Calvin, Jean - An Bullinger in Zürich (317).

Nr. 317 (C. R. – 1479)

Calvin, Jean - An Bullinger in Zürich (317).

Vgl. 312 und 316. Von einer Reise nach Trient redet Calvin natürlich nur ironisch.

Allerlei über kirchliche und weltliche Politik.

In wenigen Tagen habe ich zwei Briefe von dir erhalten, beide voll des außerordentlichsten Wohlwollens gegen mich und mir deshalb sehr lieb. Es ist gut, dass Gott nicht nur uns beiden den gleichen Gedanken gegeben, den König von England und seine Räte zum Fortfahren anzuspornen, sondern, dass ers auch so gefügt hat, dass unsere Ratschläge so gut unter sich zusammenpassen. Das wird hoffentlich etwas zu ihrer Verstärkung beitragen. Die Rückkehr des Boten, der meine Bücher samt dem Brief nach England brachte, beginne ich von Tag zu Tag zu erwarten. Sobald er da ist, will ich sorgen, dass du es erfährst, wenn er etwas Berichtenswertes mitbringt. Unterdessen habe ich auch an den erlauchtesten Herzog von Somerset geschrieben und ihm gezeigt, dass es nicht anders sein könne, als dass die Papisten übermütig würden, wenn nicht der Streit über die Zeremonien bald beigelegt werde. Ich mahnte ihn also, Hopper die Hand zu bieten. Was der Papst auch vorgibt, so glaube ich doch nicht, dass im Ernst das Konzil zu Trient wieder einberufen wird. Der Grund dieser Vermutung ist mir ein Erlass des Königs von Frankreich an alle seine Bischöfe, es solle jeder seine Diözese eifrig visitieren. Die Visitationsakten sollten in einem halben Jahre fertig gestellt und den Erzbischöfen eingereicht werden, da der König im Sinne habe, ein französisches Nationalkonzil abzuhalten. Trient und der Papst werden darin gar nicht erwähnt. Doch zweifle ich nicht daran, dass ein abgekartetes Spiel zwischen König und Papst getrieben wird. Nämlich der Franzose soll dem Papst zu Gefallen durch die Vorspiegelung eines Nationalkonzils das von Trient auflösen. Kluge Leute meinen, in Italien sei die Kriegsfackel bereits in Brand. Es ist ein türkischer Gesandter am französischen Hof, um den König zum Krieg zu treiben. Eine mächtige Flotte bedroht Italien oder Spanien. So wird der Herr diese Mächte in Atem halten, dass sie die Kirche nicht so sehr belästigen können. Da du doch weißt, dass ich nach Trient über Zürich reisen muss, so ists nicht freundlich von dir, dass du uns nicht einmal für einen Tag einlädst. Aber du wartest wohl nur auf eine neue päpstliche Bulle, die uns [zum Konzil] zulässt. Doch gehören wir leider nicht zu denen, die nach Recht, Gewohnheit oder besonderer Vergünstigung des heiligen, apostolischen Stuhls einen Sitz beanspruchen dürfen. So können wir denn ruhig zu Hause bleiben. Freilich haben wir zu Hause auch zu tun, denn Christus gibt uns genug zu arbeiten und Satan lässt uns nicht müßig bleiben.

Entschuldige mein eilfertiges Schreiben. Denn die deutschen jungen Leute, die mir ihren Botendienst antrugen, ließen mir nur eine Stunde Zeit zum Schreiben, und die ist nun gleich herum. Lebwohl, hochberühmter Mann und mir von Herzen hochverehrter liebster Bruder. Meine Kollegen lassen dich ehrerbietig grüßen. Richte auch von mir und ihnen den Herren Bibliander, Pellikan und Gwalther, sowie den übrigen Brüdern viele Grüße aus. Der Herr behüte Euch alle mit seinem Schutz, leite Euch mit seinem Geist und lasse Euer Wirken gedeihen. Der Consensus ist hier im lateinischen Text weniger sorgfältig gedruckt worden, als ich wollte; doch wird er bald neu gedruckt werden. Eine französische Übersetzung habe ich dem lateinischen Text beigefügt, in der dich kein Fehler ärgern wird.

Genf, 10. April 1551.
In Wahrheit dein
Johannes Calvin.

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