Gerok, Karl - Der Heimat zu! - 16. Trinitatis.

Gerok, Karl - Der Heimat zu! - 16. Trinitatis.

1889.

(Joh. 15, 1-11.)
(1) Ich bin der rechte Weinstock und mein Vater der Weingärtner. (2) Einen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen; und einen jeglichen, der da Frucht bringt, wird er reinigen, dass er mehr Frucht bringe. (3) Ihr seid schon rein um des Worts willen, das ich zu euch geredet habe. (4) Bleibt in mir und ich in euch. Gleich wie der Rebe kann keine Frucht bringen von ihm selber, er bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibt denn in mir. (5) Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. (6) Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen, wie eine Rebe, und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und müssen brennen. (7) So ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. (8) Darinnen wird mein Vater geehrt, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger. (9) Gleich wie mich mein Vater liebt, also liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe. (10) So ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleich wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. (11) Solches rede ich zu euch, auf dass meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.

Die herbstliche Jahreszeit richtet jetzt unseren Blick empor zu den Rebenhügeln und Weinbergen im Umkreis unserer Stadt. Es ist kein ungetrübter Blick. Der Weinmonat hat einen furchtbar ernsten Einzug gehalten in unser Tal, noch zittert in unseren Herzen die Erschütterung nach von dem schweren Unglück, das in voriger Woche eine dieser freundlichen Höhen zu einer Schreckens- und Jammerstätte gemacht hat und mit inniger Wehmut gedenken wir der Opfer jener verhängnisvollen Fahrt1), die jetzt auf ihren Schmerzensbetten liegen oder schon im Grab ruhen; mit neuem Ernst sagen wir's uns selber: fürwahr, es ist nur ein Schritt zwischen mir und dem Tode!

Auch die Frucht der Reben, die von unseren Weinbergen nun bald eingebracht werden soll, sie ist nicht ganz so reichlich und so köstlich ausgefallen, wie wir eine Zeitlang hofften; obschon wir alle Ursache haben, auch so noch dem gütigen Gott zu danken für ein gutes Gewächs und einen schönen Herbst.

Aber auf andere Reben noch, als die da draußen grünen, auf einen anderen Weinstock, als dessen Frucht wir jetzt ernten, auf einen anderen Weinberg, als den der Winzer bebaut im Schweiße seines Angesichts, richtet unser Evangelium heut unseren Blick.

Dieser Weinberg ist das Reich Gottes auf Erden und der Weingärtner, der ihn bebaut, ist der allmächtige Gott und der Weinstock darin ist unser Herr Jesus Christus und die Reben daran sollen wir selber, seine Jünger, sein.

Die Frucht dieser Reben ist noch viel köstlicher, als die man auf unseren Bergen erntet. Der Ertrag dieses Weinbergs ist nicht abhängig von Wind und Wetter und wer an diesem Weinstock hängt mit allen Fasern seiner Seele, den kann auch der bitterste und gewaltsamste Tod nicht losreißen von der Wurzel seines Lebens.

Ich bin der Weinstock, spricht Jesus, und ihr seid die Reben, wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht. Darum - bleibt in mir und ich in euch.

„Bleibt in mir und ich in euch“. Damit spricht Jesus das innerste Geheimnis des christlichen Lebens aus

  1. mit seinen höchsten Anforderungen und
  2. mit seinen höchsten Verheißungen.

Bei dir, Jesu, will ich bleiben, stets in deinem Dienste stehn,
Nichts soll mich von dir vertreiben, deine Wege will ich gehn;
Du bist meines Lebens Leben, meiner Seele Trieb und Kraft,
Wie der Weinstock seinen Reben zuströmt Kraft und Lebenssaft. Amen.

Bleibt in mir und ich in euch! Damit spricht der Herr das innerste Geheimnis des wahren Christenlebens aus

1) mit seinen höchsten Anforderungen.

Bleibt in mir, spricht der Herr zu seinen Jüngern. Nicht nur bleibt bei mir oder an mir, sondern bleibt in mir.

Bleibt bei mir, an meiner Seite, in meiner Nähe, in meiner Nachfolge, wie die Schafe beim Hirten bleiben, wie die Schüler dem Meister folgen. Das ist ja wohl auch löblich und nötig. Es ist auch schon ein schönes Bekenntnis: Bei dir, Jesu, will ich bleiben, stets in deinem Dienste stehn, wenn wir auch zunächst nichts weiter darunter verständen als: Ich will mich halten zu deiner Gemeinde, ich will mich zählen zu deiner Jüngerschar; ich will mich nicht schämen, deinen Namen zu bekennen, ob auch Tausende ihn verleugnen, ich will bleiben in den Schranken deiner Gebote, ob auch viele die breite Straße der Weltlust und des Sündendiensts wandeln. Zumal in unsrer Zeit des massenhaften Abfalls vom Glauben an Christum und vom Gehorsam gegen Gottes Gebote ist es ein köstliches Wort, das wir in unsrer heutigen Epistel aus Johannes Munde vernehmen: Kindlein, bleibt bei ihm!

Lasst euch nicht verführen durch böse Exempel zum Abfall von unsrem allerheiligsten Glauben, auf den ihr getauft und konfirmiert seid und zum Bruch mit der christlichen Zucht und Sitte, in der ihr auferzogen seid. Lasst in den Zerstreuungen der Gesellschaft, in den Genüssen der Welt, unter den Sorgen und Geschäften des irdischen Berufes die Fäden nicht abreißen, die euch noch an euren Gott und Heiland knüpfen. Lasst seine Gebote die Schranken bleiben, vor denen ihr immer noch eine heilige Scheu habt, sein Haus den Sammelplatz, zu dem es euch immer wieder hinzieht aus dem Geräusch der Welt. Seid willkommen auch heute ihr alle, die ihr hierher gekommen seid auf den Ruf des Herrn: Bleibt bei mir, folgt mir nach als meine gehorsamen Jünger.

Schön ist es bleiben bei dem Herrn und gut ist es bleiben an dem Herrn, an ihn sich halten in getrostem Vertrauen, wie die Kindlein an den Vater!

„Dennoch bleibe ich stets an dir, denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an!“ So singt schon der edle Assaph im 73. Psalm und spricht damit aus das getroste Vertrauen, womit der Fromme unter allen Umständen an seinen Gott sich hält, wie ein Kind an die Hand seines Vaters sich hält oder ans Kleid seiner Mutter sich hängt in der Zuversicht: sie lässt mir nichts geschehen.

So an Jesu bleiben und ihm anhangen mit festem Vertrauen; unter allen Stürmen des Lebens sich zu ihm flüchten mit der Zuversicht: Und ob ich schon wanderte im finsteren Tale, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab tröstet mich; bei allen Anfechtungen des Gewissens an sein Kreuz sich klammern mit dem Troste: ich bin versöhnt mit Gott, und in dunklen wie in heitern Stunden seine Hand im Glauben fassen mit dem Bekenntnis: Meinen Jesum lass ich nicht, das ist ein köstliches Vorrecht der Jünger des Herrn und er selbst ermutigt uns dazu in unsrem Evangelium, wenn er uns zuruft: Gleich wie mich mein Vater liebt, also liebe ich euch.

Und herzlich willkommen sei jedes unter euch, das auch heute sich eingefunden hat zu den Füßen des Herrn mit dem Bekenntnis des Glaubens: Dennoch bleibe ich stets an dir.

Könnt ichs irgend besser haben als bei dir, der allezeit
Soviel tausend Gnadengaben für mich Armen hat bereit?
Könnt ich je getroster werden als bei dir, Herr Jesu Christ,
Dem im Himmel und auf Erden alle Macht gegeben ist!

Schön ist es bei ihm bleiben in gehorsamer Nachfolge. Gut ist es an ihm bleiben in kindlichem Vertrauen. Aber das Schönste ist es und das Beste, was ein Jünger erreichen kann, das Höchste und Größte, was der Herr von den Seinen fordert: Bleibt in mir in inniger Lebensgemeinschaft. Wenn ich bei ihm bleibe, so gehe ich hinter ihm drein und folge seinen Fußstapfen nach. Wenn ich an ihm bleibe, so hänge ich mich an ihn und lege meine Hand in die seine. Aber wenn ich in ihm bleibe, so ruhe ich in ihm Herz an Herz. Er ist die Heimat meiner Seele, das Element, in dem sie lebt und webt.

Das ist es, was uns der Herr deutlich machen will mit dem schönen Bild: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Wie innig ist die Rebe mit dem Weinstock verwachsen. Aus ihm zieht sie all ihren Saft und ihre Kraft, all ihr Leben und ihr Gedeihen. Abgerissen vom Stock muss sie verwelken und verdorren und ist zu nichts gut, als dass man sie ins Feuer werfe und verbrenne.

Wie geheimnisvoll und wunderbar ist der Kreislauf der Säfte, die von der Wurzel und vom Stock durch die verborgenen Adern und zarten Kanäle einströmen in die Reben mit ihren Ranken und Blättern, mit ihren Trieben und Früchten!

Wie leis und unmerklich und doch wie ruhig und regelmäßig geht dieser innere Verkehr, dieses Ausströmen und Einsaugen der Säfte zwischen dem Stock und den Reben von statten, bei Tag und bei Nacht, bei Sonnenschein und Regen, vom ersten Frühlingstrieb an, wenn der Weinstock Augen gewinnt, bis zur letzten Zeit, wenn die Sonne des Spätsommers den Wein vollends garkocht in den schwellenden Beeren!

Alles, was uns an der Rebe erfreut, die feine, duftende Blüte, das fette, goldgrüne Laub, die süße, feurige Traube - das alles kommt aus dem Stock, an dem die Rebe hängt, mit dem sie eins ist, aus dem sie Saft und Kraft, Leben und Gedeihen zieht.

Verstehst du's nun, o Seele, was der Herr sagen will, indem er seine Jünger ermahnt: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Darum bleibt in mir, denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Ahnst du, was es heißt: Bleiben in dem Herrn? Weißt du etwas von der innigen Lebensgemeinschaft, von dem geheimnisvollen Herzensverkehr zwischen einem echten Jünger Jesu. und seinem Herrn?

Wie er in ihm wurzelt mit allen Fasern seines Wesens, wie er aus ihm zieht das Beste, was er ist und hat, seine höchsten Gedanken, seine edelsten Triebe, seine heiligsten Kräfte, seine seligsten Freuden; wie er ohne ihn nichts tun kann, sondern zu jedem guten Werk von ihm allein das Wollen und das Vollbringen empfängt; wie er ohne ihn nicht leben kann, sondern bei Tag und bei Nacht, in Freud und Leid, bei der Arbeit der Woche wie in den Andachtstunden des Sonntags, draußen im Gewühl der Welt wie daheim im stillen Kämmerlein in fleißigem Gebetsumgang, in ununterbrochenem Gedankenaustausch mit seinem Herrn und Heiland steht, nichts unternimmt, ohne ihn zu befragen, nichts erlebt, ohne es mit ihm zu besprechen, nichts will und nichts wünscht, als was er will und gutheißt, so dass er mit dem Apostel sagen kann: Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir.

Das heißt: in Christo leben und in ihm bleiben. Wer davon etwas weiß und davon etwas übt, der erst ist ein rechter Jünger Jesu. Aber wie wenige sind das; wie selten sind die tiefen Johannesseelen, die so an der Brust des Herrn ruhen mit all ihrem Denken und Wollen, diese innerlichen Herzenschristen, die es einem Terstegen nachfühlen können:

Du in mir, ich in dir,
Lass mich ganz verschwinden,
Dich nur sehn und finden.

Viele verstehen das gar nicht, nennen es krankhaften Mystizismus, überspannte Schwärmerei. Und wer auch etwas davon versteht oder ahnt; wer in seinen besten Stunden vorübergehend etwas davon empfunden hat was es heißt: mit seinem innersten Leben eingehen in Gott und aufgehen in Gott, der wird in Demut bekennen müssen: Ich kann mich auf dieser Höhe nicht für die Dauer erhalten, es geht mir wie dem Wandrer auf einem hohen Alpengipfel; die Luft ist mir zu rein, als dass ichs lang darin aushalten könnte, die irdische Schwere zieht mich immer wieder herab in den Dunstkreis dieser Welt.

Und doch, meine Lieben, als das höchste Ziel wenigstens für unser Streben, als das Ideal wenigstens eines rechten innerlichen Herzenschristentums wollen wir sie uns immer wieder vorhalten, diese höchste Anforderung des Herrn an seine Jünger: Bleibt in mir, dann erst können wir in Wahrheit singen und sagen:

Du bist meines Lebens Leben,
Meiner Seele Trieb und Kraft,
Wie der Weinstock seinen Reben
Zuströmt Kraft und Lebenssaft.

Kommt uns der Herr doch dabei auch entgegen mit

2) seiner höchsten Verheißung:

Bleibt in mir und - ich in euch! Nicht nur bei euch will ich bleiben mit dem Lichte meines Worts, nicht nur für euch will ich eintreten mit dem Troste meiner Gnade, sondern auch in euch will ich wohnen mit der Kraft meines Geistes.

Christus bei uns, das ist ja eine große Verheißung für unseren Pilgerlauf hienieden.

Dass er bei uns ist in seinem Wort, das ein Licht ist auf allen unseren Wegen und bei dem wir Rat und Trost holen können, so oft wir's brauchen; dass er uns voranleuchtet mit seinem Vorbild in allen Lagen des Lebens, damit wir nachfolgen seinen Fußstapfen; dass keine feindliche Gewalt seine himmlische Lichtgestalt wieder austilgen kann aus dem Gedächtnis der Menschheit und keine Macht der Finsternis sein Wort uns wieder nehmen darf, das da bleibt, ob auch Himmel und Erde vergehen, das ist ein hoher Trost für die gläubige Seele in dunklen Stunden, wenn sie nicht weiß, wo aus und ein, eine tröstliche Zusage für die ganze Christenheit in trüben Zeiten, wenn es Abend werden will in der Menschheit. Und in allen Stürmen der Außenwelt wollen wir's festalten als eine teure Verheißung: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!

Christus für uns. Auch das ist ein köstliches Wort und ein tröstlicher Gedanke. Dass wir einen Heiland für uns haben, dessen erbarmender Liebe wir uns getrösten dürfen bei allen Anfechtungen von außen und innen, gegen die Anklagen unsres eigenen Gewissens, wider die Schrecken des Todes und die Schauer der Ewigkeit; einen Heiland für uns, in dessen Namen wir getrost unser Abba lieber Vater dürfen gen Himmel rufen auf seine Zusage hin: So ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren; einen Heiland für uns, von dessen Liebe nichts uns scheiden kann, nicht einmal die Schwachheit und Untreue unseres eigenen Herzens, weil seine Gnade keine Grenzen hat und seine Treue kein Ende nimmt, das ist ein hoher Trost für unseren Glauben. Und diesen Christus für uns predigt uns ganz besonders kräftig der Apostel Paulus in so vielen Kraftsprüchen seiner Briefe. Denkt nur an den einen: Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? - Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns. - Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unsrem Herrn.

Aber „Christus in uns“, dies köstliche Johanneswort, sagt uns noch mehr. „Ich bleibe in euch“, das ist die höchste Verheißung des Herrn an die Seinen.

Wenn er nicht nur bei uns ist mit dem Lichte seines Worts und dem Schutze seiner Allmacht, nicht nur für uns ist mit der Fürsprache seiner Liebe, sondern in uns wohnt und wirkt; wenn er mit seinem Frieden unser Herz erfüllt, mit seiner Wahrheit unser Denken durchleuchtet, mit seinem Geist unseren Willen reinigt und unser Leben heiligt, dann erst ist „unsre Freude vollkommen“, dann erst sind wir seine echten Jünger, dann erst sind wir rechte Reben am rechten Weinstock, bei denen sichs erfüllt: Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht. Das führt uns zurück auf unsre Rebenberge. Ihr Köstlichstes ist ja doch ihre Frucht. Die süße, feurige, geistvolle Frucht erst ist es, womit die schwache Rebe ihre Kraft beweist, worin der unscheinbare Weinstock seine Güte zeigt, wodurch des Menschen Herz erfreut, der Müde erquickt, der Schwache gestärkt, der Traurige erheitert, der Kranke gelabt und der Greis verjüngt wird.

Und das Köstlichste am Christen, worin die verborgene Herrlichkeit seines Herrn und Meisters ans Licht kommt, wodurch Gott gepriesen und die Menschheit gesegnet und der Christ selber seines Christentums erst froh und gewiss wird, das sind auch seine Früchte, die Früchte des Geistes: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.

Diese Früchte kommen nicht aus Fleisch und Blut, aber sie reifen in der Seele, wenn es heißt: Ich in euch; wenn Christi Geist die treibende Kraft ist in unsrem Herzen und Leben.

Und wo sie einmal angesetzt haben in einer Seele, diese Früchte des Geistes, da wachsen sie auch weiter durch Christi Kraft und Gottes Segen. Und wie im Weinberg draußen zum Sonnenschein auch der Regen und zum stützenden Pfahl auch das reinigende Messer gehört, um die Früchte zu zeitigen, so muss mit dem Sonnenschein der Güte Gottes auch sein züchtigender Ernst, mit der pflegenden Vaterhand auch das scharfe Winzermesser der Trübsal zusammenwirken, um immer reinere und reifere Früchte hervorzubringen in der Seele des Christen. „Einen jeglichen Reben an mir, spricht der Herr, der nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen und einen jeglichen, der da Frucht bringt, wird er reinigen, dass er mehr Frucht bringe.“

Nun, meine Lieben, an uns allen hat der treue Gott bisher reichlich gearbeitet mit Pflegen und mit Schneiden, mit seinem Ernst und seiner Liebe. Wie steht es mit den Früchten? Ist Christus in uns als die treibende Kraft unsres Lebens? Wirkt er in uns mit dem Trieb seines Geistes? Gilt es von uns: An euren Früchten soll man euch erkennen als gute Reben und rechte Jünger? Prüfe jeder sich selbst. Wir wünschen unseren Reben draußen jetzt noch ein frohes Gedeihen, eine edle Frucht. Möchte man sie auch im Weinberg des Herrn nicht umsonst suchen. Möchte keines unter uns erfunden werden als eine unfruchtbare Rebe, die weggenommen wird und ins Feuer geworfen. Nein, Herr, bleibe du in uns und lass uns bleiben in dir. Lass uns in dir wurzeln und wachsen, damit wir eine Frucht bringen, die da bleibt.

Lass an dir gleich den Reben uns bleiben allezeit
Und ewig bei dir leben in deiner Herrlichkeit.

Amen.

1)
Eisenbahnunglück zwischen Stuttgart und Vaihingen a. E.
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