Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (399).

Nr. 399 (C. R. – 1956)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (399).

Trotz der Aussöhnung im Januar kam es schon im April zu neuen Kämpfen um Bertheliers willen. Philipp II. von Spanien kam erst im Juli zur Vermählung mit der Königin Maria nach England.

Von der Weltlage.

Da ich, beschäftigt, wie ich bin, nicht weiß, was ich auswählen soll aus dem ganzen Wald von Ereignissen, der einem, der nichts zu tun hätte, genug Schreibstoff böte, so muss ich dir einen kurzen dürren Brief schreiben. Von unserer Lage nur etwas zu erwähnen, ist mir widerwärtig. Wenn mir doch bald irgendeine Änderung fröhlicheren Stoff böte; aber glaube mir, ich sehe nur Trauriges voraus, denn die Frechheit der Bösen tobt wilder als je zuvor. Also zu anderem. Italien ist von großer Kriegslast bedroht. Meiner Picardie gewährt vielleicht für diesen Sommer die Verwüstung vom letzten Krieg her Schutz. Weil man vermutet, der Kaiser schnappe nach der Champagne, so zieht der König in diesem Landesteil seine Truppen zusammen. Der König von Spanien ist in England gelandet. Wie lange er dort ruhig bleiben kann, weiß man nicht. Was ist Deutschland vorgeht, wird Euch in Neuchatel wohl nicht unbekannt sein. Wie unfreundlich sich die Schwarmgeister benehmen, die heutzutage unter Luthers Namen uns bekämpfen, siehst du aus dem Brief Herrn von Laskis, den ich mitschicke. Bald wirst du die ganze Darstellung erhalten, die durchzulesen ich noch keine Zeit fand. Lieber Farel, wenn sich doch alle daran gewöhnen wollten, das Kreuz zu tragen und die kleinen Ärgernisse zu überwinden. Das müssen wir vor allem tun, damit sich die Jünger Christi nicht wundern, dass überall die Verhältnisse in Verwirrung und Unordnung geraten sind. Von mehrerem muss ich absehen, da die Zeit nicht reicht. Der junge Mann, der dir diesen Brief bringt, hat mich durch Freunde gebeten, ihm etwas Empfehlendes mitzugeben. Die ihn in Frankreich gekannt haben, bezeugen, dass er dort ehrenhaft gelebt und seine Heimat nur verlassen hat, weil er lieber Christo folgen wollte. Auch vor denen, die ihn in England kannten, hat er sich als gutgesittet und ehrlich bewährt. Auch hier ist niemand, der über ihn zu klagen hätte. Auch das gereicht ihm zum Lob, dass er, von einem Schwindler um sein Gut betrogen, nicht Lärm schlug, sondern das Unrecht ruhig hinnahm. Lebwohl, bester trefflichster Bruder. Der Herr sei stets mit dir, leite und behüte dich. Amen. Grüße deinen Kollegen und die übrigen Brüder angelegentlich. Dein Kollege wird verzeihen, wenn ich jetzt von seinem Neffen nichts schreibe; Enard wird ihm dann berichten, was wir unter uns beschlossen haben. Meine Kollegen lassen dich grüßen, und von den Freunden der Herr Marchese, Bude, de Normandie, de Trie, mein Bruder und andere.

Genf, 25. Mai 1554.
Dein
Johannes Calvin.

Den Brief [Laskis] und die Blätter schicke sobald wie möglich zurück, damit ich darauf antworten kann.

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