Calvin, Jean - An Viret in Lausanne (137).

Nr. 137 (C. R. – 662)

Calvin, Jean - An Viret in Lausanne (137).

Viret hatte auf den vorigen Brief geantwortet, gegenüber dem Flohkampf sei der Streit mit Caroli ein Kampf mit stinkenden Wanzen; auch hatte er Calvin gemahnt, trotz des Pseudonyms von sich und seinen Freunden weniger rühmend, von Caroli weniger verächtlich zu reden; außerdem notierte er einige kleine Irrtümer.

Erwiderung auf Virets Kritik der Schrift gegen Caroli.

Hätte ich nicht schon von mir aus Lust genug gehabt, den beißenden Caroli zu verjagen, so hätte dein hübscher und lustiger Vergleich von Flöhen und Wanzen mich vollends dazu entflammen können. Wäre nichts dazwischen getreten, so wäre die Arbeit fünf oder sechs Tage nach meinem Brief an dich fertig geworden. Aber ich war seither in Thonon und Draillant, und durch diese Reise verloren wir zwei Tage. Während zwei weiteren Tagen war unser des Gallars abwesend. Doch bleiben uns jetzt nur noch ein paar Stunden Arbeit übrig. Deine Mahnungen waren mir lieb, wären mir freilich noch lieber gewesen, wenn du noch freimütiger getadelt hättest, was dir der Beachtung wert schien. Jetzt da du mich so schonst, scheinst du mir ein zu ängstlicher und nachsichtiger Kritiker, nicht, weil man es mit allen Fehlern so genau nehmen müsste, sondern weil du zu schüchtern mit mir umgehst, als ob du die scharfe Kritik mit dem süßen Gewürz anerkennender Worte mildern wolltest. Bei dem Zitat hat mich, glaube ich, Seneca irregeführt. Du weißt, dass ein anderes ähnliches Wort auch dem Cato in den Mund gelegt wird. Denn als Cato fiel und ihm der Lastträger, der seinen Koffer trug, da er schon am Boden lag, zurief: Gib acht! antwortete er: Gut gesagt, aber zu spät! Da aber Plutarch das Wort, das ich anführe, in seinem Buch über Kindererziehung dem Sokrates zuschreibt, und Lactantius ihm beipflichtet, habe ich den Namen Sokrates eingesetzt. Im Richten habe ich nun so Maß gehalten, dass kein hartes Urteil steht, wo es nicht am Platz ist, d. h. wo es nicht der Sachverhalt nötig macht. Wo ich nun von Carolis Unwissenheit rede, habe ich die Ausnahme, die du für nötig hieltest, noch eingefügt, und gebe zu, dass ich sie nicht übergehen durfte. Dass die Lobsprüche, mit denen wir, und besonders ich, in der Schrift gerühmt werden, bei denen, die auf uns neidisch sind und uns übel wollen, ein böses Gerede verursachen werden, wie du vermutest, gebe ich dir zu. Aber ich meine, sie machen sich nur selbst lächerlich, wenn sie uns das missgönnen. Ich schreibe ja den Namen unseres lieben des Gallars statt meines eigenen über das Werk. Da wird man nun meinen, er habe es mit meiner Hilfe verfasst, und nur einiges wenige sei ihm eigen. Nun habe ich aber gleichsam aus seinem Munde so über mich geredet, damit ich mit dem Hinweis auf solches Lob jeden lachend abweisen kann, der mich als Verfasser bezeichnet. Ich kann dann sagen, man tue mir doch Unrecht, wenn man meine, ich sei so töricht, [mich selbst so zu rühmen]. Und doch, was wird mir eigentlich mehr zuerkannt als Berühmtheit des Namens? Wo von uns dreien die Rede ist, werden wir gepriesen als fromme Männer und wohlverdient um die Kirche. Ich schämte mich auch nicht, das zweite Lob auch für mich persönlich in Anspruch zu nehmen. Aber die klugen und vernünftigen Leute werden schon aus dem ganzen Sachverhalt ihr Urteil bilden, ob das ein leichtsinniges Prahlen oder ein erlaubtes Rühmen ist. Schließlich ist das doch die beste Regel für ein rechtes Maß [der Selbsteinschätzung], dass wir nichts für uns beanspruchen ohne einen triftigen Grund. Wenn nun das schon den Selbstruhm genügend entschuldigt, wird es dann nicht umso mehr genügen, wenn uns die Notwendigkeit zwingt [uns zu rühmen]. Mögen dann die so genannten Unparteiischen vor Ärger platzen, die es nicht ertragen können, wenn jemand von uns die rechte, gute Meinung hat. Die zufrieden zu stellen, das durfte ich nicht einmal bei der Darstellung im Auge haben. Denn wir hätten das nur in der Weise erreicht, dass wir die ganze Schuld an der bösen Geschichte oder doch einen guten Teil davon auf uns genommen hätten. Ich habe soviel Mäßigung angewandt, als ich konnte, bei einem so verworrenen Stoff. Ich habe nichts gesagt, was nicht ganz wahr wäre; dagegen vieles unterdrückt, was überflüssig war oder der Sache hätte schaden können.

[Mitte Juli 1545.]

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/c/calvin/briefe/137.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain