Bonifatius an den Priester Herfried.

Bonifatius an den Priester Herfried.

Dem vielgeliebten und hochwürdigen Bruder, Priester Herfried, wünscht Bonifatius, Knecht der Knechte Gottes, der christlichen Liebe ewiges Heil.

Deine Huld und Güte bitte ich angelegentlichst, Du wollest in Deinen Gebeten mein gedenken, wie wohl ich nach den Erzählungen derer, die von Dir herkommen, nicht zweifle, dass Deine brüderliche Liebe Solches schon getan hat und tun wird, auf dass erfüllt werde das Wort des heiligen Apostels Jakobus, da er spricht: betet für einander, dass ihr gesund werdet; des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist1). Außerdem bitten wir, acht zu einer Kirchenversammlung vereinigte, Bischöfe, deren Namen unten bemerkt sind, Dich, geliebter Bruder, gemeinschaftlich, Du wollest dem Könige Ethelbald die Worte unserer Ermahnung durch Erklärung und Vorlesung bekannt machen und die Schriften in der Weise und Ordnung, in welcher wir dieselben an Dich schicken, mit sorgfältiger Aufzählung und Bekanntmachung anzeigen. Denn ich habe gehört, dass Du aus Gottesfurcht die Person nicht ansiehst und der erwähnte König zu mancher Zeit einigermaßen auf Deine Ermahnung achtet. Deine Liebe wisse, dass ich diese Worte der Ermahnung an jenen König aus keinem andern Gründe gerichtet habe, als aus reiner Freundschaft und Teilnahme, und weil ich unter demselben englischen Volke geboren und erzogen, zwar hier nach der Vorschrift des apostolischen Stuhles außer Landes lebe, aber mich der Güter und Tugenden unseres Volkes eben so sehr freue, als über die Sünden und Nachreden kränke und betrübe. Es gereicht unserm Volke aber zum großen Vorwurfe, wenn ihm von Heiden oder Christen nachgesagt wird, dass das englische Volk mit Verachtung der guten Sitte anderer Nationen und Übertretung des apostolischen Gebotes, ja der Ordnung Gottes, keine angetrauten Gattinnen habe, sondern nach Art wiehernder Pferde oder schreiender Esel durch Ausschweifung und Unzucht Alles schändlich entehre und verwirre. Wenn nun dieses große Laster im Schwange ist, so wollen wir, teuerster Bruder, den erwähnten König alle gemeinschaftlich bitten, sich mit dem Volke selbst zu bessern, damit nicht das ganze Volk mit samt seinem Fürsten für Gegenwart und Zukunft zu Grunde gehe, sondern dass er durch Besserung und Veredlung seines eigenen Lebens durch seinen Vorgang das ganze Volk auf den Weg des Heils geleite, und wo er in Sünden gefallen, allda ewigen Lohn verdiene.

Hierneben schicke ich Dir etwas Weihrauch und ein Chorhemd als Ausdruck meiner guten Wünsche und zum Zeichen meiner aufrichtigen Liebe. Der dreieinige Gott behüte und bewahre Deine brüderliche Liebe in Vollbringung guter Werke und Bewahrung guter Sitten und erhalte Dich bei immerwährendem Wohlsein.

1)
Jak. 5,16.
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autoren/b/bonifatius/bonifatius_-_brief_an_herfried.txt · Zuletzt geändert: von aj
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