Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 1. Sonntage nach Trinitatis.

Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 1. Sonntage nach Trinitatis.

Evang. Luc. 16,19 - 31.

Vom reichen Manne.

Alle Menschen, die noch an ein anderes Leben glauben, möchten gern wissen, was nach dem Tode mit ihnen geschehe, wohin man komme, wie man drüben aufgenommen werde, oder was unserer dort warte. Darüber kann nun Niemand bessere Auskunft geben, als unser Heiland, der von dort hergekommen ist, dort ewig zu Hause war, und der nun alle Gewalt im Himmel und auf Erden in Händen hat. Und Er hat uns Aufschlüsse gegeben im Heutigen Evangelio. Da sehen wir, wie es in der Ewigkeit dem Frommen und dem Gottlosen gehen wird, wohin diese und wohin jene fahren nach ihrem Tode; wo und wie sie aufgenommen werden.

Es war ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand (Byssus, Musselin) und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Fleischlicher Lebensgenuß war sein Element und sein Lebenszweck; er glaubte, nur dazu geboren zu seyn, sein Vermögen in Wollüsten zu verzehren, und sich nichts versagen zu dürfen, was das Fleisch gelüstete. Nach Gott fragte er nicht; an die Ewigkeit dachte er nicht, und ließ auch keinen Gedanken an dieselbe aufkommen. Lasset uns essen und trinken und das Leben genießen, so lange wir's haben, wer weiß, was hernach seyn wird! so dachte er; wie alle Weichlinge und Genußsüchtige, die von dem ewigen Rausch der Freude und des Genusses nie nüchtern werden und zur Besinnung kommen können.

Es war aber auch ein Armer, mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Thüre voller Schwären, und begehrte, sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen; doch kamen auch die Hunde, und leckten seine Schwären. Welch ein Unterschied! jener so reich, so üppig, so wollüstig, so gesund und herrlich; dieser so arm, so krank, so hungrig und elend, so verlassen und verachtet! Die Welt, die das sieht, denkt, daß der Reiche Gott im Schooße sitzen und ein Liebling der Gottheit seyn müßte, weil es ihm so gut geht, und er so glücklich und geehrt ist; der Arme aber müßte verworfen, vergessen und verlassen seyn von Gott, ein Auswurf der Menschheit, der zu den Hunden gehört, und kaum werth ist, daß diese ihm die Schwären lecken. So urtheilt die Welt, weil sie nur auf das Aeußere sieht; Gott aber sieht das Herz an. Mancher Arme, Elende und Unglückliche denkt selbst so, und beneidet die Reichen, Gesunden und Glücklichen, die in Ehre und Ansehn stehen, alle Tage herrlich und in Freuden leben, und dabei kein Unglück, keine Noth, keinen Schmerz haben, weil ihnen Alles nach Wunsch geht, ihnen Niemand widersprechen, noch etwas zu Leide thun darf; da hingegen der Arme, Leidende und Verunglückte gedrückt, zurückgestoßen und verachtet wird, ohne Mitleid und Erbarmen zu finden, an Allem Mangel leidet, in Krankheit und Schmerz daliegt, ohne daß eine Menschenhand sich seiner annimmt, oder ein Freund ihn tröstet. Da hat er, wenn er auch fromm ist und gläubig, doch oft mit dem Zweifel zu kämpfen: Gott hat mich verlassen; ich bin Gott und Menschen ein Gräuel; besser wäre es mir, ich wäre nie geboren. Hat doch der fromme, gottgefällige Hiob solche Gedanken gehabt, und wie Viele, die der Herr im Ofen des Elends herrlich gemacht hat. Hat Er nicht selbst am Kreuze so gerufen: Mein Gott, mein Gott! warum hast Du mich verlassen? - Damit müssen sich alle elende und verlassene Armen trösten, und den lieben Gott walten lassen, und Ihm ein Wenig stille halten. ,Denk nicht in deiner Drangsals Hitze, daß du von Gott verlassen seyst, und daß der Gott im Schooße sitze, der sich mit stetem Glücke speist; die Ewigkeit verändert viel und setzet Jeglichem sein Ziel.„ Laßt uns hören, wie es sich wendet mit dem Reichen und Armen.

Es begab sich aber, daß der Arme starb, und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schooß. Der Reiche starb auch, und ward begraben - in die Hölle. Da lösete sich das Räthsel. Nach dem Armen, dem kein Mensch eine Hand reichte, strecken nach seinem Tode die Engel ihre Hände aus, und tragen ihn in Gottes Schooß; der Reiche, dem Alles hier schmeichelte, muß ohne Trost und ohne Hoffnung sterben, und die Hölle verschlingt ihn als ihre Beute. Diese zwei Wege führen in die Ewigkeit; am Grabe scheiden sie sich die Erdenpilger - der eine hinauf, der andere hinab; der breite, auf dem der reiche Schwelger taumelte, führt in die Hölle; der schmale, auf dem der arme Lazarus wandelte, führt in den Himmel. Der gottlose Weltling kommt von der Lust und zeitlichen Freude in die ewige Pein und Qual; der arme, leidende Fromme geht von dem zeitlichen Leiden und der kurzen Trübsal in die ewige Freude und Seligkeit ein. Mit Einem Male endet sich die Lust und Herrlichkeit der Welt und die Trübsal der Gläubigen, worüber sich diese freuen können, jene aber zittern müssen. Die irdische Schmach und Plage der armen Jünger Jesu verwandelt sich in Freude die Fülle und liebliches Wesen immer und ewiglich; dagegen das Vergnügen und Jauchzen der gottlosen Kinder dieser Welt in ewiges Heulen und Zähnklappen - auf ihren Reichthum folgt die äußerste Armuth, auf ihren Ueberfluß der drückendste Mangel, auf ihre Lust endloser Schmerz. Denn

Da der Reiche in der Hölle war, hob er seine Augen auf, da er in der Qual stand, und sah Abraham von ferne, und Lazarum in seinem Schooß, rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich mein, und sende Lazarum, daß er das Aeußerste seines Fingers in Wasser tauche, und kühle meine Zunge, denn ich leide Pein in dieser Flamme. Da haben wir einen Bericht aus der Hölle von einem Verdammten, der drinnen sitzt, und zugleich einen Blick in den Himmel; wodurch wir in Hölle und Himmel hineinsehen, und erfahren, wie es an beiden Orten zugeht, was man dort findet. Wenn die Schwelger und Wollüstlinge in der Hölle so in der Flamme des unauslöschlichen Feuers sitzen und schwitzen, daß sie unausstehlichen Durst leiden, so zwar, daß dieser Prasser froh gewesen wäre nur einen Tropfen Wasser auf seine Zunge von der Fingerspitze des armen Lazarus zu erhalten, von dessen ihm ekelhaften Händen er sich vorher gewiß nie etwas hätte reichen lassen, so sieht man deutlich, daß in der Hölle kein bloß gemaltes Feuer ist, daß die höllischen Plagen kein Gedicht oder Einbildung sind, sondern daß wirkliche und entsetzliche Leiden und Qualen dort sind, daß der Sünder damit dort schrecklich gestraft wird, womit er hier gesündiget hat; der Schwelger und Säufer mit dem peinlichsten Hunger und Durst, der Wollüstling mit den unerträglichsten Schmerzen, der Stolze und Ehrgeizige mit ewiger Schmach und Schande, der Geizige und Wucherer mit der bittersten Armuth und dem drückendsten Mangel. Sie werden von den heißesten Begierden nach den Dingen, die sie vorher unersättlich genossen haben, geplagt, ohne auch nur die geringste Befriedigung zu erhalten. Und diese ihre Begierden brennen wie Flammen des heißesten Feuers in ihnen, das ewig und unauslöschlich ist, weil kein Tropfen Wasser dort ist, es zu löschen, und kein Gegenstand der Befriedigung.

Daß es dagegen dem armen Lazarus in Abrahams Schooß an keinem Guten mangelte, und er in überschwänglicher Freude war, sehen wir daraus, daß der Reiche, dem zu seiner Pein ein Blick in des Himmels Herrlichkeit gestattet wurde, bat, daß ihm Lazarus nur ein Tröpflein von seinem Ueberfluß reichen möchte, weil er dadurch schon beglückt zu werden hoffte. Aber was erhält er für eine Antwort?

Abraham sprach: Gedenke, Sohn, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen, nun aber wird er getröstet, du aber gepeiniget. Die Gebete aus der Hölle finden keinen Anklang, keine Erhörung mehr. Der reiche Schlämmer hätte früher beten sollen, da er noch auf Erden war. Da verachtete er aber alle Beter und das Gebet als Schwärmerei und Unsinn, weil ja Alles nach den Gesetzen der Natur gehe, und das Gebet nichts ändern könne, und Gott keine Wunder wirke. Hätte er in feinem Leben Mitleiden gehabt mit dem vor seiner Thüre schmachtenden Lazarus, so würde er auch Mitleiden und Barmherzigkeit erlangt haben. Aber da war kein Mitleiden, kein Erbarmen; nicht die Brosamen, die er mit Füßen trat, gönnte er dem Hungrigen; nicht, was übrig blieb und weggeworfen wurde bei seiner reichbesetzten Tafel, überließ er dem Durstigen; darum wird ihm jetzt auch nichts gereicht. Da sehen wir: ein unbarmherzig Gericht ergeht über die Unbarmherzigen. Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt sind die Tage des Heils - jetzt laßt uns Gnade und Heil suchen, jetzt beten und bitten ohne Unterlaß; jetzt können wir Alles erhalten; aber nach dem Tode findet keine Erhörung, keine Gnade mehr statt.

Auch sieht man aus der Antwort, die Abraham dem höllischen und verdammten Beter giebt, daß Gott nicht ungerecht ist, wenn er den Einen reich den Andern so arm hier seyn läßt; denn dort wird es ausgeglichen, und einem Jeden vergolten, wie er hier bei Leibes Leben gehandelt oder es angewendet hat. Wer hier seinen Himmel hat, und damit sich begnügt, bekommt dort die Hölle; wer hier die Hölle hat und sich ergiebt, bekommt dort den Himmel. Gott giebt Jedem, was er gerne hat, den zeitlichen oder den ewigen Himmel, das irdische oder das himmlische Gute; wonach Jeder trachtet, das erhält er. Darum heißt es: Trachtet vor Allem nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit. -. Lasset uns trachten nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was unten ist auf Erden. Wer hier mit Christo leidet, wird dort mit Ihm herrschen. Wer hier mit der Welt sich freut und belustiget, wird mit der Welt vergehen. Denn die Welt vergeht mit ihrer Lust. Die Reichen verachten im Genusse der irdischen Güter den Reichthum der Güte, Geduld und Langmuth Gottes, womit er sie zur Buße leiten will; und häufen sich durch ihr unbußfertiges, verstocktes Herz selber den Zorn auf den Tag des Zorns, wo einem Jeden nach seinen Werken vergolten wird; nämlich: Preis und Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben - Trübsal aber und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses thun. Denn es ist kein Ansehn der Person. Röm. 2, 3 - 9.

Abraham fährt fort: Und über das Alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestiget, daß, die da wollten von hinnen hinüber wandeln zu euch, können nicht, und auch nicht die von dannen zu uns herüber fahren. Es ist zwischen Hölle und Himmel eine undurchdringliche Scheidewand, ein Zwischenraum, eine Schlucht, über die Keiner herüber oder hinüber kann; es ist keine Erlösung aus der Hölle und kein Ausscheiden aus dem Himmel mehr möglich, nachdem einmal das Urtheil und die Scheidung vollzogen ist. Jetzt kann man in die Hölle oder in den Himmel kommen, wie man will. Beides ist uns vorgelegt; aber wenn man sich einmal gewählt hat, und an seinem Orte ist, im Himmel oder in der Hölle, so muß man bleiben. Jetzt steht der Weg und die Thüre zum Himmel Allen offen; und es kostet nichts als ernstliches Streben, d. h. lebendig glauben und das ewige Leben ergreifen, so wird es Einem geschenkt aus Gnaden und umsonst. Jetzt kann man auch noch mitnehmen in den Himmel, wen man will, d. i. man kann auch noch an den Seinigen und an andern Menschen arbeiten, sie zum Himmel einladen, bereden, auffordern, für sie beten, sie ermahnen und dergleichen, daß sie mitkommen. Aber sind wir einmal dort, und sie in der Hölle, so können wir nicht mehr in die Hölle zu ihnen hinab, um sie herauszuholen; wir müssen sie dort lassen ewiglich. Die Kluft, die Scheidewand steht entgegen. Daher, wer da will, daß die Seinigen selig werden, und nicht in die ewige Hölle stürzen, wo keine Erlösung mehr ist, der suche, jetzt an ihnen zu arbeiten, und sie zur Buße und zum Glauben zu bringen, sie auf den Weg des Lebens zu führen - hernach ist's zu spät. Ihr Eltern, ihr Kinder, ihr Freunde und Geschwister, ihr Alle, die ihr selig seyd in Christo, und die Eurigen oder eure Nachbarn und die Menschen lieb habt, und sie auch gern selig sehen möchtet, wartet nicht, bis ihr im Himmel seyd, sondern jetzt bemüht euch mit Gebet und Flehen und allen uns geschenkten Gnadenmitteln, die Eurigen und Andere selig zu machen; denn es kommt eine Nacht, wo Niemand mehr wirken kann, wo ihr keine Seele mehr retten könnt, sondern sie ewig in den Flammen lassen müsset.

Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, daß du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, daß er ihnen bezeuge, auf daß sie nicht auch kommen an den Ort dieser Qual. Nun hat er Mitleiden gelernt mit den Seinigen, aber zu spät. - Früher hätte er an seine und der Seinigen Seligkeit denken und darum bitten sollen, so würde er erhört worden seyn. In der Hölle muß es also nicht so lustig seyn, daß man durch Gesellschaft getröstet und beruhigt wird, sondern es muß so arg und unausstehlich dort seyn, daß man durch Andere und selbst durch die Seinigen, wenn sie auch dahinkommen, nur noch mehr gequält würde, und also wünscht, sie möchten lieber nicht auch dahin verdammt werden. Der Gottlose denkt: Ich werde nicht allein seyn in der Hölle, ich werde Gesellschaft genug haben. Aber wenn er dort seyn wird, wird er fühlen: Je mehr Gesellen, desto mehr Plage. Da es also offenbar ist, daß du einst wünschen wirst, daß die Deinigen nicht an den Ort der Qual kommen, so thue jetzt, was du dann wünschen wirst, gethan zu haben oder thun zu können, aber dann nicht mehr können wirst - Bitte jetzt, und wandle so, daß weder du, noch die Deinigen an den Ort der Qual kommen; denn wenn du einmal im Himmel oder in der Hölle bist, kannst weder du noch ein Anderer mehr zurück, und ihnen bezeugen, daß sie nicht dahin kommen. Höre nun, was denn der Vater Abraham dem bittenden verdammten Reichen antwortet:

Abraham sprach zu ihm: Sie haben Mosen und die Propheten, laß sie dieselbigen hören. Diese waren ja von Gott gesandt, so wie die Apostel und Evangelisten, von denen Christus sagte: Wer euch höret, der höret mich; wer euch verachtet, der verachtet mich. Es ist also hinlänglich zur Seligkeit, wenn man die Zeugen und Boten Gottes hört oder der Propheten und Apostel Schriften liest. Es ist so viel, als wenn man Gott selber hörte. Wer da glaubt, wird selig.

Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn Einer von den Todten zu ihnen ginge, so würden sie Buße thun. Abraham sprach zu ihm: Hören sie Mosen und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, ob Jemand von den Todten auferstände.

Es ist ja schon Einer auferstanden von den Todten, und hat Andere auferweckt - Christus; und doch glauben sie Ihm nicht.

Wie doch die Verdammten in der Hölle ganz anders gesinnt werden, als sie in ihrem Erdenleben gesinnt waren. Einen solchen Gedanken und ein solches Verlangen, daß doch Andere nicht in die Hölle kommen, sondern sich bekehren möchten, hatte er in seinem Leben nie; er dachte ja an sein eigenes Heil nicht. Nun in den Flammen, da es zu spät war, steigen solche Gedanken in seiner Seele auf. Jetzt waren ihm diese Gedanken zur Plage; vorher wären sie ihm zum Heil gewesen. Das heißt: Spare deine Buße nicht auf die Hölle, denn dort wird sie dir die Hölle nur heißer machen. Nun liebt er seine Brüder, und vorher vergaß er sich selbst und seine Brüder. Nun meint er, die Todten, wenn sie auferstanden, würden es ausrichten, was er vorher dem Moses und den Propheten, dem Worte Gottes nicht zutraute. Abraham aber erklärt ihm, daß Gottes Wort mehr vermöge, als die Predigt der auferstandenen Todten. Wen Gottes Wort nicht bekehrt, den kann Keiner bekehren, der aus dem Grabe wiederkehrt. Wenn das vom Alten Testamente, von Moses und den Propheten gilt, wie vielmehr vom Neuen, von Christus und Seinen, Aposteln! Wen Christus und die Apostel, die Predigt des heiligen Evangelii von Jesu Blut und Wunden nicht erweckt und bekehrt, den würden alle Todte, wenn sie aus den Gräbern kämen, nicht erwecken aus seinem Sündenschlafe, denn sie können nichts Besseres, Kräftigeres, Erwecklicheres und Belebenderes sagen, als wir in unserm heiligen Evangelio haben. Das Wort Gottes ist ja wie ein Feuer und Hammer, der Felsen zerschmettert, wie ein zweischneidiges Schwert, das durch Mark und Bein dringt. Könnte ein Auferstandener kräftiger, mächtiger und eindringlicher sprechen, als Gott in Seinem Worte? als der auferstandene Christus? Dieser Auferstandene ist allein genug für alle Welt. Dieser Siegesheld über Tod und Grab und Teufel und Hölle, der mit Seinen fünf Wunden, den Denkmaalen unserer Erlösung und Versöhnung, aus dem Grabe wiederkam, und Seine Jünger die Finger hineinlegen ließ, so daß sie sich freuten, den Herrn wieder lebendig zu sehen, dieser allein kann die Sünder erwecken und bekehren, erfreuen und beseligen. Wer mit Ihm nicht aufersteht und in einem neuen Leben zu wandeln anfängt, würde durch keinen Andern, der aus dem Grabe, aus der Hölle oder aus dem Himmel käme, er heiße Lazarus oder wie er wolle, von der Gewalt des Satans und von der Finsterniß befreit werden.

Wie reich, wie glücklich macht uns also Gottes Wort, Moses und die Propheten, Christus und die Apostel! Wir bedürfen nichts Anderes - Die in den Gräbern, in Hölle und Himmel sind, sollen bleiben, wo sie sind. Das Wort ist uns mehr, als sie Alle, es genüget uns. Das Kreuz, der Tod, die Auferstehung und das Leben Jesu ist uns Alles, ist unser Leben und unsere Auferstehung, ist unsere Versöhnung und Herrlichkeit. Ein Blick auf Christum am Kreuze ist uns mehr, als ein Blick in Hölle und Himmel und als alle Erscheinungen aus der andern Welt. Laßt uns also auf keine Erscheinung aus dem Todtenreiche warten für uns oder die Unsrigen. Laßt uns auf die Erscheinung Jesu auf Erden und Sein Wiederaufleben aus dem Grabe sehen. Laßt uns unverwandt auf Sein Kreuz und Seinen Tod, auf Sein Blut und Seine Wunden blicken. Laßt uns das Wort der Versöhnung, der Gnade und des Lebens gläubig hören, lesen, betrachten, bewahren, verkündigen und bezeugen allen denen, die wir gern mit uns in den Himmel nehmen möchten. Christus, Christus der Gekreuzigte und Auferstandene mit den Wunden, der, und kein Todter aus Hölle und Himmel, ist uns gemacht zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung.

Laßt uns aber auch lieber mit dem armen Lazarus alle Leiden und Schmerzen der Zeit, alle Verachtung und Spott, Armuth und Noth, ja das äußerste Elend und allen Jammer der Erde dulden, als mit den Reichen und Weichlingen schwelgen und prassen und die Lust des Fleisches befriedigen. Laßt uns Christo nachfolgen, und nicht der Welt uns gleichstellen, lieber mit Christo leiden, und der Welt gekreuzigt seyn, als mit ihr uns belustigen, so werden wir auch am Ende unserer Tage von den Engeln in Gottes Schooß und Jesu Arme hinübergetragen, um dort getröstet und erquickt zu werden; so werden wir den Tod nicht schmecken und die Hölle nicht sehen, sondern das Reich der Herrlichkeit ererben, das Christus mit Leiden und Sterben verdient hat für Alle, die hier in Geduld mit Ihm leiden, und in Glauben und Liebe vor Allem nach Seinem Reiche und Seiner Gerechtigkeit trachten. Amen.

Ich will von nun an Alles lassen,
Ich folge Dir jetzt blindlings nach.
Ich will mein eignes Leben hassen,
Nicht achten Kreuz und Ungemach
Damit ich nur zu Dir mag kommen
Ach mach mich fest durch Deine Gnad
Und führe mich zu Deinen Frommen
Gieb selbst zu Allem Rath und That.

Hilf Jesu, hilf, laß meine Seele
Voll Glauben und voll Hoffnung seyn.
Und nimm sie einst aus dieser Höhle
In die gepries‘ne Heimath ein.
Doch mache meine Kleider helle
Und meinen Geist von Allem frei,
Daß, eh ich mich zu Dir geselle,
Mein Herz schon immer bei Dir sey.

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