Brenz, Johannes - Katechismus oder Kinderpredigten - 2) Predigten über den Glauben.

Brenz, Johannes - Katechismus oder Kinderpredigten - 2) Predigten über den Glauben.

Anfang zu allen Predigten über den Glauben.

Meine lieben Kinder, es spricht der Heilige Apostel Hebr. 11,6.: Es sey unmöglich, daß man Gott gefalle ohne den Glauben. Desgleichen spricht der Herr Christus in Evangelium Marc. 16,16.: Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden. Nun hoffe ich aber, es sey Niemand unter uns, der nicht eine herzliche Begierde habe, Gott, dem Herrn, wohlzugefallen und die ewige Seligkeit zu erlangen. Darum sollen wir mit allem Fleiß dazu thun, daß wir den heiligen christlichen Glauben erlernen und empfangen, dieweil wir hören, daß wir die Seligkeit oder das ewige Leben dadurch überkommen.

Denn wiewohl die heiligen zehn Gebote, die wir vorhin gehört haben, eine feine, heilsame, göttliche Lehre sind, so können wir doch durch dieselbigen nicht selig werden, darum daß wir sie. aus eigenen Kräften nicht halten und vollbringen können, sondern wir erlernen allein darin, was Gott von uns begehrt und haben will, und erkennen unsere Sünde und Schwachheit, daß wir dasselbige nicht vermögen, wie Paulus spricht Röm. 3,20.: Aus dem Gesetz kommt nur Erkenntniß der Sünden, auf daß wir auch Gottes Zorn erkennen, den wir mit unsern Sünden verdient und erweckt haben. Also Gott, den Herrn, fürchten, und Gnade und Barmherzigkeit suchen, solche Furcht lernt man in den zehn Geboten, die ein Anfang der Weisheit ist.

Aber der heilige christliche Glaube ist eine viel edlere und höhere Lehre; denn er ist die rechte und vollkommene Weisheit der Christen, wie Paulus bezeugt, und spricht 1 Cor. 2,6.: Davon wir reden, das ist dennoch eine Weisheit bei den Vollkommenen, nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Obersten dieser Welt, welche vergehen, sondern wir reden von der heimlichen, verborgenen Weisheit Gottes, welche Gott verordnet hat vor dem Anfang der Welt zu unserer Herrlichkeit; denn durch den Glauben lernen wir Gott, den Herrn, erkennen, was er ist, und was er uns Gutes gethan hat, und noch thun will. Denn wenn wir glauben, so werden wir Gottes Kinder; und er gibt uns dann den heiligen Geist, der uns die heiligen zehn Gebote halten hilft, die wir sonst nimmermehr erfüllen könnten.

Darum, meine lieben Kinder, ist uns die Lehre des Glaubens hoch von Nöthen; denn ohne sie können wir nicht fromm und selig werden. Denn wer fromm seyn will, der soll die zehn Gebote halten; wer aber den heiligen Geist haben will, der muß ihn durch den Glauben empfangen: darum macht uns der Glaube fromm; also auch, wer selig werden will, der muß Gott und unsern Herrn Jesum Christum erkennen; wer aber Gott und seinen Christum erkennen will, der muß ihn durch den Glauben erkennen: Darum macht uns der Glaube selig, und gibt das ewige Leben.

So lernt nun mit allem Fleiß den heiligen christlichen Glauben, wie er aufs Kürzeste begriffen ist, und merkt und behaltet ihn in eurem Herzen.

Der heilige christliche Glaube.

Erstes Hauptstück.

Ich glaube an Gott den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden.

Zweites Hauptstück.

Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Todten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Todten.

Drittes Hauptstück.

Ich glaube an den heiligen Geist, eine heilige, christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches, und ein ewiges Leben. Amen.

Das ist nun, meine lieben Kinder, der heilige christliche Glaube, darin uns geoffenbart ist, was Gott, der Herr, ist, und was er uns Gutes gethan hat, und noch thun will, auf daß wir dasselbige fest glauben, und uns fröhlich darauf verlassen können.

Ihr sollt aber allen Fleiß anwenden, daß ihr diesen heiligen christlichen Glauben nicht allein sprechen könnt, sondern auch, daß ihr ihn fein und recht versteht, und, wenn man euch fraget, daß ihr könnt Antwort geben, und zu seiner Zeit eure Kinder denselben auch also lehren, wie man jetzt euch lehret. Denn es ist eine grosse Schande, wenn sich ein Mensch für einen Christen ausgibt, und weiß nicht, was der Christen Glaube ist, so doch ein jeder Christ schuldig ist, seinen Glauben zu bekennen, wenn er darum angesucht wird, und seine Kinder und Nachkommen denselben zu lehren, und fleißig darin aufzuziehen.

(Was bisher geschrieben ist, soll vor allen Predigten gelesen werden, so lange man vom Glauben predigt.)

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