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Boos, Martin - An Goßner 1824.

Boos, Martin - An Goßner 1824.

Es ist nicht das erstemal, daß sich die Leute um Dich und Dein Evangelium gerissen haben, und es ist auch nicht das erstemal, daß sie Dich sammt derselben weggeworfen haben. Harre des Herrn und sei fröhlich, denn was Er ordnet, das ist löblich und herrlich, und seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit bleibt ewig. Ps. 111, 3. Du mußt und wirst wieder anderswo anzünden. Darum sei für jetzt ruhig unter dem Scheffel, bis Du wieder auf den Leuchter kommst. Spring nicht, wie L., man gewinnt nicht viel mit Springen und Wechseln; der Herr hat Dich in der Form berufen, und als sein Werkzeug für alle Formen brauchen können und wollen, also rc. Dein Leben und Wirken ist christlich und apostolisch, und die der Vater zieht, kommen und verstehen Dich aus allen Formen, und die Andern alle nicht.

Sonderbar, daß Ihr in eine Stadt geflohen seid, wo Ihr dem Anscheine nach am wenigsten sicher seid. Aber der Herr kann den Daniel in der Löwengrube sichern. Was der Herr damit vorhat werden wir hernach sehen. Es ist besser ausgespieen, als inquirirt werden. - Also an der Elbe bist Du jetzt? Christe, wo wirfst Du Deine Evangelisten hin? Indeß scheint mir dies ein guter Wurf von Ihm. Du bist gerade in der rechten Seestadt Kapernaum, wo alle Welt, Menschen und Kaufleute zusammenkommen, und mit Christo und dem Evangelio in alle Welt schiffen, und mit Dir eine schwimmende Kirche machen können. Ich danke Gott und freue mich, daß Dich der Wallfisch an dieses Ufer gespieen hat. Harre nur des Herrn. Er wird Dir, wie Paulo, seiner Zeit schon eine Thür aufthun. Hast Du nichts zu thun, so mache Dir zu thun, schreib Briefe, oder webe Teppiche und Gezelte, wie Paulus bei Aquila und Priscilla, damit Dich der Teufel nicht müssig finde.

Es bleibt dabei, wenn Du nirgendsmehr hinweißt, und nichts mehr zu leben hast, so komm zu mir und verbirg Dich in meine Bergschlucht. Kommen wir um, so kommen wir miteinander um, leben wir aber, so haben wir zu essen. Ich bin nicht vom Pferd auf den Esel, sondern auf 2 Esel und 3 Ochsen und 1 Oechslein gekommen. Der Herr segnete mich, wie den Jakob bei Laban.

Nach B. kannst und darfst Du nicht mehr. Gott kann und will die Gläubigen allein stärken und ermuntern. Er braucht keinen Gehülfen, wie ich. Es sind nicht unsre, sondern seine Schafe. - Wenn's Euch geht, wie mir, so werdet Ihr eine Weile kinderlos und unfruchtbar brach liegen. Mein Leben müßt Ihr auch noch kosten, so bitter es ist. Haben wir so viel Gutes und Liebliches von Gott empfangen, warum sollen wir nicht auch Böses und Unliebliches von Ihm nehmen und tragen. Denk an den „mein Gott! mein Gott! warum hast Du mich verlassen?“ Er hatte und trug Deine Leiden, und Paulus gewiß auch. - Euer Beruf ist apostolisch, paulinisch: geschwind irgend wo anzünden, und dann mit der Polizei zum Thor hinaus, und endlich aus der Welt oder doch an's Ende der Welt. Es sind nicht alle Städte und Völker für den lebendigen Christus reif und empfänglich; welche es sind, weiß nur Er. Der Herr wird Euch schon durch den Gerichtsdiener einen andern Ort zeigen, wo Er Euch haben will. Die Welt ist noch groß und finster überall.

Quelle: Bodemann, Friedrich Wilhelm - Gesammelte Birefe an, von und über Martin Boos

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