Seinem geliebten Sohne, Abt Duddo, sagt Bonifatius oder Winfried, Knecht der Knechte Gottes, den erwünschten Gruß in Christo.

Ich wünsche, geliebter Sohn, dass Du eingedenk seist des Wortes eines Weisen¹⁾, da er spricht: Übergib einen alten Freund nicht, dass Du einer alten Freundschaft, die wir schon in der Jugend geschlossen und bis daher erhalten haben, im Alter nicht vergessest; sondern erinnere Dich Deines Vaters, der nur schwach geworden und an allen Gliedern sich zur Erde neigt. Und ob ich schon ein ungelehrter Lehrer gewesen, so habe ich, mich Dir doch ganz zu widmen gesucht, wie Du selbst Zeuge bist. Eingedenk jener Ergebenheit, erbarme Dich des Greises, welcher von. den tobenden Stürmen des deutschen Meeres ermüdet ist, ich meine, Du möchtest mich durch Gebete zu Gott unterstützen und mir mit heiligen Schriften zu Hilfe kommen, vorab mit geistreichen Büchern der heiligen Väter, weil ein geistreicher Kommentar Lehrer deren ist, welche die heilige Schrift lesen. Ich bitte Dich, mir zur Förderung meiner Gotteserkenntnis einen Teil des Kommentars über den Apostel Paulus zu schicken, woran es mir fehlt. Ich besitze nämlich über zwei Sendschreiben desselben Kommentare, das an die Römer und das erste an die Korinthier. Alles, was Du in der heiligen Büchersammlung findest, erachte für nützlich, auch mir zu geben, und denke, dass es mir unbekannt sei oder dass ich die Schrift nicht habe. Und wenn es Dir beliebt, so wollen wir mit einander leben, wie wir immer getan. Was Dir, mein Sohn, der Priester Eoban²⁾, welcher meinen Brief überbringt, Dir sagen wird von der Ehe der Gevatterinnen, deren Kinder wir aus der Taufe gehoben, darüber suche in der Schrift, woher man in Rom Solches für Sünde hält. Und wenn Du in den kirchlichen Schriften über diese Sünde Etwas findest, so zögere nicht, mir es mitzuteilen.