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Bonifatius an Erzbischof Eckbert.

Bonifatius an Erzbischof Eckbert.

Dem vielgeliebten und hochwürdigen Bruder, Erzbischof Eckbert1), entbietet Bonifatius, Knecht der Knechte Gottes, Legat des apostolischen Stuhles in Deutschland, seinen herzlichen Gruß in treuer Bruderliebe.

Nachdem ich die Gaben und Schriften von Deiner Liebe empfangen, dankte ich dem Allmächtigen mit aufgehobenen Händen, dass er mich auf meiner fernen Wanderschaft einen solchen Freund finden lassen, welcher mir für die leiblichen Bedürfnisse Hilfe und für die geistigen durch Gebet und Innigkeit der Gemeinschaft einen göttlichen Trost gesandt hat. Jetzt aber bitte ich von Grund des Herzens Deine Huld und Milde, mich der Vereinigung mit der Versammlung Eurer Bruderschaft samt den Knechten Gottes, die mit mir arbeiten, zu würdigen, sowie mir zu raten und zu helfen bei Untersuchung und Erforschung der kirchlichen Grundsätze, welche sich in den Offenbarungen Gottes finden. Du sollst erfahren und überzeugt wer den, dass ich mich keines willkürlich ausschweifenden Vortrages im Reden bediene, sondern in der Ordnung frage und spreche, und nicht anmaßend und stolz bin, noch meinem eigenen Urteile zu viel zutraue. Denn die katholische und apostolische Kirche hat mir, da sie mich unwürdigen und geringen Lehrer anwies, den unwissenden und heidnischen Völkern in Deutschland das Verständnis zu öffnen, kraft der Autorität des römischen Kirchenoberhauptes geboten, wenn ich auf meinen Wanderungen durch die Christenheit irgendwo entdeckte, dass Völker im Irrtume sich befänden oder die Kirchensatzungen durch böse Gewohnheit verkannt würden, oder die Menschen durch einen Irrlehrer von dem katholischen christlichen Glauben abgeführt wären, dieselben auf den Weg des Heils einzuladen und aus allen Kräften zurückzurufen. Um dieses Gebot zu halten, habe ich mit Rat und Belieben der Bischöfe, die bei uns sind, ein Ermahnungs- oder Bittschreiben an den König Ethelbald von Mercia überschickt, um zugleich Deiner brüderlichen Liebe vorgelegt zu werden, damit Du es, wenn Einiges unrecht ausgedrückt wäre, verbessern und, was recht wäre, mit dem Salze Deiner Weisheit würzen und durch Deine Autorität bekräftigen, und eine Wurzel der Laster, welche Du nach dem Briefe an die Mercionen unter Deinem Volke etwa ausschlagen sähest, wie ein vorsorglicher und weiser Landmann, mit der Sichel der göttlichen Autorität bei Zeiten abschneiden und von Grund ausreißen möchtest, damit ihr Weinstock nicht sei des Weinstocks zu Sodom und von dem Acker Gomorra, ihre Trauben Drachen-Galle, ihr Wein unheilbares Ottern-Gift2). Denn es ist doch in vorigen Zeiten unerhört gewesen und übertrifft, wie die schriftgelehrten Knechte Gottes sagen, drei und vierfach die Ausschweifung der Sodomiten, dass ein christliches Volk gegen die Sitten des ganzen Erdbodens, ja gegen das Gesetz Gottes die gesetzlichen Ehen verachtet, sich der Ausschweifung ergibt, wie sich Gelegenheit dazu darbietet, und schändliche Unzucht mit den geweihten und verschleierten Weibern treibt.

Außerdem lass mir, wenn ich bitten darf, einige Abhandlungen Bedas zusammenschreiben und schicken, welchen, wie wir vernommen, Gottes Gnade jüngst mit Verständnis des Geistes begabt hat und in Eurer Provinz leuchten lässt, damit auch ich mich des Lichtes, welches uns der Herr verliehen, erfreuen möge. Unterdessen schicke ich zum Beweise meiner Achtung Deiner brüderlichen Liebe Exemplare von den Briefen des heiligen Gregor (welche ich aus dem Archiv der römischen Kirche empfangen), in dem Glauben, dass sie nicht nach Britannien gekommen. Wenn Du es begehrst, so will ich noch mehre schicken, weil ich viele von ihm empfangen. Auch schicke ich einen Leibrock und ein Trockentuch zur Fußwaschung der Knechte Gottes, wenn Du sie vornimmst.

Lebe wohl, Glückseliger, und wachse an heiligen Tugenden in Christo.

1)
Bischof von Ebora
2)
5 Mos. 32,32 u. 33.
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autoren/b/bonifatius/bonifatius_-_brief_an_erzbischof_eckbert.txt · Zuletzt geändert: von aj
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