Eberlin von Günzburg, Johann - Der ander bundtsgnosz.

Eberlin von Günzburg, Johann - Der ander bundtsgnosz.

Vom fasten der .xl. tag vor Osteren vnd andern, wie do mit so jämerlich wirt beschwärt das Christenlich volck.

Es haben zu samen geschworen vnser fünffzehen, wir wöllen entdecken gemeinen christen, mit was lästerlicher vntrüglicher burde sy beladen sind, vnd sol vnser jetlicher sin rat vnd arbeit vff ein tag vßrichten mit anschlag vnd würckung, Also das jetlicher ee dann er anfach sich zu bedencken vor dem helgen Crucifix got bitten vmb, inspruch vnd hylff solichs ze thun nach seinem gefallen, nach solichem vßgericht hab ich anderer bundsgnoß mich bedacht zu schriben von dem viertzig täglichen fasten dar ab alle menschen klagen, vnd stande mir got by, das ich die warheit schryb. Eüch allen ist zu wissen, das alle christenheit welche läben wöllen yn ghorsam Römisch bischoffs iärlich gezwungen werden vff dem predig stul vnd im bychthuß zu fasten vom äscher mitwoch biß ostern, alle tag on dispensierung vnd vßzug, eins hab dann erloubnüß von seim bychtvatter, den es vor faßnacht heimgeladen hab zu huß vnd im sein kragen gefült, vnd im verheissen dar zu ein gut fasten küchlin. Nun beger ich lieben fründ, ziehen minen rot yn härtzlich vnd vernünfftig vrthail, dar nach beschliesent was eüch gefalt.

Ist es nit ein blinder volg, das ir glouben geben den vollen, büchigen predigern, so sy eüch sagen christlich kirch hab gebotten by todt sünd ze halten so vyl tag vnvffhörlich zu fasten. Das ist aber noch schimpfflicher, so sie vffzeichnen in mathematischer vßrechnung welche da von entschuldiget siend, oder nit, vnd doch da by allwegen ein angel der scrupuly lassen yn den gewissen, als ob man vyllicht aigner blödigkeit zu vyl gloube, do mit vnvffhörlich vnruw bleibt yn christlichen härtzen, vnd do durch solich buchvätter vnd märlin prediger allweg zu schaffen haben mit den leüten, so sy parnosisch im gewissen vrtailen vnd erschrecken. Wie wol nit darthon mag werden gebot der gemeinen christenheit von disem vasten, doch ob schon gebot do von gefunden wurde, mag nit dargethon werden grüntlich, das soliche fast beträff die gmein by todtsünd. Es sol auch nit da für gehalten werden. Im herten gsatz moysi ist vyl vom fasten gschriben, aber an keim ort findest, verpflicht zu todtsünd, so jemandt es vbergieng. Wie ist dann ein gouckelman so kün vnd darff on hüthaben sagen, im newen gsatz sy solichs yn gemelter gstalt gebotten. So doch im newen wir gar erlößt sind von solichen schweren bürdin, als auch vßweißt sant Paulus lere. Sich wie groß arbeit ist im teütschen land, durch auß in allen menschen, also das man sagt, ein Cardinal hab solichs ein mol gesehen vnd angezaigt dem bapst, wie arbeitsam teütsche nation sy vnd nit yn vff zu legen sy grosse fasten, doch hab man solich fasten yn nit abgenummen, sunder meer für ein vberzalig werk lon bliben. Im gantzen jar ist nit grösser arbeit im fäld dann in der fasten. Do zu ist teütschland an vyl orten nachgültiger narung, an wenig orten ist wein. An vil orten muß man by grosser arbeit benügig sein an kalten erbiß, bonen, vnd durren byren, hutzlen genant. An keim ort wachßt boum öl. Wer wolt sagen das den arbeitsamen leyen vffgelegt werde von der milten barmhärtzigen muter der Christenheit ein so schwär ioch, das gutwillig christen yn stäte vnruw der gewissen setzte, so sie solich tyrannisch gebot etwan vß burgerlicher not vberträten. Die vollen münch die all tag zu gewisser stund ein wolberaiten ymbiß haben, by rüwiger arbeit, am schatten, on schweiß vnd müde, mainend sy thüend etwas groß mit irem fasten vnd wöllen den armen leyen vfflegen ein solichs gebot, das sy nit hielten ob man yn zwei mol als vyl zu essen geb mit halber arbeit, das sy vfflegen dem leyen in seiner arbeitseligkeit. Dar zu ob eins ein formlich weiß wil brauchen in spyß die fasten, so ist kundtlich das meer kosten dar vff godt, vnd als vyl oder meer lusts darvon empfangen wirt dann vsserhalb der fasten in dry monaten. Wer wolt sagen das christlich kirch ordnete man solt jm jar so vil tag zwyfach kosten vnd lust legen vff spyß vnd tranck in gestalt der buß, oder aber so vbel essen, das kein wunder were, ob man solich gebot fürhielt eim heydnischen land, ee dann es annen diß groß joch, ob es schon sunst geneigt wer zum glouben, es verwege sich alles christenlichen wäsens. Der meer theil deß volcks ist vnuerbunden zu solichem fasten, es soll essen, trincken als offt im tag not erhaischt. Vnd ich will nit die not vff ein spytz dringen, sunder vff ein lydlich mittel, das ist so eins on schaden siner gsuntheit, den hunger vnd durst an siner arbeit abstellen mag. Das ich aber wöl die rychen müssiggänger hoch verbinden vffs gebot vom fasten, ist umbsunst, dann sy achten miner rede nicht, vnder hundert werden kum .iij. funden, welche möchten verbunden werden zu so grossem gebot. Warumb wolt man dann ein gmein gebot lassen vßgon von des minsten theils wegen.

Ich gloub es nicht das solich gebot sy geben von der kirchen vnd ob es geben were, so gilt es nicht, es bindet auch nicht. Auch ists der brauch nit by den gsatzgeber, das schwere gefärliche gebot oder verbot vffgelegt worden von des wenigisten theyls wegen im volck, on sunderliche zusatz des vßnämens. Darvmb lobe ich vnd mein gesellen nit, das man predige also, alle menschen die nit redlich entschuldigung haben, sind by todt sünd schuldig diß zyt zu fasten. Man solt vernünfftige entschuldigung dar thun, aber dann wurde außfündig das kaum einer oder zwen verpflicht weren. So müsten sy dann also predigen, welche deren vyl vnd vyl entschuldigung käine haben, sind verbunden zu fasten by todt sünd, aber wie thorecht wurde solich verkündigung geacht ist maniglichen kundtlich. So bald wüschet ein doller kopff här für vnd wil vß den alten lerern bewären die viertzig täglich fasten als ob wir sy auch nit geläsen hätten. Ich bin nit abstendig, vor alten zyten hab man in vollen landen das volck ermanet järlich zu meiden gewonte vberfröliche geselschafft in gemein vnd sunder, do noch vyl nachleübe was von haidnischer ergötzlichen, das man doch .xl. tag vor osteren zu eer der fasten Christi vnd angesehen künfftig fest, do man new Christen wurde machen durch den touff, vnd vorig christen mit dem sacrament deß altars begaben. Das man doch ouch wenig tag abbruch thäte nit vom win, flaisch, milch, butter, aier vnd anderer ding so notig sind zu täglicher spyß, sunder mee von langen zächen oder vrtin, von schlofftrüncken, von vnmässigen wirtschafften, do vyl zyt vnd gält vffgieng.

Aber so nun in vnseren landen (durch gots genad) solcher haidnischer vberfluß vnbekant ist, do man auch sich sünden förcht, so man natürlicher noturfft gnug thut, ist on not ain solich fäldgschray vff richten mit gemeltem gebot. Vnruw der gewissen, ergernüß der klein verstendigen, nachred der bößmütigen, erwechßt vß so vnuernünfftigen gebotten. Also das schier ein erber man in der fasten nit gethar ein offentlich ürtin haben mit sein mitburgeren, ob in schon dar zu zeücht nit fraß, sunder meer bürgerliche bywonung oder innerlicher vnmut vnd beschwerung des gemüts, do von er durch zimlich geselschafft vermeint zu erlößt werden. So man aber vngenietet vnerfaren vnuerstendig lüt setzt an die ort des predigens vnd bychthörens, wissen sie nicht zu erkennen die meinung menschlicher gsatz, sunder so sie alle ding (an jn selbs vnuersucht) ermessen nach blosser fürgebung des buchstaben, machen sie andere mit jn zu thoren, oder bringen sich selbs mit den gsetzen zu spot vor allen verstendigen.

Es ist kein argument, Christus hat so lang gefastet, ergo wir söllen es järlich auch thun, so man doch nit liset von Christo, das er järlich ein solich fasten gefürt hab. Dar zu hat er vnß ein so lange fasten nit gebotten, hättest du allein Chrisostomum gelesen vber Mattheum am .vj. capittel, du hättest dein bloderen vylicht nit so drützlich här vß gespüwen. Ich bekenn, das fasten sei ein ordnung christi vnd der apostel, aber nit ein solich vasten wie wir im bruch haben, so vil tag vnd so vyl gewonter spyß gantzen abbruch, vnd ein mol im tag essen etc. Aber christlich fasten, ist nicht dann ein williger bedachter abbruch so vil vnd lang als dir not ist, nach diner art zu kestigung des lybs, in vnderthänig machen dem gutwilligen gaist. Solichs mag nit in einer form jedermann gebotten werden, dann grosse vngleicheit ist jn natürlich geschicklicheit der lyb, vnd in vnglicher bewerung göttlichs inspruchs im härtzen, on den solichs on nutz vnderstanden wirt. Das groß schwer gebot ist vnß vffgetrochen durch die Romanisten vnd des pabst hoffleüt, dar vß ein bewärlich argument gezogen wirt, so mit wissen der prelaten on iren widerspruch so offentlich gebrochen wirt das fasten an des bapst vnd der Cardinäl hoff an der byschoff vnd äpt tisch, Also das zu rom die gantze zyt der fasten alle metzge offen ston, dar inn nach gewonheit des gantzen jares flaysch koufft vnd verkoufft wirt, ist zu vermercken das solich gebot sey noch minder in vnserm rauhen teütschen land vffgelegt. Dann ein vberträttung menschlichs gebot, mit wissen vnd schwigen der oberkeit zeigt an ein vffhören der verbündtnüß. Vnd ob schon ettliche thorechte pfäfflein vnd münchlein järlich groß machen das fasten gebot, thund sy doch solichs meer vß vnuerstand vnd on gehayß der prelaten der kirchen. Vnd so sy also on vrtail vffwachßsen, wöllen sie andere leren nach irem fürnämen vnd begryff, vnd macht ein esel den andern.

Sich die hayligen bäpst geben vmb gält vrloub milch, butter, käß, ayer zu essen in der fasten. Byschoff erlouben hochzeit in den .lxx. tagen. Münch, pfaffen, nunnen halten fastnacht zeit jetlichs als vil jm werden mag, was es nit thut das vermag es nit, vnd du bloderer wilt vfflegen on maß so ein groß gebot den gemeinen christen. Solichs gebot bringt hundertausent todsünd järlich, so jederman etwas mutwillens erdenckt, do mit er vorhin linderen wil die vnmässige künfftige fasten, das er nit thäte wo nit die fast här nach käme. Dann man das gantz jar nit solich vnsinnigkeit erzeigte, als vor fastnacht, so man doch jm jar sunst me fug darzu hette. Vnd ob man schon vermeinen wolt, so auch die haiden im hornung solich butzen weiß geübt haben, vnd man vylicht in angenumner christenlicher weiß hab gewölt solich vnsinnigkeit abstellen, durch ordnung, die selbig zeit auch zimlicher fröid abbruch, als der brautlouff, do mit dar neben vnzimlichs gar vermitten blib. So were doch augen scheinlich das solich gebot nit meer gilt, dann man das widerspil verhengt, vnd brautlouff wissentlich vmb gält zu laßt. Auch solich gebot billich vffgehabt solte werden, so man sicht vß erfarnüß so vil hundert jar, das kein besserung aber meer verschuldung der vnachtsamkeit halb dar auß erwechßt.

By mir vnd mein .xiiij. gesellen ists ein gütige haltung, kain lay er sei iung oder alt, rich oder arm, gesund oder kranck sy verbunden by todtsünden die fasten vor ostern zu halten. Welcher es aber thut williglich dem wöllen wir es nit hindersich triben, auch nit vil darumb loben. Vnd vnser trüwer rot were, man griff kecklich an flaisch, aier, käß, butter, milch, kurtz alle gewonliche speiß zu brauchen, dann die sälbige zeit kleiner mißbrauch geschehen mag, so schier jederman die selbig zeit in grosser arbeit meer dann andere zeit beschwärt ist. Aber ein solcher inbruch soll gschähen mit geistlicher vnd wältlicher prelaten rat vnd hilff. Vnd ist nit an zu sähen ob ein kleine zal der menschen das mißbrauchet, dann auch wein vnd brot, ja auch das heilig sacrament mißbraucht wirt, dannocht sol man es darumb nit abthun.

Menschliche thorheit ist so vnmässig, wann man ein sunderen mißbrauch will wenden so legt man gemeine gebot oder verbot auch vff nötig zimlich ding.

Die prediger vnd bychtvätter solten das cristlich volck vermanen zu mässiger niessung liplicher noturfft, vnd zu härtzlichem haß der laster vß liebe der tugendt, vnd zu hitzigem vnd ernstlichem gebät zu gott, dar zu fast wol hilfft zu ettlicher zeit mässiger abbruch der spyß vnd tranck, do mit das gebät mög wacker zu got geschähen.

Das man jm jar vier Fronfasten halt, vnd den Christ, Oster, Pfingst abent fastet, do zu so man etwan offenlich proceß vnd crützgäng thut, do man gemeine gebät zu gott vmb gegenlöüffig not thut, lob ich fast. Aber das durch solichs fasten nit gelert werd das volck, als ob es gots gebot sy, sunder es sy allein ein vsser anzeigung der kirchen. Den gemeinen christen zu leren wie er das gebot gottes vom wackeren gebät soll verbringen mit nüchterkeit vnd mässigkeit lyplicher noturfft. Dann got hat jettlichem menschen gebotten er sölle sich härtzlich im gebät zuü got keren in begerung aller nötigen ding, vnd in dancksagung für alles gutes. Solichs gebät erfordert neüchterheit der sinn, vnd solichs gebät wirt von Christo vnd sant Paulo genant fasten. Aber das juden fasten das, jetz thund die frässigen münch mit iren stratzenden büchen, vnd es andere leren, als eben vff den tag vnd eben so vyl tag vnd yn abbruch nötiger gewonter spyß, vnd vff den mittag vol vnd zu Collatz nit ler, das hat kein grund in der geschryfft, ist auch ein spot by allen finden des gloubens. Laß dich nit bekümmeren das etlich lerer als Thomas vnd sins gelichen, vyl vff diß vnd andere römisch oder menschlich ordnung gehalten haben, dann sy geläbt haben yn der begryfflichen finsternüß die got verhengt hat zwey hundert jar lang vber die christenheit, vnd ich gloub das die selbigen lerer, welche vylicht by got im hymmel sind, ein mitliden mit vnß haben das wir durch ir irrsal also irr gond, vnd got fleissig bitten vmb vnser erleüchtung, vnd got geweret sy an vnß, dann wol hundert iar lang vnd lenger hat ie meer vnd meer zu genomen klein haltung solcher ceremonien, als du lyst im Scoto, Okam, Gerson, vnd newlich in der epikierung der doctoren so vnder geschriben haben den ratschlag doctoris Gabrielis Biel vom fasten. Aber mercklich erbarmet sich got vber die wält zu vnseren tagen do ewangelische fryheit lüchtet, vnd menschlich gesatz in irem grad abgestossen wirt. Aber ich will nit lenger dich vffhalten, o läser das du nit vnwillig werdest oder verdrüssig vnd ich auch blyb by fürschreibung meiner bundtsgnossen, von der jetlichem du noch vyl tröstlicher lere hören würdst.

Gehab dich wol die zyt naher.

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