Zuletzt angesehen: Claudius, Matthias - Was edel ist

Claudius, Matthias - Was edel ist

Claudius, Matthias - Was edel ist

(Fortsetzung des Briefes Claudius, Matthias - Freisein ist ein ander Ding als an seiner Kette reißen und rütteln)

Ich soll Dir das weiter auseinandersetzen - .

Edel ist: Ahndung der Heimath; das Gute in Feindes Land; der König im Gefängniß. Wer Freude am Guten hat und gerne gut wäre, und mit sich kämpft und streitet, daß er's sei, der ist ein edler Mann.

Was soll ich Dir viel auseinandersetzen? Du weißt ja, besser als ich, wie es geht. Man will gern immer - das Eitle nicht lieb haben, unparteiisch sein, nicht böse werden, wenn man beleidigt wird, geistlich gesinnt sein u. s. w.; aber man kann es nicht. Wenn auch auswendig, so geht es doch inwendig nicht rein ab. Und, wenn auch das Feld behalten wird, so ist darum doch kein Friede. Der Feind bleibt im Lande, und man muß mit dem Gefangenen sich placken und plagen.

All' Fehd' ein Ende, und rein Haus machen: das ist die Weisheit Gottes, welche die Edeln gelüstet zu schauen, die Weisen wissen, und die Thoren verachten.

Edel ist also nicht gut; aber es ist darum edel und nichts gemeines, und ihm gebührt Ehre und Achtung von jedermann, wo es sich sehen läßt.

Von den Mund-Edeln, die nämlich nur von Edel und Gut sprechen und schreiben, tiefgelehrt oder ungelehrt, ist hier die Rede nicht. Die werden gar nicht mitgezählt.

Ohne Kampf und Verleugnung gibt es keinen Adel und wahren Werth für den Menschen, und ohne Kampf kennet er die Kluft nicht, die in unserm Inwendigen zwischen Wollen und Sein, zwischen Edel und Gut, befestigt ist, und kann sie nicht kennen. „Die auf dem Meer fahren, die sagen von seiner Fährlichkeit -. Daselbst sind seltsame Wunder, mancherlei Thiere und Wallfische: durch dieselben schiffet man hin.“

Erfahrung machet den Meister. Und nur die, welche sich in den Defileen und Labyrinthen jener großen Kluft versucht und mit den seltsamen Wundern und mancherlei Ungeheuern vor den Thoren des Friedens gekämpft und sich selbst daran gewagt haben, nur die können wissen: ob es dort Mühe und Fährlichkeit hat, und ob man dort eines heiligen Zweiges bedarf oder nicht. Und es wäre sehr lustig zu sehen, wenn ein Stubenzeichner einen solchen edlen Ritter und Veteran, der unter den Waffen an Ort und Stelle grau geworden ist, aus seinen Landkarten zurechtweisen und eines bessern belehren wollte.

Du sihest denn, welchen Leuten die Religion gleichgültig und entbehrlich bedünken kann, und welchen Leuten sie unentbehrlich und heilig ist; und daß diese, alle Complimente bei Seite gesetzt, sich ihrer Anhänglichkeit und Achtung nicht zu schämen brauchen.

Leb wohl, Andres.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/c/claudius/claudius_-_was_edel_ist.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain