Bonifatius fragt bei dem Papste Zacharias in verschiedenen Angelegenheiten an.

Bonifatius fragt bei dem Papste Zacharias in verschiedenen Angelegenheiten an.

Dem vielgeliebten Herrn, welcher die Würde des obersten Pontifikats bekleidet, dem apostolischen Manne, Bonifatius, Knecht der Knechte Gottes.

Ich bekenne, Herr und Vater, nachdem ich die Nachricht erhalten, dass der Vorgänger Eures Apostelamtes, Gregor, ehrwürdigen Gedächtnisses, der Oberpriester des apostolischen Stuhles, aus dem Kerker des Leibes erlöst, zu dem Herrn gegangen, dass ich nichts Erfreulicheres und Erwünschteres gehört und mit zum Himmel erhobenen Händen Gott gedankt habe, als dass der höchste Regierer aller Dinge Eurer Milde und Vaterwürde, die kanonischen Rechte zu handhaben und den Stab des apostolischen Stuhles zu führen, verliehen hat. Daher folge ich demütig ebenso wie früher, Euern Fußtapfen und bitte angelegentlichst, Ihr wollt mich, wie ich vermöge der Autorität des heiligen Petrus Eurer Vorfahren treuer und ergebener Jünger gewesen bin, mich, nach dem kanonischen Rechte auch Eurer Frömmigkeit gehorsamer Knecht zu werden, würdigen, indem ich wünsche, den katholischen Glauben und die Einheit der römischen Kirche zu erhalten und nicht aufhöre, soviel mir Gott in meiner Sendbotschaft Hörende und Lernende schenken wird, zum Gehorsam des apostolischen Stuhles einzuladen und geneigt zu machen.

Ich halte es auch für nötig, Eurer väterlichen Würde anzuzeigen, dass ich, nachdem die Völker von Deutschland einigermaßen durchwandert oder bekehrt sind, durch Gottes Gnade drei Bischöfe eingesetzt und die Provinz in drei Sprengel abgeteilt habe, sowie ich wünsche und bitte, dass jene drei Orte oder Städte, in welchen sie bestellt und geordnet sind, durch Eure Zustimmung bestätigt und gutgeheißen werden mögen. Ein Bistum habe ich angeordnet in der Feste, Würzburg genannt, das andere in der Stadt, welche Büraburg1) heißt, das dritte an dem Orte, welcher den Namen Erfurt hat und schon ehedem eine Hauptstadt der heidnischen Landleute gewesen ist. Ich verlange angelegentlich, dass diese drei Sitze durch eine eigene Urkunde und die Zustimmung Eures Apostelamtes bekräftigt und bestätigt werden, damit, so Gott will, durch das Ansehen und die Vorschrift des heiligen Petrus und apostolischer Anordnungen drei Bistümer in Deutschland gegründet und befestigt sein mögen, und dass gegenwärtige oder künftige Geschlechter nicht unternehmen, die Sprengel zu stören oder die Vorschrift des apostolischen Stuhles zu verletzen.

Gleichermaßen wisse Eure Vaterwürde, dass Carlmann, Herzog der Franken, mich zu sich entbieten ließ und bat, in dem Teil des Frankenreichs, welcher ihm unterworfen, eine Kirchenversammlung zu halten, mit dem Versprechen, Religions- und Kirchen-Verfassung, welche schon lange Zeit, nämlich wenigstens seit sechzig bis siebzig Jahren untertreten und entkräftet war, einigermaßen regeln und bessern zu wollen. Wenn er daher mit Gottes Hilfe diesen Plan wirklich auszuführen beabsichtigt, so hat er die Vorschrift Eurer Behörde, nämlich des apostolischen Stuhles, für sich und tat recht. Wie ältere Franken sagen, so haben sie seit achtzig Jahren keine Kirchenversammlung gehalten, noch einen Erzbischof gehabt, auch bestimmten oder erneuten sie Keinem die kanonischen Rechte. Jetzt aber sind in den Staaten die bischöflichen Stühle meistenteils habsüchtigen Laien oder untergeschobenen Geistlichen, Wüstlingen und Zöllnern zu weltlichem Genusse überlassen. Wenn ich auf die Bitte des erwähnten Herzogs diesen Übelstand durch Euer Wort entfernen und regeln muss, so wünsche ich, die Vorschrift und Ansicht des apostolischen Stuhles zugleich mit den kirchlichen Satzungen vor Augen zu haben.

Wenn ich unter jenen Diakonen, wie sie sich nennen, welche finde, die von Jugend auf immer in Unzucht und Ehebruch und in aller Unreinigkeit gelebt haben und mit einem solchen Zeugnisse zum Diakonat gelangt sind und jetzt im Diakonat vier bis fünf und mehr Dirnen bei sich haben, und doch nicht erröten, noch sich scheuen, das Evangelium vorzutragen und sich Diakone zu nennen, und wenn sie, in solcher Unzucht zum Priestertum gelangt, in diesen Sünden beharren und Sünden auf Sünden häufen, den Dienst des Christentums verrichten und behaupten, für das Volk beten und die heiligen Opfer darbringen zu können, endlich, was noch schlimmer ist, mit solchen Zeugnissen durch die einzelnen Grade aufsteigen, als Bischöfe geweiht und ernannt werden, wenn ich, sage ich, dergleichen unter jenen finde: so bitte ich um die Vorschrift und Zuschrift Eurer Huld, Ihr wollt darüber eine solche Bestimmung machen, dass sie durch eine apostolische Entscheidung als Sünder überführt und verurteilt werden. Und es finden sich unter ihnen einige Bischöfe, welche sagen, dass sie weder Hurer noch Ehebrecher sind, aber sie sind trunksüchtig, unverträglich oder Jäger und Leute, die im Heere mit Waffen streiten und mit eigener Hand Menschenblut vergießen von Heiden oder von Christen. Weil ich Diener und Gesandter des apostolischen Stuhles sein soll, so möge mein Wort von hier und das Eure von dort in vorkommenden Fällen übereinstimmen, damit ich gleichmäßig entscheiden möge.

Außerdem sehe ich mich genötigt, über einen Gegenstand Euern Rat und Eure Erlaubnis nachzusuchen, in Absicht dessen, dass Euer Vorgänger ehrwürdigen Gedächtnisses, wie Ihr gehört habt, mir in Euerm Beisein vorgeschrieben hat, einen Priester, welcher mir nach meinem Tode, so Gott will, in dem Kirchenamte nachfolgte, zu bestimmen. Damit bin ich, wenn es Gottes Wille ist, einverstanden. Aber gegenwärtig bin ich zweifelhaft und weiß nicht, ob es geschehen kann, weil nachher jener Bruder den Oheim des Franken-Herzogs getötet hat, und ich weiß noch nicht, wie diese Uneinigkeit beigelegt und beendigt werden kann. Ich bitte, mir zu gestatten, dass ich mit Beirat der Knechte Gottes in Absicht dieser Wahl mache, was uns überhaupt zur Ehre Gottes und zum Wohl der Kirche, oder zum Seelenheil und zum Schutz der Religion das Beste zu sein scheint Eure Zustimmung zu geben, um hier zu tun, was mir Gott als das Beste eingeben wird, weil dieses nicht geschehen kann, wenn der Fürst entgegen ist.

Außerdem muss ich Eure väterlichen Würden um Rat bitten und fragen in Absicht des Gewichts von einem Missverständnisse und Ärgernisse, welches kürzlich an mich gelangt und mein Gemüt beunruhigt hat, und den Dienern der Kirche Besorgnis machte, indem ein Laie von Stande zu uns kam und sagte, es sei ihm von dem Oberpriester des apostolischen Stuhls, Gregor heiligen Gedächtnisses, gestattet worden, die Witwe seines Oheims zu heiraten, welche auch selbst die Gemahlin ihres Cousins (Geschwisterkinds-Vetters) war und sich bei Lebzeiten von ihm trennte und mit diesem Manne, welchen sie jetzt zu nehmen verlangt, und behauptet, dass ihm die Erlaubnis dazu gegeben sei, wie bekannt, im dritten Grade verwandt ist, das Gelübde der Keuschheit abgelegt und den Schleier getragen hat, aber denselben wieder abgelegt und sich verheiratet hat. Solche Ehe, versichert der Obgedachte, sei ihm von dem apostolischen Stuhle gestattet. Ich halte es nicht für wahr, weil die Synode und die Kirche, worin ich geboren und erzogen, nämlich in dem überseeischen Sachsen, die Synode von Lund, welche vornehmlich von den Schülern des heiligen Gregor, nämlich den Erzbischöfen Augustinus, Laurentius, Justus, Melitus versammelt und angeordnet war, eine derartige Verbindung und Ehe für die größte Sünde und Blutschande, für ein verabscheuungswürdiges Vergehen und nach den Aussprüchen der Schrift für ein verdammliches Verbrechen hielten. Daher mögen Eure väterlichen Würden, über die Wahrheit dieser Sache die Auskunft nicht verweigern, damit unter den Dienern der Kirche oder dem christlichen Volke keine Ärgernisse und Spaltungen oder neue Irrtümer entstehen und erwachsen, weil die fleischlich gesinnten Menschen, die unwissenden Schwaben, Baiern, Franken, wenn sie mit Roms Gutheißen eine dieser Sünden begehen sehen, welche wir verbieten, glauben, dass sie von Seiten der Geistlichkeit erlaubt und zugestanden wären, und uns Vorwürfe machen, für ihr sittliches Leben aber Schaden nehmen. So führen sie an, in der Stadt Rom jedes Jahr und bei einer Kirche des Nachts oder am Tage des Neujahrs gesehen zu haben, nach Gewohnheit der Heiden Tänze durch die Straßen aufführen, unchristliches Geschrei erheben und gottlose Gesänge anstimmen, Tag und Nacht die Tische mit Gastmahlen überladen, ohne dass Einer dem Andern auch nur einmal Feuer und Geschirr leihe oder eine nachbarliche Gefälligkeit erweise. Sie sagen auch, sie hätten Weiber gesehen nach heidnischer Sitte mit Amuletten und Zaubergehenken an Armen und Beinen, welche dieselben Andern feil geboten hätten. Alle dergleichen Dinge gereichen uns, weil sie von fleischlich gesinnten und unverständigen Menschen gesehen werden, hier zum Vorwurfe und hindern die Verkündigung des Christentums. Von solchen Dingen sagt der Apostel mit Unwillen: ihr haltet Tage und Monden und Feste und Jahreszeiten. Ich fürchte, dass ich vielleicht um sonst an euch gearbeitet habe2). Und- der heilige Augustin hat gesagt: wer den vorerwähnten Gottlosen, nämlich den Zauberern und Wahrsagern und Eingeweideschauern und Amuletten-Krämern glaubt, - auch wenn er fastete und betete und unaufhörlich zur Kirche liefe, selbst wenn er reichliche Almosen gäbe und seinen Leib durch alle möglichen Kasteiungen peinigte, so wird es ihm doch nichts helfen, so lange er jene Gottlosigkeiten nicht lässt. Wenn Eure väterlichen Würden dieses Heidentum in Rom abstellt: so werdet Ihr Euch großen Lohn und uns die kräftigste Förderung des kirchlichen Unterrichts verschaffen. Auch Bischöfe und Priester Fränkischer Nation, welche Ehebrecher oder ausschweifende Lustlinge gewesen sind und in der Würde des Bistums und Priestertums durch die Geburt von Kindern der Unzucht überführt werden, kommen von dem apostolischen Stuhl zurück und sagen, dass ihnen der Oberstbischof gestattet habe, das bischöfliche Amt zu bekleiden. Gegen dieselben behaupten wir, wie wir nimmermehr gehört haben, dass der apostolische Stuhl in seinen Urteilen gegen die kirchlichen Satzungen angehe.

Alles dieses, vielgeliebter Herr, tun wir Euch kund, um solchen Leuten mit Eurer Autorität antworten zu können, damit durch die Fürsorge Eurer Lehre die Schafe der Kirche nicht verführt, sondern die raubgierigen Wölfe überführt und überwunden umkommen. Unterdessen überreichen wir Euch einige kleine Geschenke, nicht weil sie Eurer, ehrwürdiger Vater, würdig sind, sondern zum Beweise meiner Liebe, meines Gehorsams und meiner Ergebenheit, nämlich ein Handtuch und das wenige Silber und Gold. Die schützende Rechte des Herrn erhalte Euch und verlängere Eure Tage in ungestörter Glückseligkeit bis zum höchsten Ziel.

Dich erhalte der mächtige Gott dem heiligen Tempel
Und lass auf dem Apostelstuhl Dich lange regieren.
Dankbar empfangen die Völker der Erde die fröhliche Botschaft,
Und die Gnade des Herrn vollende den Gotte Geweihten.
Ewige Wonne genieße die heilige Mutter im Himmel,
Und das Haus des Herrn erfreue sich seliger Kinder.

1)
bei Fritzlar
2)
Gal. 4,10.26.
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autoren/b/bonifatius/bonifatius_-_brief_an_papst_zacharias.txt · Zuletzt geändert: von aj
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