Calvin, Jean - Das Buch Josua – Kapitel 10.

Calvin, Jean - Das Buch Josua – Kapitel 10.

V. 1. Da aber Adoni-Zedek usw. Von der zuvor (9, 1 f.) nur kurz erwähnten Verschwörung wird jetzt ausführlicher gehandelt. Adoni-Zedek rief die anderen Könige zusammen, damit sie unter seiner Führung in den Kampf gegen Israel zögen. Er war die Seele des Ganzen; die anderen hielten sich voll Angst zurück, bis er, der Einflussreichste, sie zu den Waffen rief, als ihn die Gefahr am meisten bedrohte. Weil sich nun die Gibeoniten unterworfen hatten, werden die Waffen zuerst gegen diese gewandt. Damit sollten sie als Vaterlandsverräter gestraft werden zum warnenden Beispiel für alle Nachbarstämme. Anderseits hofften sie auch durch einen Sieg über die Gibeoniten die Feinde einzuschüchtern und ihre eigenen Truppen zu ermutigen. So greifen sie die Gibeoniten an, weil diese durch ihre Gesandtschaft den Israeliten den Weg gebahnt hatten. Die Rache dafür war ein ganz berechtigter Kriegsvorwand: denn die Gibeoniten hatten durch ihre Schwäche gezeigt, dass sie lieber den Feinden die Hand bieten wollten zur Verwüstung des Landes als den Nachbarn zur Verteidigung zu helfen. Da erfuhren sie, wie wertlos ihr schlauer Plan gewesen war, und nur durch Josuas Mitleid werden sie gerettet. Gott führte sie in die Gefahr, damit sie durch die zweimalige Errettung desto lieber und bereitwilliger sich unterwerfen sollten.

V. 6. Aber die zu Gibeon sandten usw. Die Reihenfolge der Geschichte ist wohl umgekehrt gewesen. Die Gibeoniten haben sicher die Belagerung nicht erst abgewartet. Vielmehr eilten sie in Josuas Schutz, sobald sie merkten, dass ein Heer gerüstet wurde, dessen ersten Angriff sie wegen des allgemeinen Hasses gegen sie zweifellos auszuhalten hatten. Nun wäre es nicht recht, nicht menschlich gewesen, wenn Josua, der ihnen einmal das Leben geschenkt hatte, sie jetzt im Stich gelassen hätte. Dem Bündnis war die Unterwerfung gefolgt; nun musste er sie schützen, weil sie ihn mit Recht um Hilfe anflehen. Josua zögert auch nicht mit seiner Hilfe. Zwar hatten sie betrügerisch gehandelt, aber als der Betrug offenbar geworden war, hatten sie auf Grund des Bekenntnisses ihrer Schuld Verzeihung empfangen. So waren die Israeliten rechtlich und eidlich verpflichtet, für diese Schützlinge zu sorgen. Josuas Bereitwilligkeit, mit der ohne Zögern der Bitte um Hilfe folgt, muss besonders anerkannt werden (V. 9): die ganze Nacht zog er herauf. Schneller und eifriger konnte er nicht Hilfe und Rettung bringen. Wenn die Völker im Allgemeinen ihre Versprechungen so heilig hielten, sie würden ihren Bundesgenossen viel mehr Hilfe bringen zur rechten Zeit, statt dass sie nachträglich ihre Niederlagen rächen müssten. Man braucht übrigens diese Worte nicht auf einen einzigen Tag beziehen, als hätte Josua den ganzen Marsch in einer einzigen Nacht zurückgelegt und sei bereits am folgenden Morgen bei den Gibeoniten erschienen. Es soll nur die große Schnelligkeit hervorgehoben und gesagt werden, dass er den Abmarsch nicht auf den nächsten Morgen verschob. Wahrscheinlich war Josua mit seinen Kriegern zu den Zeltwohnungen bei Gilgal zurückgekehrt, um sich dort bei ihren Weibern und Kindern ein wenig zu erholen und die Beute, mit der sie reich beladen waren, dort abzulegen. Als die Eroberung Jerichos vorbereitet wurde, hatten sie Weiber und Kinder mit allem kriegsunbrauchbaren Tross in einer friedlichen Gegend zurückgelassen. Wozu sollten sie Kinder, schwangere Mütter und Säugerinnen mit zarten Säuglingen in den Kampf mitschleppen? Woher sollte man bei den stets drohenden feindlichen Angriffen für solche Massen Nahrung nehmen, woher genügend Wasser für so viele Tiere? Von dem hinter Jericho gelegenen Gilgal konnte man aber erst in drei Tagen nach Gibeon gelangen.

V. 8. Und der Herr sprach zu Josua usw. Es ist nicht ganz klar zu erkennen, ob Gott den Josua durch seine Zusprache zu den Waffen getrieben und aus Gilgal herausgeführt hat, bevor er selbst einen Schritt dazu getan hatte, oder ob er den bereits zum Kampfe Gerüsteten nur ermutigte. Ich glaube, dass Josua nicht blindlings, ohne Gott zu fragen, gleich nachdem er um Hilfe gebeten war, aufgebrochen ist. Erst als er über Gottes Willen zur Klarheit gekommen war, griff er unerschrocken und hurtig zu den Waffen. Eben war er ja noch wegen seiner allzu großen Leichtfertigkeit getadelt worden; das sollte ihm zur Mahnung dienen, damit er in verworrenen Fragen nichts ohne Gottes Befehl unternehme. Gott selbst nahm die bedrängten Gibeoniten in Schutz und ließ nicht zu, dass sie von seinem Volke im Stiche gelassen wurden. So wird Josua mit Siegeszuversicht erfüllt, damit er ihnen zu Hilfe eile. Gott will uns mehr durch seine Versprechungen als durch seine Befehle zur Ausübung unserer Pflicht antreiben. Was aber wegen seiner Ehrenstellung dem Josua persönlich versprochen wird, gilt für das ganze Heer. Gott redet vom Himmel her nicht ohne Unterschied mit jedem Beliebigen, er ziert nur seine hervorragenden Knechte als auserwählte Propheten mit diesem Vorrechte. – Josua wird durch die Verheißung des Sieges nicht gleichgültig, sondern mit umso größerem Eifer unternimmt er das Werk, dessen glücklicher Erfolg ihm zugesichert war. Viele meinen den Glauben dadurch beweisen zu müssen, dass sie in falscher Sicherheit untätig und gleichgültig werden. Als aber Josua hört, dass die Feinde in seiner Hand seien, da eilt er schnell zum Kampfe, um sich ihrer zu bemächtigen. Die Ankündigung des glücklichen Ausgangs sollte ihn nicht träger oder nachlässiger machen, im Gegenteil: mit umso größerem Eifer sollte er dem Erfolg erringen. So kam es (V. 9), dass er die Feinde unvermutet überrumpelte.

V. 10. Aber der Herr schreckte sie. Die erste Niederlage ließ er ihnen durch das Schwert des tapferen Volkes beibringen. Wir sehen daraus, dass Gott, so oft er etwas durch Menschen wirkt, nichts von seiner Ehre verliert, da er alles, was geschieht, als Ganzes für sich in Anspruch nimmt. Denn wenn er die Taten der Menschen gebraucht, so ruft er sie nicht als Bundesgenossen zu Hilfe oder borgt sich etwas von ihnen; vielmehr, da es in seiner Macht steht, was ihm gut dünkt, durch einen Wink geschehen zu lassen, so gebraucht er die Menschen gleichsam als Werkzeuge, um dadurch zu zeigen, dass sie durch seine Hand und seinen Willen regiert werden. Indessen steht beides hier mit Recht nebeneinander: die Feinde wurden sowohl von Gott als auch von Israel niedergeworfen, weil Gott sie durch die Israeliten aufreiben ließ. Bei der zweiten Niederlage zeigt sich das Eingreifen der Hand Gottes deutlicher: die Feinde werden durch (V. 11) Hagel erschlagen. Ausdrücklich wird hervorgehoben, dass durch Hagelschlag mehr getötet wurden, als durch die bewaffnete Hand. Dadurch soll klar erkannt werden, dass der Sieg vom Himmel her erkämpft wurde. Der Hagel muss im Vergleich zu einem gewöhnlichen, auf natürliche Weise hervorgerufenen Unwetter ganz außergewöhnlich schrecklich gewesen sein, sonst hätte er wohl verwunden, aber nicht ganze Scharen töten können. Wäre er nicht direkt von Gott gesandt worden, so hätte doch auch ein Teil auf Israels Köpfe fallen müssen. Dadurch aber, dass das eine Heer allein davon betroffen wurde, während das andere nicht nur unversehrt blieb, sondern wie eine Hilfstruppe mit dem Hagel mitkämpfen konnte, wird klar bewiesen, dass Gott im Himmel den Kampf durch ein besonderes Wunder führte.

V. 12. Da redete Josua mit dem Herrn usw. Wenn Josua nicht die göttliche Erlaubnis bekommen hätte, der Sonne Stillstand zu gebieten, so wären seine Worte törichte Anmaßung gewesen. Darum redet er zuerst mit Gott und bittet ihn um Rat; dann, als er Antwort empfangen hat, befiehlt er der Sonne, was er als Gottes Willen erkannt hat. Das ist die Kraft und das Vorrecht des Glaubens, von welchem Christus sagt, dass auf sein Geheiß die Berge sich ins Meer senken würden (Mt. 17, 20; Lk. 17, 6). Je mehr die Frommen ihr eigenes Unvermögen erkennen und bekennen, desto freigebiger überträgt Gott seine Kraft auf sie; und wenn der Glaube sich an Gottes Wort hängt, wird er zum Träger der göttlichen Kraft. Ja er kann, weil er auf Gottes Wort sich gründet, aus demselben eine Zuversicht entnehmen, kraft deren er einfach befiehlt. So schloss Elia durch einen Befehl den Himmel und öffnete ihn wieder und ließ Feuer vom Himmel fallen (1. Kön. 17; 18). So rüstete Christus seine Jünger aus mit himmlischer Macht, dass ihnen die Elemente unterworfen waren. Darauf allein ist zu achten, dass keiner durch eigenes Gutdünken sich zu unbesonnenen Befehlen hinreißen lasse. Aus dem Grunde suchte Josua erst dann den Lauf der Sonne aufzuhalten, als er Gottes Willen genau erkannt hatte. Als er dann den Befehl aussprach: „Sonne, stehe stille“ – war er der freie und mutige Herold eines unglaublichen Wunders, das noch nie geschehen war. Nie hätte er vor aller Augen mit solcher ruhigen Bestimmtheit der Sonne Lauf zu beeinflussen gewagt, wenn er sich nicht eines besonderen Auftrages dazu voll bewusst gewesen wäre. Sonst hätte er schimpflichen Tadel verdient. Ohne zu zweifeln, befahl er durch seinen Ruf der Sonne und dem Monde, von ihrer durch Naturgesetz bestimmten Bahn abzuweichen, gerade wie wenn er sie mit der ihm verliehenen ungeheuren göttlichen Macht beschworen hätte. Da zeigt sich die einzigartige Güte Gottes gegen sein Eigentumsvolk: durch den täglichen Lauf der Sonne scheidet er Tag und Nacht zum Besten der Menschen und lässt die ungeheure Masse des Weltalls sich unermüdlich drehen, - hier ließ er für kurze Zeit einmal alles stille stehen, bis Israels Feinde vernichtet waren.

V. 13. Da stand die Sonne usw. Die Sonne, die sich schon zum Untergange neigte, wurde zurückgehalten. Über die Zahl der Stunden mache ich mir nicht viel Sorge: mir genügt es, dass der Tag über die ganze Nacht verlängert wurde. Wenn es Geschichtsbeschreibungen jenes Jahrhunderts gäbe, sie würden dieses höchst wunderbare Ereignis ohne Zweifel besonders hervorheben. Damit seine Glaubwürdigkeit aber ganz und gar unzweifelhaft sei, erinnert der Schreiber unseres Buches daran, dass es in einem anderen Buche also geschrieben stehe. Dieses Buch ist leider verloren gegangen.

V. 14. Und war kein Tag diesem gleich usw. An einer anderen Stelle der heiligen Schrift wird berichtet, dass der regelmäßige Lauf der Sonne auch einmal zugunsten des Hiskia verändert worden ist (Jes. 38, 7 f.). Um diesem zur Gewissheit zu verhelfen, dass ihm noch fünfzehn Jahre Lebenszeit zugesetzt seien, wurde der Schatten der Sonne zehn Stufen, über die er bereits hinabgestiegen war, wieder zurückgezogen. Darum wird an unserer Stelle nicht geradezu geleugnet werden sollen, dass irgendetwas Ähnliches jemals vorgekommen sei; es wird nur das Wunder in seiner Einzigartigkeit besonders hervorgehoben. – Die zweite Hälfte des Verses weist hin auf Gottes Bereitwilligkeit in der Erhörung des Josua und auf seine väterliche Güte gegen sein Volk, für das er kämpfte.

V. 15. Josua zog wieder ins Lager gen Gilgal. Dieser Vers steht hier nicht an der richtigen Stelle. Gleich darauf wird ja das Ende des Kampfes berichtet, dann die Hinrichtung der Könige im Anschluss an das Gefecht; weiter folgt der Aufbruch nach Makkeda, und endlich steht derselbe Vers am Schluss des ganzen Kapitels nochmals, wohin die Nachricht über die Rückkehr nach Gilgal viel besser passt als hierher. Was über die Flucht und das Versteck der Könige berichtet wird, hängt mit dem Vorigen eng zusammen. Mitten in der Glut des Kampfes wird gemeldet, die Könige hätten sich in der Höhle versteckt. Da war nun Josua so klug und vorsichtig, dass er das große Heer nicht um der Jagd auf die Könige willen entschlüpfen ließ. Den Höhleneingang lässt er durch einige davor gewälzte Felsblöcke schließen und stellt Wächter davor. So werden die Könige in diesem Gefängnis eingeschlossen, bis man sie später ohne Schwierigkeit zur Hinrichtung wieder herausholt. Inzwischen wurde das große Heer durch die Israeliten auf der Flucht heftig bedrängt; die Sonne ließ ihnen Zeit zum Morden. So konnten sich nicht viele in die befestigten Städte retten. Es war ein Beweis göttlicher Gnade, dass sie bis zur Ermattung alles, was ihnen entgegenstand, niederhauen und selbst doch unversehrt zurückkehren durften. Denn dass (V. 21): niemand vor den Kindern Israel seine Zunge regen durfte, will eben sagen, dass der Sieg ohne Verluste für sie errungen wurde, gerade, wie wenn sie nicht zum Kampfe, sondern nur zum Morden ausgezogen wären.

V. 18. Josua sprach usw. Nach Vernichtung des Heeres konnte Josua jetzt in Ruhe und Sicherheit die Könige bestrafen. Darin müssen wir die durch Gott gebotene Strafe erkennen. Sonst wäre es unmenschliche Grausamkeit und maßloser Übermut gewesen, den Fuß auf den Hals der Könige zu setzen und ihre Leichname an den Galgen zu hängen. Gott wollte es so haben, und deshalb müssen wir uns mit seinem Befehl zufrieden geben und dürfen nicht untersuchen, warum er so grausam war. Vom Geringsten bis zum Vornehmsten hatten alle den Untergang verdient, denn ihre Gottlosigkeit war bis zum höchsten Gipfel gestiegen. Ihre harte Bestrafung sollte ein warnendes Beispiel sein, damit das Volk von falschem Mitleid zurückgehalten würde. Gott wollte alle vernichten; die Ausführung seines Urteils hatte er seinem Volke übertragen. Wenn er sie nicht so scharf getrieben hätte, so wäre unter allerlei schön klingenden Vorwänden Schonung gewährt worden. Abscheulich aber ist das Mitleid, wenn es Gottes Ehre nach Menschengutdünken verringert. Wenn selbst die Könige so schonungslos bestraft wurden, so durfte dem gewöhnlichen Volke gegenüber sicherlich keine Nachsicht geübt werden. Gott beweist hier, wie hoch er sein auserwähltes Volk schätzt. Israel durfte selbst den Königen den Fuß auf den Nacken legen und sie wie gemeine Verbrecher verhöhnen. So heißt es ja in Ps. 149, 6 ff.: „Die Heiligen sollen scharfe Schwerter in ihren Händen haben, dass sie Rache üben unter den Heiden, Strafe unter den Völkern, ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen mit eisernen Fesseln, dass sie ihnen tun das Recht, davon geschrieben ist. Solche Ehre werden alle seine Heiligen haben.“ Doch Israel lernte dadurch auch mit scheuem Entsetzen, sich von den Heidengräueln zurückzuziehen, gegen die Gott so streng vorging. Geradeso begegnen uns auch bei Mose mehrfach Ermahnungen etwa des Inhalts (z. B. 5. Mo. 7, 1 ff.): Du hast gesehen, wie Gott gestraft hat die Völker, die vor dir in Kanaan gewesen sind. So hüte dich, dass du nicht durch ihr schädliches Tun den Zorn deines Gottes erregst. Gott befahl das Land von aller Verunreinigung zu reinigen, damit er desto heiliger verehrt werde; und weil die Bewohner so überaus gottlos waren, musste sein Fluch in außerordentlicher Weise zur Ausführung kommen.

V. 25. Fürchtet euch nicht usw. Für Josua bedeutet die Hinrichtung der fünf Könige bereits den Triumph über alle anderen, die noch übrig bleiben. Er ermutigt das Volk, als lägen schon alle Feinde am Boden. Herrlich strahlt Gottes Macht, die für die Zukunft neuen Mut schafft. Dass die fünf Könige nach der Ermordung aufgehängt werden, war nur eine neue Schändung für sie. So sollte Gottes Strafe vor aller Augen sichtbar werden. Vielleicht war es auch Gottes Absicht, die anderen Völker dadurch zu wilder Wut zu reizen. Auch der König von Makkeda erleidet dieselbe Strafe, obwohl er seine Truppen nicht mit zum Kampfe geführt hatte. Das Volk, welches in der Stadt zurückgeblieben war, wurde gleichfalls niedergehauen. Gottes Urteil traf sie alle zur Vernichtung.

Diese ganze Erzählung zeigt, dass alle Herrlichkeit dieser Welt vor Gottes Richterstuhl in nichts zerfällt, und dass er diejenigen, welche in eigener Herrlichkeit strahlen wollen, selbst der tiefsten Beschimpfung überliefert.

V. 29. Da zog Josua usw. Bei der Eroberung der Städte, aus denen jenes Heer sich gesammelt hatte, zeigt Gott seine Macht und Herrlichkeit ebenso, wie in der offenen Feldschlacht. Der unglaublich schnelle und unerwartete Erfolg, mit dem Josua alles gefangen nahm und neben den Haupttoren auch die kleineren Städte der Umgegend eroberte, bewies Gottes Gegenwart. Wenn die Belagerten nur die Stadttore geschlossen hielten, konnte jede einzelne Belagerung lästigen Aufenthalt verursachen; Josua führte ja keine Leitern zum Übersteigen, keine Maschinen zum Zerstören der Mauern mit sich. Als er daher die erste Stadt am Tage nach Beginn des Angriffs und die zweite noch an demselben Tage eroberte, überstiegen diese beständigen, ohne Schwierigkeiten und Mühen errungenen Siege alle menschlichen Begriffe. Nicht ohne Grund wird deshalb am Schluss des Kapitels Gottes Gnade gepriesen; denn es hatte sich bei der Überwindung so vieler Feinde deutlich gezeigt, dass er für Israel stritt. Gott selbst hatte den Weg gebahnt und alle Hindernisse weggeräumt. Noch größer ward das Wunder, als (V. 33) der König zu Geser, der mit großer Siegeszuversicht den anderen zu Hilfe eilte, plötzlich ohne Mühe überwunden wurde. Ihm ging es nicht anders als den übrigen.

V. 40. Also schlug Josua alles Land usw. Der Hinweis auf Gottes Befehl spricht Josua von dem Vorwurf der Grausamkeit frei. Hätte er aus eigenem Antriebe so gegen Weiber und Kinder gewütet, so wäre seine maßlose Härte unentschuldbar. Selbst von den kriegerischsten und wildesten Völkern wird derartiges nicht berichtet. Aber dieses Vorgehen, vor dem man sonst allgemein zurückgeschreckt wäre, müssen wir mit scheuer Ehrfurcht betrachten, weil Gott dasselbe angeordnet hat. Er benützte das Schwert seines Volkes dazu, die Amoriter auszurotten: darum musste Josua seinem Befehle gehorchen. Wenn man hört, dass Josua ohne Unterschied alle, die ihm entgegenkamen, tötete, obgleich sie waffenlos ihn um Schonung anflehten, so muss diese Nachricht alle Gemüter erregen. Wenn aber hinzugefügt wird: wie der Herr geboten hatte, dann darf man ebenso wenig dagegen etwas sagen, als gegen die Bestrafung der Verbrecher. Sind wir der Meinung, dass die Kinder und auch viele der Weiber schuldlos waren, so wollen wir daran denken, dass das himmlische Gericht nicht an unsere Gesetze gebunden ist. Der Töpfer hat die absolute Macht über seine Gefäße, oder vielmehr über den Ton, aus dem er sie bildet. – Der letzte Vers beweist, dass der Lagerplatz für das ganze Volk in Gilgal war, und dass die Krieger dorthin zurückkehrten, um sich zu erholen und um ihre Beute in Sicherheit zu bringen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/c/calvin/calvin-josua/calvin-josua_-_kapitel_10.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain