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Bonifatius an den Papst Zacharias.

Bonifatius an den Papst Zacharias.

Dem hochgestellten Vater und apostolischen Oberstbischof mit der Vollmacht des heiligen Petrus, dem Papste, Zacharias, wünscht der geringe Bonifatius, Knecht der Knechte Gottes, das ersehnte Heil der Liebe in Christo.

In Gemäßheit der Verpflichtung, welche ich vor beinahe dreißig Jahren nach dem Willen und Geheiß des apostolischen Oberhauptes, Gregors ehrwürdigen Gedächtnisses, übernommen, habe ich als Angehöriger und Diener des apostolischen Stuhles alles Frohe und Traurige dem apostolischen Bischofe eröffnet, um bei frohen Ereignissen Gott zu loben und bei traurigen durch seinen Rat gestärkt zu werden. Wie damals, so sei mir auch jetzt gestattet, Eure Liebden zu bitten, wie geschrieben steht: frage deinen Vater, der wird dir‘s verkündigen, deine Ältesten, die werden dir‘s sagen1). Euern väterlichen Würden sei kund getan, nachdem Du2) mir ohne Verdienst und Würdigkeit aufgetragen, wie die Geistlichen auch selbst wünschten, die Leitung einer Synode im Frankenreich zu übernehmen, dass ich viele Kränkungen und Verfolgungen erduldet habe, vornehmlich von falschen Geistlichen, untergeschobenen Diakonen und unzüchtigen Kirchendienern. Die meiste Not haben mir jedoch zwei bösartige und offenbare Häretiker gemacht durch ihre Lästerung gegen Gott und den katholischen Glauben. Einer derselben heißt Aldebert, ein geborener Gallier, der andere Clemens, ein geborener Schotte, welche in Absicht ihres Irrtums verschieden, aber in Absicht der Größe ihrer Vergehungen einander gleich sind. Ich bitte Eure apostolische Autorität, meine Schwäche zu schützen und zu unterstützen und durch Eure Erlasse das Volk der Franken und der Gallier zu verständigen, dass sie den Fabeln der Häretiker, den falschen Wundern und Zeichen des Vorläufers des Antichrists nicht folgen, sondern zu dem kirchlichen Rechte und auf den Weg der wahren Lehre geleitet werden mögen. Wenn Ihr es nach meinem Berichte für gut findet, so mögen diese beiden Häretiker ins Gefängnis gelegt werden, und Niemand mag mit ihnen verkehren oder Gemeinschaft haben, damit kein Mensch durch den alten Sauerteig ihrer Lehre zu Grunde gehe, sondern dieselben ausgeschieden werden nach dem Worte des Apostels3): sie mögen dem Satan übergeben werden zum Verderben des Fleisches, auf dass der Geist selig werde am Tage des Herrn Jesu, und nach dem evangelischen Gebote4): hört er die Gemeinde nicht, so halte ihn als einen Heiden und Zöllner, bis sie aufhören, Gott zu lästern und den Leibrock Christi zu zerreißen. Um dieser willen leide ich Verfolgung und Feindschaft und. Verwünschungen vieler Leute, und auf der Kirche lastet ein Hindernis des Glaubens und der heiligen Lehre. Denn sie sagen von Aldebert, dass ich ihnen den heiligsten Apostel, den tugendhaftesten Beschützer und Beter und Wundertäter geraubt und entzogen. Aber Eure Liebden höre nur von seinem Leben und erkenne ihn an seinen Werken, ob er nicht ein räuberischer Wolf in Schafskleidern ist. In seiner Jugend war er ein Heuchler und sagte, dass ihm der Engel des Herrn in Menschengestalt von dem äußersten Ende der Welt Reliquien von wunderbarer und doch zuverlässiger5) Heiligkeit gebracht, damit könne er Alles, was er von Gott wünsche, erlangen.

Mit diesem Vorgeben drang er; wie der Apostel Paulus geweissagt, in viele Häuser und führte die mit Sünden beladenen Weiblein gefangen, welche mancherlei Wünsche hatten, und verführte die gemeinen Landleute, welche sagen, dass er ein Mann von apostolischer Heiligkeit sei, der Zeichen und Wunder tue. Hierauf versammelte er die unwissenden Bischöfe, welche ihn gegen die Vorschriften der Kirchensatzungen eigenmächtig ordiniert haben. Hierauf ging er in seinem Hochmut so weit, dass er sich den Aposteln Christi gleich stellt. Er verweigerte, zur Ehre eines Apostels oder Märtyrers eine Kirche zu weihen, und warf den Leuten vor, dass sie so eifrig trachteten, die Schwellen der Apostel zu betreten. Hierauf beging er die Abgeschmacktheit, zur Ehre seines eigenen Namens Bethäuser zu weihen, oder, um es recht zu sagen, entweihte sie, Auch errichtete er Kreuze und Betzellen auf den Feldern oder an Brunnen6), wo es ihm beliebte und ließ öffentliche Gebete daselbst halten, dass sogar die Volksmenge mit Verachtung der andern Bischöfe und Verlassung ihrer bisherigen Kirchen an solchen Orten Versammlungen hielten und sprachen: die Verdienste des heiligen Aldebert werden uns zu Gute kommen. Er teilte auch seine Nägel und Haare zur Verehrung aus, um mit den Reliquien des heiligen Petrus, des Apostelfürsten, getragen zu werden. Hierin aber beging er die größte Untat und Gotteslästerung: Während das Volk kam und vor ihm niederkniete und seine Sünden bekennen wollte, sagte er: ich weiß alle eure Sünden, weil mir alles Verborgene bekannt ist. Ihr braucht mir nicht zu bekennen, sondern eure vergangenen Sünden sind alle vergeben, geht hin in Frieden zu euern Wohnungen zurück. Alle Untaten, die das heilige Evangelium nur von den Heuchlern anführt, stellt er durch seine Kleidung, seinen Gang und seine Sitten dar.

Der andere Häretiker, Clemens, geht gegen den katholischen Glauben und die Satzungen der Kirche Christi an und bestreitet die Abhandlungen und Reden der heiligen Väter Hieronymus, Augustinus und Gregorius. Mit Verachtung der Synodal-Beschlüsse behauptet er nach eigenem Gutdünken, er könne, auch nachdem ihm zwei im Ehebruche gezeugte Söhne geboren, ein christlicher Bischof sein. Mit Berufung auf das Judentum erklärt er es einem Christen für erlaubt, wenn er wolle, die Witwe seines verstorbenen Bruders zu ehelichen. Auch behauptet er gegen den Glauben der heiligen Väter, dass Christus, der Sohn Gottes, durch die Höllenfahrt alle, welche die Hölle beschließt, die Gläubigen und die Ungläubigen, erlöst habe, die Anbeter Gottes und die Verehrer der Götzen. So behauptet er vieles Entsetzliches von der Vorherbestimmung Gottes gegen den katholischen Glauben. Daher bitte ich in Absicht dieses Häretikers, Ihr mögt dem Herzog Carlmann Gefangensetzung desselben schriftlich empfehlen lassen, damit das Unkraut des Satans nicht weiter um sich greife und vielleicht ein räudiges Schaf die ganze Herde anstecke.

Eure Heiligkeit lebe wohl und freue sich bei langem Leben glücklicher Tage.

1)
5 Mos. 32,7
2)
Der Briefsteller geht oft aus dem einen Numerus in den anderen über.
3)
1 Kor. 5, 5.
4)
Mt. 18,17.
5)
Ich lese certae statt incertae, welches keinen passenden Sinn gibt.
6)
Ich lese ad fontes, da et keinen Sinn gibt.
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