Bonhoeffer, Dietrich - Vom heiligen Abendmahl

Bonhoeffer, Dietrich - Vom heiligen Abendmahl

So gewiß die Beichte ein in sich geschlossenes Handeln im Namen Christi ist und in der Gemeinschaft so oft geübt wird, wie das Verlangen danach besteht, so dient die Beichte der christlichen Gemeinschaft besonders zur Vorbereitung des gemeinsamen Ganges zum heiligen Abendmahl. Versöhnt mit Gott und Menschen, wollen die Christen Leib und Blut Jesu Christi empfangen. Es ist das Gebot Jesu, daß keiner mit unversöhntem Herzen gegen seinen Bruder zum Altar komme. Gilt dieses Gebot schon für den Gang zum Sakrament, ja für jedes Gebet, so erst recht für den Gang zum Sakrament. Der Tag vor dem gemeinsamen Abendmahl wird die Brüder einer christlichen Gemeinschaft beieinander finden, einer erbittet vom andern Vergebung für begangenes Unrecht. Keiner kann recht bereitet zum Tisch des Herrn gehen, der diesen Gang zum Bruder scheut. Aller Zorn, Streit, Neid, böses Geschwätz und unbrüderliches Handeln muß abgetan sein, wenn die Brüder miteinander die Gnade Gottes im Sakrament empfangen wollen. Doch ist die Abbitte beim Bruder noch nicht Beichte, und nur jene steht unter dem ausdrücklichen Gebot Jesu. Die Bereitung zum Abendmahl wird aber beim einzelnen auch das Verlangen wachrufen nach voller Gewißheit der Vergebung bestimmter Sünden, die ihn ängsten und quälen, und die nur Gott weiß. Diesem Verlangen wird das Angebot der brüderlichen Beichte und Absolution verkündigt.

Wo Angst und Not über die eigene Sünde groß geworden sind, wo Gewißheit der Vergebung gesucht wird, dort wird im Namen Jesu zur brüderlichen Beichte eingeladen. Was Jesus den Vorwurf der Gotteslästerung eintrug, nämlich, daß er Sünder vergab, das geschieht nun in der christlichen Bruderschaft in der Kraft der Gegenwart Jesu Christi. Einer vergibt dem andern im Namen Jesu, des dreieinigen Gottes, alle seine Sünde, und bei den Engeln im Himmel ist Freude über den Sünder, der sich bekehrt. So wird die Vorbereitungszeit vor dem Abendmahl erfüllt sein von brüderlicher Ermahnung, Tröstung, von Gebeten, von Angst und von Freude.

Der Tag des Abendmahls ist für die christliche Gemeinschaft ein Freudentag. Im Herzen versöhnt mit Gott und den Brüdern empfängt die Gemeinde die Gabe des Leibes und Blutes Jesu Christi und in ihr Vergebung, neues Leben und Seligkeit. Neue Gemeinschaft mit Gott und den Menschen ist ihr geschenkt. Die Gemeinschaft des heiligen Abendmahls ist die Erfüllung der christlichen Gemeinschaft überhaupt. So wie die Glieder der Gemeinde vereinigt sind, in Leib und Blut am Tische des Herrn, so werden sie in Ewigkeit beieinander sein. Hier ist die Gemeinschaft am Ziel. Hier ist die Freude an Christus und seiner Gemeinde vollkommen. Das gemeinsame Leben der Christen unter dem Wort ist im Sakrament zu seiner Erfüllung gekommen.

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