Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (449).

Nr. 449 (C. R. – 2206)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (449).

Über die Bedrängnis Calvins von außen vgl. die vorhergehenden Briefe. Im Zusammenhang damit erhob auch in Genf die anticalvinistische Partei ihr Haupt. In den Wahlen von 1555 gänzlich unterlegen, suchte sie die Macht wieder zu erringen. Gegen die von der herrschenden Partei begünstigte Einbürgerung der französischen Refugianten stellte Hudriot du Molard, ein Parteigänger Perrins, im Rat einen Antrag. Da dieser mehrfach abgelehnt wurde, stieg die Erbitterung aufs Höchste.

Unruhe innen und außen.

Warum ich unserm de Sechelles bei seiner Abreise keinen Brief an dich mitgegeben habe, wirst du von ihm selbst hören, wenn er es nicht vielleicht schon gestanden hat, dass er selbst schuld daran ist; denn er hat mich nicht beizeiten an seine Abreise erinnert. Als wir miteinander zu Torney zu Nacht gegessen hatten, hörte ich zu meiner Verwunderung nach dem Essen, er wolle am andern Morgen abreisen. Doch wird’s mir leicht fallen, die Versäumnis abzubitten; denn er hätte dir doch nur ein dürres Brieflein gebracht. Wie groß auch die Auswahl wäre an verschiedenem, reichhaltigem Stoff, so weiß ich doch nichts, was ich dir schreiben soll. Welch dunkle Wolkenwand der Teufel rings um uns auftürmt, das zu schildern, hat keinen Zweck. Hier zu Hause sind die Verhältnisse ziemlich unklar. Die ganze Nachbarschaft ist wider uns entbrannt, und täglich wird neuer Brennstoff dem Feuer zugeführt; als ob die Bösen mich noch zu wenig aufgeregt herunterrissen, wird ihre Unverschämtheit noch gesteigert dadurch, dass sie sehen, sie erweisen damit den Machthabern einen Gefallen. Schon beginnt man öffentlich zu verkünden, meine Bücher müssten fortgeschafft werden; denn vorher sind sie schon indirekt angegriffen worden. Dich, lieber Farel, beschwöre ich, gedenke doch ja jetzt unser in deinem Gebet. Ich lasse noch viel weg, um dich nicht umsonst mit mir zu quälen.

Genf, 15. Mai 1555.

Die Freunde lassen dich vielmals grüßen. Der Herr leite dich stets, er behüte und segne dich. Amen.

Dein
Johannes Calvin.

Von der Zwietracht im Innern unserer Stadt wirst du, fürchte ich, bald traurige Nachricht bekommen. Zu frech prahlt die Wut der Bösen. Im Rat ist fast kein ernster Sinn.

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