Brenz, Johannes - Bericht uber die Handlung zu Martpurg von dem Sacrament

Brenz, Johannes - Bericht uber die Handlung zu Martpurg von dem Sacrament

November 1529

Als die beschribnen, Nemlich Luther, Zwingli und ander zu Martburg ankumen, hat der Furst ein igkliche parthey in ein sonderlich gemach in dem Schloss daselbst verordnet. Hernach ehe das fruntlich gesprech angefangen, den Luther und Ecolampadium, auch philippum Melanchton und Zwingli gantz sonderlich on einichs menschen bysein zusamen beschieden, sich mit einander von dem Sacrament zu besprechen, ob doch ein einikait erfunden werden mocht.

Nach dem aber weder Zwingli noch Oecolaampad weychen wollen, ist das fruntlich gesprech angefangen worden in bysein aller beschribnen, welcher zehen waren, und sie im Truck verzaichnet seyen, Auch sonst etlicher mehr gelerten sampt ainem des Rats von Strassburg, von Basel und Zurich. Es war auch alweg von anfang biss zu end entgegen der landtgraff sampt seinem Cantzler, etlichen der Raet und vom Adel, das on gevard funfftzig oder sechtzigk person alweg by dem gesprech gegenwurtig waren.

Als nu die samlung zusamen komen, hat der furst durch sein Cantzler der beschribnen lassen entpfahen, jnen gedanckt jres ankomens und bevolhen, das freuntlich gesprech von dem Sacrament anzufahen.

Also hat Luther erstlich die sach fur die handt genomen und ungeverlich disse meynung geredt: Dieweyl sie baid parthy in den strittigen artickel der hailigen geschrift einikait zu machen versamelt sein, Sehe jn fur gut an, das man nit allein von dem Sacrament, Sonder auch von den andern, darin zwuschen byden parthey unainikait erfunden, redt und concordiert. Dan als er schriftlich bericht, so wurd zu Strassburg gelert, Arius der ketzer hab besser von der Trifaltikait geschriben dann die Christenlichen lerer. So halt Er der Luther auch nicht mit jnen die lere, so sie furn von der erbsund, von dem tauff, von dem preding ampt. Wan dan einikait solt gemacht werden, were es besser, man fing es an der wurtzel an, das der zwispalt gar aussgereudt wurde.

Darauff der Zwingli geantwort, Sie seyen von wegen des Sacraments des Abentmals beschriben; So wollen sie allein auch von dem selben reden. Demnach hat Luther sich bezeugt: Dieweyl sie dan ye nit wollen von den andern artickel reden, So protestir er offenlich, das ers mit den vorerzelten artickel nichts mit jnen halt und acht sie darfur, das sie in den selben unrecht leren. Hat also von dem nachtmal zureden angefangen, daruff Zwingli und Ecolampad ye einer umb den andern geantwort: Ist nit beschriben worden, was von baiden partheyen geredt, Sonder ist ungeverlich, was vorhin in den aussgangen buchern von dem Sacrament begriffen, auff das fruntlichst on schmehen und zancken dargethon worden.

Nach dem nu solich handlung und fruntlich gesprech sich biss in den dritten tag verzogen und niemants von seiner meynung weychen wollen, hat Luther dem Oecolampadio und Zwingli jr fruntlichen handlung halb gedanckt und gesagt: Er wolle sie got unserem Hern nu furthin bevelhen und den selben bitten, das er sie erleuchte, haben sie jm dergleichen auch geantwort.

Also hat der furst durch sein Cantzler an die Beschriben begert, das sich ein igkliche parthey wolle in jrm gemach anheimisch halten und nicht abscheiden biss auff weyttern beschaid, Auch so sein gnad einen oder mer sonderlich zur underhaltung berufft, das der selb gehorsamlich erscheinen wol.

Nach dem ist in der versamlung der gesandt von Strassburg einer des Rats mit Namen Jacob Sturm auffgestanden, hat den Fursten angeredt ungeverliich mit diser meynung: Sein F.G. hab ein versamlung aussgeschriben in dem strittigen artickel des Sacraments ein einikait durch hilff des almechtigen gottis zu machen. Nu sey er auch von seinen Herrn von Strassburg by solichem gesprech zu sein abgefertigt. Dieweyl aber Doctor Martin Luther im anfang des gesprechs sich hab horen lassen, Man lere nit allelin im Sacrament, sonder auch in andern artikeln zu Strassburg unrecht, und es jm nit geburen wol, das er fur ein eintzelige unainikait vier oder funff irrung heimbringe: So bitte Er sein F. G. seinethalb underthenigklich und seiner Herrn halb dinstlich, das man jrer predicanten einen (deren zwen enthalten warn) verhoren wol und in den erzelten artickelen urtail, Ob sie recht oder unrecht leren.

Als solichs erlaupt, ist auffgestanden dero von Strassburg predicanten ainer, mit Namen Martinus Butzer, hat angezaigt, wie sie leren von der hailigen Trivaltigkeit, von der erbsund, von dem Tauff und vom predig ampt, auch verneint, das von Ario, wie er soll besser von der Triveltikeit geschriben haben dan die Cristenlichen lerer, Solichs zu Strassburg nit gepredigt worden sey, Und daruff von dem Luther begert, Ob Sie, wie erzelt, recht leren. Hat Luther jme kein kuntschaft wollen geben und gesagt, was er hab geredt von der Triveltikait, das sey jm geschriben worden; Er hore gern, das es nit war sey, Sunst wol er Sie Got bevelhen, dan er hore sie nit predigen; Leren sie recht, so wurden sie es finden; leren sie unrecht, so werden sie es auch finden, Er sey nit jr Richter.

Es hat aber Luther darumb jnen kein kuntschaft geben wollen, das Sie nit under seiner kuntschaft jre Irrthumben zu Strassburg auss schreyen und sprechen, Luther hab jnen dess kuntschaft geben.

Da solichs geschehen, hat der furst einigklichen der beschribnen insonderhait in bysein etlichen seiner Raet gefordert Und nach mitel der einikait gefragt, hat sich aber in dem Sacrament kein einikait finden wollen. Daruff dem Luther befolhen worden, Artickel zu stellen, darin baid parthey einig und uneinig sind. Die lauten und sein, wie allhie im Truck begriffen beschriben worden, Und von den Zwinglianern angenomen, auch mit jren aigen handen underschriben. Darin man wol findet, das sie vorhin vil anderst von etlichen artickeln geschriben und gelert haben, dan Sie yth bekennen.

Endtlich haben die Zwinglianer von den Lutherischen begert, sie sollen sie als Bruder und glider der kirchen auch annemen und erkennen. Das haben jnen die Lutherischen gentzlich abgeslagen, Und nach dem sich die Zwinglianer vil darob bemuten, ist die sach also by uns beschlossen worden, Das Wir, so halten der leib Cristi sey wahrhafftiglich im nachtmal gegenwurtig, sollen die Zwinglianer unser widerparthey fur unser frund (dieweyl man doch auch dem feind guts zubeweysen schuldig ist) aber nit fur unsere bruder und glider der kirchen halten und achten.

Quelle: Brenz, Johannes - Anecdota Brentiana

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