Geiler von Kayserberg, Johannes - An Jacob Wyssebach, Ammeister (Brief 2, wahrscheinlich 1502)

Geiler von Kayserberg, Johannes - An Jacob Wyssebach, Ammeister (Brief 2, wahrscheinlich 1502)

Fürsichtiger wyser lieber Herr, mich dunkt, doch uff uwer wysheit verbessern, in dyser gestalt möcht man den vertribnen ellenden menschen helffen, on der Stadt und Spitals Kosten. Am ersten das die vertribnen, so nun zemol uff der brucken lygen, mit sampt denen die vormals doselbs gelegen sind, aber jetz vom Spital uffgenommen, zusammen in Hrn. Wilhelm Böcklins Hus geton würden, damit der spital der frömden entladen, und statt geben mer heimscher so das die notturfft erhiesche uffzenemen, auch das Volk geneigter würd ze geben als ir des wyters von mir berichtet sind.

Item das vom Rat ein pfleger gesetzt würd im das regiment desselben huses bevolhen.

Item So wil ich mit rot desselben pflegers wo mich das not dunkt gelt darreichen zu narung der dickgenannten vertriebnen, ich truw vierzig oder fünfzig und me, ein monat oder noch lenger zu erneren, wenn die zyt verschynt, so wurt es hoff ich besser.

Item wenn dyse also die zyt gespyset werden, wolt dem aber ein der Unterhalt und kost zu schwer werden (das ich mich doch ganz nit versih) so mag man isch dennacht Ir wol entladen und mit größern eren gegen der welt und mynderem Gotzzorn abkommen weder jetz in dyser herben zyt usschlagen, und zu tod erfrieren lassen, das mag uwer wysheit einem rat fürhalten mit merern worten als uch gutdunkt, damit barmhertzigkeit den ellenden bewysen werd von uns als wir wellend das uns vorab von Gott auch barmehrzikeit der wir nottürftig sind beschyne.

Johannes von Keisersperg.

Quelle: Zeitschrift für die historische Theologie Achtzehnter Band/ Neue Folge: Zwölfter Band Leipzig, F. A. Brockhaus, 1848

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