Gossner, Johannes Evangelista - I. Kurzer christlicher Unterricht.

Gossner, Johannes Evangelista - I. Kurzer christlicher Unterricht.

(Milchspeise für Unmündige.)

1. Das Gesetz, oder die zehen Gebote, die Gott durch Moses auf Sinai unter Blitz und Donner gegeben hat. 2 Mos. 20,1-18. u. 5 Mos. 5, 6-22.

Das Erste Gebot: „Ich bin der Herr dein Gott; du sollst keine andern Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bild noch irgend ein Gleichniß machen, weder deß, was oben im Himmel, noch deß, was auf Erden und im Wasser: unter der Erde ist. Bete sie nicht an, und diene ihnen nicht. Denn ich, der Herr, bin ein eifriger Gott, der die Missethat der Väter heimsuchet (strafet) an den Kindern, die mich hassen, bis ins dritte und vierte Glied - aber Barmherzigkeit erzeiget an vielen Tausenden, die mich lieb haben und meine Gebote halten.“

Gott will also, daß wir ihn allein fürchten und lieben, ihm allein vertrauen, und unser Herz an kein Bild und an kein Geschöpf hängen, es sey im Himmel, auf Erden oder unter der Erde. Er will uns allein Alles - das heißt: Gott seyn.

Das Zweite Gebot: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes nicht mißbrauchen (nicht unnütz führen). Denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.“

Wer bei dem Namen Gottes schwöret, fluchet, zaubert, lügt oder betrügt, mißbraucht oder entheiligt Ihn. Wer aber Gott, und seinen mächtigen Namen in allen Nöthen anruft, Ihn bei allen Freuden und Wohlthaten lobt, Ihm danket, zu Ihm bittet und singt, der heiliget und verherrlichet ihn

Das Dritte Gebot: „Gedenke des Sabbathtages, daß du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken; aber am siebenten ist der Sabbath (die Ruhe, die Feyer) des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk thun, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Fremdling, der in deinem Thore ist. Denn in sechs Tagen hat Gott der Herr Himmel und Erde gemacht, das Meer und alles was darinnen ist, aber am siebenten Sage ruhete er. Und darum segnete der Herr den Sabbath - (Ruhe- Feyer-) Tag und heiligte ihn.“

Hier ist die Arbeit unter der Woche allen Menschen geboten, aber am Sabbathtage oder Lage des Herrn allen Menschen verboten. Doch nicht nur die körperliche Arbeit, sondern, was ärger ist, die Werke des Fleisches, die Sünde und sündlichen Belustigungen, die den Tag des Herrn vielmehr entheiligen und schänden, als leibliche Arbeit. Dagegen soll der Christ an diesem gottgeweihten Tage Gottes Wort fleißig hören und lesen; brünstig beten und sein Heil und seine Seligkeit mit allem Ernste suchen. Denn nicht nur ruhen,- heiligen sollst du diesen Tag des Herrn.

Das Vierte Gebot: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, daß es dir wohl gehe und du lange lebest auf Erden.“ Ephes. 6, 2.

Demnach sollst du deine Eltern, Herrschaften, und alle, die Gott über dich gesetzet hat, nicht verachten noch erzürnen, sondern sie als Gottes Stellvertreter ansehen und Gott in ihnen ehren, ihnen in Liebe dienen und gehorchen.

Das Fünfte Gebot: „Du sollst nicht tödten.“

Du sollst deinem Nächsten durchaus keinen Schaden noch Leid thun, weder an seinem Leibe noch an seiner Seele; sondern ihm in allen seinen Nöthen förderlich und behilflich seyn.

Wer seinen Bruder hasset, der ist auch ein Todtschläger; wer ihn zu todte kränkt, ist auch ein Mörder, und ein Mörder kann das ewige Leben nicht in sich haben. 1 Joh. 3, 15.

Das Sechste Gebot: „Du sollst nicht ehebrechen.“

Du sollst keusch und züchtig leben, in Gedanken, Worten und Werken. Denn wer nur ein Weib mit Lüsternheit ansicht, ist schon ein Ehebrecher in seinem Herzen. Matth. 5, 28. Wer seinen Leib schändet, verderbt den Tempel Gottes, und den wird Gott auch verderben. Siehe 1 Kor. 3, 16. 17. und 6, 15 - 20.

Das Siebente Gebot: „Du sollst nicht stehlen.“

Das heißt: Du sollst deines Nächsten Gut, Namen oder Ehre auf keine Weise antasten, ihn in keinem Stücke übervortheilen, oder betrügen; nicht durch falsche Waare, oder eigennützigen Handel das Seinige an dich zu bringen suchen; vielmehr sollst du sein Gut und seine Nahrung zu bessern und bewahren helfen, wie das Deinige. S. Eph. 4, 28. 1 Thess. 4, 6. 11. 12. und 2 Thess. 3, 11. 12.

Das Achte Gebot: „Du sollst kein falsches Zeugniß geben wider deinen Nächsten.“

Du sollst demnach deinen Nächsten nicht fälschlich belügen, verrathen, oder übel von ihm reden, sondern ihn lieber entschuldigen, Gutes von ihm reden, seine Fehler zudecken, und alles zum Besten auslegen. Siehe Ephes. 4, 29-32. Kol. 3, 8. 9. 12.

Das neunte Gebot: „Laß dich nicht gelüsten nach dem Hause deines Nächsten.“

Das Zehnte Gebot: „Laß dich nicht gelüsten nach dem Weibe deines Nächsten, noch nach seinem Knechte, noch nach seiner Magd, noch nach seinem Viehe, noch nach allem, was sein ist.“

In diesen zweyen Geboten sind dir auch alle Lüste und Begierden nach fremdem Gute verboten. Jeder lüsterne Blick, jeder habsüchtige, geizige Wunsch, jedes auch nur innerliche Streben nach fremden Personen oder Dingen ist vor Gott ein Greuel und Uebertretung seiner heiligen Gebote. Vielweniger darfst du dem Nächsten sein Erbe, oder Haus, oder sein Weib, sein Gesinde oder seine Thiere, oder Güter mit List und unter dem Schein des Rechtes wirklich abdringen und an dich zu bringen trachten; noch sie ihm abspenstig machen, oder abwenden; sondern ihm au das Seinige zu erhalten suchen und alles dazu beitragen, daß sie bleiben und thun, was sie schuldig sind.

Gott ist ein starker und eifriger Gott, wie er selbst im ersten Gebote erklärt hat: er droht Strafe allen, die diese Gebote übertreten. Darum fürchte dich vor seinen Zorn und sündige nicht wider sein heiliges Gebot. Dagegen verheißet er aber alles Gute allen, die seine Gebote halten. Darum sollst du ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, aus allen Kräften und von ganzem Gemüthe, und deinen Nächsten wie dich selbst. An diesen zwey Geboten hängt, wie Christus sagt, das ganze Gesetz und was die Propheten treiben. Matth. 22, 37-40.

2. Der Glaube. Gal. 3, 23 - 25.

„Ich glaube an Gott, den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde.
Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn unsern Herrn, der empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Todten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Todten.
Ich glaube an den heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches, und ein ewiges Leben. Amen.

1. Das heißt: Ich glaube, daß Gott geschaffen hat mich und alle Kreaturen, daß er mir Leib und Seele, samt allen Gliedern Vernunft und Sinnen, und alles, was ich habe und besitze, gegeben hat, daß er mich erhält mit allem Nothdürftigen, mit Nahrung des Leibes und Lebens mich reichlich und täglich versorgt, mich wider alle Gefahren beschützt, vor allem Uebel behütet und bewahret. Und das alles aus lauter väterlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne all mein Verdienst und Würdigkeit. Das alles habe ich ihm zu danken, ihn dafür zu loben, ihm zu dienen und gehorsam zu seyn. Das ist gewiß und ewig wahr.

2. Ich glaube, daß Jesus Christus wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, in der Zeit von Maria der Jungfrau geboren sey. Daß er mein Herr und Heiland sey, der mich, von Natur verlornen und verdammten Menschen, erlöset, erworben und gewonnen habe von allen Sünden, vom Tode, und von der Gewalt des Satans, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen theuren Blute und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben, auf daß ich sein Eigenthum sey, in seinem Reiche unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er auferstanden ist vom Tode, und regieret von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das sey mir ewig wahr und gewiß.

3. Ich glaube, daß ich nicht aus eigner Vernunft und Kraft an Jesum Christum, meinen Herrn, glauben, noch zu ihm kommen kann; sondern der heilige Geist beruft mich und alle wahre Christen durchs Evangelium, erleuchtet uns mit seinen Gaben, heiligt und erhält uns im wahren Glauben, in der Gemeinschaft der Liebe mit dem Vater und Sohne, und mit allen lebendigen Gliedern am Leibe Christi; in welcher Gemeinschaft er mir und allen, die sich zu Gott wahrhaftig bekehren und an Jesum lebendig glauben, durch sein Blut täglich alle Sünden reichlich vergibt und uns von aller Untugend reinigt; auch am jüngsten Tage mich und alle Todten auferwecken, und mir und allen wahren Gläubigen in Christo ein ewiges Leben geben wird. Das sey mir ewig wahr und gewiß.

3. Das Evangelium.

Das Evangelium Jesu Christi ist eine Kraft Gottes, selig zu machen alle, die daran glauben; denn es ist die frohe Bothschaft, die uns verlornen Menschen Gott in Christo gesendet hat, daß Er durch Christum seinen Sohn, durch sein verdienstliches Leben, Leiden und Sterben mich und alle Welt mit sich versöhnet habe, uns die Sünden nicht zurechnen, sondern sie alle vergeben, vergessen und ins Meer seiner Barmherzigkeit versenken wolle, wenn wir uns zu ihn mit ganzem Herzen bekehren und an Christum durch den heiligen Geist lebendig glauben, und uns ihm zum ewigen Eigenthume hingeben, ihm zu leben und zu sterben. Es ist voll Gnade und Wahrheit, und ladet und beruft alle Sünder zur Buße und zur Theilnahme an allen Schätzen und unerforschlichen Reichthümern Christi, aus dessen Fülle alle Gnade um Gnade täglich nehmen können, frey und umsonst, zur Ehre, zum Preis und Lobe Gottes und des Lammes in Ewigkeit. Durch das Evangelium und den heiligen Geist schreibt Gott sein Gesetz in das Herz nicht mehr auf steinerne, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens; und legt uns seinen Sinn ins Herz, gießet die Liebe aus in uns, daß wir das Gebot nicht aus Furcht und Zwang, sondern mit Lust und Freude erfüllen. Siehe Röm. 8,12. u. Hebr. 8,8-11. u. 10,16.

4. Die Taufe.

„Gehet hin in alle Welt, lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes.“ Matth. 28. Die Taufe ist das Bad der Widergeburt und der Erneurung des heiligen Geistes, welchen Gott reichlich über uns ausgießet, (wenn wir glauben und beten ohne Unterlaß) durch Jesum Christum unsern Heiland, auf daß wir durch desselben Gnade gerecht und Erben des ewigen Lebens seyn nach der Hoffnung. Tit. 3.

Die Taufe und die Erneurung des Taufbundes wirket Vergebung der Sünden, erlöset vom Tode und Satan, und macht uns zu Kindern und Erben Gottes. Das thut aber nicht das Wasser, sondern das Wort Gottes und der Glaube an Christus und seine Verheißung: „Wer glaubt und getauft wird, der wird selig. Wer nicht glaubt, (wenn er gleich getauft ist) der wird verdammt. Matth. 28.

Das Wasser aber bey der Taufe bedeutet, daß der alte Adam (das sündliche Verderben, die böse Natur und Lust, die wir von Adam geerbt haben) durch tägliche Reue und Buße in uns soll ersäuft und getödtet werden; denn die in Christo sind, kreuzigen ihr Fleisch samt seinen Lüsten und Begierden. Dagegen soll in uns zum Vorschein kommen und auferstehen ein ganz neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe. Röm. 6, 42

5. Die Beichte.

„Der Herr Jesus blies seine Jünger an und sprach: Nehmet hin den heiligen Geist, welchen ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben, und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Joh. 20.

Ich glaube daher, daß Christus seiner Kirche auf Erden die Gewalt gegeben hat, den bußfertigen reumüthigen Sündern, die ihre Sünden bekennen, die Sünden zu vergeben, und den Unbußfertigen, die sie läugnen oder nicht bereuen, die Sünden zu behalten, so lange sie nicht Buße thun.

Das setzt die Beichte (oder das Bekenntniß der Sünden) voraus, die zwey Stücke in sich begreift:

1. Daß wir uns vor Gott aller Sünden schuldig geben, auch die wir nicht erkennen, wie wir im Vater Unser thun, vor dem Beichtvater aber die Sünden bekennen, die wir wissen und fühlen im Herzen.

2. Daß man die Absolution oder Vergebung vom Diener Gottes und der Kirche als von Gott selbst empfange, und (wenn man anders wahrhaft reumüthig und aufrichtig vor Gott zu Werke geht) ja daran nicht zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seyen dadurch vor Gott in dem Himmel vergeben so kräftig und gewiß, als wenn es unser lieber Herr Christus selber gethan hätte.

6. Das heilige Abendmahl.

Matth. 26,26 f. Luk. 22,19,20.
„Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verrathen ward, nahm er das Brod, dankte und brach es und gab es seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, solches thut zu meinem Gedächtniß. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahle, dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus. Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird, zur Vergebung der Sünden. Solches thut, so oft ihrs trinket, zu meinem Gedächtniß.“

Das heilige Abendmahl ist also der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesu Christi, unter Brod und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christo selbst eingesetzt.

Durch das heilige Abendmahl wird uns verpfändet und bestätiget die Vergebung der Sünden, das ewige Leben und die ewige Seligkeit, es wird uns eine wahre Speise und ein wahrer Trank der Seele, eine Nahrung zur Unsterblichkeit, wenn wir es mit lebendigem Glauben an das Wort Christi empfangen und genießen.

Jedoch es prüfe sich der Mensch selbst, ehe er von diesem Brode esse und von diesem Kelche trinke. s. 1 Kor. 11,26-30.

Fasten und leiblich sich bereiten ist wohl eine gute äußerliche Zucht; aber das thuts allein nicht; wer nicht mit Reue und Demuth, mit Glauben und Zuversicht, mit Verlangen und Sehnsucht nach der innigen Gemeinschaft mit Christo zum Tische des Herrn geht, der geht unwürdig hinzu, und ißt sich ein Gericht.

Besonders fasse die Worte im Glauben auf in dein Herz: „Für euch - gegeben - und vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Wer diesen Worten nicht glaubt, ist unwürdig und untüchtig. Denn dieses Wort will gläubige Herzen.

7. Das Vater unser. (oder Gebet des Herrn. Matth. 6, 5-14.)

„Vater Unser, der du bist im Himmel.“

Christus, indem er uns also beten heißt, will uns lehren, daß wir, wenn wir durch seinen Geist aus Gott geboren, und seiner göttlichen Natur aus Gnaden theilhaftig geworden sind, glauben sollen, daß Gott unser rechter Vater und wir seine rechten Kinder sind, damit wir getrost und mit aller Zuversicht zu ihm bitten, wie die lieben Kinder zu ihrem lieben Vater.

1. „Geheiliget werde dein Name.“

Gottes Name ist an sich schon heilig, und kann durch uns nicht heiliger werden; aber wir bitten, daß er auch in uns - oder wir in ihm heilig und geheiligt werden, wie er heilig ist. 1 Petr. 1,16.

Daß wir nach dem heiligen und lautern Worte Gottes als Kinder Gottes auch heilig leben. Denn wer anders lehret und lebt, als Gottes heiliges Wort lehret, der entheiliget und lästert Gott und Gottes Namen unter uns. Davor behüte uns der liebe Gott!

2. „Dein Reich komme (zu uns)!“

Gottes Reich ist und kommt ohne uns immer; aber wir bitten, daß das Reich Gottes zu uns in unser Herz komme, inwendig in uns und allen Menschen anbreche, wie Jesus Luc. 17,20.21. sagt. Es ist lauter Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist. Röm. 14, 17. Wenn Christus mit Wahrheit und Gerechtigkeit, mit Geist und Leben sich uns offenbaret, und mit dem Vater in uns Wohnung nimmt, dann ist das Reich Gottes in uns angebrochen. Joh. 14,21.23. Darum muß man eifrig und anhaltend bitten. Das will Christus, und deswegen sollen wir glauben, daß er es auch geben und thun wolle..

3. „Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden.“

Gottes Wille geschieht ohne unser Gebet, das kann niemand hindern. Aber wir bitten, daß er auch in uns geschehe; daß Gott alle böse Urschläge und den verkehrten Willen des Satans, der Welt und unsers Fleisches breche und hindere, die uns den Namen Gottes nicht heiligen und sein Reich nicht zu uns kommen lassen wollen; daß uns Gott dagegen stärke, daß unser Wille dem seinigen vollkommen ergeben und mit ihm Ein Wille werde; daß alle Menschen selig werden, und zur Erkenntniß der Wahrheit kommen. Denn das ist Gottes Wille. 1 Tim. 2,4. Daß er uns fest erhalte in seinem Worte und Glauben zu unserer Heiligung. 1 Thess. 4,3.

4. „Unser täglich Brod gib uns heute.“

Gott gibt zwar auch allen bösen Menschen, ohne ihr Gebet, ihr täglich Brod; aber wir bitten, daß er es uns erkennen lasse, daß es von ihm komme, daß wir es mit Danksagung von seiner Hand annehmen; daß er uns nicht nur Nahrung und Decke des Leibes, sondern Brod und Kleid der Seele, das lebendige Brod vom Himmel gekommen, Jesum Christum, das Manna des Lebens, das reine und lebendige Wort Gottes, den Frieden, die Salbung des Geistes alle Tage reichlich schenken wolle, denn ohne dieses Brod des Lebens können Kinder Gottes nicht leben.

Das tägliche Brod ist also das 1) was zur Erhaltung und Nahrung des Leibes gehört, als Essen, Trinken, Kleider, Wohnung, dann fromme Kinder, treue Dienstboten, gute Obrigkeit, gedeihlich Wetter, gute Nachbaren, Freunde, Gesundheit, rc. und 2) was zur Nahrung und Erhaltung des Geistes dient, als Gottes Wort und Evangelium, Gnade und Friede in Christo, Kraft und Stärke des innern Menschen, damit Christus durch den Glauben im Herzen wohnt und wir wachsen in ihm an Erkenntniß und Liebe. Eph. 3,16.17.

5. „Und vergib uns unsre Schulden, wie wir vergeben unsern Schuldigern.“

Wir bitten, daß der Vater im Himmel nicht auf unsre Sunden sehen, und um derselben willen uns unsre Bitten nicht versagen wolle; denn wir sind es keinesweges werth, daß wir alles dieses bitten, wir haben von alle dem nichts verdient. Vielmehr sollte er uns von seinem Angesicht wegtreiben und uns nicht anhören. Aber Jesus versichert uns hiermit, daß er uns höre und erhöre, gnädig auf unsre Bitten herabsehe, wenn wir ihm unsre Schuld abbitten, die wir täglich häufen; und wenn wir dagegen von Herzen bereit sind, allen denen, die sich an uns versündigen, ganz zu vergeben und ihnen wohlzuthun. Wer aber seinen Nächsten nicht herzlich vergibt, der ruft mit diesem Gebete die Rache Gottes über sich herab und bittet, daß ihm Gott auch nicht vergebe.

6. „Und führe uns nicht in Versuchung.“

Gott versucht zwar niemand zum Bösen, aber wir bitten hiermit, daß er uns behüte und bewahre, daß uns der Satan, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge und zum Unglauben, zur Verzweiflung, oder zu andern Sünden und Lastern nicht verführe. Und wenn wir auch damit angefochten werden, daß er uns nicht verlasse, sondern also stärke, daß wir doch dabei gewinnen und den Sieg behalten.

7. „Sondern erlöse uns von dem Uebel.“

Diese letzte Bitte ist gleichsam die Summe und der Inbegriff aller Bitten, daß uns nämlich der Vater im Himmel von allen übeln Leibes und der Seele erlöse, besonders von der Sünde, vom Satan, dem Argen, und vom ewigen Tode, welcher das größte Uebel ist; daß er uns endlich, wenn unser letztes Stündlein kommt, ein seliges Ende beschere und uns aus diesem Jammerthal aus Gnaden zu sich in den Himmel nehme.

Amen! Ja, ja, es soll gewiß geschehen. Ich soll gewiß glauben, daß diese Bitten dem Vater angenehm sind, daß er sie gewiß erhöre, weil er ja selbst durch seinen Sohn uns also beten heißt, und das Siegel, das Amen! durch den Mund seines Eingebornen darauf drückt. Amen.

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