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Calvin, Jean - Psalm 141.

Calvin, Jean - Psalm 141.

Inhaltsangabe: Was für eine Notlage es auch gewesen sein mag, durch welche David zu diesem Gebete getrieben wurde, und welch schweres Unrecht er ohne alle Schuld auszustehen hatte, so begehrt er doch, sein Gemüt von Gott zügeln und leiten zu lassen, damit er nicht, von Rachedurst getrieben, den Feinden mit Gleichem vergelte und so im Übeltun sich ihnen gleichstelle. Nachdem er sich dann in Geduld gefasst hat, ruft er wider seine Feinde Gottes Vergeltung an.

V. 1 u. 2. Herr, ich rufe zu dir. Aus diesen Anfangsworten erhellt, dass David, als er so betete, von nicht geringer Anfechtung heimgesucht war. Das zeigt sowohl die Wiederholung derselben Bitten als auch das inständige Dringen auf Hilfe. Über die Zeit der Abfassung des Psalms wage ich nicht zu entscheiden; doch gefällt mir die Vermutung derer nicht übel, die den Psalm auf die Verfolgungen unter Saul beziehen. Davids Beispiel enthält nun eine Einladung an uns, geradeswegs Gott zu suchen und nicht, wie etwa glaubenslose Leute tun, da und dort nach Hilfe auszuschauen und dabei im Gebetstrieb nachzulassen. Den Herrn ruft er an, während die weltlich Gesinnten lieber den Himmel, die Erde, Menschen, das Glück und alles, was sie selbst erfunden haben, anrufen. Wenn sie dann etwa ihre Worte an Gott richten, so führen sie vor ihm ein Geplärr und Gemurmel auf, das eher ein Heulen als ein Beten ist. –

Der zweite Vers nimmt ohne Zweifel Bezug auf Gesetzesbräuche. Weil nämlich Gott damals wollte, dass die Gebete der Gläubigen mit Räucherwerk und Opfern geweiht würden, so sieht David dies als ein Verheißung an1) und stützt sich darauf. Wenn aber einige aus diesem Vers schließen, David sei damals auf der Flucht und also fern von den Zusammenkünften der Gläubigen gewesen, so weiß ich nicht, ob das genügend feststeht. In diesem Falle müsste man zwischen den Zeilen einen gewissen Gegensatz lesen: Obschon ich verhindert bin, in den Tempel zu kommen und unter den Anbetenden zu erscheinen, obschon ich also von der Teilnahme am Räucherwerk und an den feierlichen Opfern ausgeschlossen bin, so wollest du, o Gott, doch meine Bitten nicht verschmähen. Es zwingt uns aber nichts zu dieser Auffassung; und so begnügen wir uns mit dem allgemeineren Sinn: weil solche sinnbildliche Handlungen die Gläubigen daran erinnern, dass ihre Bitten bei Gott gerade so gern angenommen werden wie der lieblichste Geruch und die besten Opfer, so sucht David daran seinen Glauben zu stärken. Denn wenn auch die Alten in solchen äußeren Handlungen keineswegs befangen waren, so war doch David genötigt, dieselben als Hilfsmittel in seiner Lage anzuwenden. Indem er also bei sich selbst erwägt, dass das von Gott gebotene, tägliche Räucherwerk und Abendopfer nicht umsonst dargebracht wird, so verbindet er mit jenem vorgeschriebenen Gottesdienst seine Bitten. Das Händeaufheben steht ohne Zweifel für das Gebet selbst. Weshalb bei allen Völkern der Brauch aufgekommen ist, beim Beten die Hände zum Himmel zu erheben, ist anderswo (zu. Ps. 28, 2) gesagt worden.

V. 3 u. 4. Herr, behüte meinen Mund. Weil David durch die unbändige Willkür seiner Feinde hätte so erregt werden können, dass ihn seine Selbstbeherrschung verlassen hätte, so begehrt er nach göttlicher Leitung, und zwar nicht nur damit seine Hände von Werken der Rache, sondern auch seine Zunge von Schmähungen und Scheltworten abgehalten werden. Denn auch den Gleichmütigsten kann es zuweilen, wenn sie, ohne dass sie es verdienen, beleidigt werden, begegnen, dass der Undank ihrer Feinde sie so aus der Fassung bringt, dass sie auffahren, um Vergeltung zu üben. David bittet also, Gott möge seine Zunge in Zucht halten, damit ihm kein verkehrtes Wort entfahre.

Dann auch, dass sein Herz von unrechten Absichten fernbleibe und er nicht Unrecht mit Unrecht heimzahle. Was nachher folgt: dass ich nicht esse von ihren Leckerbissen, ist bildlich geredet und will sagen: ihre glückliche Lage verleite mich nicht zu dem sündlichen Gelüste, es ihnen gleich zu tun. Die drei Bitten sind eng miteinander zu verbinden. Doch wird es gut sein, wenn wir sie einzeln erörtern. Weil nichts schwieriger ist, als in unverdientem Unglück die Zunge so zu bezähmen, dass man das Unrecht in ruhigem Schweigen erträgt, so wünscht David nicht umsonst, dass Schloss und Riegel an seinen Mund gelegt und so seine Lippen von Gott verschlossen gehalten werden, wie ein Türhüter Ein- und Ausgang bewacht.

Weiter fügt er bei: Neige mein Herz nicht auf etwas Böses, und erklärt gleich darauf, was er damit meint, nämlich dass er nicht seinen Feinden gleich werden will durch eine Kampfesweise, die in Übeltaten besteht. Hätte jener Mönch, von dem Eusebius einmal schreibt, diesen Vorsatz Davids gehörig erwogen, so wäre er nicht auf die törichte Meinung verfallen, er habe dadurch, dass er sieben Jahre lang schwieg, die Rolle eines ausgezeichneten Jüngers gespielt. Als er nämlich hörte, es sei ein Beweis seltener Tugend, die Zunge zu bezähmen, begab er sich in die Einsamkeit und kehrte erst nach sieben Jahren zu seinem Meister zurück. Auf die Frage, warum er solange ausgeblieben, erwiderte er, er hätte sich in dem geübt, was er aus diesem Vers gelernt hatte. Man hätte ihn aber auch fragen sollen, ob er denn unterdessen nichts gedacht habe. Denn beides gehört eng zusammen: schweigsam sein – und dabei frei von schlimmen Gedanken. Stattdessen war es leicht möglich, dass er während seines Schweigens viele gottlose Gedanken hegte. Und das ist schlimmer, als wenn man sich in unnützem Geschwätz ergeht. Ich habe diesen handgreiflichen Irrtum kurz erwähnen wollen, damit die Leser einsehen, was es heißt, an dem, was der Schriftsteller eigentlich will, vorbeigehen und dafür sich auf ein einzelnes, abgerissenes Wort werfen.

Indem nun David sowohl sein Reden als sein Fühlen der Leitung Gottes befiehlt, bekennt er, dass der inwendige Mensch so gut wie die Zunge nur durch die verborgene Leitung des Geistes ihrer Pflicht treu bleiben, besonders wenn die Frechheit der Feinde uns zu einem übereilten Vorgehen reizt. Wenn nun auch die Zunge ein nur zu schlüpfriges und gewandtes Ding ist, falls nicht Gott gleichsam als Hüter und Wächter sie in der Zucht hält, so ist doch nicht minder not, dass im Herzen die stürmischen Leidenschaften gezügelt werden. Was ist doch das Herz des Menschen für eine Werkstätte! Wie mannigfaltige Entschlüsse bringt es alle Augenblicke hervor! Wir müssen mit David gestehen: wenn Gott nicht Herz und Mund behütet, so entstehen darin sowohl schlechte Gedanken als schlechte Worte in Menge. Denn einerseits ist eine Zunge, die Maß hält, ein besonderes Geschenk des Geistes, und anderseits ist Satan unablässig am Werk, uns mancherlei Gedanken einzuflößen, die wir leicht, ja begierig auffangen, wenn nicht Gott seinen Einfluss dagegen geltend macht. Es braucht nun nicht für widersinnig gehalten werden, dass Gott „unser Herz auf etwas Böses neige“, da unser Herz so in seiner Hand ist, dass es auf jedem Weg, den es einschlägt, von Gottes Willen beherrscht wird. Nicht als ob er selbst uns zu bösen Begierden reizte; aber weil er nach seinem verborgenen Rat die Abtrünnigen unter die Gewaltherrschaft Satans, und zwar als dessen tatsächliches Eigentum dahingibt, so kann man mit Recht sagen, dass er sie verblendet und verstockt. Dabei ist die Schuld an den bösen Taten nicht außerhalb der Menschen zu suchen, da die Lust in ihnen selber wohnt. Und da es Sache der Menschennatur ist, das Gute oder das Böse zu wollen, so entspringt die Neigung zum Bösen nicht einem äußeren Antrieb, sondern dem persönlichen Willen und der eigenen, fehlerhaften Anlage. Mit den „Leckerbissen“ meint David das Wohlleben, an dem sich die Gottlosen glücklich tun, solange Gott ihnen nach seiner Langmut ihr frevelhaftes Tun hingehen lässt. Wie aber dadurch ihr kecker Übermut zunimmt, so entsteht auch die Gefahr, dass die Gläubigen, durch der Gottlosen Glück getäuscht, in ihrem Eifer ebenfalls nachlassen. Und so bittet David nicht ohne Ursache um die verborgene Zucht des heiligen Geistes, damit er nicht an den Leckerbissen der Gottlosen teilnehme, d. h. dass er nicht an trügerischem Wohlleben sich berausche und sündlichem Genusse sich hingebe.

V. 5. Der Gerechte schlage mich. Wie Satan die Gottlosen mit seinen Lockspeisen ködert, so betrügen sie auch selbst sich gegenseitig mit Liebenswürdigkeiten. Darum betont hier David, es sei ihm viel erwünschter, mit Züchtigungen wie mit Rutenstreichen unablässig geweckt als mit Schmeicheleien getäuscht zu werden. Denn da unter den Verächtern Gottes der nicht getadelt wird, der von diesem oder jenem Laster angesteckt ist, so muss jeder, dem am Gesundwerden etwas liegt, sich fleißig zu rechtschaffenen Menschen halten, damit sie mit heiligen Ermahnungen den Gleitenden aufrichten, den Irrenden auf den rechten Weg bringen. Solche Zurechtweisung nach jedem Fehltritt ist freilich dem Fleische gar nicht angenehm. Aber David hatte sein Gemüt soweit zum Lernen und Dulden willig gemacht, dass er keinen Tadel bitter empfand, von dem er wusste, dass er aus sanftmütigem Geiste kam. –

Die Worte können nun aber verschieden ausgelegt werden. Meist übersetzt man in einem Zuge: „Der Gerechte schlage mich freundlich“. David sagt dann: wie die beste Salbe würden ihm solche Zurechtweisungen sein, die den Geist der Freundlichkeit und Milde atmen, d. h. die aus einem sanften und wohlwollenden Gemüte hervorgehen. Wenn diese Auslegung gewählt wird, so ist noch zu bemerken, dass David nicht so sehr die äußere Art und Weise der Strafe als die Sanftmut des Herzens im Auge hat. Auch wenn nämlich die Gerechten in heftigem Zorn entbrennen und die Irrenden mit scharfen Worten züchtigen, so werden sie doch nur von brüderlicher Liebe bewegt, ja ihre Härte entspringt aus einer heiligen Besorgnis um das Heil der Brüder. Der Gerechte wird also immer in mildem Sinne verfahren, auch wenn er rau und heftig erscheint, wie anderseits Übelwollende, auch wenn sie nur einen leichten Tadel aussprechen, doch ohne Mitgefühl sind. Endlich wollte David die aus aufrichtiger Liebe stammenden Tadelsworte unterscheiden von Scheltreden, die aus gehässigem oder unfreundlichem Herzen hervorbrechen, wovon Salomo Spr. 10, 12 redet.

Ebenso gut passt aber eine andere Auslegung, nach welcher ich übersetzt habe: Der Gerechte schlage mich: das ist Güte (oder: das werde ich für eine Wohltat ansehen); er strafe mich: das wird mir ein köstlicher Balsam sein, der mein Haupt nicht verletzt. Dieses letzte Versglied legen andere wieder abweichend aus: Der Balsam des Hauptes2) möge mein Haupt nicht verletzen, d. h. die Gottlosen mögen mir nicht mit ihren Schmeicheleien Verderben bringen. Darnach wären unter dem Balsam schädliche Lobreden zu verstehen, mit denen die Gottlosen uns den Untergang bereiten, indem sie mit scheinbarer Liebenswürdigkeit uns mehr und mehr in abgrundtiefes Verderben versenken. Auf diese Weise hätte der Satz einen volleren Sinn, nämlich dass David nicht bloß willfährig und für Zurechtweisung zugänglich ist, sondern auch anderseits den Schmeicheleien aus dem Wege geht wie einem gefährlichen Sirenengesang. Es mag ja in der Tat für den ersten Augenblick das Gelobtwerden lieblich schmecken; wer aber den Beifallsbezeugungen sein Ohr leiht, wird bald mit vollen Zügen das kräftigste Gift in sich aufnehmen. Wir wollen also von Davids Vorbild lernen, alle Schmeicheleien abschütteln, für die wir von Natur nur allzu empfänglich sind, und ebenso die Halsstarrigkeit ablegen, so dass wir Strafworte, diese überaus heilsamen Hilfsmittel gegen unsere Fehler, nicht abweisen. Denn sehr viele Menschen lassen sich durch ihre Gleichgültigkeit dem Verderben entgegenführen: auch wenn einer sich selbst verdammen muss, möchte er sich doch durch die Stimmen der Welt freigesprochen wissen. Wohin führt das anders, als dass man durch Betäubung des Gewissens sich freiwillig dem Verderben weiht?

Denn noch bete ich. Dieser Satz wird auf dreierlei Weise ausgelegt. Einige finden darin diesen Sinn: Weil keine Gefahr näher liegt, als dass man durch böse Beispiele sich verderben lässt, so bittet David, dass sein Herz sich nicht zur Bosheit der Feinde hinneigen möge.

Andere erklären: Da David sieht, dass jene allerlei gottlose Pläne schmieden, bittet er den Herrn um Schutz und Bewahrung vor ihrer Bosheit.

Wieder andere legen so aus: Da ich sehe, dass sie hoffnungslos verderbt sind, so bitte ich, es möge ihnen zuteilwerden, was sie verdient haben, so dass die gerechte Vergeltung Gottes sich endlich an ihnen offenbare.

Zutreffender möchte jedoch die gegenteilige Deutung erscheinen, dass nämlich ihre Widerspenstigkeit David nicht hindert, weiterhin Gutes für sie zu erbitten. Denn auf dem „noch“ liegt ein besonderer Nachdruck. Oder weissagt vielleicht David von ihrem unglückseligen Ende? Es ließe sich am genauesten nämlich übersetzen: „Denn noch – und ich werde beten in ihrem Unglück“. David würde dann seine Seele zu geduldigem Abwarten stimmen, - endlich aber wird es so weit kommen, dass sie mit furchtbarem Unglück geschlagen werden, welches ihm und allen andern Gotteskindern Mitleid abnötigen wird.

V. 6. Ihre Führer usw. Die Ausleger fassen ziemlich einstimmig diesen Satz in die Wunschform: Ihre Führer müssen gestürzt werden. Mir schein, das, was David sagen will, werde am deutlichsten wiedergegeben, wenn wir übersetzen: Wenn ihre Führer vom Felsen herabgestürzt worden sind, dann werden sie (d. h. das verführte Volk) meine Rede hören. Das ist gewiss: weil David sah, dass das gemeine Volk nur infolge Irrtums oder falscher Anklagen gegen ihn wütete, so misst er die Schuld den Führern selbst bei. Wenn diesen ihre einflussreiche Stellung genommen ist, so hegt er die Zuversicht, dass die Einfältigen zur Vernunft zurückkehren werden. Das Herabstürzen vom Felsen ist bildlicher Ausdruck, bei dem David an die hervorragende Stellung jener Männer denkt. Ganz ohne Schuld waren nun freilich die nicht, die in der Nachfolge schlechter Führer einen frommen, heiligen Mann ungerecht verfolgten. Dennoch hegt er mit Recht von ihnen die günstigere Meinung, dass sie zur Einsicht gelangen werden, wenn Gott einmal an den Häuptern Vergeltung übt. Es ist ja bekannt, dass das gemeine Volk bei seinen Entschlüssen sich mehr von leidenschaftlichem Drang als von Überlegung leiten und durch blinde Vorurteile zu den schlimmsten Dingen sich fortreißen lässt. Ebenso leicht aber ändert es seinen Kurs, wenn es eine entsprechende Erinnerung empfängt. Obgleich also die Leichtgläubigkeit immer ein Fehler ist und Torheit nicht zur Entschuldigung dient, so mahnt uns doch das Vorbild Davids, für die Irrenden den Wunsch zu hegen, sie möchten zu gesunder Überlegung zurückkehren und willig auf das hören, was wahr und gerecht ist.

V. 7. Unsere Gebeine sind zerstreut. Hier klagt David, die Feinde hätten sich nicht damit begnügt, ihn einfach zu töten, sondern ihn und seine Gefährten zuvor noch zerrissen und ihre Gebeine zerstreut, also grausamer an ihnen gehandelt als selbst Räuber, die einen Ermordeten wenigstens ohne weitere Misshandlung in die Grube werfen. Sie aber seien zerschlagen worden, wie man Holz oder Steine zerstückelt oder die Erde zerpflügt. Daraus ist zu schließen, dass David auf wunderbare Weise aus vielen Todesnöten gerissen worden war, ähnlich wie es Paulus (2. Kor. 1, 9) von sich sagt. Und daraus dürfen wir auch Hoffnung schöpfen auf Heil und Leben, selbst wenn unsere Gebeine zerbrochen und zerstreut werden.

V. 8. Denn auf dich, Herr usw. Nach dem, was David vorhin von den zerstreuten Gebeinen gesagt hat, ist dieses Gebetswort gleichsam ein Schreien der Stücke des zerrissenen Leichnams zu Gott. Wir ersehen daraus, von welch heldenhaftem Mute David beseelt war, da er auch unter solcher Last des Unglücks ohne Aufhören seine Augen auf Gott gerichtet hielt, wie es ja recht eigentlich das Amt des Glaubens ist, die zerstreuten Sinne zu sammeln, die sich sonst im nächsten Augenblick wieder anderswohin verlieren würden. War es also schon ein besonderes Wunder Gottes, die zu erhalten, deren Gebeine zerstreut waren, so war es doppelt wunderbar, wie er ihre Seelen standhaft erhielt und vor dem Abfall bewahrte.

V. 9 u. 10. Bewahre mich usw. David erklärt, dass er von feindlichen Nachstellungen eingeschlossen gehalten wird, wenn Gott ihn nicht befreit. Damit, dass er in solchen Nöten den Herrn anfleht, zeigt er, welch große Dinge er der Gnade Gottes zutraut, wie er im 68. Psalm (V. 21) gesagt hat, dass es Gottes Art ist, uns noch aus dem Tode zu erretten. Gott verzieht ja oft seine Rettung, damit sie hernach umso glänzender hervortrete. –

Es folgt der Wunsch, dass das, was die Gottlosen unternommen, auf ihre Häupter zurückfalle (V. 10). Was aber den Ausdruck „sein Netz“ betrifft, so ist das Fürwort, wie ich glaube, auf Gott zu beziehen. Vorher hat David gesagt: Bewahre mich, Herr, vor den Schlingen und Netzen der Gottlosen. Nun setzt er den Stricken jener die Netze Gottes entgegen, der die Listigen in ihren bösen Anschlägen zu fangen pflegt. Und weil David es mit einer gewaltigen Menge von Feinden zu tun hatte, sagt er: sie müssen fallen miteinander. Hätte er nicht die Gewissheit gehabt, dass es in Gottes Hand steht, all die Heerhaufen, welche die Menschen zusammenrotten, ohne Umstände niederzuwerfen, so hätte er auf kein Entfliehen hoffen können. Die letzten Worte übersetzen viele: „Ich werde immer vorübergehen“. Sie können aber auch heißen: „während ich vorübergehe“. David wünscht also, dass seine Feinde umstrickt werden, während er selbst wohlbehalten entrinnt.

1)
Nämlich, dass Gott solche Gebete annehmen wolle.
2)
Das oben mit „köstlich“ wiedergegebene Wort des Grundtextes heißt „Haupt“.
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