Eusebius - Martyrium des Karpus und des Papylus

Eusebius - Martyrium des Karpus und des Papylus

Als der Statthalter in Pergamum (Kleinasien) anwesend war, wurden ihm die glücklichen Karpus und Papylus, die Märtyrer Christi, vorgeführt. Der Statthalter setzte sich nieder und fragte: „Wie heißt du?“ Der Gefragte antwortete: „Mein erster und auserwählter Name ist Christ. Fragst du aber nach meinem Namen in der Welt, so nenne ich mich Karpus.“ Der Statthalter erklärte: „Die Verordnungen der Kaiser sind dir bekannt, daß man die alles durchwaltenden Götter verehren soll. Daher rate ich euch, heranzutreten und zu opfern.“ Karpus entgegnete: „Ich bin Christ. Ich ehre Christus, den Sohn Gottes, der in den letzten Zeiten zu unserer Errettung gekommen ist und uns von dem Irrwahn des Teufels befreit hat. Solchen Götzenbildern opfere ich nicht. Tu, was du willst, mir ist es eine Unmöglichkeit, den Truggestalten von Dämonen zu opfern; machen doch die, welche ihnen opfern, sich ihnen gleich.“ Der Statthalter fuhr erregt auf: „Opfert den Göttern und nehmt Vernunft an!“ Karpus freute sich: „Fort mit den Göttern, die weder den Himmel noch die Erde geschaffen haben.“ Der Statthalter sagte: „Du mußt opfern, der Selbstherrscher hat es befohlen.“ Karpus antwortete: „Lebendige opfern nicht Toten.“ Der Statthalter fragte: „Von den Göttern glaubst du, daß sie tot sind?“ Karpus entgegnete: „Willst du hören, nicht einmal als Menschen haben sie gelebt, nicht einmal, um sterben zu können. Glaube mir, daß ihr in schwerem Wahn befangen seid.“ Der Statthalter erwiderte: „Ich habe dich zuviel Törichtes dahinreden lassen. Ich habe dich dadurch verführt, die Götter und Majestäten zu lästern. Du sollst darin nicht noch weitergehen. Du opferst, oder was sagst du?“ Karpus sagte: „Ich kann nicht opfern. Noch niemals habe ich Götzen geopfert.“ Sofort ließ ihn der Statthalter hochhängen und ihm mit Marterwerkzeugen die Haut herunterreißen. Er aber rief immer wieder: „Ich bin Christ! Ich bin Christ! Ich bin Christ!“ Nach langen Martern verlor er seine Kräfte und konnte nicht mehr sprechen. Da wandte sich der Statthalter von Karpus zu Papylus: „Bist du ein Ratsherr?“ Er antwortete: „Ich bin Bürger.“ Der Statthalter fragte: „Aus welcher Stadt?“ Papylus antwortete: „Von Thyatira.“ Der Statthalter fragte: „Hast du Kinder?“ Papylus gab die Antwort: „Sogar viele durch Gott.“ Da rief einer aus der umstehenden Menge: „Er meint, nach seinem Christenglauben habe er Kinder.“ Der Statthalter fuhr ihn an: „Warum lügst du und sagst, daß du Kinder hast?“ Papylus antwortete: „Willst du verstehen, daß ich nicht lüge, sondern die Wahrheit sage. In jeder Provinz und Stadt habe ich Kinder in Gott. „Der Statthalter sagte: „Du opferst, oder-was sagst du?“ Papylus antwortete: „Von Jugend auf diene ich Gott. Ich habe niemals Götzenbildern geopfert. Ich bin Christ. Mehr als dies kannst du von mir nicht erfahren. Ich kann nichts sagen, was größer und schöner wäre als dies.“ Auch er wurde hochgehängt und mit drei Paaren eiserner Folterwerkzeuge zerfleischt. Er gab keinen Laut von sich. Als hochgemuter Kämpfer ließ er den Zorn des Versuchers über sich ergehen. Als der Statthalter ihre hervorragende Standhaftigkeit sah, gab er den Befehl, sie lebendig zu verbrennen. Schnellen Schrittes traten die beiden in das runde Theater ein, um so schnell wie möglich von dieser Welt befreit zu werden. Als erster wurde Papylus ans Holz genagelt. Als das Feuer aufschlug, gab er still betend seinen Geist auf. Nach ihm wurde Karpus angenagelt und freute sich. Als er gesprochen hatte und das Feuer brannte, betete er: „Gepriesen seist du, Herr, Jesus Christus, Sohn Gottes, daß du auch mich sündigen Menschen dieses Anteils an dir gewürdigt hast.“ Nach diesen Worten gab er seinen Geist auf. Bei diesen Ereignissen stand auch Agathonike dabei. Sie sah die Herrlichkeit des Herrn, die Karpus geschaut und geschildert hatte. Sie erkannte darin einen himmlischen Ruf und erhob sofort ihre Stimme: „Dieses Mahl ist mir bereitet. Ich muß daran teilnehmen. Ich muß das Mahl der Herrlichkeit aufnehmen.“ Das Volk rief: „Erbarme dich deines Sohnes.“ Agathonike aber, die Glückliche, antwortete: „Er hat Gott, der sich seiner annehmen kann. Ihn, der der Allversorger ist. Aber ich, was stehe ich hier?“ Sie warf ihre Kleider ab und ließ sich frohlockend an das Holz nageln. Die Umstehenden brachen in Tränen aus: „Ein grausames Urteil! Welche ungerechten Verordnungen!“ Sie aber, aufgerichtet und vom Feuer erfaßt, rief dreimal aus: „Herr, Herr, Herr, hilf mir; denn zu dir bin ich geflüchtet.“ So gab sie ihren Geist auf und wurde mit den Heiligen vollendet.

Um das Jahr 165. Akten bei Eusebius IV, 15-48.

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