (Israel 75). Malgo fordert auf, als Bestätigung Hesekiel 38 und 39 anzusehen, aber dort wird man kaum herauslesen können, daß Jelzin die kommunistische Partei in Rußland verbieten wird. Vielleicht sollten wir vorsichtiger werden damit, die jeweilige politische Situation in prophetische Bibelaussagen hineinzulesen. Dann bleiben uns auch manche Enttäuschungen erspart! Noch 1990 verband Malgo den bevorstehenden Untergang des Weltkommunismus mit Hesekiel 38 und 39, also mit einem gescheiterten Angriff der kommunistischen Heere von Rußland und seinen Verbündeten auf Israel (Bibel 43).

Israels Feind aus dem Norden sind laut Malgo „die kommunistischen Armeen“ (Israel 184).

Malgo teilt auch die typische Sorge aller Endzeitautoren mit Demnächsterwartung: Wenn das Ende so schnell herbeieilt - was ist, wenn es während der Drucklegung dieses Werkes schon da ist? Dann wären die Aussagen des Buches schon beim Erscheinen des Buches überholt … „Wenn bei der Drucklegung dieser Zeilen die Sowjets noch nicht bis zum Persischen Golf durchgestoßen sind und Israel noch nicht überrannt haben, so ist es unnötig zu sagen, daß diese letzte Aggression der Russen bevorsteht.“ (Aufmarsch 97) Das zeigt deutlich, wie rasch diese letzten Ereignisse zu erwarten sind: Nämlich schon für die der Niederschrift des Buches folgenden Monate …

Ist der russische Angriff auf Israel nicht bereits im Gange? „Zurückgreifend auf die Erfüllung von Hesekiel 38 und 39, in der wir schon mitten drin stehen, ist es aufschlußreich zu sehen, wie die Sowjetunion weiter unter einem unwiderstehlichen Zwang fieberhaft aufrüstet: …“ (S. 99)

Und auch sonst ist vieles bereits im Gange …

b) ‚Der 3. Weltkrieg hat bereits begonnen!'

Malgo meint, daß der Dritte Weltkrieg „im Grunde genommen schon begonnen hat“ (Aufmarsch 97). Der Dritte Weltkrieg dauert demnach länger als der Erste mit seinen 4 Jahren und der Zweite mit seinen knapp 6 Jahren, denn wenn er schon vor 1980 begonnen hat - und er wurde wohl noch nicht beendet. Solche Äußerungen zeigen, wie nahe die letzten Ereignisse für Malgo sind, wenn er sie als eigentlich schon geschehend betrachtet.

Hier wirkt auch der Fehler mit, in winzigen Anhaltspunkten bereits die volle Erfüllung zu sehen:

„Bitte unterschätzt die antizionistische Resolution vom 11. November 1975 in der UNO nicht. Sie ist die politische Erfüllung von Sacharja 14,2, wo der Herr sagt, daß Er alle Heiden nach Jerusalem bringen wird… . Weltpolitik gegen Zion bedeutet im Wesen schon Weltkrieg gegen Zion.“ So zu lesen in einem weiteren Buch Malgos: Im Schatten von Harmagedon (S. 46). Der Titel zeigt, daß es wieder um das einschlägige Thema geht. Das Buch gibt kein Erscheinungsjahr an; vom Inhalt her zu schließen dürfte es etwa 1977 erschienen sein.

Auch in diesem Buch finden wir weit vorgerückte Entwicklungen: „die Welteinheitskirche nimmt immer klarere Konturen an!“ (S. 14) Wie klar sind die Konturen heute, mehr als ein Jahrzehnt danach? Die röm. -kath. Kirche geht auf deutliche Distanz zum Weltkirchenrat. Malgo dagegen glaubte: „Wenn die römische Kirche auch noch nicht Mitglied des Weltkirchenrates ist, so wird sie doch immer mehr zum beherrschenden Faktor dieses religiösen Blockes werden.“ (S. 15)

Auch ohne ausdrückliche Festlegung auf ein bestimmtes Jahr kann doch dem Leser ein bestimmter Eindruck vermittelt werden. Malgo resümiert im Jahr 1974: 1912/13 meinten „Beobachter der weltpolitischen Szenerie“, „daß in naher Zukunft ein Großkrieg ausbrechen müsse“ (was 1914 geschah). Anfang der 1930er Jahre meinten viele, Hitler bedeutet Krieg (der 1939 kam). Wann kommt der nächste Krieg? Malgo: „Die Krisenstäbe der Machtzentren in Ost und West rechnen mit einer Zuspitzung der Lage für 1975/76,“ (Israel 155f). Durch eine solche Zusammenstellung - die zu beweisen scheint, daß es einige Jahre nach der Ankündigung tatsächlich zu einem Weltkrieg kommt - wird der Leser zu der Erwartung geführt, daß wenige Jahre nach 1974 wieder ein Weltkrieg zu erwarten ist. Malgo sagt es auch ganz ausdrücklich: „Heute, Mitte 1974, können wir optisch wahrnehmen, daß der Kreml die nächste große militärische Auseinandersetzung vorbereitet. Später wird man dieses Ereignis den 'Dritten Weltkrieg' nennen. „

Heute, knapp 2 Jahrzehnte danach, hat der 'Dritte Weltkrieg' noch immer nicht begonnen, und der Kreml ist derzeit auch gar nicht mehr mit dessen Vorbereitung beschäftigt, sondern mit der Lösung seiner wirtschaftlichen Probleme. (Aber das kann sich natürlich auch wieder einmal ändern.)

Malgo vernahm 1974 auch bereits die „dröhnenden Schritte“ des Antichristen (Israel 161). Nun sollte man erwarten, daß derjenige, dessen Schritte Hellhörige bereits vor knapp 2 Jahrzehnten hören konnten, mittlerweile aufgetreten ist, so daß man nun weiß, um wen es sich dabei handelt.

c) Ist Jesu Wiederkunft berechenbar?

Malgo zitiert ausführlich einen Kommentar von Albert Springer: „Es ist uns nicht gegeben, den 'Tag oder die Stunde' der Wiederkehr Christi zu kennen. Er hat uns aber Anhaltspunkte gegeben, die wir wohl tun, zu beachten.“ (Aufmarsch 56) Eine solche Haltung ist von den Zeugen Jehovas her gut vertraut: Einerseits kennt man das warnende Wort Jesu, andererseits versucht man dessen Bedeutung abzuschwächen. Etwa in dem Sinn: Die genaue Uhrzeit wissen wir nicht, aber doch den ungefähren Zeitpunkt. Springer begründet dann durch mehrere Argumente, daß „eine Generation“ mit 40 Jahren gleichzusetzen ist. „Diese Generation wird nicht vergehen“ - das soll heißen: Die Generation, die das Sprießen des Feigenbaumes miterlebt, wird auch noch das Ende erleben. Jetzt kommt es nur noch darauf an, wie man das Sprießen des Feigenbaumes datiert. Springer - der wohl schon einige Zeit vor Malgo geschrieben hat - tut das mit der Gründung des Staates Israel. Konsequenterweise setzt er fort: „Unsere Meinung ist daher, daß wir von der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 bis zum Kommen Christi eine biblische Generation, also 40 Jahre rechnen müssen. Dies bringt uns zum Jahre 1988.“ (S. 57)

Schließlich versucht Springer noch etwas abzuschwächen: „Diese Zahl soll uns nur als Leitfaden dienen, denn es ist ebenso gefährlich, eine genaue Jahrzahl für die Wiederkehr Christi anzuführen, wie Sein Kommen als bevorstehend zu beschreiben.“ Ein wahres Wort! Tatsächlich ist es gefährlich. Und zwar nicht nur, eine genaue Jahreszahl anzugeben, sondern auch eine ungefähre.

Sei es Absicht oder nicht, bei vielen Endzeitautoren kommt es so heraus, daß sie sich zwar nicht darauf festlegen, daß das Ende in den allernächsten Jahren kommen müßte - hierbei wäre auch das Risiko zu groß. Aber dennoch geht es immer in diese Richtung: Höchstwahrscheinlich kommt es in den nächsten Jahren, sehr lange (etwa mehrere Jahrzehnte) wird es nicht mehr dauern.

So finden wir es auch bei Malgo. 1988 war für den Ablauf der gesamten Endzeitereignisse schon etwas knapp, als Malgo sein Buch 1980 herausbrachte. Wenn bis 1988 auch noch die 7jährige Trübsalszeit Platz finden soll, und die Entrückung davor liegt, müßte diese ja unmittelbar nach dem Erscheinen von Malgos Buch kommen! Eine Festlegung auf einen so knappen Zeitraum wäre denn doch sehr riskant. Malgo dehnt den Zeitraum aus. Wie? Indem er das Sprießen des Feigenbaums mit 1967 datiert, mit der Rückgewinnung der Altstadt Jerusalem. Die 40 Jahre für eine Generation behält er bei, es bleibt also noch Zeit bis 2007. (Die 7jährige Trübsalszeit müßte dann spätestens 2000 beginnen.) Auch dieser Zeitraum könnte einmal knapp werden, aber zur Zeit der Niederschrift erschien dieser Zeitraum eher lange, denn man könnte als Leser im Jahre 1980 nun denken: Es dauert also noch 20 Jahre … Malgo betont nun, daß es schon viel früher kommen könnte: „Wir haben aber dabei zu überlegen, daß der Herr nicht gesagt hat: 'Wenn diese Generation vergangen sein wird, dann wird dieses alles geschehen', sondern …“ (S. 59) Die Endzeitereignisse sollen also zur Gänze während dieser 40 Jahre ablaufen, wobei wir aber nicht wissen, ob die einzelnen Ereignisse unbedingt zum spätestmöglichen Zeitpunkt stattfinden: „Die Entrückung muß in Bälde geschehen, weil wir nicht wissen, ob es in des Herrn Ratschluß liegt, die Zeit einer ganzen Generation, also 40 Jahre, zu benützen.“ Die Spannung bleibt somit aufrecht, denn jetzt gleich muß das so lange Erwartete geschehen!

Das „Wissen“ vom so nahen Ende hat Konsequenzen, auch für den Umgang mit Geld. Dieser soll natürlich immer verantwortungsbewußt sein, aber so knapp vor dem Ende handelt es sich nach Malgo um eine ganz besondere Situation. Jetzt wäre es nicht mehr sinnvoll, für die Zukunft zu sparen. Wenn doch in wenigen Jahren die Entrückung stattfinden wird … Bankkonto oder Versicherung erscheinen da überflüssig. Malgo beobachtet entsetzt: „gibt es noch immer Gotteskinder, die es wagen, auf ihrem Bankkonto Geld anzuhäufen; sie leben von ihren Zinsen und Zinseszinsen… . [er verweist auf Matthäus 6,19] … Was geschieht denn mit deinem Sparguthaben, wenn heute die Entrückung stattfindet? Diese Mittel, die du für die Sache Jesu Christi hättest investieren können, gehen dann in den Besitz des Antichristen über.“ (S. 65)

Was ist, wenn ein Leser, solcherart angespornt, seine finanziellen Reserven einer Missionsgesellschaft (z. B. dem Mitternachtsruf) spendet, und dann nach mehreren Jahren zuwenig Geld hat? Ist es nicht verantwortungslos, Christen dazu aufzufordern, daß sie ihren Besitz unter Zugrundelegung der Annahme, daß in einigen wenigen Jahren das Ende kommt, verwalten sollen?

„Der Herr Jesus kommt höchstwahrscheinlich zu deiner Lebzeit wieder.“ (S. 72) Malgos Leser sind in der Mehrheit alte Leute, als Durchschnitt kann man ein Alter von etwa 55 oder 60 Jahren annehmen. Seit 1980 dürfte dann doch ein bedeutender Teil davon gestorben sein (ein Drittel?). Die von Malgo behauptete „Höchstwahrscheinlichkeit“ traf also nicht zu. (Von „höchstwahrscheinlich“ würde ich bei 90% oder mehr sprechen.)

In dem Buch Was sagt die Bibel über das Ende der Welt? (1982 oder 83 erschienen) zitiert Malgo den Futurologen Hermann Kahn, der meint, daß die befürchteten zukünftigen Katastrophen militärischer und ökologischer Art „nicht vor 1985 Wirklichkeit werden“. Malgo dazu: „Und dann? Ja, dann kommt:

Das letzte Gericht, …“ (S. 43f) Auch hier wird dem Leser wieder der Eindruck vermittelt, daß es in den nächsten Jahren soweit ist.

Dabei liefert Malgo selbst Anhaltspunkte dafür, daß es auch noch länger dauern könnte. Er meint: „Die dritte und letzte Rückkehr Israels ins Land der Väter hält seit 1948 unvermindert an und wird solange gehen, bis alle Juden heimgebracht sind… . in Hesekiel 39,28 lesen wir: 'Also werden sie (die Juden) erfahren, daß Ich, der Herr, ihr Gott bin, der Ich sie habe lassen unter die Heiden wegführen und wiederum in ihr Land versammeln, und nicht einen von ihnen dort gelassen habe. ' Je mehr sich aber die Sammlung der Kinder Israels ihrer Vollendung nähert, desto mehr nähert sich auch die kosmische Katastrophe, von der die Bibel spricht, ihrer Erfüllung.“ (Heil 39f) Nun sieht man unter den Millionen in den USA lebenden Juden wenig Bestreben, nach Israel auszuwandern. So wird sich auch die Vollendung der Sammlung, wenn man sie wie Malgo so wörtlich nimmt, noch über einige Zeit hinziehen. Doch setzen wir einmal voraus, alle Juden wollen nach Israel: Wenn wir ein jährliches Integrationsvermögen Israels von etwa 100. 000 einwandernden Juden zugrundelegen, wird es 100 (!) Jahre dauern, bis die etwa 10 Millionen außerhalb Israels lebenden Juden in Israel leben.

d) Malgo ein Prophet?

Wie präsentieren sich Malgos Bücher? Das Buch Was sagt die Bibel über das Ende der Welt wurde mit einem Vorwort von Ulrich Hartmann versehen. Darf der Leser die Aussagen des Buches in Frage stellen? Ja, wenn er „in Glaubensfragen unsicher“ ist - dann mag ihm „der Inhalt zunächst unrealistisch und phantastisch anmuten“. Wenn er jedoch um das Wirken Gottes auf Erden weiß, werden ihm „diese Darlegungen lebendige Realität sein“ (S. 9). Dem Leser wird hier also von vornherein reiner Wein eingeschenkt, so daß er weiß, wie er einzustufen ist, wenn er den Inhalt von Malgos Buch in Frage stellt. Dieses Buch ist, es versteht sich, aufmerksam zu lesen (S. 9). Es kommt aber noch stärker: „Lesen Sie das Buch nicht nur einmal, sondern zwei-, dreimal, und lassen Sie den Inhalt auf sich einwirken.“ (S. 10) Dann kommt noch ein Vergleich mit Noah: Wie Noah ausgelacht wurde, so werden auch heutige warnende Männer Gottes nicht ernst genommen.

Und wenn Noahs Botschaft von Gott war, die zeitlichen und politischen Festlegungen Malgos dagegen nicht? Müssen wir dennoch alles, was Malgo sagt, so nehmen, als würde Gott reden?

Malgo bedenkt nicht, daß er sich bei seinen Bibeldeutungen mitunter in sehr unsichere Gebiete begibt. Seiner Meinung nach ist das von ihm Präsentierte einfach das, was die Bibel sagt. So kann er dann auch den Leser anreden: „Lieber Leser, nicht wahr, du hast innerlich gespürt, daß das, was du bis dahin gelesen hast, die Wahrheit ist, zumal es die Bibel so sagt.“ (Bibel 103)

e) Redet Gott durch Sterne, wirkt er durch UFOs?

Wahrscheinlich 1980 erschien Malgos Buch Heilsgeschichtliche Konstellationen von 1948 bis 1982. Ein mutiges Buch, versucht er darin doch zu zeigen, daß wichtige irdische Ereignisse (die durchwegs mit Israel in Verbindung stehen) gleichzeitig mit besonderen kosmischen Vorgängen stattfanden: teils mit Planetenkonstellationen, teils mit dem Erscheinen von UFOs. Das können sowohl die Astrologen (das haben sie ja schon immer behauptet!), als auch die UFO-Anhänger als Bestätigung auffassen, denn bei Malgo erscheinen die UFOs durchaus positiv, nämlich als Helfer Israels bei den Nahostkriegen. Doch das ist jetzt nicht unser Thema. Wichtiger ist, daß für 1982 eine besondere Planetenkonstellation erwartet wurde: Alle Planeten unseres Sonnensystems stehen in einer geraden Linie. Das erzeugte bei Malgo eine besondere Spannung: Ob das nicht mit der Wiederkunft Jesu einhergehen werde? So sagt schon der Text auf dem hinteren Buchdeckel: „Im vorliegenden Buch werden kosmische Konstellationen in ihrer Beziehung zu Israel und zum Kommen Jesu beleuchtet. Neue Erkenntnisse über den Stern von Bethlehem, die UFOs und die 'Planeten-Parade' von 1982 werden zusammengetragen und ins Licht des prophetischen Wortes gestellt. Dabei wird der Leser zur Gewißheit geführt: Jesus kommt bald wieder!“

Könnten wir diese Gewißheit nicht auch ohne Planeten-Parade haben? Hier finden wir den alten Fehler dieser Endzeitliteratur wieder: Winzige Anhaltspunkte, entfernte Parallelen, mögliche Zusammenhänge werden sofort gierig aufgegriffen und als wahrscheinliche Indizien für bestimmte Ereignisse verkündet.

Wim Malgo zitiert zu dieser nahenden Konstellation einige Experten und faßt dann zusammen: „Diesmal aber erwarten die Wissenschaftler die größte aller kosmischen Störungen, die seit der Schöpfung der Welt je bekannt wurden. Es ist darum wichtig, in diesem Zusammenhang wiederum auf die Prophezeiung unseres Herrn Jesus Christus hinzuweisen, wenn Er von der Wiederherstellung Jerusalems redet: '… Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit… . ' (Luk 21, 24b-28).“ (S. 46) Und weiter: „die unausweichbare Konsequenz dieser Geschehnisse, mit denen wir heute schon konfrontiert werden, ist die bevorstehende Entrückung.“ (S. 48)

Wird Jesus 1982 wiederkommen? Ganz festlegen möchte sich Malgo wohlweislich nicht: „Wir wissen nicht, wann die Entrückung stattfinden wird, ob vor oder nach 1982. Denn wir können nicht sagen, ob der Herr in Seinem Erbarmen dieser Welt noch eine Gnadenfrist gewährt, die über 1982 hinausgeht. Niemand von uns weiß die Stunde der Hinwegnahme der Gemeinde.“ (S. 48f)

Nachdem Malgo solcherart sein Nichtwissen eingesteht, betont er aber doch auch, daß man den Zeitpunkt nicht einfach völlig offenlassen kann: „Aber wer heute diese überdeutlichen, wuchtigen Endzeitzeichen nicht erkennt, fällt unter das Wort Jesu von Matthäus 16,3b: 'Ihr Heuchler, über des Himmels Gestalt könnt ihr urteilen; könnt ihr denn nicht auch über die Zeichen dieser Zeit urteilen?'„

Ich fürchte, daß auch Malgo unter dieses Wort Jesu fällt, denn „die Zeichen dieser Zeit“ konnte er nicht beurteilen. Seine so betonte Planetenkonstellation von 1982 steht, wie wir ein knappes Jahrzehnt danach sagen müssen, in keinem näheren Zusammenhang zu irgendeinem Endzeitereignis.

f) ‚Deutschland wird vor Harmagedon nicht wiedervereinigt'

In dem schon erwähnten Buch Im Schatten von Harmagedon (ca. 1977) geht Malgo von der Wiederherstellung des 4. Reiches der Daniel'schen Vision aus, dem Römischen Reich. Dieses Reich sollte in genau jenen Grenzen wiederhergestellt werden, die es zur Zeit seiner größten Ausdehnung hatte. So vergleicht Malgo nun:

„Die provisorische Westgrenze des Römischen Reiches unter Augustus entspricht fast genau der provisorischen Grenze zwischen der BRD und der DDR.“ (S. 80)

Und wie es damals war, muß es auch heute sein; und da nun nichts mehr passieren darf, als nur die allerletzten Endzeitereignisse (Demnächsterwartung!), ist auch klar, daß sich diese Grenze zwischen BRD und DDR nicht vorzeitig ändern darf:

„Das besagt, daß auch in unseren Tagen dasselbe geschehen wird. Die Versuche einer Wiedervereinigung Deutschlands werden mißlingen bis zur Auseinandersetzung der Völker bei Harmagedon. Es wird nach dem altrömischen Reich so kommen, daß die Sowjetunion Westeuropa bis zum Rhein überrennen wird. Nach dem Studium des Wortes und der Grenzen des altrömischen Reiches können wir zu keiner anderen Feststellung kommen.“

Hier wird die Autorität des Wortes (d. h. doch wohl: der Bibel) herangezogen, um eine - mittlerweile als falsch erwiesene - Behauptung zu stützen. Für Malgo schien das alles sehr klar, auch deshalb, weil ja die DDR als Satellit der Sowjetunion gegen Israel ziehen werde: „daß Gomer, Ostdeutschland, das ja der stärkste Satellit Sowjetrußlands ist und mit ihm gegen Israel ziehen wird (Hes. 38,6), …“ (S. 25)

Solche Vorhersagen bot Malgo auch schon den Lesern seiner Zeitschriften: „West-Berlin … wird zweifelsohne von den asiatischen Horden überrannt, die bis zum Rhein vordringen werden… . der Angriff Sowjetrußlands und seiner Satelliten auf Israel mit ihrem Überfall auf den Westen parallel laufen wird. Ich möchte aber einschränkend bemerken, daß unsere Erkenntnis Stückwerk ist. Aber dies alles kommt mit unheimlicher Geschwindigkeit auf uns zu. Wohl dem, den der Herr wachend findet! Überdies werden West- und Ostberlin bzw. West- und Ostdeutschland wiedervereinigt werden, aber über Jerusalem.“ (Mitternachtsruf Dez. 1978, S. 22)

Zwischendurch eingeschobene Lippenbekenntnisse darf man nicht überbewerten. Wenn Malgo hier davon spricht, „daß unsere Erkenntnis Stückwerk ist“, so ändert das ja doch nichts daran, daß er viele Aussagen als sehr sicher hinstellt.

g) Hat Malgo umgedacht?

Als Herausgeber der verbreiteten Zeitschrift Mitternachtsruf hätte Malgo die Möglichkeit, sehr rasch zu der Nichterfüllung seiner Vorhersagen Stellung zu nehmen. Er bräuchte kein neues Buch herausbringen, er bräuchte auch nicht die Neuauflage eines seiner bisherigen Bücher abzuwarten.

Was für eine Stellungnahme wäre zu erwarten? Wir haben in unserer Untersuchung gesehen, daß Malgo unter Berufung auf die Bibel eine ganze Reihe von definitiven Vorhersagen gemacht hat. Ein Teil davon hat sich bereits als falsch herausgestellt, ein Teil hat sich in der Zwischenzeit von einer Erfüllung weit entfernt. Zu deren Erfüllung kommt es jedenfalls nicht so rasch wie von Malgo angekündigt. Was ist, wenn Christen diese Ankündigungen Malgos übernommen haben? Dann kann es z. B. sein, daß sie nun ohne finanzielle Mittel dastehen, da eine Vorsorge so knapp vor dem Ende laut Malgo falsch ist. Es kann auch sein, daß sie nun in Glaubenskrisen schlittern, da das, was sich laut Malgo aus der Bibel ergibt, doch falsch ist. Es kann sein, daß sie in ihrem Bekanntenkreis in evangelistischer Absicht über die bald zu erwarteten politischen Ereignisse gesprochen haben. Nun stehen sie - und die Bibel! - vor diesen Bekannten als die Dummen da. Alles in allem gibt es da also doch manches, was Malgo ausgelöst hat und was bereinigt gehört. Im Mai 1991 hatte Malgo einen Herzinfarkt, der ihn dem Tod nahe brachte. Malgo hat sich wieder erholt, und im Dezember 91 konnten seine Leser bereits wieder Artikel von ihm lesen. Darin wiederholt Malgo zwar, daß das Ende knapp bevorsteht, von einer Umkehr ist jedoch noch nichts zu bemerken. Malgo kommentiert die neueste politische Entwicklung, ohne dabei jedoch zu erwähnen, daß diese laut seinen früheren Vorhersagen gar nicht so sein dürfte wie sie ist. Man gewinnt also den Eindruck, daß Malgo zur Tagesordnung übergehen möchte, und so tun möchte, als ob nichts gewesen wäre. Was wird Gott tun? Wird er auch zur Tagesordnung übergehen? Oder wird er Malgo für die falschen Vorhersagen, die dieser im Namen Gottes verbreitet hat, zur Verantwortung ziehen?

In seinem wohl meistverbreiteten Buch, in Was sagt die Bibel über das Ende der Welt?, hat Malgo ca. 10 Seiten gestrichen, und an ihre Stelle ein neues Kapitel eingefügt: „Haben wir uns in der Erwartung der baldigen Entrückung geirrt?“ (Mir liegt die Ausgabe vom Nov. 1990 vor.) Bevor wir uns dieser zweifellos berechtigten Frage zuwenden, rekapitulieren wir nochmals den Inhalt der gestrichenen 10 Seiten, in der Ausgabe von 1984 auf S. 84ff. Zuvor lesen wir noch die Überleitung: „Damit kommen wir auf eine weitere prophetische Gerichtsperspektive von ungeheurem Ausmaß.“ (S. 83) Es handelt sich beim folgenden also um eine „prophetische Perspektive“. Der erste Abschnitt ist überschrieben mit „Die Grenzen des Römischen Weltreiches“. Zu diesen behauptet Malgo: „Diese müssen zunächst in ihrem Rahmen, den sie vor zwei Jahrtausenden hatten, wiederhergestellt werden.“ (S. 84) Als Begründung meint Malgo, daß „das erste und zweite Kommen Jesu heilsgeschichtlich … ein und dasselbe ist“. Diese Behauptung stützt er durch 2. Petr 3,8 („Ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre“). Das ist eine ungeeignete Beweisführung. Jedenfalls meint Malgo, „heute können wir die Beschleunigung in der Wiederherstellung des Römischen Reiches bereits klar sehen“. Wenn um 1984 schon die Beschleunigung zu sehen war, sollten wir diese doch heute noch klarer sehen, wohl schon in Form des Ergebnisses? Was müßte zu dieser Wiederherstellung geschehen, was sich aber laut Malgo damals schon ankündigte? Dänemark und Norwegen müßten die NATO verlassen; sie werden gemeinsam mit Schweden und Finnland dem russischen (= „asiatischen“) Bündnis beitreten. Dieses russische Bündnis verfestigt sich laut Malgo: „Gleichzeitig wird der asiatische Machtbereich blutig zementiert. Ich erinnere nur an die DDR in den fünfziger Jahren, …“ (S. 87) Des weiteren erinnert Malgo an Ungarn, Tschechoslowakei und Polen. „Das blutig unterdrückte Aufbegehren der Vasallen Moskaus - wie jetzt Polen - wird sich nach Hesekiel 38,21b auf den Bergen Israels voll durchsetzen, wo dann 'eines jeglichen Schwert wider den anderen sein wird'.“ (S. 90f) Malgo rechnet also damit, daß diese außerhalb des Gebietes des römischen Reiches liegenden Länder mit Rußland einen Angriff auf Israel starten werden.

Diese Seiten hat Malgo also gestrichen. Verständlich, denn die Entwicklung der letzten Jahre ging in eine völlig entgegengesetzte Richtung. Aber der Leser würde natürlich gerne wissen, wie Malgo heute dazu steht. Ist er daraufgekommen, daß er sich geirrt hatte? Dann wäre es wertvoll gewesen, hätte er auch seine Leser über seinen Irrtum informiert und auch diesen geholfen, aus diesem Irrtum herauszufinden. Falls er diese Sicht aber weiter festhält (und S. 96 der 1990er-Ausgabe weist in diese Richtung) - warum hat er diese Seiten dann gestrichen?

Diese Fragen bleiben also offen. Wenden wir uns nun dem neuen Kapitel zu. Am Beginn verweist Malgo auf eine Rundfunksendung über die Zukunftserwartung der Christen in Amerika und Europa, in der auch das hier besprochene Buch Malgos erwähnt wurde. Inwiefern, verschweigt Malgo. Wurde es etwa kritisiert? Wenn ja, warum? Malgo war jedenfalls mit dem Inhalt der Sendung - den er uns leider verschweigt - nicht einverstanden und schießt mit vollen Rohren zurück: „die Arroganz der geistlichen Mittelmäßigkeit“; überall „bricht Hohn und Spott auf, wenn es um die Erwartung des Wiederkommens Jesu geht“. Malgo erinnert an Offb 12,12b: „Der Teufel ist zu euch hinabgestiegen … „, heute sehen wir „Angstausbrüche aus der Hölle“. Malgo: „Ist es nicht eigenartig, daß gerade dieses Gratisbuch, das Sie hier in einer neu bearbeiteten Auflage vor sich haben, ganz unerwartet schon in so viele Sprachen übersetzt wurde? Da wehrt sich der Teufel mit Macht, denn nicht wenige Menschen hatten dadurch eine entscheidende Begegnung mit dem Herrn Jesus Christus!“ (S. 84f)

Ein Kritiker von Malgos Schriften kann hier einen Vorgeschmack bekommen von dem, was ihn erwartet. Im Übrigen ist dieses Kapitel Malgos für mich eine einzige Enttäuschung. Bei der Frage „Haben wir uns in der Erwartung der baldigen Entrückung geirrt?“ sollte es ja nicht bloß darum gehen, daß der Ausdruck „bald“ eventuell dehnbar ist, sondern vielmehr darum, daß Malgo sehr konkrete Ereignisse für die nächsten Jahre vorhergesagt hat, die nicht gekommen sind. Ich erinnere etwa an die Behauptung, daß Deutschland vor Harmagedon nicht wiedervereinigt wird, eine Behauptung, die sich eindeutig als falsch herausgestellt hat. Die Feststellung, daß sich Malgo in konkreten Endzeit-Erwartungen geirrt hat, kann nicht bestritten werden. Ein solches Eingeständnis sucht man in diesem Kapitel jedoch vergeblich. Stattdessen macht Malgo in ebendiesem Kapitel weiter wie bisher: Er präsentiert weiterhin Vorhersagen, wobei er sich auf „verschiedene Berichte“ stützt: „Der nächste brisante militärische Zeitraum ist vom Kreml für die kommenden Jahre geplant. Der sowjetische Angriff soll quer durch Deutschland gehen …“ (S. 95) Und weiter: „Gorbatschow … ist fieberhaft dabei,… . die Rüstungsbemühungen voranzutreiben, damit Rußland in absehbarer Zeit in der Lage ist, den Westen militärisch zu schlagen.“ (S. 96) Und weiter: „Gemäß einer schwedischen Studie bereitet sich die Sowjetunion auf einen konventionellen Krieg in Europa vor.“ Malgo unterstreicht diese Aussagen noch: „Jedenfalls stimmen die politischen Prognosen, von denen wir kurz einige erwähnt haben, haargenau mit der prophetischen Chronologie überein;“ (S. 97) So macht Malgo also mit Ankündigungen weiter, wobei er sich auf die Bibel beruft, und es sieht nicht so aus, als ob er dieses Mal eine glücklichere Hand gehabt hätte. Obwohl also Malgo bereits eine Reihe von Behauptungen über die Zukunft gemacht hat, die danebengingen, betont er doch: „Wir lehnen es entschieden ab, auf den Boden der Spekulation zu treten; vielmehr halten wir uns an das untrügliche Wort Gottes.“ (S. 97) Das ist eben das Problem Malgos, daß er seine Deutungen von Bibelstellen mit der Bibel selbst gleichsetzt und sie daher für richtig hält. Aber die wiederholten Fehlschläge sollten ihn doch zur Besinnung bringen und ihm zeigen, daß seine Deutungen nicht ohne weiteres mit der Bibel selbst gleichzusetzen sind!

Schlußwort

Wir haben Endzeitliteratur der vergangenen Jahrzehnte betrachtet und den Vorhersagemißerfolg festgestellt.

„Eines steht aber fest: Jünger Jesu erkennen auf Grund ihrer Schriftkenntnis und ihrer Glaubenserfahrung den Welthintergrund besser als Nichtchristen.“ (Koch 86)

Wenn Kochs Äußerung sich darauf bezieht, daß Jünger Jesu die Entwicklung der nächsten Jahre besser vorhersagen können, so fürchte ich, daß wir uns da überschätzen. Die lange Liste der Irrtümer evangelikaler Endzeitpropheten zeigt doch: Auch mit der Bibel in der Hand können wir die unmittelbare Zukunft nicht vorhersagen. Manche glauben es zu können, weil sie überzeugt sind, daß die momentane politische Konstellation die Ausgangsbasis für die Endzeitereignisse ist. So daß also alle in der Bibel erwähnten Zukunftsgrößen in der momentanen politischen Landschaft ihre Identifikation haben müssen.

Ich finde es verlockend, ausgehend von der gegenwärtigen Zeit zu überlegen, wie es weitergehen könnte, und wie es möglicherweise schon in naher Zukunft zu Endzeitereignissen kommen könnte. Ich gebe dieser Verlockung einen Augenblick lang nach, um im Anschluß daran abzuschätzen, ob Überlegungen dieser Art etwas bringen können.

Politik

Wird es bald zu einem Angriff arabischer, russischer und anderer Staaten auf Israel kommen? Dieser Angriff kehrt als Auftakt zu Harmagedon regelmäßig in der Endzeitliteratur wieder. Erscheint ein solcher Angriff als wahrscheinlich für die nächsten Jahre?

Israel hat Atombomben, die es im Ernstfall vielleicht auch einsetzen würde. Umgekehrt könnten arabische Staaten, selbst wenn sie Atombomben haben, sie nicht so leicht einsetzen, ohne damit auch die arabische Bevölkerung zu gefährden. Das wird zu einer gewissen Zurückhaltung seitens der arabischen Staaten führen, selbst wenn sie verbal und auch wirtschaftlich Israel attackieren. Insbesondere bei Ägypten ist damit zu rechnen, daß es international zurückhaltend sein wird, weil der Assuan-Staudamm eine enorme Bedrohung darstellt.

Wie werden sich die Nachfolgestaaten der Sowjetunion verhalten? Es wäre ein Grund denkbar, weshalb Rußland sich in einen Krieg mit Israel hineinziehen lassen könnte: Um den moslemischen Nachfolgestaaten einen Gefallen zu erweisen (der zu Gegenleistungen führen könnte). Derzeit sieht es allerdings so aus, daß alle diese Staaten andere Sorgen haben. Angefangen mit der katastrophalen Wirtschaftslage. Dann gibt es dort ein enormes Potential für Grenzstreitigkeiten. Hier bahnen sich noch manche Konflikte auch zwischen den moslemischen Staaten an. Überhaupt darf man sich die moslemische Welt nicht zu einheitlich vorstellen. Die Feindschaft gegen Israel scheint oft der einzige gemeinsame Nenner zu sein.

Wirtschaft

Durch die Gewinne aus dem Ölexport haben einige arabische Länder riesige Gewinne, insbesondere seit der Preiserhöhung im Jahr 1973. Dennoch sieht es so aus, daß die arabischen Länder auch gemeinsam nicht die Wirtschaftsmacht Nr. 1 werden. Neben den USA ist hier die EG zu beachten, aber auch Japan.

Die wirtschaftliche Stärke könnte insofern von Bedeutung sein, als es in dieser Hinsicht immer stärker zu einer Machtkonzentration kommen kann. Während wir in Europa in mehreren Staaten separatistische Tendenzen erleben, finden wir gleichzeitig auch einen Zug hin zu großen, starken Wirtschaftsblöcken, insbesondere den Zug zur EG. Die politische Eigenständigkeit - auch wenn sie formell gewahrt bleibt - wird durch das wirtschaftliche Zusammenwachsen immer schwächer. Gleichzeitig führt eine freie Marktwirtschaft dazu, daß die Starken immer stärker werden. Im wirtschaftlichen Bereich wäre es daher denkbar, daß die Macht immer mehr in den Händen einiger weniger zusammenläuft. Insofern könnte eine starke Wirtschaftsmacht die Basis für einen Antichristen bilden.

Daneben ist auch an die Möglichkeit zu denken, daß der Antichrist ökologisch erzwungen wird, durch die Notwendigkeiten des Umweltschutzes. Wenn die nächsten Jahre weitere, vielleicht noch größere Umweltkatastrophen bringen und sich außerdem die Meinung verstärkt, daß diese Katastrophen auf unseren sorglosen Umgang mit der Natur zurückgehen, so könnte sich bei der gesamten Menschheit immer mehr das Empfinden einstellen, daß die Zeit schon zu weit fortgeschritten ist, um wie bisher jahrelang über geeignete Maßnahmen zu diskutieren - mit dem Ergebnis, daß dann bestimmte Schadstoffgrenzen um einige Prozentpunkte verschoben werden. Sofortiges Handeln erscheint gefordert, bevor es zu spät ist. Und da die Austragung der Interessensgegensätze im Zuge von Verhandlungen - wie in der Vergangenheit praktiziert - zuviel Zeit erfordern würde, erscheint es nun notwendig, daß eine Einzelperson oder zumindest eine zentrale Regierung das Anordnen sofort zu befolgender Maßnahmen in die Hand nimmt.

Weltanschauungen

Könnte es sein, daß eine gemeinsame Weltanschauung der gesamten Menschheit die Grundlage bildet, die einem Antichristen das Regieren ermöglicht? Hier wurde in letzter Zeit vor allem die New Age-Bewegung genannt, wobei auch die Entwicklung einer Welteinheitsreligion wichtig wäre. Zu einfach darf man sich den Weg zu einer gemeinsamen Weltanschauung der gesamten Menschheit aber nicht vorstellen.

Eine geistige Gleichschaltung der gesamten Menschheit wäre ein mühsamer, langwieriger und Jahrzehnte beanspruchender Prozeß. Sollte eine derartige Gleichschaltung tatsächlich Voraussetzung eines Weltreiches des Antichristen sein, dann wäre dieses Reich jedenfalls nicht für die nächsten Jahrzehnte zu erwarten.

Gerade angesichts der Wende im Ostblock wurde folgendes eindrücklich sichtbar: Obwohl die dort lebenden Menschen seit Jahrzehnten im kommunistischen Sinn beeinflußt und „erzogen“ worden waren, gibt es in der Bevölkerung doch eine große Meinungsvielfalt und auch den Wunsch, diese Meinungen zum Ausdruck bringen zu dürfen. Das bestätigt, daß man Menschen militärisch unter Druck setzen und zum Schweigen bringen kann, daß man aber nicht alle zu einem bestimmten Umdenken (hier: in Richtung Kommunismus) bringen kann.

Die Befürchtung, es könnte bald zu einer weltweiten „Gleichschaltung“ kommen, gründet sich auch darauf, daß die Medien (allen voran das Fernsehen) starke Einflußmöglichkeiten haben. Das stimmt. Aber was das Fernsehen betrifft: In ärmeren Ländern haben viele Menschen kein Fernsehgerät. In reicheren Ländern haben die Menschen solche Geräte, aber gleichzeitig auch die Auswahl zwischen vielen Programmen - hier gibt es also Pluralismus (auch schon im Rahmen eines einzigen Programmes gibt es das). Natürlich könnte dieser Pluralismus durch eine „Weltregierung“ abgeschafft werden, aber die an Pluralismus gewohnten Menschen würden das merken und dagegen protestieren. Womit wir wieder beim Beispiel Kommunismus wären: Man kann Menschen zwar gewaltsam unter Druck setzen und zum Schweigen bringen, aber nicht so leicht ein unmerkliches Umdenken herbeiführen. Man muß sich einmal anschaulich vorstellen, wie an demokratische Verhältnisse gewohnte Menschen auf eine Diktatur reagieren würden!

In den ärmeren Ländern gibt es also viel weniger Fernsehgeräte und somit auch kaum die Möglichkeit, die Bewohner durch stundenlange Berieselung - für diese unmerklich - zu beeinflussen. Und andere Medien, etwa Zeitungen? Vergessen wir nicht, daß in den ärmeren Ländern auch die Zahl der Analphabeten sehr hoch ist.

Halten wir fest: Die Länder mit den größeren technischen Möglichkeiten zur Manipulation haben gleichzeitig auch größere Meinungsvielfalt. Außerdem besteht in diesen Ländern die Neigung zum Kritisieren, weniger zum Idealisieren - eine Grundhaltung also, die keine günstige Basis für eine Diktatur darstellt.

Schließe ich daraus, daß die New Age-Bewegung im Hinblick auf endzeitliche Entwicklungen völlig irrelevant ist? Ganz bedeutungslos ist sie nicht. Insofern als sie die Beschäftigung mit okkulten Praktiken fördert, fördert sie damit sicherlich auch gegenchristliche Kräfte. In diesem Sinne könnte sie - so wie andere esoterische Zweige - zu einem antichristlichen Reich beitragen.

Solche Überlegungen könnte man anstellen und dabei abzuwägen versuchen, wie wahrscheinlich bestimmte konkrete Entwicklungen sind. Grundsätzlich meine ich, daß wir Überlegungen dieser Art durchaus anstellen dürfen. Allerdings schätze ich ihren Wert sehr gering ein. Es bleiben soviele Faktoren übrig, die wir nicht genau einschätzen können, so daß die Entwicklung doch ganz anders verlaufen. Wie leicht man danebentippen kann, wie schnell eine Entwicklung unerwartet umschlagen kann, das hat uns ja ein Rückblick auf verschiedene Endzeitbücher im Vergleich mit dem tatsächlichen Verlauf der letzten Jahre gezeigt. Was tun wir also im Hinblick auf das Zeitgeschehen? Mitdenken, aber die Ergebnisse unseres Mitdenkens nicht überbewerten. Eine Überbewertung liegt auch vor, wenn jemand glaubt, er müßte seine Überlegungen massenhaft verbreiten. Und wenn jemand glaubt, er könnte seine Überlegungen mit biblischen Aussagen verknüpfen und damit unter die göttliche Autorität stellen, dann handelt er verantwortungslos. Denn ein Versagen der eigenen Überlegungen fällt dann gleichzeitig negativ auf das Image der Bibel zurück.

Im Verlaufe dieses Buches habe ich immer wieder auf die negativen Auswirkungen der Demnächsterwartung hingewiesen. Manche Christen meinen aber, die einzig richtige Form der Erwartung des Wiederkommens Jesu sieht so aus, daß ich dieses Kommen für die nächsten Jahre, jedenfalls noch für meine eigene Lebenszeit erwarte. Wenn ich das nämlich nicht tue, liegt mir ja wohl gar nicht viel daran!

Dazu lieferte Augustinus einen klassischen Ausspruch: „Nicht derjenige liebt die Wiederkunft des Herrn, der sagt, sie liegt noch in weiter Ferne; auch nicht der, der sagt, sie steht unmittelbar bevor; sondern derjenige, der sie mit ernstem Glauben, fester Hoffnung und brennender Liebe erwartet, ganz gleich, ob sie fern oder nah ist.“ (nach Grier 94)

Literatur

Hier führe ich jene Schriften an, die im Text meines Buches mehrmals und daher nur in Kurzform vorkommen. Nur einmal vorkommende Schriften gebe ich gleich an der betreffenden Stelle ausführlich an.

Baar = Marius Baar: Das Abendland am Scheideweg. Ismael oder Israel - Koran oder Bibel - Mohammed oder Jesus? 1979

Bacchiocchi = Samuele Bacchiocchi: Hal Lindsey's prophetic jigsaw puzzle. Five predictions that failed! 1987 (die Übersetzung der hier aus diesem Buch zitierten Sätze stammt von mir)

Bergmann = Gerhard Bergmann: Leben wir in der Endzeit? 1973

Clouse = Robert Clouse (Hg.): Das Tausendjährige Reich: Bedeutung und Wirklichkeit. Vier Beiträge aus evangelikaler Sicht. 1983 (am. Orig. 1977)

Fünning = A. Fünning: Das Israel der Letztzeit im Lichte des prophetischen Wortes. 1949

Geldbach = Erich Geldbach in seinem Artikel Endzeiterwartung, in: Evangelisches Gemeindelexikon, hg. von Erich Geldbach/Helmut Burkhardt/Kurt Heimbucher. 1986, S. 141

Gerth = Klaus Gerth: Der Antichrist kommt. Die 80er Jahre - Galgenfrist der Menschheit? 1982 (diese Erstauflage ist zitiert, wenn nicht anders angegeben; 1989 erschien eine überarbeitete 6. Auflage mit dem Untertitel Bleibt noch eine Galgenfrist für die Menschheit?; die 7. Auflage und 8. Auflage 1991 sind unveränderte Nachdrucke)

Gitt = Werner Gitt: Das Fundament. 1985

Goetz = William Goetz: Die Apokalypse kommt! 1983 (am. Orig. 1981)

Grier = William J. Grier: Plötzlich - in einem Augenblick. Überlegungen zur Wiederkunft Christi. 1978 (irisches Orig. 1945; 71976)

Großmann = Siegfried Großmann: Das Ende der Welt. Eine Auslegung von Matthäus 24 und 25. 1991

Hallesby = Ole Hallesby: Die Endzeit. Von der christlichen Hoffnung. 1983

Hubmer = Fritz Hubmer: Weltreich und Gottesreich, in Prophetie und Erfüllung. 1958

Hutten = Kurt Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten. Das Buch der traditionellen Sekten und religiösen Sonderbewegungen. 131984 (= 1982)

Koch = Kurt Koch: Der Kommende. Israel in der Erfüllungszeit. 1967

Köster = Arnold Köster: Lampenlicht am dunklen Ort. Predigten und Vorträge. 1965

Lightle = Steven Lightle/Eberhard Mühlan: Der II. Exodus. Norden gib heraus. 1983

Lindsey = Hal Lindsey/Carole C. Carlson: Alter Planet Erde wohin? Im Vorfeld des Dritten Weltkriegs. 1971

Malgo: Aufmarsch = Wim Malgo: Der beschleunigte Aufmarsch Russlands nach Israel. 1980

Malgo: Bibel = Wim Malgo: Was sagt die Bibel über das Ende der Welt? 141990 (diese Auflage ist zitiert, wenn nicht anders angegeben; damit habe ich auch 91984 verglichen)

Malgo: Heil = Wim Malgo: Heilsgeschichtliche Konstellationen von 1948 bis 1982. Ca. 1980

Malgo: Israel = Wim Malgo: Israel - das Zeichen an der Wand. 1974

Malgo: Schatten = Wim Malgo: Im Schatten von Harmagedon. Ca. 1977

May = Fritz May: Israel zwischen Blut und Tränen. Der Leidensweg des jüdischen Volkes. 1987

Neumann = Bruno Neumann: Die Zahl 666. Die Zahl des Antichristen - der Versuch einer Deutung. 1977 (31980)

Pache = René Pache: Die Wiederkunft Jesu Christi. 61970 (= 91977)

Pohl: Offenbarung = Die Offenbarung des Johannes, erklärt von Adolf Pohl. 1. Teil (Wuppertaler Studienbibel). 1969

Prince = Derek Prince: Biblische Prophetie und der Nahe Osten. Israel - Gottes Zeiger an der Weltenuhr. 1982

Russell - siehe Stuhlhofer

Schrupp = Ernst Schrupp: Israel in der Endzeit. Heilsgeschichte und Zeitgeschehen. 1991, S. 62

Stuhlhofer = Franz Stuhlhofer: Charles T. Russell und die Zeugen Jehovas. Der unbelehrbare Prophet. 1990

Weyer-Menkhoff = Michael Weyer-Menkhoff: Angst vor der Endzeit? Wie Christen mit Zahlenspielen und anderem verunsichert werden (= idea-Dokumentation Nr. 8/85)

Wolff = Richard Wolff: Israel. Die Bibel und der Nahe Osten. 51972 (am. Orig. 1967)

Zeugen Jehovas - siehe Stuhlhofer

Zopfi = Jakob Zopfi: Prophetie (und Endzeit). 1982

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