Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 4. Sonntage nach Ostern, Cantate.

Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 4. Sonntage nach Ostern, Cantate.

Evang. Joh. 16, 5 - 15.

Von der Strafpredigt des heiligen Geistes.

Auch dieses Evangelium ist wiederum aus der Abschiedsrede Jesu an Seine Jünger, wo Er sie wiederum tröstet und startet. Womit Er aber Seine Jünger tröstet, damit dürfen und sollen wir uns auch trösten, denn wir wollen ja doch auch Seine Jünger seyn, und nennen Ihn unsern Heiland, der Alles das, was Er ihnen war, auch uns seyn will. Immer Sein Ziel - den Hingang zu Seinem Vater im Auge habend - spricht Er zu ihnen.

Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und Niemand unter euch fragt mich: wo gehst Du hin? sondern dieweil ich solches zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauerns geworden. Wir sind immer auf dem Heimwege zu dem, der uns berufen hat zu Seiner Herrlichkeit, und sollen dieses Ziel ebenso im Auge behalten wie der Heiland, der nie vergaß, wohin Er ging - nämlich zu dem, der Ihn gesandt hat. O wer sich so das Ziel, das schöne Ziel nicht verrücken läßt, wie selig wandelt der!

Er wundert sich, daß Ihn Keiner fragte, wohin Er gehe, sondern daß sie vielmehr traurig darüber wurden. Hätten sie Ihn recht darum gefragt, und es sich recht von Ihm erklären lassen, so würden sie nicht traurig darüber geworden seyn, sondern sich vielmehr gefreut haben. Denn Alles, was Er that, ist lauter Freude und Seligkeit für uns, kein Gegenstand des Trauerns. Er kam und ging nur zu unserer Seligkeit. Sein Kommen in die Welt brachte uns Friede und Wohlgefallen Gottes; Sein Gehen aus der Welt zum Vater öffnet uns die Thür zum Himmel, und bahnt uns den Weg dahin. Jeder Seiner Schritte auf Erden ist für uns gethan, und hebt uns in den Himmel, wenn wir glauben, daß Er um unserer Sünde willen gestorben und zu unserer Gerechtigkeit auferstanden ist. Nun erklärt Er ihnen, warum sie nicht trauern, sondern sich freuen sollen über Seinen Hingang zum Vater, indem Er spricht: Aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich hingehe, denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden. Sein Gang zum Vater durch Kreuz und Tod ist ja zum Heil der ganzen Welt - für uns kam Er; für uns ging Er; für uns ist Er dort, vertritt uns und bittet für uns. Was Er aber hier vorzüglich im Auge hat, ist das Gute, daß Er durch Seinen Hingang zum Vater uns den Tröster, den heiligen Geist erworben und ausgebeten hat. Er mußte leiden und sterben, und also in Seine Herrlichkeit eingehen, um den heiligen Geist senden zu können. Es mußte durch Seinen Tod erst die Welt versöhnt und die Sünde getilgt, unsere Schulden bezahlt, der böse Geist überwunden, der Schlange auf den Kopf getreten, der Schuldbrief zerrissen und an's Kreuz gehängt werden - nun erst konnte der heilige Geist über die Menschen ausgegossen werden. Niemand kann den heiligen Geist anders empfangen, als durch Jesu Verdienst, um Seines Leidens und Todes willen. Der heilige Geist kann in kein Herz eingehen, das nicht mit dem Blute Jesu gewaschen und gereinigt ist. Darum fiel der heilige Geist immer nur herab auf die, welche dem Wort vom Kreuz glaubten. Thut Buße, heißt es, und glaubet an's Evangelium, so werdet ihr empfangen den heiligen Geist. Da sie zuhörten in Cornelii Haus und glaubten dem, was Petrus von Jesu predigte, da fiel der heilige Geist auf sie herab. Wie gut war es also, daß Jesus hinging zum Vater - über Gethsemane und Golgatha - denn dies nur, daß Er diesen Weg nach Hause einschlug, hat es zu Stand gebracht, daß der heilige Geist gegeben werden kann; und ohne dies hätte er nicht gegeben werden können: Wenn ich nicht hingehe, kommt der Tröster nicht zu euch, so bleibt ihr ewig ohne Geist und ohne Leben. So viel hängt von Seinem Hingang ab. Wie sollen wir daher für Sein Leiden und Sterben, für diesen Seinen blutigen und martervollen Hingang zum Vater, Ihm dankbar seyn, und des Blickes auf Sein Kreuz und Seine Wunden nie satt werden; denn so mühsam hat Er uns den Geist, ohne welchen kein Leben, kein Licht und keine Kraft in uns seyn kann, erworben und verdient. Gelobt sey Er in Ewigkeit. Alle Liebe liebet zu wenig unsern Heiland! -

Und wenn derselbige kommt, der wird die Welt strafen um die Sünde, und um die Gerechtigkeit, und um das Gericht.

Was soll denn der heilige Geist in der Welt, unter den Menschen thun? Da hörst du aus dem Munde Christi: Strafen soll er die Welt - nicht wie ein Richter oder strenger Herr, sondern wie die Mutter das liebe Kind straft, wie ein Freund den Freund straft. Strafen ist hier nicht das rechte und eigentliche Wort, sondern es soll heißen: Der heilige Geist wird die Welt überzeugen, überweisen, ihr vor Augen stellen, daß sie eine Sünderin ist, aller eignen Gerechtigkeit mangelt, und dem Gericht anheimfalle, wenn sie sich nicht bekehrt, und zu Jesu wendet. Also heißt es so viel als: Er wird der Welt eine Straf- und Bußpredigt halten und ihr durch Predigt und Belehrung ihr Verderben und ihre Ohnmacht, durch sich selbst gerecht und selig zu werden, klar machen, und ihr vorhalten ihren Unglauben und ihre Sünden. Denn die Prediger sind's nicht allein, die da predigen und zeugen, sondern der heilige Geist predigt und zeuget auch - und zwar doppelt, durch die Prediger und ohne sie inwendig in den Gewissen und Herzen der Menschen, bei allen Gelegenheiten und Ereignissen, Gerichten, Strafen, Segnungen und Wohlthaten. Der heilige Geist wird zeugen von mir, sagte Jesus zu Seinen Aposteln, und ihr werdet auch zeugen. Joh. 15, 26. 27. Und anderswo: Ihr seyd's nicht, die da reden, sondern des Vaters Geist ist es, der durch euch redet. Matth. 10, 19.20.

Die Strafpredigt des heiligen Geistes hat drei Theile. Erstens: überzeugt Er die Welt, daß sie eine Sünderin ist, und halt ihr vor Allem vor ihre Hauptsünde, den Unglauben, daß sie nicht glauben an mich, sagt Jesus. Das ist die ärgste und so zu sagen die einzige Sünde, die den Menschen verdammt und in's Verderben stürzt, denn alle andere Sünden können vergeben werden, wenn man glaubt. Wer aber nicht glaubt, kann keine Vergebung erhalten. Wenn ihr nicht glaubet, daß ich's bin, so werdet ihr sterben in euren Sünden, sagte Jesus zu den Juden. Joh. 8, 24. Denn Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen, für die Sünder zu sterben, zu versöhnen, die Sünde wegzunehmen, und uns bei Gott zu vertreten - Er ist die Versöhnung für unsere Sünden, und nicht nur für unsere, sondern für der ganzen Welt Sünde; wer das glaubt, der hat Vergebung aller Sünden; wer das nicht glaubt, der bleibt und stirbt in seinen Sünden. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm. Joh. 3, 36. So ist denn der Glaube an Jesum der große Sündentilger, der alle Sünde wegnimmt, und selig macht; und der Unglaube der große Richter, der Alle verdammt, die ihm Raum geben. Der Glaube macht Huren und Zöllner, Schächer, Mörder und Diebe selig; und der Unglaube verdammt Pharisäer und Heilige, wenn und weil sie nicht glauben an Jesum, sondern durch ihre eigne Gerechtigkeit selig werden wollen. Darum ist der Glaube der erste Theil der Predigt des heiligen Geistes. Wenn Einer nichts als glauben kann, so kann er Alles machen - eine Welt voll Sünden wegglauben, wie die Sünderin bei den Füßen Jesu, wie Zachäus, Matthäus, der Schächer und alle Heiligen im Himmel. Wer aber nicht glauben kann, kann nicht von Einer Sünde frei werden, sondern muß verloren gehen in seinen Sünden. Wer glaubt, kommt nicht in's Gericht, sondern hat schon das Pfand der Seligkeit, den Himmel und das ewige Leben. Solch ein herrlich Ding ist es um den Glauben an Jesum. Darum soll man ja nichts als Glauben an Jesum predigen und üben; denn wenn der fehlt, fehlt Alles, und hilft Alles nichts. Und aus dem Glauben entspringt dann Alles, was nöthig ist und Gott gefällt. Darum sagte Jesus kurz: Wer glaubt, ist selig; wer nicht glaubt, ist verdammt. Marc. 16, 16.

Zweitens: Um die Gerechtigkeit aber, daß ich zum Vater gehe, und ihr mich hinfort nicht mehr sehet. Jesus will sagen: der heilige Geist wird die Welt überzeugen, und ihr beweisen, daß ich eine vollgültige, ewige Gerechtigkeit durch mein Leiden und Sterben für alle Menschen erworben habe, daß mein Opfer für die Sünde von Gott angenommen und wohlgefällig ist, das beweiset die Auferstehung und die Himmelfahrt, so wie die Sendung des heiligen Geistes. Da könnt ihr sehen, daß ich nach vollbrachter Erlösung zum Vater gehe, und der Vater durch meine Auferstehung und Himmelfahrt meine Lehre und mein Opfer der Versöhnung bestätiget. Denn offenbar wurde dadurch Seine Gerechtigkeit und Unschuld, Seine gerechte Sache, so wie die für uns erworbene Gerechtigkeit vom Vater bestätiget. Wäre Er nicht auferstanden und in den Himmel gefahren; hätte Er den versprochenen heiligen Geist, die Verheißung des Vaters nicht gesendet, so wäre unser Glaube eitel; wir wären und blieben in unsern Sünden; könnten nicht gerecht und selig werden. Das ist Seine und unsere bestätigte Gerechtigkeit, daß Er so - auf diesem Wege, so verklärt und verherrlicht - zum Vater ging, und nun zur Rechten Gottes sitzt, in's Ewige und Unsichtbare eingegangen ist, um für uns vor Gott zu erscheinen und uns zu vertreten. Darum kann Er auch selig machen immerdar Alle, die durch Ihn zu Gott kommen, und bittet für sie. Wir haben einen Fürsprecher beim Vater, Jesum Christum den Gerechten, der ist die Versöhnung für unsere und der ganzen Welt Sünde. 1 Joh. 2, 1.2.

Das ist der zweite Theil der Predigt des heiligen Geistes an die Welt: Er beweiset durch den Hingang Jesu zum Vater, durch Seine Auferstehung, Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten Gottes, daß Jesus die Welt wahrhaftig erlöset hat; daß Er Gottes wohlgefälliger Sohn im Leben und Sterben, und dieses ein angenehmes vollgültiges Opfer für die Sünde, Seine und unsere Gerechtigkeit war und ist und bleibt in Ewigkeit. Unser Jesus, unser Heiland, der für uns starb, ist beim Vater, sitzet zu Seiner Rechten, hat alle Gewalt im Himmel und auf Erden; darum glauben wir mit Recht: Er ist unser Versöhner, Fürsprecher und Erlöser, unsere Gerechtigkeit und unser ewiges Leben. Das bezeugt uns der heilige Geist, indem Er uns mit auferweckt und in ein himmlisches Wesen versetzt, in uns und für uns bittet, und das Abba! schreien lehrt. Wir haben die Versöhnung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden.

Drittens: Um das Gericht, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist, d. h. den Prozeß verloren hat, also weder an Christo, noch an denen, die an Ihn glauben, eine Forderung oder ein Recht und einen Anspruch hat. Er ist überwunden, geschlagen, der Schlange ist der Kopf zertreten.

Der Fürst dieser Welt, wie sauer Er sich stellt,
Thut Er uns doch nichts; das macht, Er ist gericht't;
Ein Wörtlein kann Ihn fällen.

Das Wörtlein heißt: Jesus! der Siegesheld, der in Gethsemane und Golgatha Gericht gehalten - oder gestritten hat mit dem Satan, und ihn im Unterliegen besiegt hat. Dies ist der dritte Theil der Predigt des heiligen Geistes an die Welt - Er überzeugt und beweiset Allen, die Ihm glauben, daß der Satan gerichtet und nicht mehr zu fürchten ist. Alle Seelen sind des Herrn Jesu. Er hat alle gewonnen und erworben; jede Seele, auch der größte Sünder kann sagen zum Satan: Du hast nichts mehr an mir; hebe dich! ich bin des Herrn Jesu; der hat mich gewonnen und erworben durch Sein theures Blut. Er ist mein und ich bin Sein; ich kann keines Andern seyn. Meine Sünden hat Er getragen, gebüßt und bezahlt; der Schuldbrief ist zerrissen und an's Kreuz gehängt; sage an, was ich dir noch schuldig bin? Aller Anspruch ist dir abgesprochen; Gott warf all meine Sünde auf Ihn. Fürwahr Er trug unsere Krankheit und lud auf sich all unsere Schmerzen - auf daß wir Friede hätten. O welch ein herrlich Gericht, daß der Satan gerichtet ist. Nun werden wir nicht gerichtet; wie der Heiland sagt: Wer mein Wort hält und glaubet dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben, und kommt nicht in's Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben durchgedrungen. Joh. 5, 24. O welch eine schöne Strafpredigt des heiligen Geistes! Strafe uns alle Tage so, lieber heiliger Geist! um die Sünde, um die Gerechtigkeit und um das Gericht - halte es uns immer vor und überzeuge uns und alle Welt, daß nichts hilft und selig macht, als der Glaube an Jesum; daß nur Seine Gerechtigkeit vor Gott gilt, und der Satan nichts mehr an uns hat; daß wir erlöset sind von Sünde, Tod und Teufel, und gerecht und selig in den Himmel eingehen können. Selig sind die Ohren, die diese schöne Predigt des heiligen Geistes hören und glauben, die sich so strafen, oder überzeugen lassen.

Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnet es jetzt noch nicht tragen. Welche Geduld hat der Heiland mit schwachen Jüngern, daß Er ihnen nicht mehr auflegt, auch in Hinsicht des Wissens, als sie tragen können. Die Sonne geht nicht auf einmal auf, daß sie gleich, wie am hellen Mittag scheint, sondern nach und nach tritt ihr Licht hervor - zuerst die Dämmerung, dann Morgenröthe, endlich kommt sie, aber auch noch mit mattem Schein. So macht es der Heiland auch innerlich, Er offenbart sich nach und nach immer mehr. Die Erleuchtung geschieht nicht auf einmal in vollem Lichte, sondern es wird immer eine Wahrheit nach der andern klar. Wie hat sich der erleuchtete und mit heiligem Geist getaufte Petrus noch lange nach Pfingsten geärgert, da er unreine Thiere schlachten und essen, das ist, zu den Heiden gehen und das Evangelium predigen sollte! wie alle Juden-Christen, daß auch die Heiden den heiligen Geist empfangen sollten l Wie mußte sich Petrus vertheidigen, daß er zu Cornelius gegangen war! Wir müssen daher Neuerweckten auch nicht gleich Alles sagen, was sie noch nicht ertragen können, sondern warten, bis der Herr Veranlassung dazu giebt und die Augen öffnet. Wie Vieles mag seyn, das wir hier in diesem Leben nicht tragen können und erst drüben erfahren und erkennen werden. Hier, gesteht Paulus, ist unser Wissen Stückwerk; dort wird es vollkommen seyn.

Wir sehen aber: der Heiland verwirft die Schwachen nicht, die noch Vieles nicht tragen können - wenn sie nur Ihn lieb haben und in Ihm bleiben. Die Menschen aber verwerfen Alle, die nicht alle ihre Meinungen tragen können. Daher so viele Sekten.

Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Der Heiland selbst überläßt es dem heiligen Geiste, die Wahrheit zu gelegener Zeit zu offenbaren, und Seine Schüler zu rechter Zeit zu lehren und zu führen. Aber welch eine herrliche Verheißung für uns, die wir den Heiland nicht selbst gesehen und gehöret haben, daß Er uns einen solchen unfehlbaren göttlichen Lehrer und Führer auf dem Wege der Wahrheit versprochen und gesendet hat! Wie könnten wir den Weg der Wahrheit im Lande der Finsterniß und der Todesschatten finden, wo wir mit Irrthum und Nebel ganz umgeben und bedeckt sind? wo ein Blinder den andern führt, und beide mit einander in die Grube stürzen? Wie würden wir den Weg aus unserer eignen Gerechtigkeit, in die wir ganz verwickelt sind, heraus, und zur Gerechtigkeit Christi finden? Wie würden wir von unserer Eigenliebe und Selbstsucht, die uns von Mutterleib an erfüllt, frei und voll Liebe Christi werden? Wie würden wir glauben können, daß uns Gott geliebt, und Seinen Sohn geschenkt hat, daß wir durch Ihn Leben und volle Genüge haben sollten? Wie würden wir ein ewiges Leben hoffen und die Welt überwinden können? Wer könnte uns in die Kindschaft und den Kindersinn einführen, wer uns tüchtig machen, Andere zu lehren und zu führen? Das thut Alles der liebe heilige Geist. Er schließt uns die Bibel auf, und lehrt uns auf's Wort merken. Er bezeuget uns im Herzen: das ist für dich, das glaube. O welch ein guter Lehrer, der auch giebt, was Er lehrt, und das Dunkle so klar macht, und das Harte und Schwere so leicht, das Unglaublichste glaubwürdig, und Alles annehmbar und lieblich darstellt, daß Einem nichts mehr unmöglich däucht.

Nur müssen wir uns von diesem göttlichen Führer führen lassen in die Wahrheit, sonst kommen wir in den Irrthum, wenn wir uns selbst mit unserm winzigen Verstande oder von andern Menschen, Büchern rc. führen lassen. Danken wir also dem Heiland für den heiligen Geist, und lasset uns fleißig um Ihn bitten, und dann Seiner Führung folgen. Er wird nur den bittenden Gläubigen gegeben, die auf Jesum vertrauen und im Namen Jesu um ihn bitten.

Denn Er wird nicht von Ihm selbst reden, sondern was Er hören wird, das wird Er reden, und was zukünftig ist, wird Er euch verkündigen. Daß der heilige Geist nicht von Ihm selbst redet, sondern nur was Er höret, redet, ist uns schwer begreiflich, wenn wir nicht glauben, daß Er Eins ist mit dem Vater und Sohn, und also nicht ohne diese spricht, sondern nur, was im Rath der Dreieinigkeit ausgemacht ist. So aber ist es für uns erstaunlich lehrreich, und sagt uns: Wenn sogar der heilige Geist nicht von Ihm selber lehrt und spricht, sondern nur, was Er vom Vater und Sohn hört, was willst denn du aus dir und von dir selber, aus deinem Kopf und verkehrten Sinn reden und lehren? Sollst du nicht auch erst beten und hören, was das Wort Gottes, was der Herr und Sein Geist in dir redet? Sollst du nicht mißtrauisch auf deinen Kopf, dich erst vom heiligen Geist in die Wahrheit leiten lassen und dann reden?

Wenn übrigens der heilige Geist nicht Alle zu Propheten macht, und Alle weissagen lehrt, und ihnen zukünftige Dinge aufdeckt, so lehrt Er uns doch Alle, was wir in der Zukunft zu erwarten haben; wenn man aber recht auf Ihn merkt, so sagt Er auch Jedem Vieles hier schon voraus, und zeigt uns an, was in diesem oder jenem Falle geschehen und uns oder Andern begegnen wird. Wenn wir nur recht aufmerksam auf Ihn wären, er würde uns in Allem Bescheid sagen. - Das Wichtigste ist, was der Heiland ferner sagt:

Derselbige wird mich verklären, denn von dem Meinen wird Er's nehmen, und euch verkündigen. Alles was der Vater hat, ist mein. Darum habe ich gesagt: Von dem Meinen wird Er es nehmen und euch verkündigen. - Jesum verklären, das ist's, was wir brauchen, das gilt uns so viel, ja mehr als Seine Verklärung auf Tabor; denn jetzt wird Er uns vom heiligen Geiste in Seinen Wunden und Blute, in Seinem Versöhnungstod und Auferstehung verklärt, und da am Kreuz unter den Schächern ist Er uns schöner, als auf Tabor mit Moses und Elias. Wem der Heiland nicht so vom heiligen Geiste verklärt wird, der kennt Ihn nicht, und hat Ihn nicht. Und wer Ihn nicht kennt, wie wird er andere Wahrheiten erkennen. Das ist das nothwendigste Gebet: Verkläre uns Jesum Christum!

Nun erklärt der Heiland noch besser das Obige: „Er wird nicht von Ihm selber reden“ dadurch, daß Er sagt: Von dem Meinen wird Er nehmen, d. i. was ich verdient und erworben habe, mein Verdienst, meine Versöhnung, mein Blut und Tod wird Er euch, als für euch geschehen, verkündigen und bezeugen. Ich hab's verdient, Er aber verkündigt es - aus meinem Verdienste schöpft Er und bringt es euch. Er ist nicht für euch gestorben, und giebt und redet also nicht aus dem Seinen, sondern aus dem Meinen. Die Ehre unserer Erlösung gebührt also vorzüglich dem Sohne. Darum hat Ihm auch der Vater Alles gegeben, was Er hat, und es hat dem Vater gefallen, daß im Sohne alle Fülle wohne und Alle nur durch Ihn selig werden sollen. So hat Ihn Gott erhöhet, weil Er sich so erniedrigt hat. Also auf des heiligen Geistes Predigt gemerkt! Er weiset zum Sohne, Er verklärt den Sohn, Er redet und giebt nur aus der Fülle Christi. Gelobt und gepriesen sey der hochgelobte Sohn Gottes, Jesus Christus, unser Heiland, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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