Calvin, Jean - Der Schutzengel der Gläubigen

Calvin, Jean - Der Schutzengel der Gläubigen

Ob einzelnen Gläubigen besondere Engel zum Schutz gegeben sind, wage ich nicht zu entscheiden. Wenn Daniel von einem Engel der Perser und Griechen redet, so deutet er an, daß den Reichen und Provinzen gewisse Engel, gleichsam als Vorgesetzte, bestimmt sind. Auch Christus deutet, wenn er sagt, daß die Engel der Kinder immer das Antlitz des Vaters sehen, an, daß deren Wohl gewissen Engeln anvertraut ist. Aber ich weiß nicht, ob man daraus schließen darf, daß jeder Mensch seinen Engel hat. Als sicher dürfen wir dagegen annehmen, daß unser Heil nicht bloß einem Engel am Herzen liegt, sondern daß alle gleichmäßig um unser Wohl besorgt sind. Denn von allen Engeln wird zugleich gesagt, daß sie sich freuen über einen Sünder, der Buße tut. Auch wird von mehreren Engeln gesagt, daß sie die Seele des Lazarus in Abrahams Schoß trugen. Und nicht ohne Grund zeigt Elisa seinem Diener so viele feurige Wagen, die doch hauptsächlich für ihn bestimmt waren. Noch deutlicher erscheint die Stelle Apostelgeschichte 12,15. Als Petrus, aus dem Kerker gerettet, an die Türe des Hauses geklopft hatte, wo die Brüder versammelt waren, sagten sie, es sei sein Engel. Dies schien ihnen in den Sinn gekommen zu sein, weil sie der allgemeinen Meinung folgten. Doch läßt sich hierauf erwidern, daß damit nicht gesagt sein müsse, daß dieser Engel der ständige H+ter Petri gewesen sei; es konnte ja auch ein Engel gewesen sein, dem der Herr in diesem Fall den Schutz des Petrus aufgetragen hatte.

Es lohnt aber auch nicht der Mühe, darüber ängstlich nachzusinnen, was zu wissen uns doch wenig nützen kann. Wenn es jemandem nicht genügt, daß das ganze himmlische Heer für unser Heil wacht, so sehe ich nicht ein, was er davon hat, zu wissen, daß einem jeden sein besonderer Engel zugeordnet ist. Wenn aber viele die Obhut, die Gott uns zuteil werden läßt, auf einen einzigen Engel beschränken, tun sie sich selbst und allen Gläubigen großes Unrecht. Nicht umsonst sind uns jene hilfreichen Scharen verheißen, von denen wir uns beschirmt und umgeben wissen und daher um so mutiger kämpfen sollen.

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1909

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