Bonifatius - An den Erzbischof Eckbert.

Bonifatius - An den Erzbischof Eckbert.

Eckbert war Erzbischof zu Ebora, jetzt Evora, in Portugal, ein Engländer

Bonifatius, der geringste aller Bischöfe, Legat der katholischen und apostolischen Kirche in Deutschland bringt dem Erzbischof Eckbert, geschmückt mit der Insul des obersten Pontifikats, seinem Freunde, welchen er mit den Armen der Liebe umschlingt, und seinen Bruder, dem er durch geistige Verwandtschaft verbunden ist, seinen Gruß in Christo, wie eine Blüte unverwelklicher Liebe.

Die Geschenke und Schriften Eurer liebwerten Glückseligkeit, welche Ihr mir geschickt, habe ich mit freudigem und dankbarem Gemüt empfangen und mit aufgehobenen Händen den König der Könige angerufen, er wolle Euch einst in dem Himmelssaale die blühenden Kronen der Vergeltung verleihen. Jetzt aber fordere ich die Güte Eurer Heiligkeit angelegentlichst auf, Eure Liebe wolle in meinen Mühen und Gefahren für mich beten, weil ich mich dringend genötigt sehe, die Hilfe der Gerechten zu suchen. Es steht ja geschrieben: des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.1) Alle Widerwärtigkeiten zu erzählen, an welchen ich von außen und von innen leide, hindert die Kurze eines Briefes. Gegenwärtig verlange ich sehnlichst danach, zur Erleichterung meines Kummers, wie Ihr früher getan habt, eine Gabe oder einen Funken von dem Kirchenlicht, welches der heilige Geist in Euern Gegenden entzündet hat, zu empfangen, ich meine von den Abhandlungen, welche der geistreiche Priester und Schriftforscher Beda geliefert hat, irgend einen Teil zu erhalten, vornehmlich wenn .es möglich ist, Etwas, was mir bei dem Vortrag der periodischen Bibellektionen bequem und nützlich zur Hand sein würde, so wie die Sprüche Salomonis, indem Jener, wie ich höre, Erklärungen darüber geschrieben hat.

Indessen sehe ich mich dringend genötigt, Euer Urteil und Euern Rat nachzusuchen. Ich habe nämlich einen Priester gefunden, welcher vor längerer Zeit in Unzucht gefallen, aber nach getaner Buße von den Franken wiederum in das Amt seines Grades eingesetzt ist und jetzt in einer weitläufigen Gemeinde eines gläubigen, aber unwissenden, Volkes ohne andere Geistliche allein die Taufe verrichtet und Abendmahl hält. Wenn ich indessen den Kirchengeboten gemäß denselben entferne, so werden die Kinder bei dem Mangel an Geistlichen ohne das Band der heiligen Wiedergeburt hinsterben, wenn ich zum Ersatz desselben keinen andern Priester habe. Urteilt also zwischen mir und dem irrenden Volk, ob es besser sei, dass ein solcher Priester den heiligen Altardienst verrichte oder dass die heidnische Volksmenge ohne Seelsorge dahin sterbe, weil sie einen reineren Diener nicht finden kann. Oder wenn ich unter der Menge der Geistlichen einen finde, welcher gleiche Schuld trägt und nach abgelegter Buße seinem Amt zurückgegeben worden, während die ganze Priesterschaft und die Gemeinde eine gute Meinung von ihm hat, wenn er aber entsetzt wird, das verborgene Vergehen an den Tag kommt, und ich die Menge des Volkes ärgere und durch das Ärgernis viele Seelen verdorben werden und die größte Verabscheuung der Priester und Misstrauen gegen die Kirchendiener entsteht, dass man uns mit allgemeinem Misstrauen alle für treulos und verächtlich halte. Daher habe ich gewagt, mit Geduld und Nachsicht denselben im heiligen Amt zu belassen, wie ich der Ansicht bin, dass man sich eher über eines Menschen Gefahr und Verwegenheit, als über das Unglück und Verderben der Seelen beinahe eines ganzen Volkes hinwegsehen müsse. Indessen verlange ich, Euer Urteil zu lesen und überhaupt zu vernehmen, was bei der Notwendigkeit, Ärgernisse zu verhüten, festzuhalten sei. Außerdem schicke ich Eurer Hoheit anstatt eines Kusses durch den Überbringer dieses Briefes zwei Flaschen Wein, mit dem Wunsch, Ihr wollt auf die Bitte unserer Liebe mit Euern Brüdern einen fröhlichen Tag zubringen. So ersuche ich, meinem Begehren nachzukommen, auf dass die Kronen Eurer Vergeltung in der Höhe des Himmels glänzen mögen.

1)
Jak. 5,16
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autoren/b/bonifatius/bonifatius_-_brief_an_den_erzbischof_eckbert.txt · Zuletzt geändert: von aj
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