Calvin, Jean - An Martin Butzer in Canterbury (267).

Nr. 267 (C. R. – 4154)

Calvin, Jean - An Martin Butzer in Canterbury (267).

Butzer hatte infolge des Interims nicht mehr in Straßburg bleiben können und war einem Ruf nach Canterbury gefolgt. Am Schluss des Briefes, wo Calvin die Hauptpunkte des Consensus aufzählt, gibt das Corpus Reformatorum den Text verstümmelt wieder.

Trost für den Verbannten.

Dein Brief kam zu spät bei mir an, als dass du nun auch von Farel und Viret Antwort bekommen könntest. Auch mir bot sich dieser Bote wider mein Erwarten an; er käme aber erst gegen Ende der Messe dahin, von wo dir die andern schreiben könnten. Von deiner Ankunft in England hatte ich schon aus verschiedenen Briefen gehört, auch meldete das Gerücht beständig davon. Es nun von dir selbst zu wissen, ist mir umso lieber. Dass Gott dir für deine Verbannung diesen Ruhesitz angewiesen hat, hat nach meiner Überzeugung sicher darin seinen Grund, dass er dich nicht nutzlos lassen will. Ich höre, dass dir bereits eine Aufgabe gegeben ist, die deiner würdig und der ganzen Kirche überaus nützlich ist, und je mehr du nun Ruhe hast vor dem beständigen Getriebe der Beschäftigungen, mit denen du bisher überhäuft warst, umso reichere Früchte werden uns aus deinen Studien zufallen; dazu ist dir diese Wirksamkeit bestimmt, wie ich es mir auslege. Du machst mir nicht wenig Mut, wenn du meine Schriftstellerei für fruchtbringend für die Kirche Gottes hältst; aber nach deiner größern Bedeutung sollte lieber dir dieses Amt zufallen. Denn abgesehen davon, dass ich meine Kleinheit wohl erkenne, glaubst du gar nicht, wie wenig Zeit mir zum Schreiben bleibt. Predigten und Vorlesungen nehmen schon viel weg; beständige Besuche, und zwar oft sehr lästige, halten mich außerordentlich auf. Auch ist meine Gesundheit so gebrochen, dass ich mich aller übermäßigen Arbeit enthalten muss. Doch will ich nicht aufhören, aus meinem kleinen Bächlein den Kindern Gottes gelegentlich ein paar Tröpfchen zufließen zu lassen; du kannst ihnen mehr bieten. Bedenke auch, dass zur Hebung und Stillung deines Herzenskummers nichts besser ist, als solche schriftstellerische Tätigkeit, durch die du der Kirche, deren schlimme Lage allein dich ängstigt und quält, sichtlich in hohem Grade helfen kannst.

Wir hier in Genf sind wie gewöhnlich großer Gefahr ausgesetzt und daher gegen ihr tägliches Drohen abgestumpft. Wäre mehr Frömmigkeit und mehr Gottesfurcht bei uns, als bei vielen zu Tage tritt, so könnten wir sicher leben, weil wir dann glücklich wären im Leben und im Sterben; doch weil ich sehe, dass sich von allen Seiten fromme Leute hierher wie um ihr Banner scharen, so hoffe ich, der Herr werde Genfs Schutzherr sein. Die Witwe Budes ist mit ihren Kindern hierher gezogen; mehrere andere Glieder dieser Familie haben sich freiwillige Verbannung auferlegt, um mit uns Gott in Frieden dienen zu können. Käme doch unser Pharao einmal zur Vernunft, dass er nicht sich selbst und andern so schadete! Den frommen Regenten Englands wünsche ich Glück dazu, dass sie trotz der größten Schwierigkeiten nicht aufhören, Christi Reich zu fördern.

Farel und Viret sind ganz wohlauf. Ich bin nur noch ein halber Mensch, denn der Herr hat vor kurzem meine Frau zu sich heimgeholt; sie schied von dieser Welt, um in wunderbarer Glaubensfestigkeit gen Himmel zu eilen. Kurz nach ihrem Tod reiste ich nach Zürich (Farel schloss sich mir an), um den unglückseligen Zwist ein Ende zu machen, der immer wieder zu allerlei Übeln Anlass gegeben hatte. Wir haben eine Consensusformel verfasst, von der ich dir ein Exemplar sende. Wenn dir vielleicht auch scheint, sie lasse allerlei zu wünschen übrig, so scheint es mir doch zu genügen, dass wir drei Hauptpunkte durchgesetzt haben. Nämlich erstens, dass die Sakramente nicht bloß äußere Bekenntnisakte sind, sondern wahrhaft Zeugnisse und Siegel der Gnade Gottes. Zweitens, dass in ihnen die Gnade uns nicht nur [symbolisch] angeboten wird, sondern dass Gott wirklich . . . . . . . . . Drittens, dass die, die im Glauben sie empfangen, Christum mit allen . . . . . . finden. Doch bitte ich, lass mich dein Urteil darüber wissen.

Lebwohl, hochberühmter Mann und von mir stets verehrter Vater im Herrn. Ihn bitte ich, dass er stets mit Dir sein möge und seine Gnade über dir walten lasse. Alle meine Kollegen und die Schar der andern frommen Brüder lassen dich ehrerbietig grüßen.

[Genf], 28. Juni [1549].
In Wahrheit dein
Johannes Calvin.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/c/calvin/briefe/267.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain