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Calvin, Jean - An Frau de Falais.

Nr. 105 (C. R. – 509)

Calvin, Jean - An Frau de Falais.

Falais´ Gemahlin, Yolande de Brederode, scheint noch mehr der Reformation zugetan gewesen zu sein als ihr Gatte und den Plan zur Auswanderung veranlasst zu haben.

Von der Pflicht, ihren Mann zur Auswanderung zu ermuntern.

Mademoiselle und geliebte Schwester, ich habe Ihnen eben nicht sehr viel zu schreiben, als Sie wissen zu lassen, dass ich Ihren Brief erhalten habe. Er hat mir viel Anlass geboten, unserm Herrn zu danken für die Gnade, die er Ihnen erwiesen, und besonders dafür, dass er Sie so bereitwillig gemacht hat, alles zu verlassen und zu verleugnen, um sich ganz seinem Dienst hinzugeben. Das ist freilich etwas, was wir alle tun sollten ohne Widerspruch, und sogar die erste Aufgabe unseres Christentums. Aber die meisten erfüllen sie schlecht. Ich lobe drum unsern Herrn, der Sie doch hat merken lassen, dass die Ehre seines Namens es wert ist, der ganzen Welt vorgezogen zu werden, und gleichermaßen, welches Glück es ist, ihm dienen zu können mit ruhigem Gewissen, sodass Sie das für den größten Schatz halten, der Ihnen zufallen könnte. Sie noch viel zu ermahnen, wäre, da Sie schon so ganz entschlossen sind, überflüssig, wie mir scheint; es sei denn, dass ich mich bemühe, Sie in Ihrem heiligen Vorsatz zu bestärken. Nun ich hoffe, unser Herr werde nicht einen solchen heißen Wunsch in Ihnen entzündet haben, ohne Ihnen auch die Gnade zu verleihen, dahin zu kommen, wohin er Sie treibt. Ja, da er uns einen so schönen Anfang hat sehen lassen, müssen wir auch umso mehr ihm vertrauen, dass er es vollenden wird.

Wahr ists, dass Sie nach unserm menschlichen Urteile manche Schranken um sich haben, Die Sie hindern könnten, und der edle Herr seinerseits noch mehr. Wappnen Sie sich aber mit der Kraft unseres Herrn, so werden Sie alle Schranken leicht und rasch übersteigen und darüber wegkommen ohne Schwierigkeit; freilich nicht ohne Schwierigkeit nach dem Fleisch, aber so, dass Sie die Wahrheit des Wortes erkennen, da der Prophet sagt: Der Herr wird meine Füße machen wie Hirschfüße [Hab. 3, 19]. Nur geben sie Acht, dass der Eifer nicht erkaltet, den der Herr Ihnen gegeben hat, sondern denken Sie vielmehr daran, dass er Sie antreibt und zur Eile mahnt. Finden Sie aber irgendwelche Schwäche in sich, so beten Sie zuerst zu ihm, er möge den Fehler bessern, und kämpfen Sie Ihrerseits dagegen an, um ihn zu überwinden. Beten Sie zweitens zu ihm, dass, wenn er sie zu zaghaft im Weiterschreiten findet, er Sie bei der Hand nehme und fast mit Gewalt losreiße. Es ist nicht zu bezweifeln, dass Sarah unserm Vater Abraham eine starke Hilfe war, als er sich auf den Weg machen musste. Folgen Sie ihr, als eine ihrer Töchter. Denn wir sehen, was es heißt, zurückzuschauen, am Beispiel von Lots Weibe. Freilich bin ich überzeugt, dass Sie nicht die Hand an den Pflug gelegt haben, um dann doch wieder zurückzusehen.

Brächte ein fremder Bote Ihnen diesen Brief, so würde ich vielleicht noch mehr schreiben. Wenn aber der Bote selbst ergänzen kann, was im Briefe fehlt, so darf man ihm nicht die Unehre antun, alles zu schreiben, was man sagen möchte, wie denn er nicht auch einen Mund zum Sprechen hätte. So will ich denn diesen Brief schließen, mich Ihrem Wohlwollen herzlich empfehlend, mit der Bitte, unser Herr wolle sein Werk an Ihnen fortsetzen, Sie führen durch seinen heiligen Geist zur Erkenntnis seines Willens und zum Gehorsam, auch wolle er Kraft und Klugheit schenken dem, der Ihr Führer sein und durch sein Vorangehen Sie zur Nachahmung seines Beispiels ermuntern soll, und auch Ihnen die Gnade verleihen, Ihrem Manne eine Hilfe zu sein, nach seinem Gebot. Ich warte auf die Rückkehr des guten Herrn, der Ihnen diesen Brief bringt, nicht ohne den innigen Wunsch, Sie selbst einmal zu sehen.

Den 14. Oktober [1543].
Ihr Diener, untertäniger Bruder und Freund
Charles d´ Espeville.

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