Christlieb, Alfred - Die Unterhaltung der Apostel auf der Reise nach Jerusalem

Christlieb, Alfred - Die Unterhaltung der Apostel auf der Reise nach Jerusalem

I. Die Weisheit der Apostel in der Vermeidung falscher Unterhaltung (Apg. 15,3).

Ein Beispiel von gesegneter Reiseunterhaltung ist das Gespräch von Paulus und Barnabas auf dem Wege nach Jerusalem. Man hätte menschlicherweise erwarten können, sie würden unterwegs bei den Brüdern in erster Linie von der traurigen Veranlassung und dem Zweck ihrer Reise sprechen, nämlich von dem Lehrstreit, der augenblicklich in Antiochien herrschte. Aber dieses Thema ließen sie zurücktreten. Wenn wir auch nicht aus unserm Vers den sicheren Schluß ziehen dürfen, daß niemals auf der Reise der Lehrstreit erwähnt worden sei, so geht doch dies eine sicher daraus hervor, daß dieser Streit nicht den Hauptgegenstand ihrer Gespräche bildete. Nicht von den traurigen Zuständen der Uneinigkeit oder von der Unklarheit derjenigen, die ihre Lehre blindlings als biblisch annahmen, flössen die Lippen der Apostel über. Von etwas anderm redeten sie.

Welch eine Weisheit lag doch darin, daß sie die unangenehmen Vorgänge der letzten Zeit nicht in den Vordergrund ihrer Gespräche stellten, sondern zurücktreten ließen! Laßt uns daraus lernen, daß wir besonders in Zeiten, wo Zwietracht und Zank die Gemüter erregen und erhitzen wollen, unser Herz und unsere Zunge zähmen, damit nichts von uns gesprochen werde, was schädliches Feuer weiterträgt und befördert!

II. Die richtige Unterhaltung.

Statt von der Verirrung und dem Lehrstreit in Antiochien zu sprechen, redeten die Apostel auf ihrer Reise von einem lieblichen Thema: von der Bekehrung der Heiden. Sie griffen also in ihren Gesprächen auf das zurück, was vor dem Lehrstreit vorgekommen war: auf die köstlichen Erlebnisse von Erweckungen und Bekehrungen während der ersten Missionsreise.

Dies herrliche Gesprächsthema läßt uns einen Blick in das Herz der Apostel tun; denn wovon ihr Herz voll war, davon ging ihr Mund über. Wenn das Herz des Paulus und Barnabas nur von dem augenblicklichen Lehrstreit zu Antiochien voll gewesen wäre, wenn sie durch diesen Streit in Parteileidenschaft geraten wären, so wäre ihre Unterhaltung gewiß meist in Klagen ausgeklungen über die gesetzlichen Brüder, welche die vorher so schöne Arbeit in Antiochien gestört hatten. Aber die Gespräche der Apostel zeigen uns, daß ihr Herz vom Geist des Streitens und Zankens frei geblieben ist, daß ihr innerster Herzensgrund weniger von den Störungen der letzten Zeit als vielmehr von der Freude an den großen Fortschritten des Reiches Gottes erfüllt ist.

III. Die Segenswirkungen der richtigen Unterhaltung.

Wie traurig ist doch die Folge von unrichtigen Gesprächen! Die zehn verzagten Kundschafter nahmen mit ihren Worten dem ganzen Volk Israel den Mut (4. Mose 13,27-14,4).

Ganz umgekehrt war die Wirkung, welche die herrlichen Reisegespräche der Apostel hervorriefen. Worin bestand sie? Darin, daß „allen Brüdern große Freude“ gemacht wurde. Hätten die Apostel überall nur Klagelieder über die Störenfriede angestimmt, so hätten sie mit ihrem Mißmut auch in andern Brüdern Mißmut wachgerufen. So aber haben sie mit der guten Reiseunterhaltung andere innerlich gehoben und gestärkt. Sie durften Erquickungen zurücklassen bei allen Brüdern, die sie besuchten.

Welch ein köstliches Ding ist es doch um eine solche Unterhaltung, durch die man andere Menschen im tiefsten Herzensgrunde reicher und glücklicher macht! Wie arm sind die leeren Gespräche in der Welt! Wie lieblich hingegen die der Apostel!

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/c/christlieb/christlieb-die_unterhaltung_der_apostel.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain