Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (145).

Nr. 145 (C. R. – 722)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (145).

Der verstorbene Kollege Farels war Chaponneau. Farel hatte im letzten Brief von dem Eindringen des Herzogs von Braunschweig in sein verlorenes Gebiet und von Heiratsplänen zwischen dem kaiserlichen und dem französischen Hof erzählt.

Nachrichten aller Art.

Also kaum hatte dein Kollege angefangen, sich dir einmal nützlich zu erweisen, da musste er gleich von dir weg. Aber das ist eine ungeheure Gnade Gottes gegen ihn und auch keine kleine Wohltat für Euch gewesen, dass Gott ihn nicht von hier zu sich nehmen wollte, es sei denn als einen gebesserten Menschen. Das sorgt auch dafür, dass Euch Chaponneaus Verstockung nicht ein böses Urteil bei den Gegnern eintrüge. Wird Toussaint sein Nachfolger, so wirst du etwas mehr Erleichterung haben durch ihn. Marcourt liegt von einer Lähmung erfasst darnieder. [Pfarrer] Antoine von Hermance ist von uns genommen worden zum größten Schmerz aller Guten; auch Jean Camier von Bourges aus derselben Pfarrklasse. Ich habe vom Überbringer dieses Briefes erfahren, dass Ihr noch streitet mit den Kirchengutsräubern. Hier machen uns Hurer und Leute der Art zu schaffen. Wir arbeiten im Schweiß unseres Angesichts, ohne doch recht vorwärts zu kommen. Dass man in Genf die Kirchengüter wieder zu rechtmäßigem Gebrauch zurückbekommen könne, darauf hoffe ich nicht mehr. Sie geben uns zwar ziemlich rückhaltlos Recht, aber erreicht wird nichts. Ich habe schon mehrfach umsonst mir große Mühe damit gemacht. Ich erreiche damit nur, dass es nicht scheint, ich billige das Unrecht stillschweigend. Wegen deines Bruders Gauchier müssen wir abwarten, was Gottes Wille ist. Ich habe in deinem Namen Butzer gedankt, und ihn, wie du wolltest, nochmals angetrieben [zu helfen]. Die Hauptsache ist doch: sein Leben steht in der Hand des Herrn und ist den bösen Gelüsten der Gottlosen nicht preisgegeben, solange Gott es erhalten will. Ist das Gerücht von der neuen Heirat des Dauphins von Frankreich wahr, so droht diese Heirat uns schon bald. Denn dann wird es für uns [Evangelische] hier nicht mehr viel ruhige Zeiten geben, wenn eine so fluchwürdige Verschwörung zweier Tyrannen zustande kommt. Um mein Leben bin ich zwar nicht bang, wenn der Herr nur für seine Kirche sorgt. Von der Braunschweiger Fehde habe ich auch schon gehört; aber es ist schon lange kein Brief aus Deutschland mehr gekommen.

Lebwohl, trefflichster, allerliebster Bruder, mit allen deinen Angehörigen, die du von mir angelegentlich grüßen sollst. Der Herr behüte Euch und leite Euch mit seinem Geist. Alle Freunde lassen dich grüßen, Cop, Abel [Poupin], des Gallars, Nicolas [Lefert] und sein Haus, und meine Frau. Viele Grüße an die Brüder.

Genf, 2. [Nov.] 1545.
Dein
Johannes Calvin.

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