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Calvin, Jean - Psalm 2.

Calvin, Jean - Psalm 2.

Inhaltsangabe: David rühmt, dass sein Reich, obgleich es von vielen Feinden und durch starke Macht bekämpft wurde, doch dauernden Bestand haben werde, weil Gottes Hand und Kraft es stützt. Ja er fügt noch hinzu, dass es gegen den Willen seiner Feinde sich bis zu den äußersten Grenzen der Erde ausbreiten werde. Daher ermahnt er die Könige und die anderen Regenten, den Stolz aufzugeben und das Joch, das ihnen Gott auflegt, geduldig auf sich zu nehmen, da sie doch vergeblich versuchen würden, es von sich abzuschütteln. Da nun David als ein Vorbild dasteht, das auf Christum deutet, so birgt unser Psalm auch eine Weissagung auf das zukünftige Königreich Christi.

V. 1. Es ist bekannt, dass viele sich gegen David verschworen und seine Regierung zu hindern suchten. Hätte er sich durch menschliche Gefühle bestimmen lassen, so hätten diese Feinde ihn leicht so erschrecken können, dass er jede Hoffnung auf die Regierung aufgegeben hätte. Sicherlich wird er auch mit Angst und mit sehr schweren Anfechtungen zu kämpfen gehabt haben. Da er jedoch sich aufrichtig bewusst war, nichts leichtsinnig unternommen zu haben (wie sonst wohl der Ehrgeiz und die schlechte Begierde viele zu Neuerungen treiben), und ebenfalls fest überzeugt war, dass er, da er nichts dergleichen erstrebt hatte, von Gott zum Könige erwählt sei, so erhebt er sich mit großer Zuversicht gegen die ganze Welt. Mit den Worten dieses Psalms spottet er stolz der Könige und ihrer Heere. Er gesteht zwar ein, dass er einen harten Kampf habe, da nicht eine nur geringe Mannschaft, sondern ungeschwächte Völker mit ihren Königen sich gegen ihn verschworen haben; aber trotzdem rühmt er kühn, dass ihr Unternehmen umsonst sein werde, weil sie nicht einen Krieg gegen einen sterblichen Menschen, sondern gegen Gott selbst begonnen hätten.

Es ist nicht klar, ob David nur von inneren Feinden redet, oder ob seine Klage sich auch auf äußere Feinde bezieht. Da es jedoch feststeht, dass sich von allen Seiten Feinde gegen ihn erhoben und dass nach Unterdrückung der Empörungen unter dem Volke auch die Nachbarvölker, eins nach dem andern, seine Feinde wurden, so bin ich geneigt, an beide, nämlich an die Juden und die Heiden, zu denken. Zudem würde es auch nicht passen, dass mit vielen Völkern ein Volk bezeichnet, und dass von vielen Königen geredet würde, während allein Saul gemeint wäre. Hierzu kommt noch, dass der Psalm eine Weissagung auf Christum ist. Für ihn passt es aber besser, dass verschiedenartige Feinde sich gegen ihn verbinden. Wir wissen ja, dass Christus es nicht nur mit inneren, sondern auch mit äußeren Feinden zu tun hatte; denn die ganze Welt verschwor sich, um seinen Untergang zu betreiben. Die Juden begannen zuerst, sowohl gegen Christum als gegen David zu wüten. Dann erfasste derselbe Taumel auch die anderen Völker. Der Hauptgedanke ist: Wenn auch diejenigen, die ihn zu stürzen suchen, über eine starke Macht verfügen, so sind ihre Empörungen doch umsonst und ihre Beschlüsse eitel. Sehr treffend sind die Ausdrücke gewählt: die Völker toben und reden murrend, die Könige und Herren ratschlagen miteinander. Damit ist zugleich angedeutet, dass, wenn die Könige auch lange und viel ratschlagen, und wenn auch die Völker mächtig toben, sie doch alle nichts erreichen werden. Zu beachten ist auch der Grund, auf den David sein Vertrauen stützt. Dieser besteht darin, dass er nicht leichtsinnig oder aus eigenem Antriebe nach der Herrschaft gestrebt hat, sondern dass er hierin nur dem Rufe Gottes gefolgt ist. Daraus schließt er, dass in seiner Person Gott selbst angegriffen wird; der Herr, der ihn ins Regiment gesetzt, wird die Auflehnung nicht ungestraft lassen. Denn wenn David sich den Gesalbten des Herrn nennt, will er zu verstehen geben, dass er nur unter Gottes Schutz und in seinem Namen regiere, da die von Samuel empfangene Salbung ihn aus einem Privatmanne zum König gemacht hat. Die Feinde Davids dachten nicht daran, dass sie sich gegen Gott erhoben. Hätte man ihnen dies vorgeworfen, so würden sie es tapfer geleugnet haben. Und doch hat es seinen guten Grund, dass David von seinen Feinden sagt, dass sie wider Gott kämpfen und geradeswegs gegen ihn ihre Angriffe richten: denn wer ein Regiment zu stürzen sucht, welches Gott eingesetzt hat, rennt mit blinder Wut gegen Gott selbst an. Gilt es schon im Allgemeinen, dass dem Herrn widerstrebt, wer sich wider die von ihm gesetzte Obrigkeit auflehnt, so trifft dies noch in einem ganz besonderen Sinne zu, wo es sich um jenes geheiligte Königreich handelt, dem Gott sich in einzigartiger Weise schützend zur Seite stellte.

Wenden wir uns jetzt der Erfüllung dieser Weissagung zu! Dass David hier von Christo weissagt, geht daraus klar hervor, dass er wusste, dass seine Regierung nur ein Schatten und ein Vorbild war. Wenn wir lernen wollen, alles das, was David einst von sich selbst gesungen hat, auf Christum zu beziehen, so müssen wir diesen Grundsatz festhalten (der uns auch oft bei den Propheten begegnet), dass er und seine Nachfolger nicht so sehr um ihretwillen zu Königen erwählt waren, als vielmehr um Vorbilder des Versöhners zu sein. Denn jenes zeitliche Regiment war für das Volk gewissermaßen ein Unterpfand für das ewige Reich, das später durch Christum aufgerichtet worden ist. Wir werden hierauf noch öfters zurückkommen. Für diesmal genügt es, die Leser daran zu erinnern, dass das, was David hier von sich aussagt, nicht künstlich umgedeutet zu werden braucht, sondern leicht als eine wirkliche Weissagung auf Christum sich erkennen lässt. Denn wenn man die Art dieses Reiches bedenkt, so sieht man leicht ein, dass es verkehrt ist, bei der zeitlichen Erscheinung stehen zu bleiben, ohne den eigentlichen Zweck und das Ziel desselben zu beachten. Das Zeugnis der Apostel ist für uns eine sichere Bürgschaft, dass hier Christi Reich beschrieben wird. Denn damals, als sie sahen, dass die Gottlosen sich gegen Christum verbanden, gab dieser Psalm ihnen Kraft zum Beten (Apg. 4, 25). Hierauf kann unser Glaube sich getrost stützen. Aus allen Propheten geht klar hervor, dass das, was David von seinem Reiche bezeugt, sich eigentlich auf Christum bezieht. Daher steht es auch fest, dass Leute, die sich nicht der Herrschaft Christi unterwerfen, mit Gott Krieg führen. Denn da es Gottes Wohlgefallen ist, uns durch seine Hand zu regieren, so geben sie umsonst vor, dass sie Gottes Regiment nicht verwürfen, wenn sie Christo den Gehorsam verweigern. Der Spruch ist Wahrheit (Joh. 5, 23): „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat.“ Für uns ist es von großer Bedeutung, dass wir diesen engen Zusammenhang zwischen dem Vater und dem Sohn immer wohl beachten. Denn so wie Gottes Herrlichkeit in dem eingeborenen Sohne erglänzt, so will der Vater auch in seiner Person gefürchtet und verehrt werden.

Aus dieser Stelle können wir einen doppelten Trost ziehen. Erstens, wenn die Welt in Aufruhr kommt und Christi Reich dadurch in Unordnung gebracht oder aufgehalten wird, so brauchen wir uns dadurch doch nicht erschüttern zu lassen: denn wir denken daran, dass sich jetzt nur erfüllt, was schon lange vorher verkündigt wurde. Und es wird uns großen Nutzen bringen, wenn wir das, was die Apostel erfahren haben, mit unseren gegenwärtigen Erfahrungen zusammenstellen. An und für sich ist ja das Reich Christi ein ruhiges Reich, das der Welt den wahren Frieden bringt. Nur die Verderbtheit und die schlechte Gesinnung der Menschen sind schuld daran, dass es sich nie ohne Aufruhr ausbreiten kann. Deshalb ist es nicht zu verwundern, dass die Welt in Unruhe kommt, wenn Christo der Thron errichtet wird. Der zweite Trost besteht darin, dass, wenn die Gottlosen ihre Kräfte vereinigen und im Vertrauen auf ihre gewaltige Menge, Hilfsmittel und Macht nicht nur stolze Gotteslästerungen ausstoßen, sondern selbst wütend den Himmel angreifen, wir sie doch sicher verspotten können, indem wir auf dies eine Wort vertrauen, dass sie Gott im Himmel angreifen. Wenn wir daher sehen, dass Christus durch die Macht und Kraft seiner Feinde fast erdrückt wird, so müssen wir daran denken, dass sie Gott selbst angreifen, dem sie nicht gewachsen sind. Deshalb wird alles umsonst und nichtig sein, was sie auch immer unternehmen werden. Das Gesagte gilt für den ganzen Lauf des Evangeliums. Das Gebet der Apostel, das wir angeführt haben, zeigt uns deutlich, dass wir es nicht auf Christi Person beschränken dürfen.

V. 3. „Lasst uns zerreißen ihre Bande“. Der Prophet führt seine Feinde redend ein, um dadurch die Gottlosigkeit und Unheiligkeit ihres Rates besser zum Ausdruck zu bringen. Man muss jedoch nicht meinen, dass sie offen eingestehen, Aufrührer gegen Gott zu sein. Im Gegenteil, sie suchen mit jeglichem guten Schein ihre Halsstarrigkeit zu verdecken und rühmen frei, dass Gott auf ihrer Seite sei. Da sie aber in ihrem Innern fest entschlossen sind, David seine königliche Würde zu nehmen, einerlei ob mit Recht oder Unrecht, so mögen sie sagen, was sie wollen, sie sinnen doch nur darauf, wie sie die Regierung, die von Gott eingesetzt ist, stürzen können. Ohne Zweifel soll auch das hochfahrende Wesen der Aufrührer damit gegeißelt werden, wenn David sie seine Herrschaft mit Banden und Seilen vergleichen lässt. Er lässt sie so sprechen, als wenn sein Regiment für sie eine knechtische und schimpfliche Unterdrückung wäre. Gleicherweise sehen wir auch, dass alle Feinde Christi, wenn sie gezwungen werden ihm zu gehorchen, dieses ebenso unwillig tragen, als wenn ihnen die größte Schmach angetan würde.

V. 4 … Nachdem David den Lärm, die Beschlüsse, den Hochmut, die Zurüstung, die Heere, Kräfte und Unternehmungen seiner Feinde aufgezählt hat, stellt er diesem allen die Macht Gottes entgegen. Dass diese ihnen zuwider sein werde, schließt er daraus, dass sie gegen Gottes Ratschluss ankämpfen. Vorher hat er die Herrscher „Könige der Erde“ genannt, um damit ihre unsichere und vergängliche Stellung anzudeuten. Jetzt bezeichnet er Gott als den, der im Himmel wohnt. Mit dieser Lobpreisung erhebt er seine Macht, als wenn er sagen würde: diese wird unverletzt und unversehrt bleiben trotz allem, was die Menschen gegen sie unternehmen. Mögen sie sich auch noch so sehr erheben, sie werden niemals bis in den Himmel hinein gelangen. Wenn sie auch alles in Verwirrung zu bringen suchen, so ist es doch nur ein Tanz von Heuschrecken. Indessen betrachtet Gott von seinem erhabenen Throne in Ruhe ihre wahnsinnigen Empörungen. Dass Gott lacht, sagt David aus einem doppelten Grunde. Zunächst will er damit ausdrücken, dass Gott keiner großen Hilfskräfte bedarf, um die Menschen, die in frevelhafter Weise sich gegen ihn empören, zu zügeln. Das ist für ihn keine schwierige und mühevolle Sache, sondern etwas, was er spielend tut, so oft es ihm gefällt. Weiter zeigt er damit an, dass Gott nicht müßig ist, wenn er es zulässt, dass das Reich seines Sohnes verwirrt wird. Er tut es nicht, weil er sonstwo beschäftigt wäre oder nicht helfen könne oder sich um die Ehre seines Sohnes nicht kümmerte, sondern er schiebt absichtlich seine Rache bis zur gelegenen Zeit auf, um dann die Wut seiner Feinde dem Gespött preiszugeben. Lasst uns dieses wohl beachten! Wenn Gott seine Hand nicht sofort gegen die Frevler erhebt, so hat er seine Zeit zum Lachen. Wenn wir auch unterdessen weinen müssen, so mildert doch dieser Gedanke die Bitterkeit unseres Schmerzes, ja trocknet unsere Tränen, dass Gott sich nicht aus Lässigkeit oder Schwäche verborgen hält, sondern weil er für eine bestimmte Zeit den Mutwillen der Feinde durch ruhige Verachtung brechen will: „einst“ kommt schon die gelegene Zeit zum Richten. Eine Zeitlang schien es, als ob Gott die frevelhaften Unternehmungen derer, die wider das Reich seines Sohnes kämpfen, unbeachtet ließe, aber dann ändert er seine Stellung ihnen gegenüber und zeigt, dass er durch nichts so beleidigt wird, als durch eine solche Anmaßung. Wenn es von Gott heißt: er wird mit ihnen reden, so ist damit nicht gemeint, dass er die Feinde belehren, sondern nur, dass er sie ihres Wahnsinns überführen wird: sie sollen einen Eindruck von dem göttlichen Zorn bekommen, den die Gottlosen nicht anders innewerden, als wenn sie ihn selbst schmecken müssen. Die Feinde Davids meinten, dass es für sie ein leichtes Werk sein werde, ihn zu stürzen, denn sie hielten ihn für einen, der aus einer geringen Hütte hervorgegangen und leichtsinnig nach der Herrschaft gestrebt habe: die Weissagungen und die Salbung Samuels waren für sie nur Fabeln. Als Gott jedoch endlich die Feinde in die Flucht schlug und David in seiner Herrschaft bestätigte, da hat er nicht so sehr mit dem Munde als mit der Hand geredet, um kund zu tun, dass er der Urheber dieses Regiments sei. Es handelt sich hier also um ein Reden durch die Tat. Denn wenn Gott auch kein Wort gesprochen hat, so hat er doch seinen Beschluss bekannt gemacht. So redet er noch immer vernehmlich, wenn er durch die Offenbarung seines Zorns das Reich seines Sohnes gegen die Feinde schützt, wenn er auch in Wirklichkeit schweigt. Dass Gott selbst redend eingeführt wird, ist ein handgreiflicher Beweis dafür, dass Davids gottlose Feinde wider den Herrn selbst anstürmen, wenn sie dem König sich nicht beugen wollen, den Er eingesetzt hat. Alles in allem: Wie frech auch die Gottlosen sind, sie werden es doch endlich erfahren, was es heißt, gegen den Himmel Krieg zu führen. Das Wort „Ich“ steht hier mit großem Nachdruck: der so spricht, kann mit staubgeborenen Menschen überhaupt nicht in Vergleich treten; ihr ganzer Schwarm wird seine unvergleichliche Herrlichkeit nicht im Mindesten verdunkeln. So oft daher die Macht der Menschen uns erschreckt, lasst uns daran denken, wie weit der Eine Gott ihnen überlegen ist. Hier wird uns auch der unabänderliche Beschluss Gottes vorgehalten, der unseren Glauben in allen Stürmen dieser unruhigen Welt stützen kann. Denn da Gott der Urheber des Reiches seines Sohnes ist, so wird er es ohne Zweifel auch bis ans Ende schützen. Was auch immer die Menschen unternehmen mögen, uns genügt dieses Eine, dass die Salbung Gottes von ihnen nicht zerstört werden kann.

Noch wird ausdrücklich erwähnt, dass Gott den König auf seinen heiligen Berg Zion eingesetzt hat, - nicht als hätte dort zuerst schon Davids Salbung stattgefunden, sondern weil daselbst durch eine feierliche Weihe die Wahrheit der Weissagung offenbart und durch die Erfüllung bestätigt worden ist. David ruft mit diesen Worten sich und anderen die göttliche Weissagung ins Gedächtnis zurück. Zugleich will er aber damit auch andeuten, dass sein Reich ein heiliges Reich und von dem Tempel Gottes unzertrennlich ist. Dieses gilt mit noch größerem Rechte von dem Reiche Christi, das sowohl ein geistliches Reicht ist, als auch mit dem Priestertum verbunden; zudem deuten alle Stücke des Gottesdienstes auf dieses Reich hin.

V. 7. Melden will ich usw. Damit die Feinde Davids sich nicht mit Unkenntnis entschuldigen können, übernimmt er das Amt eines Herolds, um Gottes Befehl zu verkündigen. Wenigstens erklärt er, dass er nicht ohne ein sicheres und klares Zeichen seiner Berufung komme. Er gibt zu verstehen, er komme nicht ohne Legitimation, um die Herrschaft einzunehmen, sondern er zeige einen Befehl Gottes vor, ohne den er sich die Ehre unrechtmäßig anmaßen würde. Da dieses im Vollsinne bei Christo in Erfüllung gegangen ist, so ist es gewiss, dass David mit prophetischem Geiste vor allem auf ihn blickte. So ist den Ungläubigen jede Entschuldigung genommen. Christus bestätigt nicht nur durch seine Wunder, dass er mit rechtmäßiger Macht von Gott ausgerüstet wurde, sondern erklärt dies auch öffentlich durch die Verkündigung des Evangeliums. Ja, dieses Zeugnis erschallt täglich in der ganzen Welt. Zuerst haben die Apostel es bezeugt, dass Christus von Gott dem Vater zum König erwählt ist; dann haben die Lehrer nach ihnen dieses Amt übernommen. Da sie aber alle in Christi Auftrage handeln, so nimmt er mit Recht das für sich selbst in Anspruch, was er durch sie tut. Ebenso schreibt auch Paulus es dem Herrn Christus persönlich zu, was die Diener des Evangeliums in seinem Namen tun (Eph. 2, 17): „Er ist kommen, hat verkündigt den Frieden euch, die ihr ferne wart, und denen, die nahe waren.“ Auch dadurch wird das Ansehen des Evangeliums bestätigt, dass dieses, wenn auch jetzt andere es verkündigen, doch noch immer „das Evangelium Christi“ heißt. Immer, wenn wir das Evangelium von Menschen verkündigen hören, muss dieses bei uns feststehen, dass sie nicht so sehr selbst reden, als dass vielmehr Christus durch sie redet. Es ist eine ganz besondere Wohltat, dass Christus, damit die Herrlichkeit seines Reiches uns nicht zweifelhaft sei, uns mit seiner eigenen Stimme freundlich zu sich einlädt. Aber umso mehr müssen wir uns auch hüten, dass wir den Befehl, den er verkündigt, nicht freventlich verwerfen.

„Du bist mein Sohn.“ David konnte auch im Blick auf seine Königswürde ein Sohn Gottes genannt werden. Wir wissen ja, dass die Fürsten, weil sie vor den andern hervorragen, sowohl Götter als auch Söhne Gottes genannt werden (Ps. 82, 6; 2. Sam. 7, 14). Aber hier gibt Gott dem David einen ganz besonderen Ehrentitel, der ihn nicht nur über alle Sterblichen, sondern selbst über die Engel erhöht. Dieses hebt der Apostel (Hebr. 1, 5) hervor, indem er uns darauf aufmerksam macht, dass solches nie von einem Engel gesagt ward. Stand David auch als Mensch unter den Engeln, so hatte er doch, sofern er ein Vorbild Christi war, vor ihnen den Vorzug. Wir sehen also, dass hier mit „Sohn Gottes“ nicht irgendeiner aus der Menge bezeichnet wird, sondern der Eingeborene, der im Himmel und auf Erden unvergleichlich dasteht. Der Ausdruck: „Ich habe dich gezeugt“ muss von dem Zeitpunkt verstanden werden, da für menschliche Erfahrung und Kunde seine Erwählung deutlich wurde. Darauf deutet auch das „heute“. In dem Augenblick, als David als der von Gott erwählte König kenntlich wurde, erschien er wie ein neu aus Gott geborener Mensch: denn einem gewöhnlichen Privatmanne konnte solche Ehre nicht zuteilwerden. Diese Bezeichnung ist auch bei der Anwendung auf Christus festzuhalten: der Vater hat ihn „gezeugt“, da er ihn öffentlich zu seinem Sohn erklärte. Freilich ist mir bekannt, dass viele Ausleger unsere Stelle auf die ewige Zeugung des Sohnes deuten: überscharfsinnig wird dann das „heute“ als ein Hinweis auf die zeitlose Ewigkeit genommen. Der zuverlässigste Erklärer unseres Satzes wird doch Paulus sein, der ihn (Apg. 13, 33) auf das Kundwerden der himmlischen Herrlichkeit Christi bezieht. Dass Christus „gezeugt“ ward, will also hier nicht sagen, dass er an und für sich anfing, der Sohn Gottes zu sein, sondern dass er als solcher der Welt offenbar wurde. Diese Zeugung bezieht sich nicht auf das Verhältnis des Vaters zum Sohne, sondern das Wort besagt nur, dass der, der von Anfang an in dem Schoße Gottes verborgen war, darauf dunkel unter dem Gesetze abgebildet wurde, von der Zeit an, als er öffentlich mit dem deutlichen Zeichen seiner Würde auftrat, als Sohn Gottes erkannt worden ist. Wie es auch Joh. 1, 14 heißt: „Wir sahen seine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater.“ Zugleich müssen wir auch an das denken, was Paulus (Röm. 1, 4) lehrt, dass Christus kräftiglich erwiesen ward ein Sohn Gottes, seit er auferstanden ist von den Toten. Auf diesen Tag bezieht sich das vorher Gesagte daher in erster Linie. Sei es, wie es sei: der heilige Geist bezeichnet hier jenen feierlichen und ordnungsmäßigen Zeitpunkt seiner Offenbarung. So auch später (118, 24): „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht, lasst uns uns freuen und fröhlich drinnen sein.“

V. 8. Heische von mir usw. Es ist wohl wahr, dass Christus (Joh. 17, 5) Gott gebeten hat, ihm die Herrlichkeit zu geben, die er bei ihm hatte vor Grundlegung der Welt. Hierauf bezieht sich diese Stelle aber nicht, sondern sie bedeutet einfach, dass der Vater dem Sohne nichts versagen wird, wenn er ihn um die Ausbreitung seines Reiches bis an die Grenzen der Erde bittet. Christus tritt hier in einer neuen Stellung auf, indem er sich dem Vater mit Bitten naht. Dabei zeigt es sich, wie groß die Gnade Gottes ist, die er uns dadurch erwiesen hat, dass er seinen Sohn gewürdigt hat, ihm zum Herrscher der ganzen Welt zu machen. Als das ewige Wort Gottes hatte er schon die höchste Macht, Herrschaft und Herrlichkeit, so dass er als solcher nicht höher steigen konnte. Er ist aber erhöht worden im Fleische, in welchem er Knechtsgestalt angenommen hatte. Darum haben wir hier nicht nur eine Lobpreisung seiner Gottheit, sondern der ganzen Person des Mittlers. Denn nachdem Christus erniedrigt worden war, ist ihm der Name gegeben, der über alle Namen ist, so dass vor ihm sich alle Knie beugen sollen (Phil. 2, 9). Obgleich wir nun wissen, dass David herrliche Siege errungen und seine Herrschaft soweit ausgedehnt hat, dass viele Völker ihm tributpflichtig waren, so ist doch in keiner Weise das bei ihm in Erfüllung gegangen, was hier geweissagt ist. Denn im Vergleich mit anderen Reichen war sein Reich doch klein. Diese Weissagung von der gewaltigen Größe des Reiches würde sinnlos sein, wenn wir sie nicht auf Christum beziehen dürften. Er allein hat die Welt sich unterworfen, so dass seine Herrschaft alle Völker und Länder umfasst. Wir haben also hier, wie an vielen anderen Stellen, eine Weissagung von der Berufung der Heiden: man sollte den Erlöser, den Gott senden wollte, nicht nur für den König eines Volkes halten. Dieses Reich ist dem Augenschein nach zerstreut und an manchen Stellen zerfallen, missgestaltet und zerstückelt. Das kommt aber von der Schlechtigkeit der Menschen, die sie einer solch glücklichen und erwünschten Herrschaft unwürdig macht. Doch wenn auch die Undankbarkeit der Menschen die vollkommene Blüte des Reiches Christi verhindert, so kann sie doch die Wirkung dieser Prophezeiung nicht zerstören: denn Christus sammelt die zerstreuten Reste zuhauf und hält die Seinen inmitten der traurigsten Verwüstung durch das heilige Band des Glaubens zusammen, sodass nicht nur ein Winkel, sondern der ganze Erdkreis seiner Herrschaft unterworfen ist. Man nehme hinzu, dass wenn auch die Gottlosen wüten und seine Herrschaft verwerfen, sie doch seine Gewalt und Macht durch ihre Halsstarrigkeit nicht zerstören können. Hierauf bezieht sich auch das Folgende:

V. 9. Dieses wird ausdrücklich hervorgehoben, damit wir wissen sollen, dass Christus mit Macht ausgerüstet ist, um auch die Widerwilligen und Widerstrebenden seiner Herrschaft zu unterwerfen. David deutet damit nämlich an, dass nicht alle sich ihm freiwillig unterwerfen werden, sondern dass es viele unbeugsame Aufrührer geben würde, die jedoch mit Gewalt gebändigt und unterjocht werden sollen. Das eigentliche Wesen und die Schönheit des Reiches, von dem er hier handelt, zeigt sich freilich darin, dass an jenem Tage das Volk freiwillig herzukommt, um damit seinen Gehorsam zu bezeugen. Da aber die Mehrzahl in unheilbarer Wildheit sich empört, so musste auch hinzugefügt werden, dass der König solchem Widerstand gewachsen sein werde. Eine Probe dieser kriegerischen Tüchtigkeit hat Gott uns in der Person Davids gegeben, durch den, wie wir wissen, sehr viele Feinde mit Waffengewalt besiegt und niedergeworfen worden sind. Die wahre Erfüllung kam aber erst durch Christus, der nicht mit Schwert und Spieß, sondern mit dem Geiste seines Mundes die Gottlosen bis zur Vernichtung schlägt. Es könnte nun vielleicht auffallen, dass Christus hier als ein harter und strenger König beschrieben wird, der Schrecken um sich verbreitet, während die Propheten sonst seine Milde, Güte und Leutseligkeit preisen. Aber diese ernste und schreckenerregende Herrschaft dient nur dazu, den Feinden Furcht einzuflößen. Sie steht nicht in Widerspruch mit seiner Milde, mit der er die Seinen freundlich und sanft hegt. Den sanftmütigen Schafen gegenüber erweist er sich als der liebevolle Hirte; aber die wilden Tiere muss er hart behandeln, um ihre Wildheit zu bessern oder wenigstens zu zügeln. So wird auch im 110. Psalm zuerst (V. 3) der Gehorsam der Frommen gelobt, dann aber (V. 5) Christo die Macht beigelegt, die Könige und Heere, die ihm entgegen sind, an dem Tage des Zorns zu verderben. Sicherlich wird beides ihm mit Recht zugeschrieben. Er ist vom Vater gesandt, um die Armen und Unglücklichen mit der Heilsbotschaft zu erfreuen, um die Gefangenen zu erlösen, die Kranken zu heilen, die Traurigen und Niedergeschlagenen aus des Todes Dunkel zum Licht zu führen (Jes. 61, 1). Da aber viele ihn durch ihre Undankbarkeit zur Rache zu zwingen, so nimmt er, um ihre Hartnäckigkeit zu brechen, gleichsam eine andere Gestalt an. Was ist das nun für ein eisernes Zepter, das der Vater Christo in die Hand gegeben hat, um seine Feinde damit zu schlagen? Statt aller Waffen genügt ihm der Geist seines Mundes, wie Jesaja in der angeführten Stelle lehrt. Wenn er auch keinen Finger regt, so schleudert er durch seine Reden Blitze gegen seine Feinde, die stark genug sind, sie zu verderben. Er vernichtet sie mit dem bloßen Stabe seiner Lippen. Mögen sie noch so sehr schnauben, widerstreben und mit wütendem Ansturm Widerstand leisten, sie werden doch einmal gezwungen werden, es anzuerkennen, dass der ihr Richter ist, dem sie die königliche Ehre verweigern. Der Herr hat mancherlei Weisen, seine Feinde zu zermalmen, bis sie zum Schemel seiner Füße werden. Paulus zeigt uns 2. Kor. 10, 4 f., inwiefern die Lehre des Evangeliums ein eisernes Zepter ist. Denn dort lehrt er uns, dass seine Diener mit geistlichen Waffen ausgerüstet sind, um jede Höhe niederzuwerfen, die sich wider Christum erhebt. Ich gebe gern zu, dass auch die Gläubigen dem Herrn als Opfer geschlachtet werden müssen, damit er sie durch seine Gnade lebendig mache: wir haben uns erst zu demütigen, bevor Christus uns die Hand reicht. Da aber Christus seine Jünger so zur Buße erzieht, dass er ihnen durchaus nicht schrecklich erscheint, sondern vielmehr, wenn er ihnen seinen Hirtenstab zeigt, ihre Trauer bald in Freude verwandelt, so gebraucht er ihnen gegenüber kein eisernes Zepter, um sie zu zerschlagen, sondern er deckt sie vielmehr mit dem heilsamen Schatten seiner Hand und stützt sie durch seine Kraft. Das Zerschlagen bezieht sich mithin nur auf die Aufrührer und Ungläubigen, die sich nicht bußfertig beugen wollen. Diese werden endlich durch die Verzweiflung gezwungen werden, sich vor Christo zu beugen. Er redet nicht alle mit seiner Stimme an; da er aber durch sein Wort die Gerichte verkündigt, die er über sie bringen wird, so wird doch mit Recht von ihm gesagt, dass er den Gottlosen mit dem Geiste seines Mundes töte (2. Thess. 2, 8). Mit einem überaus treffenden Gleichnis spottet der Psalm über die törichte Überhebung der Feinde. Mag ihre Hartnäckigkeit noch so hart und fest sein, so sind sie doch zerbrechlicher als irdene Töpfe. Allerdings tritt es nicht gleich in Erscheinung, dass sie geschmissen werden, die Christo widerstehen. Uns scheint es vielmehr so, dass die Gottlosen ein eiserner Hammer seien und die Gemeinde ein schwaches Gefäß. Aber die Frommen mögen immerhin in den täglichen Gerichten, welche über die Gottlosen ergehen, Vorspiele des schrecklichen Untergangs erblicken, dem sie mit Sicherheit entgegengehen: so können sie in Geduld den jüngsten Tag abwarten, an welchem der Herr wiederkommt und mit der Glut seines Zorns die Widerspenstigen verzehren wird. Unterdessen müssen sie sich daran genügen lassen, dass er inmitten seiner Feinde herrscht.

V. 10. Nachdem David als ein Bote des Gerichts die göttliche Rache verkündigt hat, übernimmt er jetzt das Amt eines Propheten und Lehrers, um die Ungläubigen zur Buße zu ermahnen, damit sie es nicht einmal zu spät erfahren, dass er keine eitlen und ungültigen Drohungen aussprach. Er redet die Könige und Fürsten besonders an, weil diese sich nicht so leicht fügen. Hierzu kommt noch, dass sie aufgeblasen sind durch den eitlen Stolz ihrer Weisheit, der sie daran hindert zu lernen, was recht sei. Wenn David nicht einmal die Könige verschont, die doch außerhalb der Gesetze und der gewöhnlichen Ordnung zu stehen scheinen, so gilt seine Ermahnung noch vielmehr den gewöhnlichen Menschen, damit alle vom ersten bis letzten sich demütigen. Mit dem Worte „nun“ gibt er zu kennen, dass sie eilends Buße tun müssen, da ihnen hierzu nicht immer Gelegenheit gegeben wird. Zugleich deutet er damit an, dass seine Ermahnung ihnen jetzt noch Nutzen bringen könne, da für sie noch Raum zur Buße sein wird, wenn sie sich beeilen. Wenn er ihnen befiehlt, sich weisen zu lassen, so geißelt er damit zugleich ihr falsches Vertrauen auf ihre Klugheit. Er gibt damit etwa zu verstehen, dass ein Anfang rechter Umkehr darin bestehen würde, dass man das selbstbewusste Wesen ablegt und sich unter Christus als seinen Herrn beugt. Mögen die Großen dieser Erde sich noch so sehr in ihrem eigenen Witz gefallen, so wissen wir doch, dass sie nur Toren sind, wenn sie nicht demütige Jünger Christi werden. Es wird ihnen auch gesagt, in welcher Richtung sie sich weisen lassen sollen (V. 11.): Dient dem Herrn mit Furcht! Hochgestellte Leute, die weit über gemeines Menschenlos sich erheben, lassen sich in der Verblendung maßlosen Stolzes oft nicht einmal dazu herab, sich unter Gott zu beugen. So prägt ihnen der Psalm ein, dass sie allen Verstandes bar sind, so lange sie nicht Gott fürchten gelernt haben. Und in der Tat, weil die Sicherheit sie verhärtet, so dass sie dem Herrn den Gehorsam verweigern, so müssen sie zuerst gezwungen werden, ihn zu fürchten, damit ihre Auflehnung niedergedrückt werde. Auf dass aber diese dienende Unterwerfung, zu der sie aufgerufen werden, ihnen nicht lästig falle, heißt es weiter: freut euch! Dem Herrn zu dienen, ist lieblich und erstrebenswert, weil es einen Grund zu rechter Freude gibt. Allerdings wird hinzugefügt: mit Zittern, wodurch wir zu einer demütigen und bescheidenen Beugung gemahnt werden: denn freilich dürfen wir uns nicht übermütig gebärden, wie die Menschen in ihrer Freude zu tun pflegen, und, trunken vor eitler Lust, uns ein Glück einräumen, während wir doch Feinde Gottes sind. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem fröhlichen und heiteren Zustande eines ruhigen Gewissens, bei dem die Gläubigen sich freuen, weil der Gott, dem sie dienen, ihnen geneigt ist, - und der zügellosen Ausgelassenheit, zu der die Gottlosen sich fortreißen lassen, wenn sie Gott verachten und ihn vergessen. Der Prophet deutet also hiermit an, dass die Stolzen, so lange sie unmäßig ausgelassen sind, durch die Begierden ihres Fleisches getrieben werden und sich zu ihrem Verderben ergötzen, und dass es die einzige heilsame Freude ist, wenn wir in der Furcht und Verehrung Gottes ruhen.

V. 12. Nunmehr hören wir noch deutlicher, welche Furcht und Anbetung Gott fordert. Da er uns durch die Hand seines Sohnes, den er mit seiner Herrlichkeit bekleidet hat, regieren will, so besteht die rechte Bewährung unseres Gehorsams und unserer Frömmigkeit darin, dass wir uns dem ehrfurchtsvoll unterwerfen, den er als König über uns gesetzt hat, - gemäß dem Spruche (Joh. 5, 23): „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat.“ Denn das „Küsst!“ bezeichnet eine feierliche Ehrenbezeugung, welche die Untertanen ihrem König zu erweisen pflegten. Kurz, Gott wird seiner Ehre beraubt, wenn man ihn nicht in Christo verehrt.

Die folgenden Worte erinnern die Verächter Christi daran, dass ihr Stolz nicht ungestraft bleiben wird. Sie wollen etwa sagen: da eine Verachtung Christi zugleich eine Verunehrung des Vaters ist, der ihn mit seiner Herrlichkeit geziert hat, so wird der Vater selbst ein solch schweres Verbrechen nicht ungestraft lassen. Und damit man sich nicht der täuschenden Hoffnung hingebe, als verzöge der Herr, weil im Augenblick noch Ruhe ist, heißt es drohend: Sein Zorn wird bald entbrennen. Wir wissen ja aus Erfahrung, dass die Gottlosen durch Gottes Langmut kühn gemacht werden, wenn er sich einmal für eine Zeitlang ruhig verhält und sie mit Geduld trägt: sie merken sein Gericht nur dann, wenn sie es sehen und fühlen. Dass sie umkommen auf dem Wege, bedeutet, dass der Zorn Gottes sie plötzlich wegraffen wird, während sie wähnen, noch in der Mitte des Laufes zu sein. Wir wissen ja, dass die Verächter Gottes, wenn es ihnen gut geht, sich mit schönen Hoffnungen schmeicheln und sich rühmen, als ob keine Gefahr für sie da sei. Deshalb ist die Drohung des Propheten hier wohl am Platz. Wenn sie sagen werden: Friede, Friede, es hat keine Gefahr – und meinen, dass ihr Ende noch fern sei, wird das Verderben sie schnell überfallen (1. Thess. 5, 3).

Der Schluss des Psalms mildert das, was früher über Gottes Strenge gesagt wurde. Denn die eiserne Rute Christi und der Feuereifer Gottes könnten alle ohne Ausnahme mit Schrecken erfüllen, wenn diese Tröstung nicht hinzugefügt wäre. Nachdem der Psalmsänger von dem schrecklichen Gericht, das den Ungläubigen drohte, geredet hat, fordert er jetzt die Gläubigen und die frommen Verehrer Gottes auf, das Beste zu hoffen, indem er ihnen die Süßigkeit der göttlichen Gnade vorhält. Dieselbe Ordnung beobachtet auch Paulus 2. Kor. 10, 6. Nachdem er gesagt hat, dass Gott bereit sei, zu rächen allen Ungehorsam, fügt er gleich nachher, indem er sich an die Gläubigen wendet, hinzu: nachdem euer Gehorsam erfüllt ist. Jetzt verstehen wir die Meinung des Propheten. Da die Gläubigen die Härte, von der er geredet, auf sich beziehen könnten, so eröffnet er ihnen eine Zuflucht der Hoffnung, wohin sie sich vor dem Zorne Gottes flüchten können. Ebenso lässt auch Joel (3, 5), nachdem er die Gottlosen vor den schrecklichen Gerichtsstuhl Gottes geladen hat, alsbald die Tröstung folgen: „Wer den Namen des Herrn anruft, soll gerettet werden.“ Dass es dem wohl geht, der auf „ihn“ traut, kann sowohl auf Gott als auf Christum bezogen werden. Nach meiner Ansicht passt es jedoch am besten auf Christum, da die Menschen kurz zuvor aufgerufen wurden, ihn zu küssen.

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