Brenz, Johannes - Das Gleichnis von Bestrafung des Geizes.

Brenz, Johannes - Das Gleichnis von Bestrafung des Geizes.

Luk. 12, 15-21

Vom Bekenntnis des Evangeliums lassen sich die Einen abhalten durch die Furcht vor Schmach, die Andern durch Kleinmuth, öffentlich davon zu zeugen, wieder Andere durch Furch vor dem Tod, weit mehr aber durch Bauchesdienst und Begierde nach Reichthum. Mit diesen hat es Jesus in dem Gleichnis zu thun, das er mit den Worten einleitet: „Niemand lebt davon, daß er viel Güter hat“, d.h. das wahre Leben und Glück besteht nicht im Überfluss, wie schon Salomo im Prediger spricht: Ich sammelte mir Silber und Gold und von den Königen und Ländern einen Schatz; ich schaffte mir Sänger und Sängerinnen und Wollust der Menschen, und Alles, was meine Augen wünschten, das ließ ich ihnen und wehrete meinem Herzen keine Freude; da ich aber ansah alle meine Werke und Mühe, die ich gehabt, siehe, da war es Alles eitel Jammer und nichts mehr unter der Sonne. Daher das Gleichnis Jesu vom reichen Mann, „dem sein Feld wohl getragen hatte und darum beschloß, seine Scheunen abzubrechen und größere zu bauen und zu seiner Seele zu sagen: liebe Seele, du hast einen großen Vorrath auf viele Jahre, habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Muth. Aber Gott sprach zu ihm: du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; wes wird's sein, das du bereitet hast?“ Wie kam es, daß dem Reichen, der doch gottlos war, sein Feld so reichlich getragen hat, während Moses sagt: wenn du nicht gehorchen wirst der Stimme des Herrn, deines Gottes, so wirst du verflucht sein auf deinem Acker, verflucht sein die Frucht deines Feldes usw.. Ja, das ist Gottes Ordnung, daß es den Frommen gut, den Gottlosen übel ergehe. Aber der Fürst dieser Welt verkehrt die göttliche Ordnung, und Gott läßt es zu, theils um seine unendliche Gnade zu offenbaren, mit der er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte, theils um die Guten im Glauben zu üben und die Bösen durch seine Güte zur Buße zu leiten; theils um durch die Störung in den Dingen dieser Welt auf die richtige höhere Welt hinzuweisen, wo Alles in vollster Ordnung verläuft. Dabei unterläßt Jesus nicht, auch die mit dem Reichthum verbundenen Sorgen anzudeuten. „Was soll ich thun?“ fragt der Reiche. Er hat keine Ruhe; er weiß nicht wohin mit seiner Fülle. „Das will ich thun.“ Was? wird er von seinem Überfluss den Armen mittheilen? Mit keinem Pfifferling bedenkt er sie. Wird er einen armen Nachbar, einen Freund, einen Anverwandten unterstützen? Nichts von dem! Größere Scheunen will er bauen und seiner Seele Muth zusprechen, iß, trink usw.. Aber während er auf solche Lust sinnt, fordert der Herr seine Seele von ihm, und so geht es allen, die nicht reich in Gott sind. Es gibt Reiche an irdischem Gut, die zugleich reich in Gott sind, wie Abraham, Hiob, David. Das sind die, die gern mittheilen und ihre Haupthoffnung auf das ewige Leben setzen, und denen dort zugerufen wird: ei, du frommer Knecht, du bist über Wenigem getreu gewesen, ich will dich über Viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude! Schon Salomo sagt: Es ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne und ist gemein bei den Menschen: Einer, dem Gott Reichthum und Güter und Ehre gegeben, und mangelt ihm Nichts, was sein Herz begehret, und Gott ihm doch nicht Macht gibt, desselben zu genießen, sondern ein Anderer verzehret es. Und David spricht: Ich sah einen Gottlosen erhöht, wie die Cedern des Libanon, und ging vorüber, und siehe, er war nicht mehr und seine Stätte ward nicht mehr gefunden. Was raffst du also Schätze zusammen, die dir nichts nützen? Bedenke, das Heu verdorrt, die Blume fällt ab, Gottes Wort bleibet in Ewigkeit. Ihm glaub, wirf deinen Wahn von dir, und hat dir Gott Reichthum verliehen, so nütze ihn im Glauben und dem Reich Gottes gemäß, daß du reich seist in Gott und Christo.

Quelle: Klaiber, Karl Friedrich - Evangelische Volksbibliothek, Band 2

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