Calvin, Jean - Der Brief an Titus - Kapitel 2.

Calvin, Jean - Der Brief an Titus - Kapitel 2.

V. 1. Du aber rede. Um dem Einfluss der von den Irrlehrern aufgebrachten Fabeln zu begegnen und die wahre Erbauung der Gemeinde zu fördern, weist der Apostel auf die heilsame Lehre. Nach ihr, vor der alles eitle Geschwätz verfliegen muss, soll Titus sich ständig und eifrig richten. Als „heilsam“ erweist sich diese Lehre durch ihre Wirkung: im Gegensatze zu der Fragenseuche, an welcher viele törichte Menschen kranken (1. Tim. 6, 4), nährt sie die Seelen mit gesunder Kost zu wahrer Frömmigkeit. So verbannt dies eine Beiwort feierlichst in Gottes Namen alle unnützen Spekulationen aus der Gemeinde, weil sie mehr dem Schein als der wahren Frömmigkeit dienen. Diese heilsame Lehre besteht nun aus zwei Stücken: erstens enthält sie das Angebot der Gnade Gottes in Christo, damit wir wissen, bei wem das Heil zu suchen ist; zweitens bietet sie Anweisungen zu einem heiligen Leben in der Furcht Gottes. Wenn nun aber auch jenes erste Stück, der Glaube, das bei weitem Wichtigste ist und deshalb mit umso größerem Eifer hervorgehoben werden muss, so ist Paulus hier, wo er an Titus schreibt, doch nicht ängstlich darauf bedacht, diese Ordnung einzuhalten. Hat er es doch mit einem erfahrenen Christen zu tun, dem er nicht alles einzeln vorzusagen brauchte, wie man es Neulingen gegenüber zu tun pflegt. Zwar belehrt er mit der Person des Titus zugleich die Gemeinden von Kreta insgesamt, doch will er den Schein vermeiden, als ob er ihrer Einsicht misstraute. Überdies hält er sich deshalb etwas länger bei seinen Ermahnungen auf, weil die, die sich mit lediglich müßigen Fragen abgaben, vornehmlich zum Trachten nach einem heiligen und ehrbaren Leben zurückgerufen werden mussten. Denn nichts vertreibt besser die eitle Grübelsucht der Menschen, als wenn sie ihrer eigentlichen Pflichten sich bewusst werden.

V. 2. Den Alten sage, dass sie nüchtern seien. Mit der Aufführung besonderer Pflichten beginnt der Apostel, sowohl um möglichst verständlich zu sprechen, als um möglichst jeden einzelnen mit seinem Wort zu treffen. Denn eine allgemeine Rede macht weniger Eindruck. Wenn er aber nur einzelne Gruppen von Menschen herausgreift und sie an ihren besonderen Beruf erinnert, so versteht doch auch jeder andere, dass Gott ihm genug Aufgaben gestellt hat, in denen er seine Kräfte üben soll. Von den Alten spricht Paulus zuerst und verlangt von ihnen, dass sie nüchtern seien. Denn nur allzu häufig findet sich bei den Alten das Laster der Trunksucht. Weiter sollen die Alten sich ehrbar, d. h. als Leute von würdiger Haltung zeigen: es gibt ja nichts Widerlicheres als einen alten Menschen, der nach Art der Jugend sich ausgelassen zeigt und durch seine Zügellosigkeit die Schamlosigkeit der Jungen noch vermehrt. Vielmehr soll von dem Leben der Alten eine gewisse Würde widerstrahlen, die den Jungen Ehrfurcht abnötigt. Solches werden sie am besten erreichen, wenn sie – laut des folgenden Wortes – sich mäßig halten.

Gesund im Glauben. Den verschiedenen sittlichen Schwächen der Alten stellt der Apostel nun die gesunde Verfassung der Seele gegenüber und schließt die Summa der christlichen Vollkommenheit in treffender Weise in drei Stücken zusammen. Denn im Glauben verehren wir Gott, und ohne diesen besteht weder eine rechte Anrufung Gottes, noch andere Übungen wahrer Frömmigkeit. Die Liebe erstreckt sich auf alle Gebote der zweiten Tafel. Die Würze dieser beiden ist die Geduld : wie ohne sie der Glaube nicht lange standhalten würde, so würden wir durch die vielen und bitteren Erfahrungen, die wir täglich machen, in der Liebe ermüden, ja ganz von derselben lassen, wenn nicht eben die Geduld uns aufrechterhielte.

V. 3. Den alten Weibern desselbigen gleichen. Ältere Frauen wenden, wie man dies bis auf den heutigen Tag fast überall beobachten kann, gern zu viel Sorgfalt auf ihr Äußeres oder übertreiben in ihrer Kleidung und halten selten die rechte Mitte ein. Um beiden Fehlern zu begegnen, sagt Paulus: sie sollen sich halten, wie den Heiligen ziemet. Schon durch ihre äußere Haltung sollen sie sich als heilige und fromme Frauen erweisen. Noch vor zwei anderen Fehlern, denen sie häufig unterworfen sind, wird gewarnt: sie sollen nicht Lästerinnen und nicht Weinsäuferinnen sein. Geschwätzigkeit ist eine Krankheit der Frauen, die das Alter noch zu verschlimmern pflegt. Dazu kommt, dass die Frauen selbst meinen, sie redeten nicht genug, wenn sie nicht schwätzten und schimpften, wenn sie nicht alle Menschen verleumdeten. So kommt es, dass die alten Frauen oft durch ihr lästerhaftes Schwatzen wie mit einer brennenden Fackel viele Häuser in Brand setzen. Viele trinken auch gern, vergessen so des Anstandes und der Sittsamkeit und treiben schamlosen Mutwillen. Schließlich lehrt der Apostel sie, um sie noch mehr zur Erfüllung ihrer sittlichen Pflichten anzuhalten, dass es nicht genüge, wenn sie für sich selbst ehrenhaft lebten, sie müssten auch (V. 4) die jungen Weiber durch ihr Vorbild zu einem ehrenhaften und sittsamen Leben anleiten. Ihr Beispiel sollte die jüngeren, die sonst leicht durch das heiße Blut der Jugend sich zu Ausschreitungen verleiten lassen, in den Schranken der Mäßigkeit und Zucht halten.

Die jungen Frauen sollen ihre Männer lieben, d. h. sich auf die eheliche Liebe und die Liebe gegen ihre Kinder beschränken und sich nicht mit ausschweifenden Liebeleien abgeben; sie sollen verständig und enthaltsam ihrem Hause vorstehen und sich nicht in die Öffentlichkeit drängen; sie sollen bescheiden sein und sich dem Willen ihrer Männer fügen. Denn die Frauen, die über andere Tugenden verfügen, überschreiten leicht im Gefühl ihrer Kraft ihre Grenzen und sind ihren Ehegatten zu wenig willfährig. Der Zusatz: auf dass nicht das Wort Gottes verlästert werde – bezieht sich wohl insbesondere auf die Frauen, die mit ungläubigen Männern verheiratet waren: schlechtes Betragen solcher Frauen konnten ja deren Männer leicht dem Evangelium selbst anrechnen (vgl. 1. Petr. 3, 1). Immerhin kommen nicht bloß die Ehemänner in Betracht: die Frauen sollen überhaupt einen Wandel führen, welcher den Ruf des Evangeliums nicht schädigt.

V. 6. Die jungen Männer. Betreffs derselben weist Paulus den Titus nur an, dass er sie zur Mäßigkeit ermahnen solle: denn diese Tugend erhält, wie der Philosoph Plato lehrt, die ganze Gesinnung des Menschen gesund. So schließt diese eine Forderung der Mäßigkeit die eines ordentlichen und vernünftigen Wandels überhaupt mit ein.

V. 7. Stelle dich selbst zum Vorbilde. Denn die Lehre wird wenig geachtet werden, wenn nicht im Leben des Bischofs ihre Kraft und Hoheit hervorleuchtet. Derselbe muss durch seinen Wandel ein Vorbild geben, dem die Gemeinde nachstrebt.

Mit heilsamem Wort. Das bezieht sich auf das alltägliche Leben, und hierfür verlangt der Apostel von Titus, dass sein Wandel in Taten und Worten mit seiner Predigt übereinstimme. Deshalb sollten seine Worte rein sein und unverdorben.

V. 8. Auf dass der Widersacher usw. Wenn auch den Christen noch andere Gründe zu einem heiligen Wandel bestimmen müssen, so darf doch auch dieser nicht gering geachtet werden, dass den Ungläubigen der Mund gestopft werde. Denn was sie in unserm Wandel Tadelnswertes finden, das wenden sie gegen Christum und seine Lehre. So wird durch unsere Schuld der heilige Name Gottes der Beschimpfung preisgegeben. Je schärfer wir also von unseren Widersachern beobachtet werden, umso eifriger müssen wir darauf bedacht sein, dass wir ihnen keinen Anlass zu Schmähungen bieten.

V. 9. Den Knechten, d. h. den Sklaven, welche aus verschiedenen Ständen nur beispielsweise herausgegriffen werden, soll Titus sagen, dass sie ihren Herren in allen Dingen zu Gefallen tun müssen. Dabei besteht selbstverständlich die Beschränkung, dass sie nur tun dürfen, was recht und dem Willen Gottes gemäß ist (vgl. Kol. 3, 23 ff.). Im Übrigen betont der Apostel mit besonderem Nachdruck, dass es für alle, die unter der Gewalt anderer stehen, Pflicht sei, sich willfährig und gehorsam zu beweisen. Und er tut dies mit gutem Grund, da nichts dem Sinn des Menschen mehr widerstrebt, als sich unterzuordnen, und überdies es leicht vorkommen konnte, dass die Sklaven unter dem Vorwand des Evangeliums sich unfügsam zeigten, indem sie es für unwürdig hielten, sich der Herrschaft von Ungläubigen zu unterwerfen. Umso mehr Eifer und Fleiß mussten die Leiter der Gemeinden aufwenden, um solchen Ungehorsam sei es zu brechen, sei es zu unterdrücken. Noch zwei den Sklaven eigentümliche Fehler werden berührt: der dreiste Widerspruchsgeist und die Sucht zu Veruntreuungen. So enthalten die Lustspiele aus jener Zeit viele Beispiele allzu großer Wortfertigkeit, mit der die Sklaven ihre Herren zum Besten haben. Und nicht ohne Grund hat man damals häufig die Sklaven Diebe genannt. Es ist Sache der Klugheit, wie es der Apostel hier tut, die Vorschriften den Sitten der einzelnen Geschlechter und Stände anzupassen.

V. 10. Auf dass sie die Lehre Gottes zieren. Das muss unsern Eifer ganz besonders anspornen, wenn wir hören, dass durch unsern rechtschaffenen Wandel die Lehre Gottes, die doch der Spiegel seiner Ehre ist, geziert wird. Und wie die Erfahrung zeigt, ist dies in der Tat der Fall, wie denn anderseits ein ruchloses Leben der Christen der Lehre Gottes Schande zuzieht. Man pflegt dieselbe nach unsern Werken zu werten. Aber auch dies muss besonders hervorgehoben werden, dass Gott es für wert hält, von Sklaven Zierde anzunehmen, die so gering geachtet wurden, dass man sie kaum als Menschen zählte. Denn es handelt sich hier ja nicht um Diener oder Knechte, wie man sie heutzutage hat, sondern um Sklaven, wie sie ein Herr um Geld zum Eigentum erwarb, gerade wie man einen Ochsen oder ein Pferd kauft. Wenn nun selbst das Leben von Sklaven eine Zierde des Christennamens sein kann, so mögen Leute, die in Ehre und Ansehen stehen, vollends darauf achthaben, dass sie diesen Namen nicht durch ihre Schande beflecken.

V. 11. Denn es ist erschienen usw. Paulus zieht seine Folgerungen aus dem Zweck der Erlösung, welche doch auf die Herstellung eines frommen und rechtschaffenen Lebens abzielt. Demnach sei es die Pflicht eines guten Predigers, vielmehr zu einem heiligen Leben zu ermahnen, als die Gedanken der Menschen mit eitlen Fragen zu beschäftigen. Gott hat uns erlöst, so spricht Zacharias in seinem Lobgesang (Lk. 1, 74 f.), dass wir in Heiligkeit und Gerechtigkeit ihm dienten unser Leben lang. In dem nämlichen Sinne schreibt Paulus: es ist erschienen die Gnade Gottes und erzieht uns. Denn damit weist er darauf hin, dass die Gnade uns zu einem rechtschaffenen Lebenswandel dienen müsse. Die einen missbrauchen Gottes Erbarmung zur Zügellosigkeit, die anderen hindert ihre Sorglosigkeit, auf die Erneuerung ihres Lebens bedacht zu sein. Und doch ist es so, dass die Offenbarung der Gnade Gottes den Antrieb zu einem frommen Leben mit Notwendigkeit in sich birgt.

Die heilsame Gnade Gottes erschien allen Menschen. Dies sagt der Apostel ausdrücklich um der Sklaven willen, von denen soeben die Rede war. Er denkt also nicht an jeden einzelnen Menschen, sondern vielmehr an verschiedene Menschenklassen. In diesem Sinne hat es ein großes Gewicht, dass Gottes Gnade sich bis zur Klasse der Sklaven herabließ! Mit welch freudigem Eifer müssen wir doch die Güte dieses Gottes ergreifen, für dessen Herablassung selbst die niedrigste Stufe der Menschheit nicht zu tief ist!

V. 12. Wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen. Paulus gibt eine Regel, wie der Christ sein Leben wohl einrichtet. Den Anfang dazu muss er machen mit der Verleugnung seines früheren Lebens, von dem er zwei bestimmte Seiten aufführt: das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste. Unter dem ersteren sind nicht nur die übergesetzlichen Vorschriften zu verstehen, in denen sie befangen waren, sondern die schändliche Verachtung Gottes, wie sie in den Menschen die Herrschaft hat, bis ihnen durch die Erkenntnis der Wahrheit ein neues Licht aufgeht. Denn wenn sie auch ein gewisses Maß von Religion zur Schau tragen, so fürchten und verehren sie doch nimmermehr Gott aufrichtig und von Herzen. Ja ihr Gewissen schläft gleichsam, dass sie nichts geringer achten als den wahren Dienst Gottes. Weltliche Lüste nennt der Apostel alle fleischlichen Begierden. Solange nicht der Herr uns zu sich gezogen hat, achten wir allein auf die Welt, geht all unser Sinnen und Trachten auf die Welt und hängt fest in der Welt. Die Beschäftigung mit dem himmlischen Leben beginnt erst mit der Wiedergeburt.

Mäßig, rechtschaffen und gottselig. Wie vorher (1, 8) so bestimmt Paulus auch hier die Summa des christlichen Lebens nach diesen drei Richtungen: der Frömmigkeit, Rechtschaffenheit und Mäßigkeit. Die Frömmigkeit ist das rechte Verhalten gegen Gott, die Rechtschaffenheit das rechte Verhalten gegen die Menschen. Wer nach diesen beiden Seiten richtig wandelt, dem fehlt nichts an der vollkommenen Tugend. Und sicherlich zeigt das Gesetz Gottes die höchste Vollkommenheit auf, und diesem kann überhaupt nichts hinzugefügt werden. Die Mäßigkeit bildet, wie ich es oben von der Geduld sagte, gleichsam die Würze der Frömmigkeit und Rechtschaffenheit. Es ist derselbe Apostel, der bald die Geduld, bald die Mäßigkeit gleichsam als eine notwendige Ergänzung zu einem heiligen Leben bezeichnet. Diese beiden Tugenden sind ja auch nicht wesentlich von einander verschieden. Die Mäßigkeit schließt die Geduld mit ein. – In dieser Welt, so fügt Paulus hinzu – sofern der Herr das gegenwärtige Leben für die Bewährung unseres Glaubens bestimmt hat. Denn wenn auch hier die Frucht unseres frommen Wandels noch nicht offenbar wird, so muss uns doch die Hoffnung zu demselben anspornen. Davon spricht der Apostel im folgenden Satze.

V. 13. Und warten auf die selige Hoffnung usw. Seine Ermahnung begründet Paulus durch die Hoffnung auf die zukünftige Unsterblichkeit. Und sicherlich, wenn diese Hoffnung in unseren Seelen Boden gewinnt, so wird sie uns notwendig völlig mit Gott verbinden, während die, die nur der Welt und dem Fleische leben, niemals wirklich geschmeckt haben, welche Kraft die Verheißung des ewigen Lebens in sich birgt. Dadurch, dass uns der Herr zum Himmel ruft, zieht er uns von der Erde ab. „Hoffnung“ steht hier übrigens für den Gegenstand der Hoffnung, das selige Leben, das uns im Himmel aufbewahrt ist. Paulus zeigt auch zugleich, wann wir dieses Gut empfangen werden und worauf wir zu schauen haben, so oft uns die Sehnsucht nach unserm Heile ergreift, oder wir über dasselbe nachsinnen. Denn die Herrlichkeit Gottes wird hier sicherlich nicht bloß unter dem Gesichtspunkte gerühmt, dass Gott an sich herrlich sein wird, sondern, weil er hernachmals seine Herrlichkeit nach allen Seiten von sich ausstrahlen wird, um alle seine Erwählten derselben teilhaftig zu machen. Groß heißt dabei unser Gott, weil seine Größe, welche die jetzt von dem eitlen Glanz der Welt geblendeten Menschen verkleinern und, soweit sie es vermögen, in den Staub ziehen, schließlich am letzten Tage hervorbrechen wird. Denn solange der Welt Glanz in unsere Augen fällt, blendet er sie dermaßen, dass Gottes Herrlichkeit und Majestät, wiewohl Gott dieselbe täglich durch seine Werke offenbart, davor verschwindet. Aber wenn Christus wiederkommt, wird er durch all dies Wesen der Welt wie durch einen Nebel hindurchbrechen, sodass forthin nichts mehr den Glanz seiner Herrlichkeit verdunkelt, nichts deren Größe verkleinert. Und Paulus fordert von den Christen, dass sie schon jetzt im Glauben betrachten, was am jüngsten Tage offenbar werden wird, und darum Gott hochhalten, den die Welt, sei es verachtet, sei es wenigstens im Vergleich zu ihrer Selbstbewertung gering schätzt. Wenn der Apostel weiter seine Leser ermahnt, auf die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes Jesu Christi zu warten, so ist dies so zu verstehen, dass die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in der Person Christi erfolgt: wenn Christus erscheinen wird, wird uns die Größe der göttlichen Herrlichkeit offenbart werden. Da uns aber die Ankunft des Herrn zum Gericht erschrecken könnte, so wird uns der Richter in einer Person auch als Heiland und Retter vorgestellt. – Diese ganze Aussprache lehrt uns erstens, dass nichts uns mehr zu lauterem Wandel ermuntert als die Hoffnung auf die zukünftige Auferstehung; und sodann, dass wir auf diese beständig unsern Sinn richten müssen, damit wir nicht im rechten Laufe ermüden. Denn wenn wir uns nicht völlig diesem Ziel entgegenstrecken, gleiten wir nur zu oft zu den Eitelkeiten der Welt herab.

V. 14. Der sich selbst gegeben hat. Des Weiteren begründet Paulus seine Ermahnung mit dem Glauben an den Tod Christi und seine errettende Wirkung. Darum hat sich Christus für uns dar gegeben, um uns von der Knechtschaft der Sünde zu erlösen und für sich selbst als Eigentum zu erwerben. Seine Gnade zielt also notwendig ein neues Leben nach sich, und wer der Sünde weiter dienen möchte, bringt die Wohltat der Erlösung um ihren Erfolg. Wir werden von der Knechtschaft der Sünde losgekauft, um der Gerechtigkeit Gottes zu dienen: so werden wir ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken. Lassen wir uns also in den Lüsten der Welt festhalten, so geht die Frucht der Erlösung verloren. Christus starb doch, damit er uns reinigte! Und nun sollten wir uns wieder in den Schmutz stürzen, von welchem der Sohn Gottes uns befreit hat?

V. 15. Solches rede. Paulus weist seinen Schüler an, diese zur rechten Erbauung dienende Lehre mit Fleiß zu treiben und nimmer darin zu ermüden: denn dieselbe kann gar nicht genug eingeschärft werden. Der Lehre soll er auch den Stachel des Ermahnens und des Tadelns hinzufügen; denn es genügt nicht, dass man die Menschen an ihre Pflicht erinnert, sie müssen auch scharf zu derselben gedrängt werden.

Mit ganzem Ernst. Das ist weniger in Rücksicht auf Titus gesagt, als ob dieser es etwa an eifrigen Ermahnungen fehlen ließe. Aber in Rücksicht auf die Menschen, deren Sucht nach immer etwas Neuem an den gewöhnlichen und bekannten Vorschriften für ein frommes und heiliges Leben wenig Geschmack zu finden pflegt, soll der Lehrer die ganze Autorität seiner Stellung in die Waagschale werfen, damit man auf seine Lehre höre. In diese Richtung weist auch der folgende Satz: Lass dich niemand verachten. Auch diese Ermahnung richtet Paulus nicht sowohl an Titus, dass er durch seinen Lebenswandel seiner Lehre Autorität verschaffen solle, als vielmehr an die Kreter, dass sie die heilsame und nützliche Lehre nicht verwerfen sollten; sie, die das Evangelium wegen seiner Schlichtheit verachteten und nach etwas Neuem verlangten, das aber nicht zur wahren Erbauung dienen konnte. So bestätigt sich, was wir im Eingang bemerkten, dass dieser die Adresse eines Mannes tragende Brief sich tatsächlich an die Gemeinde von Kreta wendet.

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