Brenz, Johannes - Katechismus oder Kinderpredigten - 1) Predigten über die zehn Gebote.

Brenz, Johannes - Katechismus oder Kinderpredigten - 1) Predigten über die zehn Gebote.

Anfang zu allen Predigten. Gnade, Friede und Barmherzigkeit sey mit euch allen von Gott dem Vater und von seinem eingebornen Sohne, Jesu Christo, unserem Herrn, Amen. Etwas Nützliches vom Worte Gottes zu reden und zu lernen begehret Gnade, und sprecht ein Vaterunser.

Anfang nach dem Gebete zu allen Predigten über die zehn Gebote.

Meine lieben Kinder, spricht der Prophet David im 34sten Psalm: Kommt her ihr Kinder, und höret mir zu, ich will euch die Furcht deß Herrn lehren. Wer ist, der gutes Leben begehrt, und gerne gute Tage hätte? Der behüte seine Zunge vor Bösem, und seine Lippen, daß sie nicht falsch reden. Laß vom Bösen und thue Gutes, suche Frieden und jage ihm nach.

Nun weiß ich wohl, meine geliebten Kinder, daß ihr gern gute Tage hättet und gern feine Leute würdet: darum sollt ihr den Propheten David folgen, und mit allem Fleiß, weil ihr noch jung seyd, die Furcht des Herrn lernen; denn was man in der Jugend nicht lernt, das lernt man im Alter noch schwerlicher. Darum spricht auch der Prophet David: Kommt her, ihr Kinder! weil die Kinder geschickter sind zum Lernen, denn die Alten.

So lernet nun mit allem Fleiß die Furcht des Herrn, meine lieben Kinder, so werdet ihr feine Leute werden, und gute Tage überkommen; denn gute Tage kommen nicht von Gewalt oder Reichthum, sondern von der Furcht des Herrn. Wer aber den Herrn fürchtet als einen allmächtigen Gott und Herrn, der den Frommen alles Gute thut, und die Bösen ernstlich straft, der wird sich gewiß mit allem Fleiß hüten, daß er nichts wider seinen göttlichen Willen thue, sondern wird fromm seyn, und die Gebote Gottes fleissig halten, so viel ihm immer möglich ist. Das werden dann feine geschickte Leute, die andern Leuten auch nützlich sind, und viel Gutes thun können, wie David spricht Psalm 111,10: Der Anfang aller Weisheit ist die Furcht des Herrn.

Wenn ihr nun Gott fürchtet, und wolltet gern fromm seyn, und thun, was ihm wohlgefällt, so lernt die heiligen zehn Gebote, die Gott der Herr selbst durch Mosen vom Himmel herab hat gegeben, und uns darin gelehrt, was ihm wohl oder übel gefalle, das ist, was recht oder unrecht sey, so habt ihr wahrlich den Anfang aller Weisheit. Denn gedenkt doch mit Fleiß, meine lieben Kinder, ob nicht das eine grosse Weisheit sey, wenn die jungen Kinder wissen, was recht oder unrecht ist, was man thun oder lassen soll. Es ist je eine grosse Weisheit, welche wohl auch viele alten Leute nicht wissen. Nun lernt man aber solches in den zehn Geboten, und ist dennoch nur der Anfang aller Weisheit. Denn im heiligen christlichen Glauben lernt man noch grössere und höhere Weisheit, welche kein Ungläubiger nie gefunden oder begriffen hat, sondern Gott gibts allein vom Himmel herab denen, die ihn fürchten, und seinem heiligen Worte glauben.

Darum lernet jetzt mit Fleiß den Anfang der Weisheit, das ist, die heiligen zehn Gebote, und sprecht mir dieselbigen fein gemach und heimlich nach, auf daß ihr sie merkt und daheim auch fein nachsagen könnt.

Das sind die heiligen zehn Gebote Gottes, des Herrn:

Das erste Gebot. Ich bin der Herr dein Gott; du sollst nicht andere Götter haben neben mir.

Das zweite Gebot. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnützlich führen.

Das dritte Gebot. Du sollst den Feiertag heiligen.

Das vierte Gebot. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß dir's wohlgehe und du lange lebest auf Erden.

Das fünfte Gebot. Du sollst nicht tödten.

Das sechste Gebot. Du sollst nicht ehebrechen.

Das siebente Gebot. Du sollst nicht stehlen.

Das achte Gebot. Du sollst nicht falsch Zeugniß reden wider deinen Nächsten.

Das neunte Gebot. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.

Das zehnte Gebot. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles was sein ist.

Das sind nun, meine lieben Kinder, die heiligen zehn Gebote Gottes, des Herrn, darin er seinen göttlichen Willen eröffnet, und uns gelehrt hat, was recht und unrecht sey, und was wir ihm zu Gefallen thun und lassen sollen. Die sollt ihr fleissig lernen, daß ihr sie nicht allein sprechen könnt, sondern daß ihr sie auch fein verstehet, wie sie Gott der Herr gemeint hat, auf daß, wenn man euch darum fragt, ihr könnt Antwort geben, und euere Kinder zu seiner Zeit auch also lehren, wie man jetzt euch lehrt; denn es ist eine grosse Schande vor Gott und der Welt, wenn ein Christ nicht weiß, was der Christen Lehre ist, so doch ein jeder Christ schuldig ist, seine Lehre zu bekennen, wenn er darum angesucht wird, und seine Kinder und Nachkommen dieselbe zu lehren, und fleissig darin aufzuziehen.

(Was bis hieher geschrieben ist, das soll zu einer jeden Predigt, so lang man von den zehn Geboten predigt, vorher gelesen werden. Darnach soll folgen die erste, zweite oder dritte Predigt u. s. w. je auf einmal nur eine, wie sie nach einander geordnet sind.)

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